Die nächste Tempo-Welle rollt an

Das bringt WLAN 802.11ac Wave 2

01.06.2015 von Thomas Rau
Mit 802.11ac Wave 2 wird WLAN noch schneller: Die Router der zweiten Welle erweitern die Funktionen von 11ac – nicht nur für höheres Tempo, sondern auch für stabilere Funk-Verbindungen.

Seit Anfang 2015 gibt es die ersten 11ac-Router der zweiten Generation: Zum Beispiel die Fritzbox 4080, den Netgear R7500 und den Archer C2600 von TP-Link. Sie nutzen Techniken wie Multi-User-MIMO und 160-MHz-Funkkanäle, um auch in WLANs mit vielen Geräten hohes Tempo zu ermöglichen. Offiziell verabschiedet ist die nächte 802.11ac-Generation noch nicht, inoffiziell verwenden die Hersteller aber die Bezeichnung 802.11ac Wave 2.

Multi-User-MIMO: Mehr Tempo für jeden Client

Die Technik MIMO (Multiple Input-Multiple Output) ist nicht neu. Jede WLAN-Komponente mit mehreren Antennen kann dadurch Datenströme gleichzeitig empfangen und senden. Bei 11n funktionierte das aber nur mit einem Empfänger: Die Daten für diesen Adressaten teilt der Sender über die verfügbare Frequenz auf. Erst nachdem die Übertragung beendet ist, kann der nächste Empfänger versorgt werden.

Bei Multi-User-MIMO (MU-MIMO) sendet der Router dagegen über mehrere Antennen gleichzeitig an verschiedene Empfänger. Dazu verstärkt er das Sendesignal zum jeweiligen Empfänger. Diese Technik nennt sich Beamforming und ist erst mit 11ac standardisiert. Zwar sah auch 11n schon Beamforming vor. Dort ließ es sich aber nur mit höherem Aufwand umsetzen, weshalb die meisten Hersteller darauf verzichteten. Beamforming funktioniert deshalb nicht zwischen 11ac- und 11n-Geräten. Beim 11ac-Beamforming müssen Router und Gegenstelle das Verfahren beherrschen: Für den neuen MU-MIMO-Router benötigen Sie also auch entsprechend ausgestattete WLAN-Adapter in Notebook, Smartphone und Co. Immerhin funktioniert 11ac-Beamforming auch zwischen 11ac-Geräten unterschiedlicher Hersteller – aber immer nur vom Router zum Adapter, nicht in umgekehrter Richtung.

Fritzbox 4080
Der neue 11ac-Router von AVM schafft über 2,5 GHz. Er arbeitet über 5 GHz und 2,4 GHz mit jeweils mit zu vier Datenströmen gleichzeitig (Spatial Streams). Über MU-MIMO kann er bis zu drei Emfpänger gleichzeitig bedienen.
Netgear Nighthawk X6 (R8000)
Drei Funknetze beliefert der Netgear R8000 mit jeweils drei parallelen Datenströmen. Damit kann der Tri-Band-Router bis zu 3,2 GBit/s erreichen.
Asus RT-AC87U
Auch der Asus.-Router setzt auf MU-MIMO mit einer 4x4-Antennenkonfiguration. Damit schafft er 1,73 GBit/s über 5 GHz und 600 MBit/s über 2,4 GHz.
D-Link DIR-895L
Noch schnellere Tri-Band verspricht D-Link mit dem DIR-895L: Sein Maximaltempo soll bei 5,33 GBit/s liegen. Dafür überträgt er jeweils bis zu 2,165 GBit/s über seine beiden 5-GHz-Netze und maximal 1 GBit/s über 2.4GHz.
Trendnet TEW-828DRU
Ein weiterer Tri-Band-Router kommt von Trendnet: Der TEW-828DRU liefert mit seiner 3x3x3-Konfiguration jeweils bis zu 1,3 GBit/s über zwei 5-GHz-Netze plus 600 MBit/s über 2,4 GHZ.
TP-Link Archer C2600
TP-Link setzt beim Archer C2600 auf MU-MIMO. Über 5 und 2,4 GHz überträgt der Router bis zu vier Datenströme gleichzeitig - das ergibt einen Gesamt-Durchsatz von 2,53 GBit/s.
Sitecom Greyhound AC2550
4 parallele Datensatröme überträgt der MU-MIMO-Router von Sitecon. Wie die Fritzbox 4080 setzt er auf einen Neztwerk-Prozessor von Qualcomm.

Welchen WLANs MU-MIMO Vorteile bringt

Theoretisch wird ein WLAN durch MU-MIMO nicht schneller. Praktisch aber schon: Da der Router per Beamforming das Signal jeweils in die Richtung der Empfänger verstärkt, kommen sie dort in besserer Qualität an und müssen nicht so häufig erneut gesendet werden. Da hilft vor allem WLAN-Geräten mit nur einer Antenne, also vor allem Smartphones und Tablets. Da trotz der wenigen Antennen der Datentransfer schnell erfolgt, können sie rascher in einen Sparmodus wechseln und den Akku schonen. Außerdem steigt der Datendurchsatz im gesamten WLAN, weil es besser ausgelastet wird: Wenn zum Beispiel mehrere langsame 11ac-Clients gleichzeitig vom Router bedient werden, muss eine schnelle Gegenstelle nicht mehr so lange warten, bis sie wieder funken darf. So profitieren auch 11n-Geräte von MU-MIMO, obwohl sie die Technik nicht beherrschen.

Wie viele Gegenstellen ein MU-MIMO-Router gleichzeitig mit welchem Tempo bedienen kann, hängt vom Gerät ab. Die Fritzbox 4080 beispielsweise kann an bis zu drei Empfänger gleichzeitig per MU-MIMO senden. Ein Empfänger erhält dabei bis zu drei Spatial Streams, also maximal 1300 Mbit/s.

Allerdings muss sich der Router für MU-MIMO sehr anstrengen: Er muss ständig die Übertragungskanäle überprüfen und justieren, um die Sendeleistung der Antennen in die richtige Richtung zu schicken. Diese Abstimmungsphase nimmt Zeit in Anspruch, die für die Übertragung fehlt und die Datenrate reduziert. In WLANs mit vielen Gegenstellen, die weit auseinander liegen bringt MU-MIMO daher wenige Vorteile.

Mehr Datenströme und breitere Kanäle

Die aktuellen 11ac-Router haben mindestens vier Antennen. Damit können Sie bis zu vier Datenströme gleichzeitig übertragen, was ihr maximales Tempo über 5 GHz auf 1,73 GHz steigert. Über 2,4 GHz lassen sich damit 600 oder sogar 800 Mbit/s erreichen. Auf jeden Fall kommen die Router-Hersteller damit auf ein sehr hohes Maximaltempo, das aber wenig mit der Praxis zu tun hat. Und damit ist 11ac noch nicht am Ende: Der Standard sieht bis zu acht parallel Datenströme vor. Allerdings wird sich nur in Routern eine so große Anzahl Antennen unterbringen lassen. Deshalb dürften die zusätzlichen Streams vor allem einem verbesserten MU-MIMO zugutekommen.

WLAN mit knapp 7 GBit/s: Mit einer Datenrate von 1,73 GHz ist 11ac noch lange nicht am Ende. 6933 Mbit/s schafft der WLAN-Standard maximal. Dafür muss ein Router aber nicht nur acht Datenströme gleichzeitig verarbeiten können. Er muss außerdem über 160 MHz breite Funkkanäle übertragen. Im derzeitigen 5-GHz-Spektrum wäre dann nur Platz für zwei parallele Funknetzwerke. Künftige 11ac-Router sollen deshalb auch nicht direkt nebeneinanderliegende Kanäle zusammenfassen dürfen, um das Funkspektrum besser auszunutzen.

Tri-Band-Router: Zwischenschritt zu höherem Tempo

In den aktuellen 11ac-Routern sitzen WLAN-Chipsätze von Broadcom oder Qualcomm, die maximal vier parallele Datenströme und 80-MHz-Kanäle verarbeiten können. Bis WLAN-Router mit schnelleren Chipsätzen verfügbar sind, wird es mindestens noch ein Jahr dauern. Deshalb legen viele Hersteller einen Zwischenschritt ein: Sie verkaufen sogenannte Tri-Band-Router, die mit 11ac bis zu 3,2 GBit/s erreichen sollen. Von Netgear gibt es zum Beispiel den R8000, TP-Link plant den Archer C3200 und D-Link den DIR-890L (siehe Tabelle). Der Trick: Die Router spannen zwei unabhängige WLANs über das 5 GHz-Band auf plus eins über 2,4 GHz, nutzen also nicht drei unterschiedliche Frequenzen wie der Marketing-Name nahelegt. Damit lassen sich theoretisch bis zu drei Gegenstellen gleichzeitig mit maximalem Tempo bedienen, sofern sie jeweils über drei Antennen verfügen. Der Nachteil dieses Verfahrens: Das trifft nur auf sehr wenige WLAN-Geräte zu. Der Vorteil: Anders als MU-MIMO brauchen die Tri-Band-Router keine speziellen Gegenstellen für die gleichzeitige Verbindung.

Was die neuen Router leisten, steht in der folgenden Tabelle:

Router

Hersteller

Preis (Euro)

Tempo in Mbit/s (5 GHZ / 2,4 GHz)

Antennen

RT-AC3200

Asus

noch unbekannt

3200 (2x 1300 + 600)

6

RT-AC87U

Asus

220

2350 (1733 + 600)

4

Fritzbox 4080

AVM

249

2533 (1733 + 800)

4

DIR-890L

D-Link

noch unbekannt

3200 (2x 1300 + 600)

6

DIR-895L

D-Link

noch unbekannt

5330 (2x 2165 + 1000)

8

DIR-885L

D-Link

noch unbekannt

3165 (2165 + 1000)

4

R7500

Netgear

230

2350 (1733 + 600)

4

R8000

Netgear

299

3200 (2x 1300 + 600)

6

Greyhound AC2550

Sitecom

249

2533 (1733 + 800)

4

Archer C2600

TP-Link

noch unbekannt

2533 (1733 + 800)

4

Archer C3200

TP-Link

noch unbekannt

3200 (2x 1300 + 600)

6

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt. (cvi)