Comdex 2001: Gates-Keynote

12.11.2001 von Christian Vilsbeck und ULI BANTLE 
'Welcome to Comdex XP', so hat Bill Gates die 15.000 Gäste der Comdex-Eröffnung in Las Vegas begrüßt. Bei seinem 'Feuerwerk der Innovationen' griff er tief in die Software- und auch in die Hardware-Kiste.

Die von ihm vorgestellten Produkte würden die gesamte IT-Industrie beflügeln, meinte Gates. Der Microsoft-Gründer präsentierte anschließend diverse Prototypen des Tablet PC und die fertige Xbox. Am Donnerstag kommt die erste Microsoft-Spielekonsole auf den US-Markt. Kunden, die an den Tablet PCs interessiert sind, müssen sich noch bis zum nächsten Jahr gedulden. Dann sollen einige Tablet- PC-Studien in Serie gehen.

Der Tablet PC ist ein alter Bekannter in den Keynotes von Gates. Er wurde im Jahr 2000 zum innovativsten Produkt der Comdex gewählt. Gates zeigte sich in der Grand Arena des MGM-Hotels gut gelaunt und versprach nach der Idee im Jahr 2000 und den Prototypen in 2001 zur nächsten Comdex fertige Produkte. Trotz Verzögerungen ist Gates vom Erfolg der flachen Geräte überzeugt. Binnen fünf Jahren, so prophezeite er, seien die Tablets die populärsten mobilen Begleiter überhaupt.

Windows XP - erfolgreicher wie kein OS zuvor

Während die Tablets sich noch bewähren müssen, hat Windows XP das laut Gates schon getan. Sieben Millionen Mal hat sich das neue Microsoft-Betriebssystem bislang verkauft. Damit sei Windows XP, zumindest was den Einzelhandel betreffe, das erfolgreichste Betriebssystem aus dem Hause Microsoft.

Und damit das so bleibt, nahm Gates auch das für den Tablet PC angepasste OS in die XP-Familie auf. Windows XP Tablet PC Edition heißt das Betriebssystem auf Basis von Windows XP Professional. Entwicklern versprach Gates schon bald eine erste Beta des SDK für die Tablet-PC-Plattform.

Das Entwickler-Kit sei auf die speziellen Eigenschaften der Tablet PCs abgestimmt und bringe Hilfsmittel für die Eingabe über Stift und Touchscreen, aber auch für Handschriften- und Spracherkennung mit.

Neue Beta - .NET-Server schlägt Sun

Damit aber nicht genug der guten Nachrichten zur Windows-Plattform aus Microsofts Sicht. Noch in diesem Monat kommt die Beta 3 des Microsoft .NET-Server heraus.

Mit Stolz verkündete Bill Gates, dass es mit der .NET-Plattform und der Microsoft-Server-Technologie gelungen sei, einen neuen Rekord beim TPC-C-Benchmark aufzustellen. Schneller und billiger als jede Lösung von Sun Microsystems sei die Windows-Server-Plattform, zumindest was diesen transaktionsbasierten Server-Benchmark betrifft.

Den Rekord habe man mit einem Unisys ES 7000 erzielt. Den Benchmark-Wert gab Gates mit 164.900 (non-clustered) Transaktionen pro Minute an.

Gates verspricht digitale Dekade

"Derzeit befinden wir uns erst im Anfangsstadium von dem, was in den nächsten zehn Jahren an Innovationen kommen wird", kündigte Bill Gates in seiner Keynote an. Das Potenzial der digitalen Welt und was damit alles möglich ist, sei enorm.

Bereits in Jahr 2001 gäbe es weltweit 673 Millionen Mail-Accounts, und 200 Millionen Anwender nutzten Instant-Messaging-Dienste. Die Zahl der digitalen Kameras betrage 18 Millionen - das entspreche bereits 21 Prozent aller weltweit verkauften Kameras. Bill Gates führte damit nur einige Beispiele an, wie hoch die Akzeptanz der digitalen Welt schon jetzt ist. Die Wachstumskurve für die kommenden Jahre zeigt laut Gates steil nach oben.

Den von Gates "Digitale Dekade" getauften Zeitraum bis zum Jahr 2010 sollen folgende "Veränderungen" prägen:

Eines der Schlüsselelemente für den Erfolg der digitalen Zukunft ist für Gates die drahtlose Kommunikation. Daten, Bilder oder Videos müssten auf einfachen Wegen übertragen und ausgetauscht werden können. Bis allerdings ein flächendeckendes "Wireless Networking" - ähnlich dem GSM -Netz für Mobiltelefone - möglich sei, vergehen noch Jahre, so Gates. Dann aber werde beispielsweise Video-Conferencing zu einer alltäglich genutzten Mainstream-Anwendung im Home- und Business-Bereich.

Monkey Boy Ballmer is back

Microsoft in Gestalt von Bill Gates präsentierte sich bei der Comdex so launig wie selten. Als er unerwartet auf Monkey Boy zu sprechen kam und ein Video abspielen ließ, tobte die Menge. Steve Ballmers legendärer Auftritt als hüpfender Irrwisch bei einer Microsoft-Veranstaltung war neu abgemischt worden. Eine Liste von Mirrors mit dem Video finden Sie bei ntk.net

Im Wechsel mit den bekannten wilden Sprüngen des Microsoft-CEO war ein aus bekleideten Affen bestehendes Publikum zu sehen. "Return of Monkey Boy", so der Titel der Einlage dürfte wie das Original bald Kultstatus erreichen. Der als "Director" des Streifens genannte Ballmer hat damit seinem eher bedenklich stimmenden ersten Auftritt eine Persiflage folgen lassen. Sollten Webservices und Tablet PCs doch nicht zum durchschlagenden Erfolg werden, kann Ballmer mit den Monkey Boy Records wohl auf ein zweites Standbein zählen.

Xbox als Game-Revoluzzer

Die Xbox werde die Meinung vieler Leute über Spiele verändern, sagte Gates. Das Ziel für die Xbox sei die Entwicklung einer neuen Generation von Spielen mit ungeahntem Realismus gewesen. Ab Donnerstag, dem 15.11.2001, beginnt der offizielle Verkaufsstart von Microsofts erster Spielekonsole, allerdings nur in den USA. Anfang 2002 sollen dann auch europäische Spiele-Fans die Xbox kaufen können.

Die grafischen Fähigkeiten der Xbox wurden anhand von drei Spielen vorgeführt: dem Football-Spiel NFL Fever 2002, der Prügelorgie Death or Alive 3 sowie den vorher noch nie gezeigten Szenen aus dem Renn-Spiel Wreckless, das Anfang 2002 verfügbar sein soll. Beeindruckend war dabei vor allem die grafische Qualität bei nahem Zoom auf Objekte (beispielsweise Gesichter).

Mit Stolz wurde bei Bill Gates' Keynote etwa gezeigt, wie einfach sich die Xbox starten lässt: Knopfdruck genügt, und die Xbox ist an oder aus - ein "Herunterfahren" ist nicht nötig. Dass dieses schnelle Ein- und Ausschalten bei Konsolen normal ist, wurde nicht erwähnt.

Aber gut verkaufen konnten sich die Mannen aus Redmond ja schon immer. Das hat auch die diesjährige Keynote einmal mehr eindrucksvoll gezeigt. (uba/cvi)