Cloud-Dienste

Cloud-Computing - IT-Dienstleister und SaaS-Anbieter im Überblick

22.09.2010 von Klaus Manhart
Im zweiten Teil unserer Artikelserie widmen wir uns den Cloud-Diensten der klassischen IT-Hersteller. Außerdem analysieren wie die Angebote der Unternehmen im Bereich Software as a Service (SaaS).

Den ersten Artikelteil "Cloud-Anbieter - Die wichtigen Provider im Überblick" hatten wir Amazon, Google, Salesforce und Microsoft mit ihren IaaS- und PaaS-Angeboten gewidmet. Im wachsenden Markt für Cloud Computing wollen jedoch die klassichen IT-Firmen das Feld nicht den Web Companys alleine überlassen. Die großen IT-Service-Dienstleister und Hardware-Anbieter spielen im Cloud Computing derzeit jedoch eher die zweite Geige. Das ist nicht weiter erstaunlich: IBM, HP und Co sind daran interessiert, Rechner, Speichersysteme und andere Hardware zu verkaufen. Kunden, die sich allzu sehr aufs Cloud Computing einlassen, wollen aber gerade teure Hardware einsparen. Bei einem Hardware-Verkäufer, der auf den Cloud-Zug aufspringt, steigt das Risiko, dass er der Kannibalisierung Vorschub leistet und sich sein eigenes Grab schaufelt.

Nichtsdestotrotz können sich natürlich auch IBM, Fujitsu und HP dem Trend und den Wünschen ihrer Kunden nicht entziehen - schließlich bieten sie ja auch IT-Services an. HP und Fujitsu fungieren im Cloud-Bereich noch eher zaghaft bis kaum merklich. IBM hingegen ist mit hochgradig skalierbaren und individuell anpassbaren Lösungen für Private Clouds stark vertreten.

Software as a Service stellt Anwendungen flexibel und skalierbar über das Internet bereit. Salesforce war hier der Pionier mit seinen webbasierten CRM- und Business-Applikationen. Microsoft hat sich beim Thema SaaS dagegen lange zurückgehalten hatm schließlich lebte man bisher gut vom Softwareverkauf. Konkurrent Google stellt Microsoft bereits seit längerer Zeit eine vollständig webbasierte Office-Suite im SaaS-Modell entgegen.

Quelle Teaser-Bild: Fotolia, L. Vynogradova

IBM Cloud

Mit dem Cloud-Angebot Smart Business Services soll vor allem der Mittelstand angesprochen werden. Die Smart Business Desktop Cloud beispielsweise soll Unternehmen helfen, Desktops zu virtualisieren. Die PC-Anwender nutzen dann Server-gestützte, kostengünstige Virtual-Desktops mit Minimal-Hardware. Lediglich ein Thin Client oder PC, auf dem ein Browser oder Java laufen, sind erforderlich.

Smart Business Development and Test on the IBM Cloud umfassen Dienste, die die Entwicklung und das Testen von Software verkürzen und die Qualität steigern sollen. Dazu wird eine Infrastruktur bereit gestellt, die das Schreiben und Erproben von Programmen unterstützt. Außerdem soll der Service Softwareentwicklern auf einfache Weise einen Zugang zu Systemen und Werkzeugen verschaffen.

Die entsprechenden Dienste für die Desktop Virtualisierung und Entwicklung nehmen Unternehmen über das Modell Cloud Computing in Anspruch. Diese stehen als Service in der öffentlichen IBM Cloud bereit, lassen sich aber auch als Private Cloud hinter der Firewall des Kunden betreiben und nutzen. Ferner bietet der IT-Konzern mit dem Service Cloudburst spezielle Rechner mit vorinstallierter Software an, mit denen Unternehmen eigene Cloud-Umgebungen bauen können.

Fujitsu IaaS

Schmaler als die IBM Services ist das Fujitsu Cloud-Angebot. Fujitsu stellt im Rahmen von Infrastructure-as-a-Service (IaaS) for Server Server-Kapazitäten aus seinem eigens zu diesem Zweck erbauten Rechenzentrum on demand zur Verfügung. Die Ressourcen können über ein Billingsystem eingekauft und monatlich abgerechnet werden.

Die Dienstleistung wird über ein Web-Portal in mehreren Varianten angeboten. Virtual Server ohne Betriebssystem, Virtual Server mit Betriebssystem, Dedicated Server und virtuelle Server mit Applikations-Software. Beim virtuellen Server ohne Betriebssystem sorgt der Kunde oder ein Partner selbst für die Einrichtung der Betriebssoftware, beim Server mit Betriebssystem erfolgt die Administration des Systems durch Fujitsu.

Dedicated Server stehen ausschließlich einzelnen Kunden zur Verfügung. Auf diesen kann der Anwender das Betriebssystem oder virtuelle Maschinen direkt einrichten und verwalten. Schließlich stellt Fujitsu auch Server zur Verfügung, die zusätzlich zum Betriebssystem auch ausgewählte Middleware und Applikationskomponenten beinhalten. Kunden, die I-a-a-S nutzen, verbinden sich über ein gesichertes VPN-Netz mit den Serverressourcen.

Die Erweiterung und Änderungen von Leistungen erfolgt aus einem vordefinierten Katalog über das IaaS-Webportal von Fujitsu. Mögliche Erweiterungen sind die Aufrüstung von Hauptspeicher, die Expansion von Storage, die Erhöhung der CPU Anzahl bei virtuellen Servern sowie die Änderung des Verfügbarkeits-Service Levels.

Unternehmen, die Private Clouds betreiben möchten, unterstützt Fujitsu mit Storage-Produkten und dedizierten Servern. Die Blade-Server-Baureihe Primergy BX900 beispielsweise ist eine Gerätefamilie, die sich laut Fujijtsu besonders gut für das Cloud-Computing eignet.

Salesforce CRM und Co

Vorreiter bei SaaS-Angeboten ist Cloud-Pionier Salesforce.com. Seine webbasierten CRM- und Business-Applikationen für Vertrieb, Marketing, Kundendienst und Partner-Management sind der Verkaufsschlager in diesem Segment. Die Geschäftslösungen laufen auf den Servern von Salesforce.com und erfordern keine lokale Installation - Kunden entstehen daher keine Hardware- oder Lizenzkosten.

Die Funktionsvielfalt von Salesforce CRM deckt praktisch jede branchentypische Ausgestaltung eines professionellen Kundenbeziehungs-Managements ab. Individuelle Anforderungen werden mittels einer Vielzahl vorgefertigter Bausteine abgebildet, die im Point-and-Click-Verfahren zusammengestellt werden. Für tiefer gehende Ergänzungen und Veränderungen stellt Salesforce.com die Java-ähnliche Programmiersprache Apex zur Verfügung, auf deren Grundlage beliebige Zusatzprogrammierungen sowie optische Anpassungen bis auf Pixelebene möglich sind.

Die einzelnen Komponenten sind für verschiedene Funktionsumfänge und Benutzeraufkommen in unterschiedlichen Editionen und Preisen erhältlich. Diese werden in der Regel monats- oder jahresweise gemietet. Einen Überblick über die Editionen und das Pricing finden Sie hier.

Salesforce CRM hat bewiesen, dass man es mit einem reinen Software-as-a-Service-Geschäftsmodell unter die Top3 der weltweit führenden CRM-Anbieter schaffen kann. Doch gerade im CRM-Bereich gibt es eine ganze Reihe weiterer SaaS-Lösungen. So bieten Oracle mit Oracle on Demand und Microsoft mit Dynamic CRM ihre CRM-Lösungen ebenfalls im SaaS-Modell an. Der Open Source Anbieter SugarCRM vermietet die kommerzielle Variante seiner gleichnamigen Open Source CRM-Lösung auch in einer On Demand Variante. Speziell für Selbstständige und kleine Unternehmen bietet die CAS Software AG mit CAS PIA ein Cloud-basiertes System an.

Microsoft Online Services und Web Apps

Der Software-Gigant bietet mit den Online Services erst seit kurzem eine gehostete Version seiner Office-Lösungen an. Unternehmen haben damit die Möglichkeit, Microsoft-Produkte wie den Office Sharepoint Server oder den Exchange Server auch in einer Online-Version zu nutzen.

Der auf dem Microsoft Exchange Server 2007 basierende Messaging Dienst Microsoft Exchange Online zentralisiert die unternehmensweite Kommunikationsinfrastruktur und bietet Kunden Funktionen wie den Zugriff über Mobiltelefone oder eine Integration in das Unternehmensverzeichnis. SharePoint Online ist ein Dienst, der dem Anwender eine integrierte, virtuelle Umgebung für die unternehmensweite Zusammenarbeit bereitstellt. Mitarbeiter können sich darüber mit Teammitgliedern weltweit austauschen.

Kostenplanung: Ein Rechner hilft bei der Zusammenstellung der monatlichen Gebühren für die Online Services.

Das Office Live Meeting erlaubt es Anwendern, mit Kollegen und Kunden Webkonferenzen, Trainings und Online-Events abzuhalten. Office Communications Online schließlich bietet Instant Messaging- und Anwesenheitsfunktionen, mit denen in Echtzeit über Text, Sprache und Videotelefonie kommuniziert werden kann.

Bei Bezug eines dieser Dienste zahlen Kunden einen monatlichen Betrag pro Anwender. Die Services können entweder als Einzelapplikation oder im Paket als Business Productivity Online Standard Suite über Microsoft-Partner gebucht werden. Exchange Online kostet beispielsweise 4,26 Euro pro Nutzer und Monat, Office Communications Online 1,70 Euro.

Excel im Browser: Sieht aus wie Excel, der Funktionsumfang der Office Web Apps ist jedoch reduziert. Der Zugriff erfolgt für Privatuser über ein Live Skydrive Konto.

Mit Erscheinen von Office2010 sollen auch die Office Web Apps nutzbar sein - die Online-Version von Office 2010. Damit lassen sich Office-Dokumente via Web erstellen, bearbeiten und speichern. Privatanwender erhalten den Zugriff darauf über Skydrive, die kostenlose Online-Festplatte von Windows Live. Die einzige Einstiegsvoraussetzung ist ein Live-Benutzerkonto.

Im Gegenzug zur kostenlosen Nutzung blendet Microsoft in dieser Umgebung Werbung ein. Unternehmen dürfen Web Apps hingegen auf ihren eigenen Servern betreiben - die Voraussetzung dafür ist SharePoint 2010, auf dem das Web-Apps-Zusatzpaket als Erweiterung installiert wird. Erforderlich ist ferner der Erwerb einer Volumenlizenz für Office Standard oder Office Pro Plus.

Google Apps Premier Edition

Konkurrent Google stellt Microsoft bereits seit längerer Zeit mit seinen Google Apps eine vollständig webbasierte Office-Suite im SaaS-Modell dagegen. Freelancer und kleine oder mittelständische Unternehmen können ihren Mailserver, die Terminverwaltung und viele Office-Funktionen komplett auf die Google-Server auslagern.

Derzeit umfasst Google Apps den Mail-Service Googlemail, die Terminverwaltung Google Calendar, den Instant Messager Google Talk, die Textverarbeitung und Tabellenkalkulation Google Docs & Spreadsheets (deutsch: Texte & Tabellen), den Webhosting Service Google Sites und für Schulungszwecke Google Video.

Office im Web: Google Apps verlegen Office-Funktionalitäten ins Internet.

Der Service ist in drei Varianten verfügbar. Google Apps Standard ist kostenlos und werbefinanziert. Es umfasst Mail, Kalender sowie Google Texte und Tabellen. Google Apps Premier Edition - ursprünglich im deutschsprachigen Raum auch als "Professional Edition" bezeichnet - kostet 40 Euro pro Jahr und pro Nutzerkonto.

Google unterscheidet bei den Lizenzgebühren also nicht zwischen der Anzahl der PCs, stattdessen bezahlen die Unternehmen pro Nutzer, unabhängig davon, wie viele Rechner der Anwender im Einsatz hat. Google Apps Education ist für Bildungseinrichtungen ebenfalls kostenlos und entspricht im Umfang Google Apps Standard. Die Kommunikation zwischen Kunde und Google Apps läuft via https, also verschlüsselt. Für Kunden der Premier Edition gibt es zudem ein Sicherheitspaket.

Weitere Cloud-Anbieter im Überblick

Einige weitere Cloud-Provider dürfen nicht unerwähnt bleiben. Sun will mit seiner Sun Cloud und der Open Cloud-Platform einen Paradigmenwechsel weg von proprietären Angeboten hin zu offenen Standards beim Rechnen im Netz antreiben. Die Sun Cloud-basiert auf dem Open-Source-Softwareportfolio von Sun, darunter Java, MySQL, OpenSolaris und Open Storage. Unter Creative-Commons-Lizenz freigegebene Programmierschnittstellen und ein Partnerprogramm sollen Entwickler dabei unterstützen, offene, untereinander kompatible Cloud-Angebote zu schaffen.

Bei den Dynamic Services von T-Systems teilen sich Nutzer nach Bedarf die skalierbaren Ressourcen im T-Systems Rechenzentrum und beziehen individuell anpassbare Software-Umgebungen übers Internet. Kunden können zwischen Lösungen für ERP, CRM, Communication & Collaboration sowie Archivierung und E-Commerce wählen. Der T-Systems Cloud-Service bedient inzwischen mehr als 300 Großkunden wie Shell, MAN und Linde mit IT-Dienstleistungen aus der Wolke - darunter dynamische SAP-Ressourcen, die nach Bedarf abgerechnet werden.

Neben den vorgestellten großen, marktbeherrschenden Anbietern tummelt sich eine breite Masse kleiner Provider - darunter eine ganze Reihe deutschen Dienstleister. Diese sind besonders für mittelständische Unternehmen attraktiv, sagen die Experton-Analysten in ihrem Cloud-Vendor Benchmark 2010. Zum einen haben sie ihre Rechenzentren vor Ort, was für viele IT-Manager per se Vertrauen schafft. Zum anderen verfügen sie über deutsche SLAs und es ist gewährleistet, dass sie nicht gegen den national geltenden Datenschutz verstoßen.

Sehr gut ist die Wertung in der Experton-Studie für die Bertelsmann-Tochter Nionex. Der Provider liefert Rechenleistung und Speicherdienste aus deutschen Rechenzentren in einem klar strukturierten Iaas-Angebot. Gut im Rennen liegt auch Pironet, das lokalisierte Applikationen und IT-Ressourcen in einer "Business Cloud" bereit stellt. Die Services werden für geschäftskritischen Anwendungen eigens in einem gesicherten Bereich für Unternehmenskunden bereit gestellt.

Fazit

Stehen Sicherheit, unternehmenskritische Anwendungen oder der langfristige Betrieb von Applikationen im Vordergrund, sollte man sich bei den etablierten IT-Dienstleistern wie IBM, Fujitsu oder T-Systems umsehen. Die haben zwar das Cloud-Konzept nur bedingt umgesetzt, bieten aber individuelle, verhandelbare SLAs, ein breites, integriertes Angebot und anpassbare Lösungen. Amazon, Google und Salesforce können hier mit ihren standardisierten SLAs und Diensten nicht mithalten.

Von der Breite des Angebots punkten Amazon und Microsoft. Beide Dienstleister beschränken sich nicht auf spezielle Cloud-Angebote, sondern bedienen ein weit gefächertes Portfolio aus Iaas und PaaS, wobei Microsoft auch bei Software as a Service aktiv ist. Sie erlauben auch kleinen Firmen die Nutzung von komplexen und kostspieligen Anwendungen, die für sie ansonsten außer Reichweite sind. (mec)