Studie über BI-Prioritäten

Cloud-BI noch nicht wirklich wichtig

04.10.2013 von Andreas Schaffry
Unternehmen setzen bisher kaum auf Cloud Business Intelligence. Eine Dresner-Studie untersuchte Einsatz und Hindernisse von BI-Lösungen in der Praxis.

Ob Public, Hybrid oder Private Cloud: Auch Business Intelligence (BI) soll künftig vermehrt aus der Datenwolke kommen. Doch der Weg dahin ist lang und steinig. Fast zwei Drittel der Unternehmen verfolgen derzeit keine Pläne zur Einführung einer Cloud-basierten BI-Lösung. Nur 8,5 Prozent haben dies innerhalb der nächsten zwei Jahre vor. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Ausgabe der "Cloud Business Intelligence Market Study", die das US-Beratungshaus Dresner Advisory Services seit 2010 jährlich durchführt.

IT-Verantwortliche haben Cloud BI noch nicht wirklich auf der Agenda. Zurzeit dominieren klassische Ansätze wie Dashboards oder Self-Service-BI.
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Im Vergleich zur Vorjahresstudie stieg die Anzahl der Firmen, die einen Einsatz Cloud-basierter BI-Technologien, -Lösungen oder Frontend-Tools planen, lediglich um etwas mehr als drei Prozentpunkte. Es kann also keine Rede davon sein, dass sich Cloud-BI in absehbarer Zeit auf ganzer Linie durchsetzt.

Als Haupthindernis für eine breitere Nutzung von BI im Software-as-a-Service-(SaaS)-Modell identifiziert die Untersuchung Sicherheitsaspekte. Andererseits war auffällig, dass in diesem Jahr 44 Prozent der befragten Firmen mitteilten, keine besonderen Security-Anforderungen zu haben, während es 2012 nur 37 Prozent waren.

Laut Untersuchung sprechen jedoch einige Indizien dafür, dass Cloud-basierte BI-Anwendungen künftig stärker genutzt werden könnte. So bezeichneten 35 Prozent der Teilnehmer an der diesjährigen Umfrage das Thema Cloud-BI als "kritisch" oder "sehr wichtig" für ihr Business. 2012 waren es 31 Prozent. Die gestiegene Bedeutung und Akzeptanz sei ein Zeichen, dass Cloud BI als wichtige Alternative zum klassischen BI gesehen werde. Allerdings rangiert das Thema auf der Dringlichkeitsliste der Befragten mit Platz 13 sehr weit unten.

Dashboards und Self Services wichtiger als Cloud BI

Zu den Top-Prioritäten zählen nach wie vor "klassische" Projekte wie Dashboards oder Self-Service-BI. Mehr als 80 Prozent der Befragten nannten Dashboards als "kritisch" oder "sehr wichtig", bei Self-Service-BI waren es 70 Prozent. Auch Themen wie die Visualisierung von BI-Reports, Data Warehousing, die Integration von BI mit den operativen Prozessen oder In-Memory-Analysen rangieren weit vor Cloud-basiertem BI.

Allerdings zeigt der Jahresvergleich, dass sich 2013 die Prioritäten bei den BI-bezogenen IT-Initiativen leicht zugunsten von Cloud BI verschoben haben, denn die Bedeutung stieg um vier Prozent. Die Themen Visualisierung und Integration in operative Prozesse verloren bei den Befragten im Schnitt um zwei Prozent, Data Warehousing um rund 3,5 Prozent und In-Memory-Analytics mehr als vier Prozent an Bedeutung. Lediglich das Thema Dashboards erzielte im Jahresvergleich ein Prioritätsplus von knapp drei Prozent.

Die von den Umfrageteilnehmern im Bereich Cloud BI als Schlüsselfunktionen eingestuften Features spiegeln dabei im Wesentlichen die Anforderungen an herkömmliche BI-Lösungen wider. Auf einer Skala von null (= nicht wichtig) bis vier (= sehr wichtig) stehen Ad-hoc-Abfragen mit einem Wert von 3,7, personalisierte Dashboards und End-User "Self Service" (je 3,6) ganz oben auf der Agenda.

Auch im Hinblick auf die Architektur dominieren klassische BI-Anforderungen die Wertungsskala. Dazu zählen die Unterstützung einer relationalen Datenbank (3,7) und der Themenkomplex Datenintegration, Datenqualität und ETL (3,5). Ebenfalls einen Wert von 3,5 auf der Skala erzielten Konnektoren zu On-Premise-Systemen. Das überrascht kaum, da diese im Umfeld von Cloud BI naturgemäß eine wichtige Rolle spielen.

Der Bericht hat auch untersucht, welchen Funktionsbereichen und Abteilungen im Unternehmen die Einführung einer BI-Lösung im SaaS-Modell besonders entgegenkommt.

Personaler stehen auf Cloud BI

Auf Cloud BI stehen vor allem Personaler und die Mitarbeiter in Marketing und Vertrieb.
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Hierbei scheint sich vor allem die Personalabteilung viel von einer BI-Software aus der Wolke zu versprechen. Im HR-Bereich schoss der Skalenwert im Vergleich zu 2012 von 2,5 auf über 3,7 nach oben. Auch Marketing und Vertrieb stufen Cloud BI als wichtig ein (3,2). Weniger stark ausgeprägt schätzt das oberste Management die Bedeutung von Cloud BI ein. Die niedrigsten Zustimmungswerte kamen aus den IT-Organisationen und dem Finanzwesen.

Was die Unternehmensgröße angeht, stehen den Studienergebnissen zufolge kleinere Firmen Cloud BI aufgeschlossener gegenüber als große Konzerne. Mittelständler installieren in der Regel schon aus Kostengründen keine umfassende BI-Suite im eigenen Rechenzentrum. Für Betrieb und Wartung einer eigenen BI-Lösung ist die Personaldecke in den IT-Abteilungen meist zu dünn.

An der diesjährigen Umfrage nahmen knapp 1200 IT- und Business-Verantwortliche sowie zum ersten Mal auch Leiter von Business Intelligence Competence Centern (BICC) teil. 58 Prozent der an der Studie teilnehmenden Firmen beschäftigen bis zu 1000 Mitarbeiter, 18 Prozent haben mehr als 10.000 Beschäftigte. 15 Prozent der Betriebe stammen aus der Technologie- und zwölf Prozent aus der Beratungsbranche. Zehn Prozent kommen aus dem Finanzdienstleistungs- und neun Prozent aus dem Healthcare-Bereich.