"Kapitalismus geht in Richtung Social"

Das Business wird social

04.10.2013 von Jan-Bernd Meyer
Der Kapitalismus sei in seiner jetzigen Form am Ende, sagen Analysten. Doch Hilfe naht: Social Media werde Firmen und Gesellschaften umkrempeln.

Wenn Marktforscher von Experton und Gartner zur Erklärung des Phänomens Social Media nicht auf nackte Zahlen zurückgreifen, sondern auf den Philosophen Jean-Jacques Rousseau und den Taylorismus, dann ist das entweder eine Themaverfehlung oder der Beleg, dass in der (IT-)Welt große Umwälzungen anstehen.

Schon mit der Überschrift ihrer Untersuchung machen die Gartner-Analysten Nigel Rayner, Carol Rozwell, Thomas Otter und Christopher Iervolino klar, dass sie das große Ganze in den Blick fassen: Sie betiteln ihren Maverick Research mit "Kapitalismus geht in Richtung Social. Oder: Wie Technik die 99 Prozent befähigt, ihr Geschäft für immer zu verändern".

Damit nicht genug: Ihrer Meinung nach läuft der 1762 von Rousseau ausgerufene Gesellschaftsvertrag Gefahr, seine Gültigkeit zu verlieren. Im Gegensatz zu Rousseaus Verständnis des Contract Social allerdings grenzen die vier Gartner-Autoren den Begriff - wohl in der Erkenntnis, hier einen sehr ambitionierten Diskurs zu eröffnen - auf einen Gesellschaftsvertrag zwischen Geschäftswelt (Business) einerseits und Gesellschaft (Society) andererseits ein. Mit dieser begrifflichen Verschränkung schaffen sie die Grundlage, von der aus sie ihre Vorstellung erklären: Das Phänomen der sozialen Medien und damit der Kommunikation und Informationsverbreitung im Internet wird die Art, wie Unternehmen sich organisieren und ihre Geschäfte betreiben, vom Kopf auf die Füße stellen.

Die Analysten wollen belegen, dass die Prinzipien des Agierens in sozialen Medien auch der Leitfaden für künftige Unternehmensführungen sein müssen. Durch das Internet und die Kommunikationsoptionen der sozialen Netze seien Vorstellungen von Offenheit, Transparenz und kollaborativen Arbeitsweisen unabhängig von Ort und Zeit ins Zentrum der öffentlichen Diskussion gerückt. Sie seien die Vorgaben, nach denen Unternehmen künftig nach innen und außen agieren müssten.

6 Wege zu besserer Zusammenarbeit
Mit einem Appell zu "Extreme Collaboration" rufen die Analysten zu intensiverer Kommunikation auf - etwa mittels Crowdsourcing und Social-Media-Analysen.
1. Web-basierter Collaboration einen Platz verschaffen:
Der Einsatz virtueller und web-basierter Collaboration im Arbeitsalltag der Mitarbeiter sollte nach Gartner-Einschätzung aktiv befördert werden. Die Analysten raten dabei zum Experimentieren. Ein Ansatz sei die gezielte Auswahl einer bislang auf traditionellem Wege – also durch persönliche Meeting oder E-Mail – erledigten Aktivität. Die Mitarbeiter sollten dazu ermuntert werden, diese Tätigkeit künftig möglichst via web-basierter Collaboration zu erledigen.
2. Near-Real-Time-Communication nutzen:
Stimuliert werden sollte laut Gartner auch die fast in Echtzeit verlaufende Kommunikation in den sozialen Netzwerken – also das Bloggen, Twittern oder Updaten von Facebook-Seiten. „Das Etablieren von Real-Time Communication-Gewohnheiten am Arbeitsplatz ermöglicht einen freieren Informationsfluss und proaktivere Mitteilungen, so dass die Leute schneller auf unerwartete Ereignisse und Störungen antworten können“, so die Analysten.
3. Crowdsourcing und populäre Social-Media-Tools nutzen:
Als Trigger für einen dynamischen Gedankenaustausch zu einem aktuellen Problem empfiehlt Gartner, einen “Tweet Jam” ins Leben zu rufen. Man müsse nur einen Zeitrahmen und ein Thema festlegen und die Mitarbeiter zur Teilnahme am Brainstorming animieren. „Anders als bei Diskussionen im Meeting Room wird die Kommunikation festgehalten“, so Gartner.
4. Belohnungssysteme verändern:
Statt alleine individuelle Leistungen und punktuelle Erfolge zu honorieren komme es bei XC darauf an, auch kollaboratives Handeln im Team zu belohnen, das zur Lösung komplexer Probleme beiträgt. „Der Einsatz von Collaboration-Technologien macht es auch einfacher, gemeinschaftliches Verhalten nachzuverfolgen und direkt mit den erreichten Resultaten zu verknüpfen“, so Gartner.
5. Messungen mit Social Network Analysis:
Mit Social Network Analysis (SNA) und manchen Social-Media-Seiten lässt sich der Einfluss bestimmter Menschen in sozialen Netzwerken beobachten. Eine XC-Kultur basiere auf Offenheit, Vertrauen und gegenseitigem Respekt, erläutert Gartner. SNA sei eine Technik, die bei der Identifizierung starker sozialer Netzwerke mit dieser Grundlage helfe.
6. Kick-Start durch Gruppen-Events:
Mit Hilfe weniger einfacher Schritte kann man laut Gartner Mitarbeiter aus der Komfortzone holen und zum Ausprobieren neuer Arten von Collaboration und Interaktion bewegen. Ein Beispiel sei es, interne Experten via mobiler Videos in Meetings zu holen. E-Mail könnte für eine bestimmte Zeitspanne intern abgeschaltet werden. Auch Gamification – also der Einsatz Computerspiel-basierter Techniken – sei eine Möglichkeit, alte Gewohnheiten aufzubrechen, so Gartner.

Zerstörungspotenzial

Die Analysten behaupten: Werkzeuge wie etwa Cloud, kollaborative Software und Apps hätten ein kreatives Zerstörungspotenzial entwickelt, das herkömmliche Strukturen von Betriebsorganisationen ins Wanken bringe - ebenso die heutigen Arbeits- und Kooperationsverhältnisse. Diese durch Social Media entstandenen Veränderungen müssten, so die vier Autoren, von Managern und CIOs erkannt und kreativ genutzt werden.

Es ist kein Zufall, dass der Maverick-Research-Report auf die "99 Prozent" rekurriert. Die Analysten setzen die 99 Prozent mit dem Teil der Bevölkerung gleich, der - ganz im Sinne Rousseaus - den Allgemeinwillen (volonté générale) der Gesellschaft repräsentiere. Dass sie sich mit ihrem Ansatz möglicherweise vom Gartner-üblichen Analystenduktus absetzen, ist den Autoren durchaus klar. Deshalb schreiben sie vorsichtshalber: "Maverick Research bietet ganz bewusst unkonventionelle Denkanstöße. Diese mögen mit offiziellen Gartner-Positionen nicht übereinstimmen."

Solch ein Ausrufezeichen spart sich Experton-Analyst Oliver Giering. Er ist aber in der Einschätzung dessen, wie soziale Medien Beschäftigungs- und Geschäftswelten beeinflussen werden, nicht minder deutlich. Seine Analyse betitelt er mit "Social Business als disruptiver Faktor der Arbeitswelt". Seine These: Social Business ist nicht nur eine Facette von vielen Geschäftsprozessen. Vielmehr bezeichne der Begriff eine disruptive Kraft, die der Duden-Definition gemäß geeignet ist, "ein Gleichgewicht, ein System zerstören" zu können. Aus der Ferne winkt Joseph Schumpeter.

Veränderung pur

Das ist denn auch der Tenor sowohl des Gartner-Maverick-Research- wie des Experton-Beitrags: Mit den sozialen Medien kommen Veränderungen, die in der Arbeitswelt keinen Stein mehr auf dem anderen lassen. Seit der Etablierung sozialer Medien beginnt sich die Art und Weise, wie Unternehmen erfolgreiche Geschäfte betreiben können, radikal zu verändern. Konzerne, die diesen Wandel nicht verinnerlichen, werden untergehen. Social Media zerstört Business und schafft Social Business.

Social Media Blueprints by Salesforce.com
Die Bloggerin Jennifer Burnham zeigt in ihrer Vorlagensammlung „Blueprints for the perfect Posts“ von Salesforce zeigt wie optimale Beiträge auf Facebook, Twitter, Linkedin & Co aussehen.
Facebook Blueprint
Darin ist zu sehen, dass sich ein Facebook-Beitrag deutlich...
Twitter Blueprint
...von einem Tweet unterscheidet.
Follow Buttons
Addthis erzeugt auf Knopfdruck schicke Buttons, um von der Website aus Fans und Follower zu gewinnen.
Share Buttons
Das Rüstzeug zum Weiterempfehlen hat Addthis ebenfalls parat.
Social Plug-Ins
Die Social-Plug-Ins-Übersichtsseite bietet Weiterempfehlungs-Werkzeuge für die eigene Website.
Like-Box
Auch die bekannte Like-Box kann hier zusammengeklickt und dann auf der eigenen Seite eingebunden werden.
Twitter Developers
Auch Twitter hat einen Entwicklerbereich, aus dem sich Follow-Buttons und vieles mehr kostenlos per Quellcode holen lassen.
Twitter Follow Button
Hier findet sich der bekannte Follow-Button. Es lassen sich aber auch komplette Twitter-Zeitleisten in die eigene Website einbinden.
Beitrag hervorheben
Facebook gibt im Klappmenü zum Hervorheben von Beiträgen schon eine Schätzung der potenziellen Zielgruppe und mit welchem Budget welche Reichweite erzielt werden kann.
Werbeanzeige Facebook
Facebook bringt bei Werbeanzeigen für eine Seite schon eine Schätzung, wie viele Fans pro Tag vermutlich dazu kommen werden.
Twitter Werbung
Schade: Twitter legt interessierten Werbepartnern noch einige Steine in den Weg.

Die Gartner-Analysten stellen kompromisslos klar: "Der Kapitalismus unterliegt wesentlichen Veränderungen. CIOs und Topmanagement müssen verstehen, wie eine neue Generation von sozialen Kapitalisten Technik nutzen wird, um ihre Geschäftsmodelle aus den Angeln zu heben." Sie meinen dabei nicht nur die Art, wie Firmen Social-Media-Techniken in ihre Geschäftsmodelle einbinden können und müssen - also nach außen wirken. Sie betonen, dass mit der Nutzung entsprechender Werkzeuge auch ein fundamentaler Wandel in den Unternehmen selbst einhergehen werde.

Menschliche Roboter

Sie zitieren für ihre Sicht den Ökonomieexperten Gary Hamel und dessen Buch "What Matters Now: How to Win in a World of Relentless Change, Ferocious Competition, and Unstoppable Innovation" (deutsch: "Worauf es jetzt ankommt"). Hamel vertritt die Ansicht, dass traditionelle Ansätze der Mitarbeiterführung nach dem hierarchischen Befehls- und Kontrollmodell nur für die effiziente Massenproduktion im 20. Jahrhundert geeignet waren. Bislang habe sich dieses nicht mehr zeitgemäße Verhalten aber im Prinzip nicht geändert. Noch immer gehe es darum, "Menschen in semiprogrammierbare Roboter" zu verwandeln.

Web-inspirierte Werte

Dieses Management-Modell habe ausgedient. An seine Stelle würden als Schlüsselelemente der Unternehmensführung "Web-inspirierte Werte" treten: Gemeinschaft (= Community), Transparenz, Meritokratie, Offenheit und Kollaboration. Das seien die Ankerpunkte, von denen künftig der Erfolg von Unternehmen abhänge. Status- und Senioritätsprinzip hätten keine Zukunft mehr. Nur Unternehmen, die diese Vorgaben mit den herkömmlichen Vorstellungen von Verantwortlichkeit und Kontrolle kombinieren, könnten erfolgreich sein.

Ähnlich argumentiert Experton-Analyst Giering. Er schreibt, Transformationen innerhalb der Bereiche der Arbeitswelt, der Gesellschaft und der Technik böten mannigfaltige Möglichkeiten, um den sich wandelnden Anforderungen gerecht zu werden und zu effizienteren Arbeitsweisen zu gelangen. Das zielt auf den Kern der Diskussion, die Potenziale von Social Media.

Giering macht hierzu Anleihen bei der industriellen Revolution und den nach den Prinzipien von Frederick Winslow Taylor gestalteten Arbeitsabläufen. Er vertritt die These, dass bereits vor über 100 Jahren "erstmalig die klassische Trennung von Privat- und Arbeitswelt verschwamm". Genau das Argument ist heute en vogue - wenn auch aus anderen Gründen.

erwaehnung
Die Anwendung „mention“ mit dem etwas unglücklichem deutschen Namen „Erwaehnung“: Sie steht als Web-Anwendung oder wie hier auch als Windows-Programm bereit. Die versprochene Android-App konnten wir auf einem deutschen Nexus Tablet nicht installieren.
Alarmmeldungen
Durchsucht das Web nach genau vorgegebenen Suchbegriffen und einigen Regeln: Der Anwender kann in der freien Version drei dieser „Alarmmeldungen“ definieren.
Gesucht, gefunden
Die einfachste Art, einen Alarm zu setzen und die Meldungen mit Hilfe von „Erwaehnung“ zu verfolgen: Es wird einfach nach einer bestimmten Zeichenkette (beispielsweise einem Namen) in den ausgewählten Quellen gefunden und angezeigt.
PDF-Export
Was uns an „Erwaehnung“ gut gefallen hat: Erstellte Statistiken und Reports lassen sich schnell und einfach in PDF-Dateien exportieren.
TwentyFeet
Aus der „hohen Sicht“ der Giraffe: TwentyFeet bietet dem Anwender eine Übersicht über seine Tätigkeiten im Netz – dabei steht ihm die Auswertung eines Twitter- und eines Facebook-Kontos kostenlos zur Verfügung.
Auswertungen
Wer umfangreiche Informationen auswerten will, der muss einer Anwendung den Zugriff auf seine Konten erlauben: Das ist bei TwentyFeet nicht anders als bei vielen anderen Anwendungen und Web-Seiten rund um dieses Thema.
Kritische Stelle
An dieser Stelle kann es kritisch werden – jedenfalls für sicherheitsbewusste Anwender: Eine Analyse-Software wie TwentyFeet möchte viele Rechte eingeräumt auf das Anwenderkonto eingeräumt bekommen.
Umfangreich
Kann bei der Auswertung von Social-Media-Kanälen einen guten Überblick gewähren: Neben den Indikatoren zum Einfluss des Nutzers (der sich auch anhand der Retweets ausmachen lässt), stellt TwentyFeet eine Menge andere Daten zur Verfügung.
SproutSocial
Ist zwar nicht kostenlos, SproutSocial bietet aber in allen verfügbaren Ausprägungen die Möglichkeit, diese Features für 30 Tage ohne Einschränkungen zu testen.
Dashboard
Ein „Dashboard“ gehört bei fast allen Lösung zum Monitoring und Überwachen von Social Media dazu: Da macht auch Sprout Social keine Ausnahme – allerdings muss der Nutzer hier zunächst mal einen Überblick gewinnen.
Mobile Monitoring
Hinein in den Nachrichtenstrom: Mit Hilfe der Android-App von SproutSocial können Anwender nicht nur auswerten, einen News Stream auch mobil beobachten und auswerten.
SocialMotus
Der Nutzer kann sich auch bei "SocialMotus" mit Twitter, Facebook und LinkedIn verbinden – etwas „exotischere“ Kanäle wie Google+ bleiben leider außen vor.
Rechte abtreten
Ist ebenfalls bei allen Werkzeugen für Social Media notwendig: Der Anwendung – wie hier SocialMotus beim Zugriff auf LinkedIn – müssen weitreichende Rechte eingeräumt werden
Twitter-Analyse
Gute Analysemethoden für Twitter: Beim Einsatz von SociaMotus sehr genau nachverfolgen (und damit bewerten), welche Aktivitäten bei einem Twitter-Account ablaufen.
Facebook-Analyse
Das Portal SocialMotus kann dann auch im Namen des Nutzers auf Facebook posten: Durch einen Klick auf den gleichen Hinweis „SocialMotus“ wird das dann auch deutlicher.
Tweetdeck
Nicht unbedingt das ideale Analyse-Tool: Aber für den Überblick und die Verwaltung mehrerer Twitter-Accounts lässt sich auch das kostenlose Tweetdeck gut einsetzen – zumal auch hier mit Filtern gearbeitet werden kann.
MetroTwit for Windows 8
Twittern auch im „Kachel-Stil“: Mit „MetroTwit for Windows 8“ steht eine Lösung bereit, die sich dann auch leichter auf Tablets bedienen lässt. Allerdings kann in der freien Version nur ein Konto verwaltet werden.
Der wichtige Security-Tipp zum Schluss
Werden die verschiedenen Analyse- und Überwachungswerkzeuge nicht mehr gebraucht, so ist es Pflicht, diesen Programmen in den Einstellungen (hier am Beispiel Twitter gezeigt) wieder den Zugriff zu verwehren.

Social = Ausbeutung?

Provokativ fragt Giering, ob Social Business im Sinne des Taylorismus einen Rückschritt bedeute. Denn Social Business ziele "eben auch auf Arbeitsteilung, Produktivitäts- und Effizienzsteigerung ab". Er stellt zur Diskussion, ob "die gegenwärtigen Entwicklungen, mit all ihren vermeintlichen Vorteilen" nicht doch "bloß wieder ein Versuch sind, die menschliche Arbeitskraft möglichst effizient auszubeuten". Nein, sagt Giering.

Das Prinzip des Social Business sei "wohl eher in der postindustriell entstandenen Human-Relations-Bewegung der 1940er Jahre verortet, welche eine Humanisierung der Arbeit zum Ziel hatte". Um dieses Ziel zu erreichen, gab es im Wesentlichen drei arbeitsorganisatorische Maßnahmen: Job-Rotation, Job-Enlargement und Job-Enrichment - alle sind Kennzeichen von Social Media

Job-Rotation

Job-Rotation habe einen wiederkehrenden, systematischen Arbeitsplatzwechsel vorgesehen. Das stehe "im engen Zusammenhang mit den Prinzipien des Social Business". Der Trend zu "modernen Arbeitsplätzen, die die klassischen, starren Vorstellungen der Arbeit im Sinne eines festen Ortes und einer festen Zeit ablösen", entfalte sein Potenzial.

Job-Enlargement

Job-Enlargement wiederum sah eine horizontale Erweiterung des Tätigkeitsspektrums auf gleicher Hierachieebene vor. Eintönige Arbeitsabläufe sollten durch abwechselnde Einsatzbereiche gemildert werden. Auch das werde im Social Business wieder aufgegriffen, besonders durch das Prinzip des Crowdsourcings.

Wikis, Blogs, Activity Streams und Dokumenten-Sharing
Wikis, Blogs, Activity Streams, Dokumenten-Sharing - Social-Media-Funktionen und entsprechende Tools werden für Unternehmen immer wichtiger. Sie vernetzen Mitarbeiter, sorgen für den Wissensaustausch und verbessern die Zusammenarbeit. Der Beitrag stellt die beliebtesten Werkzeuge vor und zeigt, was bei der Einführung zu beachten ist.
Alfresco
Alfresco ist eine Plattform für Social-Content-Management für mittlere und große Unternehmen. Im Mittelpunkt stehen die Zusammenarbeit und die Verwaltung unternehmenskritischer Dokumente. Texte, Tabellen, Videos und Präsentationen lassen sich unmittelbar kommentieren, was den direkten Austausch fördert. Sämtliche Aktivitäten rund um ein Dokument werden mitprotokolliert, User können diesen Activity Stream in der Alfresco-Anwendung verfolgen.
BlueKiwi Zen
Mit der blueKiwi Enterprise Social Software können Unternehmensmitarbeiter Ideen, Kompetenzen, Ressourcen und Best Practices austauschen. Zu den Funktionalitäten der von Atos 2012 übernommenen Software gehören User-Profile mit Kontaktdaten und Kompetenzen, unternehmenseigene Lexika, Chat- und Diskussions-Plattformen, erweiterte gemeinschaftliche Notizfunktionen, "Likes", eine vollwertige Empfehlungs-Engine, Microsoft Office- und Outlook-Add-Ins sowie mobile Anwendungen für iOS, Android und Blackberry.
Chatter
Mit Chatter hat SaaS-Pionier Salesforce.com sein CRM-zentriertes Portfolio um eine Social-Plattform für Profile, Gruppendiskussionen und Filesharing ergänzt. Feeds informieren über relevante Daten, etwa Statusmeldungen wichtiger Geschäfte oder Änderungen in der Kundendatei. Das Tool lässt sich in die CRM-Lösung von Salesforce integrieren und kann so Geschäftsprozesse etwa im Vertrieb abbilden, ist aber auch als Stand-alone-Lösung einsetzbar.
Communote
Communote des gleichnamigen Dresdner Startups ist eine auf Java basierende Kommunikationslösung für projekt- und teamorientiertes Arbeiten. Ähnlich wie bei Twitter können Nutzer Nachrichten über ihre aktuellen Aktivitäten mit ihren Kollegen teilen. Kurznachrichten und Notizen lassen sich schnell erstellen, auch Dateien können angehängt und Bilder sowie Youtube-Videos angezeigt werden.
Connections
BM Conncetions ist eine All-in-on-Suite für Social Business, die Activity Streams, E-Mail, Kalender, Wikis, Blogs und viele andere Social-Media-Funktionen integriert. Die direkte Zusammenarbeit ist mit einem Klick möglich. Die neue Version enthält zusätzlich Analysefunktionen, Echtzeit-Daten-Monitoring und schnellere Netzwerke für die Optimierung der Zusammenarbeit. Mit den verbesserten Funktionen bekommen User Einblicke in Informationen aus Netzwerken, die sie in Echtzeit nutzen können.
Crowdworx
Einen innovativen Crowdsourcing-Ansatz hat das Berliner Startup Crowdworx mit seiner Software realisiert, die Kompetenz und Fachkenntnisse von Mitarbeitern im Intranet bündelt. Statt Know-how in Form von Texten zu speichern und abrufbar zu machen, wird das Fachwissen der Mitarbeiter in exakten Kennzahlen wie Prognosen, Risikobewertungen und Marktpotenzialen zusammengefasst. Das Spektrum reicht von Absatzplanungen und Innovations-Management bis hin zum Projekt-und Risiko-Management.
immer-uptodate
immer-uptodate ist eine einfach bedienbare, Cloud-basierte Social-Lösung aus Deutschland, die Mitarbeiter abteilungs- und standortübergreifend miteinander in Kontakt bringt. Wichtige Funktionen sind Posting, Teilen, Kommentieren, das Liken von Texten, Fotos und Umfrage-Tools für offene und geschlossene Gruppen. Beiträge können gleichzeitig im internen Netzwerk und in öffentlichen Netzwerken wie der Facebook-Fanpage des Unternehmens veröffentlicht werden.
Jabber und Quad
Unter dem Namen "Jabber" bündelt die Networking-Company Cisco sämtliche Communications- und Collaboration-Clients, die im Lauf der Jahre unter anderem durch Zukäufe ins Unternehmen kamen. Der Jabber-Client integriert Kommunikationsfunktionen wie Präsenzanzeige oder Instant Messaging und stellt mit Hilfe der hauseigenen Webex-Produktfamilie Audio- und Videoconferencing bei Bedarf auch in HD-Qualität bereit. Das zweite Standbein Quad integriert Features wie Blogs und Wikis.
Jam
Mit dem cloud-basierten SAP Jam können sich Mitarbeiter im Unternehmen in einer einheitlichen Umgebung mit Kollegen vernetzen und über Daten, Inhalte und Prozesse austauschen. Dadurch sollen sie produktiver werden und bessere Ergebnisse erzielen. SAP Jam unterstützt insbesondere auch zentrale Aufgaben im Personalwesen wie Onboarding, Weiterbildung und Talent-Management. Auch in anderen Unternehmensbereichen wie Vertrieb oder Marketing ist die Lösung einsetzbar. Jam ist aus der Zusammenführung von "SuccessFactors Jam" und "SAP StreamWork" entstanden.
Jive
Eine recht beliebte Social-Business-Lösung ist Jive Engage von dem 2001 gegründeten kalifornischen Unternehmen Jive Software. Das Tool kombiniert Collaboration- und Community-Features und stellt Lösungen für das Knowledge-Management zur Verfügung. Ständige Erweiterungen haben die Software zu einer ausgewachsenen Social-Business-Plattform anwachsen lassen. So kamen im Lauf der Zeit Funktionen für Instant Messaging sowie die Mobility-Unterstützung für iPhones und Blackberrys hinzu. Über zugekaufte Funktionen wie Business Analytics können Nutzer auch große Mengen an unstrukturierten Daten auswerten.
Just Connect
Just Connect ist eine professionelle Social-Intranet-Software-Lösung aus Hamburg. Die Plattform kombiniert traditionelle Intranet-Funktionalitäten mit modernen Web-2.0-Funktionen der sozialen Netzwerke zu einer Social-Intranet-Lösung. Das Programm bietet Web2.0-Funktionen wie Microblogs und Blogs, Wissens-Management in Form von Wikis und Dokumenten-Management sowie diverse Kommunikationsformen wie Chat.
Lithium
Das kalifornische Social-CRM-Anbieter Lithium stellt mit seiner Software Monitoring-Funktionen bereit, die vor allem für größere Unternehmen und Web-Agenturen von Interesse sind. Besonders interessant sind die integrierten Workflow-Funktionen. Sie machen auch für verteilte Arbeitsgruppen das Monitoring der unterschiedlichen Kanäle einfach. Ebenfalls überzeugen die Suchfunktionen (Keywords) inklusive Support für mehrere Sprachen und die Werkzeuge für die Auswertung.
Mixxt
Mixxt des gleichnamigen Bonner Startups erlaubt es, mit wenigen Mausklicks eigene Communitys zu generieren. Die erstellten Gemeinschaften können ihren Mitgliedern die gängigen Social- Networking-Funktionen anbieten wie Abstimmungen, Bildergalerien, Blogs, Datei-Downloads, Foren, Gruppen, Termine, Videos und Wikis. Für Unternehmen und Agenturen mit umfangreicheren Anpassungswünschen stellt mixxt auch White-Label-Community-Lösungen ohne jeglichen Hinweis auf mixxt bereit.
Podio
Das ursprünglich in Dänemark entwickelte und 2012 von Citrix übernommene Podio ist eine Collaboration-Plattform, die mit einem sonst nirgendwo zu findenden Killer-Feature aufwartet. Auf Podio kann jeder Anwender ohne technische Fachkenntnisse eigene Business-Apps erstellen. Auf dem Podio App Market stehen laut Anbieter Tausende solcher Apps zur Verfügung, die von Podio-Nutzern generiert und frei zugänglich gemacht wurden - von Kundenverwaltung über Personalbeschaffung bis hin zu Kundensupport und Issue Tracking.
Sharepoint
Neben vielen anderen Disziplinen positioniert Microsoft sein Sharepoint auch als Plattform für Enterprise Social Networking. Die Collaboration-Umgebung stellt Anwendern Dokumenten-Sharing und Kommunikationsmöglichkeiten bereit. Spezielle Social-Network-Angebote sind unter anderem integrierte Profile, Wikis, Blogs, Newsfeeds und interne Videoportale sowie Funktionen für die unternehmensinterne Suche, das Tagging, Rating und zur Kommentierung.
SocialCast
Mit dem von VMware 2011 übernommenen SocialCast können Nutzer interne Communities aufbauen und Diskussionsgruppen einrichten. Schnittstellen zu Lotus Notes, Outlook, Sharepoint sowie zum Active Directory schaffen ergänzende Kommunikations- und Integrationsmöglichkeiten. Neuerungen wie die Social-Applikation Strides bauen Socialcast zur integrierten Collaboration-Plattform aus. Die aktuelle Version beinhaltet zudem neue Funktionen wie integriertes Projekt-Management und sicheres Instant Messaging.
StreamWork
SAP bietet mit StreamWork seit einiger Zeit eine kollaborative Plattform an, die dazu dienen soll, die Vorbereitung und das Treffen gemeinsamer Entscheidungen zu unterstützen. Die Social-Business-Komponenten erstrecken sich auf News-Feeds für Geschäftsdaten und Monitoring-Dienste, die Aktivitäten und Ereignisse darstellen. Als Besonderheit kann man eine ganze Reihe unterschiedlicher "Business Tools" in eine Konversation einfügen, die für eine Entscheidungsfindung nützlich sind. Dazu zählen Agendaplanung, Prioritätenlisten, Ad-hoc-Umfragen, SWOT- und Kosten-Nutzen-Analysen sowie Verantwortlichkeits-Diagramme.
Talent Sourcing
Die Münchner IntraWorlds GmbH entwickelt Talent-Relationship- Management- und Community-Software-Lösungen. Das Hauptprodukt Talent Sourcing ermöglicht Mitarbeitern via Employer Branding, Personal-Marketing und Recruiting gezielt Talente zu identifizieren, zu binden und zu gewinnen. Mit dem Tool soll Recruiting in Zeiten des Fachkräftemangels messbar erfolgreicher, besser planbar und zukunftssicher werden.
tibbr
Mit tibbr hat sich der SOA- und Integrationsspezialist Tibco in das Social-Business-Geschäft vorgewagt. Entsprechend verzahnen sich Anwendungen etwa von Oracle, SAP und Microsoft mit der Plattform, so dass sich beispielsweise der Activity-Stream durch Ereignisse und Veränderungen aus den Business-Applikationen speisen lässt. Ansonsten bietet tibbr soziale Services wie Mikroblogging, Profile, Instant Messaging und Voice-Memos, Videoconferencing und Communities.
Yammer
Yammer wurde 2012 von Microsoft übernommen und war ursprünglich ein Mikroblogging-Dienst. Inzwischen stehen das Teilen und die Bearbeitung von Dokumenten, der Austausch von Wissen sowie die unternehmensinterne und unternehmensübergreifende Zusammenarbeit und Kommunikation im Vordergrund. Mit dem aktuellen Release können Anwender Communities einrichten, Termine in Outlook und Google Calendar planen, in verteilten Teams kommunizieren und gemeinsam Dokumente bearbeiten. Die Version für Unternehmen stellt besondere Security-Features bereit.
Zimbra
Das bislang von VMware vertriebene Zimbra ist eine Open-Source- Plattform mit Funktionen für E-Mail, Kalender und Zusammenarbeit. Zimbra bietet eine speziell auf Virtualisierung und Portabilität abgestimmte offene Plattform für Private Clouds und Public Clouds. Die intelligente Mailbox hilft dabei, Informationen und Aktivitäten übersichtlich zu verwalten. Im Juli 2013 gab VMware bekannt, Zimbra an Telligent Systems verkauft zu haben. Der neue Besitzer will mit Unterstützung von Investment Partnern aus Zimbra die "erste vereinte soziale Kollaborationssuite für die Post-PC-Ära" machen.

Job-Enrichment

Job-Enrichment habe früher die vertikale Erweiterung der Verantwortlichkeit der Mitarbeiter bedeutet, schreibt Giering. Konzepte des Social Business wiederum beziehen sich in hohem Maße auf die Schaffung von Transparenz und den Abbau innerbetrieblicher Hierarchien. Schlussfolgerung Giering: Social-Media-Konzepte werden effizientere Arbeitsweisen der Unternehmen erzielen und die Kollaboration der Mitarbeiter verbessern. So wird Social Media zum Social Business.

Ebenso sehen es die Gartner-Analysten: Soziale und mobile Techniken sollten dazu genutzt werden, Zwei-Wege-Beziehungen zwischen Unternehmen und ihren Zielgruppen aufzubauen und zu unterhalten. Konzerne müssten "die 99 Prozent da draußen in die Unternehmen hineinholen und Teil des Konzerns werden lassen".

Unternehmen sollten ihre IT intelligent nutzen. So könnten sie etwa soziale Techniken wie kollaborative Software für Entscheidungsfindungsprozesse einsetzen. Firmen müssten solche Techniken als Innovationssysteme verstehen. Ergo müssten sie sicherstellen, dass die IT Katalysator solcher Innovationssysteme sei.

Der Maverick-Research-Report betont: Von entscheidender Bedeutung für einen "sozial werdenden" Kapitalismus sei, dass Unternehmen die gleichen Techniken wie die 99 Prozent nutzten. Nur so könnten sie die Art und Weise der Interaktion mit diesen verändern, "anstatt sie sich auf Armlänge vom Leib zu halten".