Ehemalige Google Entwickler präsentieren eigene Suchmaschine

Cuil: Google-Konkurrenz mit riesigem Index

29.07.2008
Die neue Suchmaschine Cuil soll Google das Fürchten lehren, zumindest wenn es nach ehemaligen Google-Mitarbeitern geht. Das Projekt startet mit einem riesigen Index, schwächelt aber bei Wikipedia und deutschen Seiten.

Cuil Inc. hat seine gleichnamige Suchmaschine gestern aktiviert - und musste den Dienst wegen der riesigen Anzahl an Anfragen wieder vom Netz nehmen. Mittlerweile läuft der Dienst wieder und verspricht vor allem eins: bessere Suchergebnisse als die Konkurrenz. Cuil durchsucht mehr Web-Seiten durchsucht als die Konkurrenz und studiert sie genauer. Die Ergebnisseite der neuen Suchmaschine gleicht dabei einem Online-Magazin - ein anderes Look and Feel als beim Such-Brummi Google.

"Man kann als alternative Suchmaschine nicht kleiner sein", erklärte Anna Patterson, Mitgründerin und President von Cuil. Früher war sie Entwicklerin bei Google und für den Aufbau von dessen Index mitverantwortlich. "Als Alternative muss man größer sein."

Schlicht: Cuil besitzt ein ebenso einfaches Interface wie Google.

Cuil untersucht nicht nur die Popularität einer Web-Seite, sondern analysiert auch die Konzepte auf seiner Seite und deren Beziehungen zueinander. Es gruppiert anschließend ähnliche Resultate zu unterschiedlichen Menüs. Wer bei Cuil etwa nach "Bruce Springsteen" sucht, erhält im Ergebnis einen Bereich zum Künstler selbst und einen anderen zu Springsteen-Tickets.

Sucht man bei Google nach Springsteen, gibt es ähnliche Resultate (darunter die gleich Homepage und verschiedene Fan-Seiten), die aber als lange Liste von Links ausgegeben werden. Google verrät nicht genau, über wie viele Seiten hinweg es sucht. Eine Sprecherin des Konzerns ließ bezüglich Cuil nur verlauten, Google begrüße "Wettbewerb, der Innovation treibt und Nutzern mehr Wahlmöglichkeiten bietet".

Derzeit sind vor allem englische Webseiten in dem riesigen Index von mehr als 120 Milliarden Seiten. Ein wenig befremdlich wirkt es, dass Suchergebnisse aus der Wikipedia selten oder kaum auftauchen, auch wenn sie thematisch passen würden. Frühestens auf Seite zwei finden sich vereinzelt Einträge. Auch mit deutschen Seiten hat es Cuil noch nicht so, diese finden sich kaum im Index.

Die Macher hinter Cuil

Die Suchmaschine hat ihren Sitz in Menlo Park im US-Bundesstaat Kalifornien und ist das jüngste in eine langen Reihe von Suchmaschinen-Start-ups, die den Branchenprimus Google auf einem Feld herausfordern, dass sich selbst für Giganten wie Microsoft als nur schwer zu knacken erwiesen hat.

Die meisten Herausforderer haben sich in der Vergangenheit über Spezialfunktionen wie die Suche nach Fotos und Videos oder die Möglichkeit, Ergebnisse zu bewerten und zu editieren, von Google abzusetzen versucht. Viele sind aber wieder kollabiert, nachdem sie nicht ausreichend skalieren konnten, um ihr Wachstum mit Werbung zu finanzieren; einige wenige wurden von größeren Playern geschluckt.

Cuil hat bislang laut "Wall Street Journal" von Venture-Capital 33 Millionen Dollar Wagniskapital erhalten und kann eine eindrucksvolle Mannschaft von ausgewiesenen Such-Entwicklern vorweisen, darunter Patterson und ihren Ehemann Tom Costello, ebenfalls Mitgründer des Unternehmens. Costello hat in der Vergangenheit Suchtechnik für die IBM entwickelt und arbeitete zuvor in der Forschungsabteilung der renommierten Stanford University.

Geld soll später mit Werbung verdient werden. Zum Start blendet es aber noch keinerlei Anzeigen ein. Patterson zufolge hat die Company auch nicht entschieden, ob sie die Werbung auf ihren Seiten selbst vermarkten oder dies einem Partner überlassen soll. Es existierten aber schon verschiedene Entwürfe, bei denen Besucher Werbung einklappen oder durchscrollen könnten, sagt die Cuil-Mitgründerin.

Cuil sammelt im Übrigen nach eigenen Angaben keinerlei persönliche Daten seiner Besucher und auch nicht deren individuelle Suchverläufe - erfasst werden nur die insgesamt gesuchten Begriffe. Die anderen großen Suchmaschinen hatten zuletzt durch die Bank die Zeiten verkürzt, die sie Daten zu individuellen Suchern speichern, und bemühen sich darüber hinaus um eine möglichst weitreichende Anonymisierung. Patterson zufolge kann Cuil auf personenbezogene Daten gänzlich verzichten, weil seine Algorithmen sich stärker auf die Inhalte einer Web-Seite konzentrieren als auf deren Popularität. (ComputerWoche/mja)