Continuous Data Protection: Backup-Lücken schließen

05.07.2006 von SIEGFRIED DANNEHL, speicherguide.de 
Die eigenständigen Disziplinen Datensicherheit und Datensicherung wachsen zusammen. Continuous Data Protection soll Backup-Lücken schließen. Änderungen werden kontinuierlich verfolgt und ein zeitgenauer Restore ist möglich.

Der weltweite Markt für Speichermanagement-Software boomt. Gefragt sind wirtschaftliche und ressourcenoptimierte Lösungen, die ausreichende Kapazitäten vorhalten, prozessorientiert ausgerichtet sind, Flexibilität gewährleisten und Architekturen nicht unnötig komplex werden lassen. Darüber hinaus müssen sich die Lösungen auf effiziente Weise integrieren und verwalten lassen.

„Eine durchgängige Verwaltung dieser Umgebungen ist unerlässlich. Während das Gesamtvolumen an Daten wächst, bleiben die personellen Ressourcen gering“, so Laura DuBois, Research Director für Storage-Software bei IDC. DuBois sieht Handlungsbedarf sowohl in den Rechenzentren als auch in den Zweigstellen von Unternehmen: „Die starke Nachfrage beruht auf steigenden Anforderungen in den Bereichen Business-Continuance und Disaster-Recovery aber auch auf den strenger werdenden gesetzlichen Vorgaben.“

Aus Inseln wird eine Plattform

Nach IDC-Analysen weist der weltweite Umsatz von Storage-Software ein jährliches Wachstum von mehr als zehn Prozent auf. Dominiert wird der Storage-Software-Markt inzwischen von führenden Speicherherstellern, die ihre Software-Aktivitäten kontinuierlich ausbauen. EMC/Legato, Symantec/Veritas, IBM, Network Appliance und Hewlett Packard repräsentieren fast 75 Prozent des Marktes. Die Erklärung für dieses Engagement liegt auf der Hand. Während sich der Preis pro GByte Speicherplatz immer weiter verringert, steigen mit dem Aufwand auch die Kosten für die Administration der Storage-Systeme stetig. Marktforscher wie Gartner oder IDC schätzen das Verhältnis des Aufwands für Hardware zu dem für Managementkosten mittlerweile auf rund 1:3.

In der Vergangenheit bestanden Speichermanagement-Konzepte üblicherweise aus Einzelkomponenten wie Backup und Recovery, Hierarchical-Storage-Management (HSM) oder Archivierung. Heute geht die Strategie der Software-Anbieter dahin, viele hochspezialisierte Software-Module über eine einheitliche, durchgängige und nicht selten automatisierte Technologieplattform zu steuern.

Kontrollierte IT-Kosten

„Um den Wert ihrer Investitionen in Speicherinfrastrukturen zu maximieren, müssen Kunden ihre Storage-Umgebungen auf eine Weise managen, die proaktiv und eng mit der Art verbunden ist, wie gespeicherte Daten durch Geschäftsprozesse genutzt werden“, erläutert Anders Lofgren, Senior Vice President BrightStor Storage Management Solutions bei Computer Associates (CA).

Aus nicht weniger als 13 Produkten besteht mittlerweile die von CA angebotene „BrightStor Suite“. Übergeordnetes Ziel dieser Angebotsvielfalt ist es, laut Lofgren, Geschäftsprozesse intelligent und automatisiert zu unterstützen, um einerseits die kontinuierliche Verfügbarkeit von Informationen abzusichern, gleichzeitig aber auch die IT-Kosten zu kontrollieren.

IBM: modulare Lösung für den Mittelstand

Am kontinuierlichen Ausbau seiner "Tivoli"-Plattform arbeitet auch IBM. Mit den vier Modulen „Identity Manager Express“, „Storage Manager Express“, „Provisioning Manager Express“ und „Monitoring Express“ adressiert der Hersteller nach eigenen Angaben insbesondere den Mittelstand. Ziel ist es, System-, Speicher- und Sicherheitsmanagement koordiniert zu automatisieren. "Ohne effektive, kostengünstige Management-Werkzeuge werden mittelständische Unternehmen schnell von der stetig wachsenden Komplexität ihrer Technologie überfordert", glaubt Dagmar Krause-Gross, Marketing Manager bei IBM Tivoli Software.

Daten-Restores im Fokus

Auch CommVault hat die aktuelle Datenmanagement-Suite „QiNetix 6.1“ erweitert. Wesentliches Merkmal ist die Unified-Data-Management-Plattform, deren Funktionsumfang Datenschutzverfahren wie Tape-, Disk-to-Disk-Backup, Snapshot-Management oder Zero-Impact-Recovery (Wiederherstellung der Daten ohne Restore) umfasst. Das Restore-Tool „Continuous Data Replicator“ (CDR) zeichnet kontinuierlich alle Änderungen in Anwendungen und Unternehmensdaten auf und soll den steigenden Recovery-Anforderungen gerecht werden.

Administratoren können dabei wählen, ob sie komplette Volumes replizieren wollen oder stattdessen nur einzelne Ordner oder Verzeichnisse. Der Datenbestand wird entsprechend der regelmäßig wiederkehrenden Recovery-Punkte kontinuierlich gesichert.

Continuous Data Protection schließt Backup-Lücken

Die beschriebene Commvault-Funktionalität ist auch unter dem Kürzel CDP (Continuous Data Protection) bekannt. Sie soll künftig klassische Sicherungs- und Snapshot-Technologien ergänzen und wird inzwischen als Zusatzmodul von vielen Backup-Software-Herstellern angeboten.

EMC hat sich dieser Thematik angenommen und die bestehende „Legato Networker“-Plattform mit seiner CDP-Lösung „RecoverPoint“ ergänzt. Die nach Angaben des Herstellers für Rechenzentren von Großunternehmen entwickelte Lösung sichert Informationen geschäftskritischer Applikationen und versetzt Unternehmen in die Lage, Applikationen in einen bestimmten Zustand in der Vergangenheit (Recover-Point beziehungsweise Recover-Time-Objectives) zurückzuversetzen.

Die von IBM entwickelte Lösung „Tivoli CDP-for-Files“ ist für den kontinuierlichen Datenschutz von Servern und Endbenutzersystemen wie Desktops und Notebooks ausgelegt. Das Programm erkennt jede Dateispeicheroperation und sichert die entsprechenden Dateien auf das definierte Backup-Ziel. Tivoli CDP unterscheidet verschiedene Versionen der Daten und ermöglicht damit eine Wiederherstellung der Dateien eines gewählten Zeitpunkts. Das Tool verwaltet den Speicherplatz der lokalen Festplatte für das Backup als einen Datenpool mit konfigurierbarer Größe und löscht alte Versionen der Backups automatisch, um Platz für neuere Sicherungskopien zu schaffen. Außerdem ermöglicht die Software über einen Remote-Server oder „Tivoli Storage Manager“ (TSM) das dedizierte Speichern der Daten, wenn der Benutzer mit dem Netzwerk verbunden ist.

Rollback-Server als Rettungsanker

Auch DataCore Software, Anbieter offener Speicherplattformen, hat mit dem „Time Traveller“ Continuous-Data-Protection für seine Virtualisierungsplattform „SANsymphony“ vorgestellt. Der Time-Traveller wird auf einem windowsbasierten Standardserver aufgesetzt und über den Switch mit dem Speichernetz verbunden. Dieser „Rollback-Server“ protokolliert sämtliche I/O-Prozesse im SAN und versieht sie mit zeitlichen Markierungen (Timestamps).

Dadurch kann der Rollback-Server einen Systemzustand exakt wiederfinden und über die Time-Traveller-Benutzeroberfläche sekundengenau wiederherstellen. Die I/Os werden bis zum nächsten individuell planbaren Backup auf dem Rollback-Server zwischengespeichert und stehen im Notfall jederzeit zur Verfügung.

Datenverwaltung und -schutz

Die CDP-Software „StorAssure“ ist das neueste Mitglied in Adaptecs Portfolio an Datenmanagement- und Datenschutz-Software. Mit ihr wendet sich Adaptec an kleine und mittelgroße Unternehmen. Laut einer aktuellen IDC-Studie sichern 60 Prozent der kleinen und 54 Prozent der Firmen mittlerer Größe ihre Client-Daten nicht regelmäßig.

Mittels Storassure lassen sich Dateiänderungen auf verteilten Desktops und Notebooks automatisch im Hintergrund auf einen Adaptec „Snap NAS“-Server speichern. Mit einer Regeleinstellung können Nutzer die zu sichernden Dateitypen auswählen und das Backup nach Anwendung, Dateityp oder anhand von Listen, die bestimmte Dateien ein- oder ausschließen, spezifizieren.

Definition Continuous-Data-Protection (CDP)

Was hinter dem verheißungsvollen Begriff Continuous-Data-Protection (CDP) steckt, umschreibt die von der Storage Networking Industry Association (SNIA) ins Leben gerufene Arbeitsgruppe CDP Special Interest Group wie folgt: Bei CDP handelt es sich um eine Methode, die kontinuierlich Veränderungen von Daten nach verfolgt und erfasst, diese Modifikationen unabhängig von den Originaldaten speichert und damit die Voraussetzung schafft, definierte Datenzustände von beliebigen Zeitpunkten der Vergangenheit wiederherzustellen.

CDP-Lösungen können block-, file- oder applikationsbasiert sein. Aus der im Idealfall hohen Granularität der gespeicherten Objekte leitet sich eine nahezu unendlich große Anzahl von möglichen Wiederherstellungszeitpunkten ab. (mje)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag von speicherguide.de.