Android-Ersatz

Cyanogenmod – So klappt die Installation des Custom-ROMs

23.11.2015 von Andreas Hitzig
Der Klassiker mit der größten Fangemeinde ist in neuer Version erschienen. Diese bietet den aktuellen Android-Kern wie auch zahlreiche interessante Zusatzfunktionen.

Cyanogenmod (CM) kann bereits auf eine längere Historie zurückschauen und bietet seit 2008 ein alternatives Betriebssystem für Android-Smartphones und -Tablets auf Basis der aktuellen Software an. Dies ist besonders für Geräte interessant, bei denen der Hersteller den offiziellen Support bereits eingestellt hat. Seit Januar 2015 arbeiten die Entwickler an der aktuellen stabilen Version CM12, die als Basis auf Android 5.0 setzt. Die Arbeiten wurden Ende Juni abgeschlossen, die Entwicklung an CM12 ist eingestellt. Seitdem konzentriert sich die Energie der Entwickler auf die kommende Version CM12.1, die auf Android 5.1.1 basiert. Für die aktuelle Stable-Version CM12 gibt es derzeit knapp 70 Endgeräte, die unterstützt werden. Auch die Anzahl für CM12.1 ist mit rund 60 unterschiedlichen Smartphone- und Tablet-Typen schon recht beeindruckend. Die mit Abstand größte Anzahl von unterstützten Geräten finden Sie allerdings bei CM11 und der darunter liegenden Kitkat-Version. An dieser Stelle sind es rund 130 Stück.

In diesem Workshop erfahren Sie alle wichtigen Einzelheiten zur Installation von CM12 und CM12.1 sowie zum Cyanogenmod Installer. Zum Abschluss haben wir die wichtigsten Tipps und Tricks für Sie zusammengefasst, damit Sie das Optimum aus CM12.1 herausholen können.

Snapshots und Nightly Builds

Bei der Suche auf der CM-Webseite finden Sie für Ihr Mobilgerät zahlreiche Versionen. Seit CM11 sind allerdings noch die Snapshots- und Nightly-Versionen relevant. Die Snapshots wurden insbesondere bei der Version CM11 verwendet und einmal pro Monat generiert. Diese Versionen sind zum großen Teil fehlerfrei und für die tägliche Anwendung geeignet.

Die Nightly-Versionen werden normalerweise alle 24 Stunden generiert und enthalten die aktuellsten neuen Funktionen. Seit der Version 12 finden Sie für die meisten beinahe nur noch diese Variante. Bei unseren Tests für diesen Workshop laufen die jeweiligen Builds ohne Probleme und stabil.

Android unterbindet zunächst das Aufspielen von Apps, die nicht aus dem offiziellen Store stammen. Um CM zu installieren, müssen Sie diese Einschränkung durch Aktivieren der Option „Unbekannte Herkunft“ abschalten.

Die Installation von CM

Damit Sie CM auf Ihrem Endgerät installieren können, muss dieses zwei Eigenschaften erfüllen: Es muss gerootet sein und ein Recovery Image wie TWRP enthalten. Alternativ kann man auch das beliebte Clockworkmod Recovery verwenden. Mit dessen Hilfe funktionieren die Schritte genauso erfolgreich.

Ausgehend vom Download-Bereich und Ihrem Endgerät finden Sie zu jedem Smartphone sowie zu jedem Tablet problemlos eine passende Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Laden Sie sich zunächst einmal das passende Custom-ROM für Ihr Endgerät herunter. Die meisten von Ihnen werden wohl auch unter CM nicht auf den Google Play Store verzichten wollen. Dieser wird in den Custom-ROMs von Haus aus nicht mitgeliefert, lässt sich allerdings über ein Zusatzpaket „Google Apps“ nachinstallieren. Cyanogenmod bietet für jedes Release die passende Zip-Datei an. Diese finden Sie über das CM-Wiki. Verbinden Sie im Anschluss daran Ihr Smartphone oder Tablet mit dem Rechner und kopieren Sie die beiden Dateien darauf. Nutzen Sie als Zielordner beispielsweise „Download“. Starten Sie Ihr Endgerät danach im Recovery-Modus. Wir empfehlen Ihnen, von Ihrem aktuellen ROM eine Sicherung zu machen. Dies erfolgt über das Menü „Backup“ bei TWRP oder „Backup and Restore“ bei CWM.

So sieht der Bildschirm von CM12.1 beim ersten Starten des Custom-ROMs aus. Die wesentlichen Einstellungen für die individuellen Anpassungen finden Sie im Menü „Nutzer“.

Bereinigen Sie dann im folgenden Schritt Ihr Endgerät über die Wipe-Funktion und löschen Sie Dalvik Cache, System, Data und Cache. Führen Sie als Nächstes die Installation der beiden zuvor übertragenen Dateien durch. Sie können das in einem Schritt erledigen. Wählen Sie dazu als Erstes das CM-Image und daraufhin die Google-Apps aus. Starten Sie die Installation und booten Sie Ihr System abschließend neu. Beim Bootvorgang sehen Sie direkt die neue CM12-Bootanimation.

Hinweis: Trotz aller Vorsicht kommt es vor, dass ein Custom-ROM-Flash aufgrund unvorhersehbarer Probleme schief gehen kann.

Der erste Start

Beim ersten Aufruf von CM12 fallen zunächst die neue Bootanimation sowie die Farbgebung auf. Das Logo hat eine hellblaue Farbe erhalten und wirkt ein wenig moderner als noch bei CM11. Bei der Grundeinrichtung Ihres Endgeräts unterstützt Sie jetzt ein Assistent. Mit dessen Hilfe richten Sie dann direkt die Sprache und Ihr Cyanogenmod-Konto ein. Im Anschluss daran steht Ihnen CM für den ersten Einsatz zur Verfügung. Die Oberfläche erinnert uns stark an eine reine Android-Installation, wobei einige Google-Apps fehlen und dafür spezielle von CM ausgewählte Anwendungen hinzugekommen sind.

CM arbeitet mit Profilen und erlaubt es, darüber verschiedene Grundeinstellungen zu setzen. Sie können die Symbole der Schnellansicht nach Ihren eigenen Vorstellungen anordnen.

Grundeinrichtung von Cyanogenmod

Für den Fall, dass Sie bereits das Google-Apps-Paket installiert haben, können Sie sich direkt an das Herunterladen der von Ihnen gewünschten Anwendungen aus dem Google Play Store machen. In diesem Zusammenhang wird auch der Standard-Launcher von CM mit dem Google Experience Launcher getauscht. Davon sehen Sie auf den ersten Blick allerdings nichts. Ohne diese Änderungen könnten Sie Apps wie Google Now aber nicht verwenden.

Die zentralen Einstellungen zum Konfigurieren Ihres Geräts finden Sie in der Rubrik „Nutzer“. Diese kombiniert Standardfunktionen aus Android mit Erweiterungen von CM.

Als Erstes fällt uns der Punkt „Systemprofile“ auf, hinter dem sich eine Liste von verschiedenen Grundeinstellungen für das Endgerät befindet. Sie haben damit die Möglichkeit, eigene Einstellungen beispielsweise im Fahrzeug, in der Nacht oder bei der Arbeit auszuwählen. Hierbei setzen Sie individuell die Werte für bestimmte Verbindungen, die Lautstärke für Apps sowie Funktionen und weitere Systemeinstellungen und passen diese an die gegebenen Rahmenumstände an.

In der Benachrichtigungsanzeige finden Sie alle Einstellmöglichkeiten rund um das Menü, das Sie mittels Wischgeste von oben nach unten aufklappen können. CM12 bietet Ihnen die Möglichkeit, zusätzliche Informationen wie das Wetter an Ihrem Ort mit anzuzeigen. Sie können die Eigenschaften der Schnellansicht individuell setzen und somit nach Ihren eigenen Bedürfnissen ausrichten.

Datenschutz für Apps

Eine weitere, besonders interessante Funktion ist innerhalb der Rubrik „Datenschutz“ untergebracht und trägt ebenfalls den Namen „Datenschutz“. Mit dieser lassen sich die einzelnen Zugriffsrechte von Apps direkt verwalten. In der Grundauslieferung ist der Schutz deaktiviert. Setzen Sie für die Nutzung zunächst ein Häkchen bei „Standardmäßig aktivieren“. Im Anschluss ist es möglich, die Berechtigungen Ihrer installierten Apps zu prüfen und zu korrigieren. Klicken Sie dazu eine Anwendung aus der Liste länger an, so gelangen Sie in die Detailansicht. In dieser sehen Sie alle Rechte der App. Diese lassen sich vom vorhandenen „Erlaubt“ alternativ in die Werte „Verweigert“ oder „Immer nachfragen“ verändern. Wenn Sie sich nicht sicher sind, welches der sinnvolle Wert ist, dann sollten Sie dies am besten schrittweise ausprobieren und sich auf diese Weise an eine optimale Konfiguration herantasten, ohne die tabilität der Anwendung zu gefährden.

Mittels Datenschutz lassen sich die Rechte der selbst installierten Apps beeinflussen. Für jede Berechtigung können Sie mithilfe des Datenschutzes die Grenzen festlegen.

Akkuleistung optimieren

Sehr hilfreich ist auch die Möglichkeit, die Leistung des Geräts zu drosseln und dadurch die Akkulaufzeit zu verlängern. Die entsprechenden Energieverbraucher finden Sie im Akkumenü in den Einstellungen. Zusätzlich können Sie über den Akkumodus Profile setzen: Haben Sie nur noch wenig Batterieleistung zur Verfügung, wählen Sie am besten die Option „Energie sparen“ aus. Diese fährt die Leistung nach unten und schaltet nicht benötigte Dienste ab. Wenn Sie ein leistungshungriges Spiel nutzen, geben Sie ihm entsprechend mehr Leistung und lassen dabei die Laufleistung des Akkus bewusst außer Acht.

Verbesserte Darstellungen

Ein wenig verborgen ist die Funktion des „LiveDisplay“. Damit regeln Sie, basierend auf den Umgebungsparametern, die Farbtemperatur Ihres Bildschirms und verhindern so, dass Ihre Augen schnell ermüden. Sie finden die entsprechende Funktion in den Einstellungen unter „Display & LED“. Setzen Sie einfach den Bildschirmmodus auf „Automatisch“, damit CM die Einstellungen eigenständig setzt, oder wählen Sie manuell den Tag- oder Nachtmodus.

Eine weitere Optimierung der Darstellung hat im Zusammenhang mit dem Sperrbildschirm stattgefunden: Google hat in Android 5 die Steuerung der Musikwiedergabe ermöglicht. CM12 geht noch einen Schritt weiter und bietet zusätzlich dazu eine Musikvisualisierung an. Diese Funktion finden Sie in den Einstellungen des Sperrbildschirms.

Anpassung des Aussehens

Wenn Sie mit der Oberfläche von CM12 nicht zufrieden sind, können Sie sich auch neue Designpakete herunterladen und installieren. Auf diesem Wege bietet Cyanogenmod den freien Entwicklern die Möglichkeit, von ihnen gestaltete Oberflächen einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Diese Funktion befindet sich in den Einstellungen unter „Gerät -> Designs“. Zu Beginn ist lediglich das Standard-Designpaket vorhanden. Über den Link „Mehr beziehen“ rechts oben installieren Sie die „Design-Galerie“ nach. Mit deren Hilfe können Sie dann zusätzliche Designs kaufen und einsetzen. Die Abwicklung erfolgt über den Google Play Store.

In der Akkuansicht sehen Sie nicht nur die Verbraucher, sondern können auch den Akkumodus festlegen. In der Design-Galerie finden Sie viele kostenlose und kostenpflichtige Oberflächen für Ihre CM-Installation.

Die hauseigenen Apps

CM12 bietet Ihnen nicht nur eine Vielzahl von Einstellmöglichkeiten, sondern auch eine Reihe interessanter Apps im Standard-Lieferumfang. Dazu gehören beispielsweise der Musikplayer Musik oder der DSP-Manager AudioFX. Mit Letzterem können Sie die Klangausgabe an Ausgabegeräte wie etwa Lautsprecher, Kopfhörer oder die Docking-Station anpassen.

Es gibt jedoch noch weitere Zusatzfunktionen: Mithilfe von Profilen lassen sich unterschiedliche Konfigurationen hinterlegen. Damit haben Sie etwa ein Profil für unterwegs, bei dem Sie neben einem lauten Klingelton auch noch per Vibration auf einen Anruf oder eine neue Nachricht aufmerksam gemacht werden. Dies hilft Ihnen schnell, nicht nur ein Gerät laut oder leise zu stellen, sondern darüber hinaus noch weitere Einstellungen zu hinterlegen.

Aktualisierung per Updater

Ihre CM-Installation verfügt auch über einen integrierten Update-Service. Mit diesem laden Sie die neuesten Nightly-Builds und installieren sie danach. Diese Funktion finden Sie unter „Einstellungen -> Über das Telefon -> Cyanogenmod- Updates“.

Wie Sie bereits an der Auswahl sehen, könnten Sie theoretisch täglich auf der Basis der Nightly Builds eine neue Version herunterladen und einspielen. Gerade zu Beginn einer neuen Version kommen viele Neuerungen in kurzer Abfolge. Aus diesem Grund lohnt es sich, regelmäßig nach Updates zu suchen. Der Standard bei CM ist „wöchentlich“, Sie können dies allerdings auch jederzeit über die Aktualisieren-Schaltfläche selbst initiieren.

Dank des integrierten Update-Mechanismus können Sie für CM die aktuellsten Nightly-Versionen installieren. Das Live-Display setzt die Monitorfarbtemperaturen abhängig von der Tageszeit automatisch oder manuell.

Fazit

Cyanogenmod setzt seine Erfolgsgeschichte auch mit CM12.x fort. Die vorhandenen Versionen laufen bereits in einem frühen Stadium recht stabil und bieten auch Besitzern von älteren Geräten die Möglichkeit, aktuelle Funktionen zu nutzen.

(PC-Welt/ad)