Wie gut ist das Google-Phone wirklich?

Das Google Nexus One im Check

08.01.2010 von Moritz Jäger
Google hat die Katze, respektive das eigene Smartphone Nexus One, aus dem Sack gelassen. Wie viele von den erzeugten Erwartungen kann das HTC-Smartphone erfüllen? TecChannel unterzieht das Nexus One einem Check.

Superphone, iPhone-Killer – das Google Smartphone Nexus One wird seit der Veröffentlichung mit Lob überhäuft, den ein fast schon Apple-ähnlicher Hype umgibt. Doch wie zutreffend sind diese Vorschusslorbeeren? TecChannel unterzieht die Spezifikationen des Nexus One einem eingehenden Check und vergleicht das neue Smartphone mit bereits erhältlichen Geräten.

Das Innenleben des Nexus One kommt dabei nicht von Google, sondern wird vom taiwanesischen Hersteller HTC gebaut. Dieser besitzt durchaus Erfahrung beim Bau von modernen Smartphones, stammen doch eine Vielzahl von Windows-Mobile-Geräten und diverse Android-Smartphones von HTC. Auch ist das Nexus One kein Einzelgänger. Das Handy weist eine frappierende Ähnlichkeit mit dem HTC Bravo auf, besitzt aber mehr Arbeitsspeicher.

Sieht man sich das technische Innenleben genauer an, bemerkt man nur wenig Neues. Im Herzen arbeitet der Snapdragon Chipsatz, der dem Smartphone eine CPU mit 1 GHz Taktfrequenz zur Verfügung stellt. Im Alltag macht sich das allerdings wohl wenig bemerkbar, Smartphones benötigen deutlich weniger Rechenleistung als PCs, ein direkter Vergleich ergibt daher kaum Sinn. Wichtiger ist da schon der 512 MByte große Arbeitsspeicher. Hier kann das Smartphone Daten auslagern, die Zugriffszeiten sind gegenüber dem Festspeicher deutlich kürzer. Zum Vergleich: Das iPhone 3GS ist mit 600 MHz getaktet, hat aber nur 256 MByte Arbeitsspeicher zur Verfügung.

Die Rechenpower könnte dem Smartphone dennoch ziemlich schnell zugute kommen. Kurz nach dem offiziellen Start des Gerätes hat Adobe die neue Version 10.1 seines Flash Players gezeigt, die seit dem Mobile World Congress 2009 angekündigt ist. Neu daran ist, dass es für Android, Symbian und Windows Mobile einen nativen Flash-Client gibt, welcher der PC-Version in nichts nachstehen soll.

Bildergalerie: das Google Nexus One.
Google Nexus One
<a href="http://www.tecchannel.de/kommunikation/handy_pda/2025001/das_google_nexus_one_im_vergleich/" target="_blank">Das Google Nexus One im Check</a>
Google Nexus One
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802.11n und Android 2.1

Das Funkmodul entspricht dem aktuellen Standard, kann Daten also per WLAN, UMTS, HSDPA und HSUPA übertragen. Das WiFi-Modul wartet mit der ersten Neuerung auf, das Nexus One ist eines der ersten Smartphones, das den Wireless-Standard 802.11n unterstützt. Der Kurzstreckenfunk Bluetooth ist in der Version 2.1 +EDR integriert, außerdem ist das Stereo-Bluetooth-Protokoll A2DP mit an Bord. Welche Protokolle das Gerät sonst noch unterstützt, ist noch nicht im Detail bekannt.

Das Nexus One nutzt Google Android 2.1, Codename Flan, als Betriebssystem. Keine Frage, damit kann Google die aktuellste Version des mobilen Betriebssystems aufbieten – das ist allerdings kein Alleinstellungsmerkmal. Sämtliche bislang verkauften Smartphones werden das Update früher oder später automatisch erhalten, selbst das HTC G1 soll damit noch versorgt werden. Hinzu kommt: Da das Nexus One in Europa und Deutschland erst in einigen Monaten erhältlich ist, könnten aktuell verkaufte Geräte also bereits vor dem Verkaufsstart des Google Phones mit Updates versorgt werden.

„Neuerung“ Einzelkauf

Gerne wird immer wieder hervorgehoben, dass Google beim Verkauf des Gerätes einen „neuen Weg geht“. So sei das Nexus One ohne Vertrag erhältlich. Zumindest in Deutschland ist das allerdings – abgesehen vom iPhone – bereits nahezu seit der Einführung von Mobiltelefonen in den Massenmarkt problemlos möglich. Abgeschreckt werden die Kunden jedoch häufig durch die relativ hohen Preise – moderne Smartphones kosten oft mehr als 500 Euro. Dazu kommt, dass man für den Einsatz eines modernen Smartphones normalerweise eine Internet-Tarifoption benötigt; diese erhält man meist nur zusätzlich zu einem bestehenden Mobilfunkvertrag.

Hier muss man Apple zugute halten, dass der Konzern frischen Wind in den Tarifdschungel der Mobilfunkanbieter gebracht hat – die Provider haben endlich bezahlbare Tarife auf den Weg gebracht, die nun auch dem Nexus One zugute kommen.

Fazit: Glaube nicht dem Hype

Ja, das Nexus One macht einen ordentlichen Eindruck. Es bietet aktuelle Hardware, ein modernes Betriebssystem und ein durchdachtes Nutzer-Interface. Trotz allem steckt in ihm eigentlich „nur“ ein weiteres HTC-Gerät, insgesamt unterscheidet sich das Google Phone wenig von den anderen HTC Produkten.

Eine Schwachstelle könnte der verwendete Akku werden. Laut der Google-Produktseite zum Nexus One kommt eine Batterie mit 1400 mAh zum Einsatz. Diese muss nicht nur den Chipsatz mit der GHz-CPU versorgen, sondern auch noch den recht großen OLED-Touchscreen. Zum Vergleich: Der BlackBerry Storm 9500 hielt mit einem 1380 mAh-Akku in unserem Dauertest lediglich 7,5 Stunden durch, das iPhone 3G kam auf knapp vier Stunden. Das Samsung Galaxy, dass ebenfalls AMOLED-Technologie für den Bildschirm nutzte und einen Akku mit 1500 mAh an Bord hatte, schaffte bei voller Beleuchtung gerade einmal 3,5 Stunden. Es liegt nahe, dass auch das Nexus One nach einem Tag wieder an die Ladestation muss.

Das Nexus One ist in der Tat ein solides Smartphone, aber es begründet weder eine neue Technologie-Ära, noch führt es wirklich neue Konzepte ein.

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