Comdex abgesagt - Analysten kritisieren Missmanagement

24.06.2004 von Ulrich Bantle
MediaLive International, Veranstalter der traditionsreichen "Comdex" hat die für Herbst geplante Messe in Las Vegas abgesagt. Mangelndes Interesse der großen Hersteller wird als Grund genannt.

Robert Priest-Heck, MediaLive-Präsident und CEO sagte, dass es zwar möglich gewesen wäre, die Messe in Las Vegas dieses mal noch profitabel zu gestalten, das Loch, dass der fehlende Auftritt der großen IT-Unternehmen reiße sei aber zu groß, um die Messe sinnvoll zu gestalten. Laut MediaLive finden "Comdex"-Events in anderen Ländern wie geplant statt.

MediaLive möchte die Absage zwar eher als Aufschub bis zum nächsten Jahr verstanden wissen, kann allerdings auch nicht verhehlen, dass die "Comdex" seit Jahren vor sich hin dümpelt. Im vergangenen Jahr zählte man nur 40.000 Besucher, 20 Prozent weniger als eingeplant. Mitte der 90er-Jahre besuchten bis zu 250.000 die "Comdex".

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Schleichendes Siechtum

Obwohl Dell 2003 erstmals seit mehreren Jahren bei der "Comdex" 2003 wieder einen Auftritt hatte, war das Desinteresse durch Absagen oder stark reduzierte Messestände seitens Oracle, SAP, HP, BEA Systems spürbar. Für US-Analysten liegt der Niedergang der Traditionsmesse in Missmanagement, mangelhaftem Marketing und fehlender Fokussierung begründet. Andrew Olson vom Consulting-Unternehmen Team Group International sieht die "Comdex" trotz der versprochenen Wiederkehr im Jahr 2005 als gestorben an. MediaLive habe den Markt noch nie verstanden, sagte Olson, der nicht an eine Rückkehr der Messe glaubt. Olson, der bereits bei der ersten "Comdex" im Jahr 1979 als Sprecher auftrat, bewertet die fetten 90er-Jahre als Anfang vom Ende. Die Messe sei damals übergewichtig geworden und letztlich unter dem eigenen Gewicht zusammengebrochen, weil qualifizierte Besucher immer mehr ausblieben und damit letztlich auch wichtige Aussteller. Die "Comdex" habe sich von einer B2B-Plattform auf der sich Einkäufer mit Herstellern treffen immer mehr zu einer Spielzeugmesse gewandelt, kritisiert auch Rob Enderle von der Enderle Group. Auch Enderle sieht eher Missmanagement als einen lauen IT-Markt als Grund für die Absage. (uba)