Cloud Dienste - Das müssen Sie wissen!

Cloud Computing - SLA, Kostenberechnung und Monitoring

19.08.2010 von Klaus Manhart
Bei der Entscheidung für die Cloud müssen Sie die Service Level Agreements und die Abrechnungsmodalitäten klären. In jedem Fall sollten Unternehmen auch die Leistungen der Cloud Dienste über ein Monitoring System überwachen

Eine wichtige Rolle beim Cloud Computing spielen SLAs (Service Level Agreements). SLAs beschreiben die von Seiten des Cloud Anbieters zu erbringenden Leistungen und deren Abrechnung. Der rechtlich bindende Vertrag vereinbart eine Dienstegüte zwischen dem Service-Anbieter und dem Kunden. Bei interner Unternehmensnutzung werden die Vereinbarungen meist nur informell festgelegt, man spricht dann von Operation Level Agreement (OAL).

SLA: Viele Business-orientierte Cloud Dienstleister - im Bild ein Beispiel von Fujitsu -verwenden abgestufte Service Levels, so dass unterschiedliche Anforderungen bedient werden.

Grundsätzlich enthalten SLAs gemeinsame Vereinbarungen, die aus der Sicht des Kunden formuliert sind. Der Diensteanbieter legt Umfang und Qualität der Services fest und beschreibt die Eigenschaften in einem Katalog. Enthalten sind dabei beispielsweise Vereinbarungen über Ressourcenzuteilung, Verfügbarkeiten und Reaktionszeiten. Auch Abmachungen über Sicherheit, Prioritäten, Garantien und Abrechungsmodalitäten werden aufgelistet. Im Bereich Virtualisierung spielen SLAs vor allem bei der Ressourcenzuteilung und der Ressourcennutzung eine Rolle.

Kunden wählen beim Cloud Computing die Services aus dem Katalog und instanzieren sie nach Bedarf. Ein Wettbewerb auf dem Markt der Cloud-Anbieter entsteht nicht zuletzt dadurch, dass sich die SLAs der verschiedenen Provider unterscheiden. Ein Provider kann zum Beispiel höhere Levels bei der Verfügbarkeit anbieten, der andere bietet mehr Ressourcen an aber weniger Verfügbarkeit. Oft wird die Servicequalität in verschiedenen Stufen wie Basic, Silber, Gold und Platin angegeben.

Quelle Teaser-Bild: Fotolia, L. Vynogradova

Low-Level-SLAs

Experten aus dem Business-Umfeld bemängeln oft die Low-Level SLAs von populären Cloud Diensten wie die Google Apps SLA oder die Amazon EC2 SLA, die Business-Anforderungen aus ihrer Sicht nicht genügen. Beispielsweise definiert die Amazon EC2 SLA, dass ein Kunde 10 Prozent der Gebühren für die letzten 365 Tage zurückerstattet bekommt, wenn die Verfügbarkeit unter 99,95 Prozent fällt. Dabei wird die Zurückerstattung nur für zukünftige Gebühren gut geschrieben, Strafen oder Schadensersatz sind nicht vorgesehen.

Die Cloud Experten der Experton-Group empfehlen Geschäftskunden Cloud Provider mit deutschen Verträgen und SLAs sowie hiesigem Gerichtsstand. "Die SLAs sind oft sehr komplex, Anwender haben zudem wenig Erfahrung mit den Angeboten, daher sind deutsche Fassungen wichtig", hieß es bei der Präsentation des "Cloud Vendor Benchmark 2010".

Abrechnungsmodelle für Cloud Services

Abgerechnet werden Cloud Services ganz unterschiedlich. Typischerweise erfolgt die Vergütung in Abhängigkeit von der Nutzungsintensität "Pay as you use". Die Abrechnungsmodalitäten von Iaas, PaaS und SaaS unterscheiden sich jedoch im Detail.

Am ähnlichsten sind die Abrechnungsmodelle bei IaaS und PaaS. Die Preise werden hier durch eine Kombination aus virtueller Infrastruktur plus Rechenzeit, Speicherplatz, übertragenem Datenvolumen und der Nutzung spezieller Software beziehungsweise Schnittstellen festgelegt. Der Storage bildet den Basisdienst und wird meist nach genutztem Umfang pro Monat abgerechnet. Der Datenverkehr wird nach dem bewegten Datenvolumen vergütet, wobei oft zwischen ausgehenden und eingehenden Daten unterschieden wird.

Abrechnungs-Wirrwarr: Am einfachsten ist die Preisgestaltung noch bei Storage-Diensten wie beim Amazon Simple Storage Service (S3).

Die Kosten für die virtuellen Instanzen werden üblicherweise in Rechenzeiten pro Stunde kalkuliert. Dabei macht es einen Unterschied, wie hoch die bereit gestellte CPU-Leistung, wie umfangreich der RAM-Ausbau und wie das Betriebssystem beschaffen ist. Meist bilden die bereitgestellte CPU-Leistung und der Hauptspeicher eine Kombination, die nicht verändert werden kann.

Bei der Software- beziehungsweise der Schnittstellen-Nutzung im Rahmen von Iaas und PaaS ist die Preisgestaltung komplex. Manchmal wird monatlich pauschal zu festen Preisen vergütet, oft aber werden die Kosten in Abhängigkeit von der Anzahl der Aufrufe, den Transaktionen und dem Datendurchsatz berechnet.

Bei SaaS-Angeboten fällt es noch schwerer, Gemeinsamkeiten bei der Abrechnung festzustellen. Aufgrund der Vielfältigkeit der Software-Landschaft haben sich sehr spezifische und heterogene Abrechnungsmodelle etabliert. Hier nur ein Beispiel: Ein Cloud Service "ERP-System" könnte auf der Basis eines Vertrags für zwei Jahre für 1000 Plätze mit SAP Basis-Modulen, 1 TByte Storage bei 98 Prozent bereit stehen. Wie bei anderen Industrieprodukten gilt bei Clouds im Übrigen auch: Wer größere Mengen an IT-Services abnimmt bekommt oft Rabatt, andererseits treiben höhere Verfügbarkeiten oder kürzere Antwortzeiten den Preis nach oben.

Cloud Services überwachen - Monitoring

Da die Preismodelle zum Teil sehr komplex sind, stellen Cloud Anbieter ihren Kunden oft Tools zur Kostenermittlung zur Verfügung. Amazon beispielsweise bietet für seine Web Services den Simply Monthly Calculator an. Ohne grundlegende Kenntnis des Abrechnungssystems und ohne möglichst genaue Informationen über den zu erwartenden Traffic sind die Kosten jedoch mit dem Tool kaum zu berechnen. In der Planung eines Projektes kann es aber ein guter Anhaltspunkt für die zu erwartenden Gebühren sein.

Grober Anhaltspunkt: Der Simply Monthly Calculator soll die Ermittlung der Kosten für die Amazon Web Services erleichtern.

Um die Kostentransparenz und die Servicequalität sicherzustellen, ist für Anwender von Cloud Diensten ein dauerhaftes Monitoring der Kennwerte empfehlenswert, die der Abrechnung zu Grunde liegen. Das Verfahren sollte kontinuierlich die Dienstegüte beobachten. Im Fall von Abweichungen oder Störungen bei den vereinbarten Leistungsparametern sollte aus einem festgelegten Portfolio ein geeigneter Prozess zur Störungsbeseitigung ausgewählt werden können - und zwar möglichst automatisiert.

Vergleich: CloudClimate überwacht die Performance populärer Cloud Anbieter und stellt sie anschaulich aufbereitet im Web dar.

Ein Beispiel für einen Monitoring-Service ist Amazon Cloudwatch. Der Dienst beobachtet die Leistung der Amazon Web Services. Er gibt Einblick in die Ressourcen-Nutzung und zeigt die aktuelle Leistung und die Zugriffsmuster an. Dazu erhebt er Daten für die CPU-Nutzung, Festplattenzugriffe und Netzwerkverkehr. Die Verarbeitung der Monitoring-Daten erfolgt über das Webservice-API oder über Kommandozeilenprozeduren.

Die Leistungsdaten verschiedener Cloud Dienstleister sammelt CloudClimate. Der Dienst veröffentlicht die Daten auf einer Website. Erfasst werden Parameter wie CPU, Memory und Disk-Zugriffe, die als Diagramm für jeweils ein Monat dargestellt werden. Damit lassen sich zum einen verschiedene Anbieter leistungsmäßig vergleichen, zum anderen können Störungen und Lastzeiten identifiziert werden.

Fazit

Eine wichtige Rolle beim Cloud Computing spielen Service Level Agreements, die die Leistungen der Cloud Services beschreiben. Sie sind teilweise komplex und berücksichtigen individuelle Belange, insbesondere im Business-Segment, oft zu wenig.

Auch die Abrechnungsmodalitäten sind derzeit für Anwender nur schwer zu durchschauen. Vereinzelt helfen Anbieter mit Tools zur Kostenermittlung, doch die sind kaum valide im Voraus zu ermitteln. In jedem Fall sollten Cloud Anwender die Leistungen der Cloud Dienste über ein Monitoring System überwachen. (mec)