Comdex: Transmeta-Produkte im Kommen

17.11.2000 von Frank Klinkenberg
Die Zeit der bloßen Vorankündigungen ist für Transmeta vorbei. Auf der Comdex 2000 wurden zahlreiche fertige Produkte mit dem stromsparenden Universalprozessor gezeigt.

Etliche Hersteller versuchen es derzeit mit Transmetas Crusoe, über dessen technische Eigenschaften wir bereits berichtet hatten. Nicht nur für Notebooks ist der Crusoe wegen seines geringen Energieverbrauchs interessant, auch in Internet-Appliances und auf PCI-Karten findet die Transmeta-CPU zunehmend Verwendung.

So zeigte Hitachi Data Systems ein Internet Appliance mit Crusoe-CPU und Embedded Linux als Betriebssystem. Das 1,2 kg schwere Gerät hat die Grundfläche eines DIN-A-4-Blattes und ist nur 2,5 Zentimeter dick. Der Anwender kann es entweder unterwegs per Touch-Screen bedienen oder in ein Cradle stecken, an das Tastatur und Maus angeschlossen werden.

Zudem stehen rechts neben dem Display zahlreiche Hot-Keys bereit, beispielweise für das Starten des Internetbrowsers, dem Mail-Empfang oder das Einblenden des Hauptmenüs.

Integriert hat Hitachi zwei USB-Ports, einen Ethernetchip für 10 oder 100 MBit/s, einen PCMCIA-Slot sowie einen Lautsprecher. In Zukunft soll das Gerät auch Bluetooth-fähig sein. Als Speicher dient eine 48 MByte fassende Compact-Flash-Karte. Die Akku-Laufzeit des Geräts soll bei elf Stunden liegen.

Neue Notebooks mit Crusoe

Neben Fujitsu, IBM, NEC und Sony haben auch Casio, Hitachi und die amerikanische Firma VIA Inc. Subnotebooks mit dem Transmeta-Prozessor angekündigt. Das VIA-Notebook will der Hersteller Ende des ersten Quartals 2001 mit einem 700-MHz-Crusoe auf den Markt bringen. Als Betriebssystem soll Windows 2000 zum Einsatz kommen.

Hitachi und Casio fahren dagegen wie Sony und IBM zweigleisig und bieten Sub- bzw. Ultralight-Notebooks entweder mit Intel- oder Transmeta CPU an. So haben Käufer eines Ultra-Light-Modells bei Hitachi die Wahl zwischen einem mobile Pentium III mit 600 MHz oder einem Crusoe gleicher Taktfrequenz, der sogar ohne Lüfter auskommt. Die Laufzeit mit zwei Zusatzakkus soll beim Crusoe-Notebook bei bis zu 11 Stunden liegen. Angaben zur Pentium-III-Version liegen bisher nicht vor. Unterschiede gibt es auch beim Speicherausbau: während das Pentium-III-Notebook bis zu 256 MByte verträgt, ist das Modell mit Transmeta-CPU auf maximal 192 MByte beschränkt. Der Rest der Ausstattung - wie das 12,1-Zoll-XGA-Display, die Festplatte mit 20 GByte oder der 2,5 MByte Videospeicher - ist bei beiden Geräten identisch.

Etwas kompakter präsentiert sich das Casio Fiva mit einem Gewicht von nur 825 Gramm und 6,7-Zoll-TFT-Display (800 x 600 Bildpunkte). Trotz der geringen Größe ist der Fiva gut ausgestattet. Mit einer Festplatte von sechs GByte, Soundfunktion, 64 MByte RAM, einem USB- und einem PCMCIA-Slot sowie einem Video-Ausgang und integrierten LAN-Modul sind die wichtigsten Komponenten vorhanden. In der Standard-Ausführung ist der Fiva mit einem Geode-Media-GX-Prozessor von National Semiconductor bestückt. Den Laufzeitunterschied gegenüber dem Crusoe-Modell beziffert Casio auf rund drei Stunden beim Einsatz eines zweiten Akkupacks. In dieser Konstellation soll das Crusoe-Subnotebook zirka neun Stunden laufen.

Sicherheit mit Crusoe

Dass der Crusoe sich nicht nur für Endgeräte wie Internet Appliances oder Notebooks eignet beweist die amerikanische Firma Merilius. Eine am 15. November vorgestellte Firewall-Lösung basiert auf einer PCI-Karte mit Namen FireCard, auf der ein Crusoe mit dem Geode-Chip von National Semiconductor zusammenarbeitet.

Mit der Karte sollen Systemadministratoren Firewalls und VPNs aufbauen sowie Zugriffskontrollen vergeben, aber auch Monitoring-Funktionen und Bandbreitenmanagement vornehmen können. Auf der Platine befinden sich neben den Prozessoren Ethernet-Controller für das externe und das zu schützende Netz sowie ein Modem für Dial-Up-Verbindungen. Zwei Versionen will Merilius Anfang nächsten Jahres liefern: die FireCard SOHO für 575 US-Dollar und die Enterprise-Version für 1195 US-Dollar.

Ausblick

Anscheinend findet Transmetas Crusoe doch mehr Anklang und Anwendungsgebiete als zunächst angenommen. Ob sich im täglichen Gebrauch von Internet Appliances oder Notebooks die Akkulaufzeit bei vergleichbarer Performance tatsächlich deutlich von herkömmlichen Technologien unterscheidet, bleibt abzuwarten.

Konkurrent Intel hat mit dem angekündigten Xscale speziell für den Embedded-Bereich ein heißes Eisen im Feuer. Auch der von Intel für Mitte nächsten Jahres geplante Umstieg auf die 0,13µ-Technologie wird den Stromverbrauch der mobilen x86-CPUs deutlich senken. Preise, Praxisnutzen und Verfügbarkeit entscheiden damit über einen langfristigen Erfolg der Transmeta-Architektur. (fkh)