Kostenlose, leistungsstarke Servervirtualisierung

Citrix XenServer 6.5 im ersten Test

25.03.2015 von Thomas Joos
Mit XenServer 6.5, Codename "Creedence", stellt Citrix die neue, verbesserte Version seiner Virtualisierungsumgebung vor. Welche Neuerungen XenServer mitbringt und wie sich die Virtualisierungslösung installieren und verwalten lässt, zeigt unser Test.

Wie bereits der Vorgänger Citrix XenServer 6.2, steht die Virtualisierungslösung als kostenlose Open-Source-Anwendung zur Verfügung. Allerdings gibt es sie auch als kostenpflichtige Version, mit erweitertem Support und mehr Sicherheits-Patches. Die maßgeblichen Neuerungen fließen jedoch vor allem in die kostenpflichtigen Enterprise-Version ein; die kostenlosen Versionen erhalten einige Updates erst später.

Für viele Administratoren virtueller Linux-Umgebungen ist die Integration von Hypervisor 4.4 in Citrix XenServer 6.5 das wichtigste neue Feature. Denn es unterstützt Paravirtualisierung, auf die wir nachfolgend ebenfalls eingehen wollen. Von dieser Technik profitiert auch die kostenlose Version.

XenServer 6.5
Los geht es:
Die Installation von XenServer besteht aus dem Bestätigen einiger rudimentärer Abfragen. Hier werden aber keine umfassenden Einstellungen vorgenommen.
Netzwerkanbindung:
Während der Installation legen Sie auch die IP-Adresse des Servers fest.
Einfach:
Nach der Installation können Administratoren XenServer über das XenCenter verwalten.
Steuerzentrale:
Über XenCenter verwalten Sie XenServer nach der Installation.
Nützliches Hilfsmittel:
Über XenCenter erstellen Sie auf Basis eines Assistenten neue virtuelle Server.
VMs auf Abruf:
Über den Assistenten in XenCenter steuern Sie auch die Erstellung von virtuellen Servern.
Durchblick:
Nach der Erstellung sehen Sie den Bildschirminhalt der VM auf der Registerkarte Console.
Grundlagen:
Über die Konsole des Servers verwalten Sie grundlegende Einstellungen, die teilweise in XenCenter nicht zur Verfügung stehen.
Programm-Tuning:
Die XenServer Tools verbessern die Leistung von VMs und werden innerhalb der VM installiert.
Frisch bleiben:
Über das XenCenter installieren Sie auch Updates auf dem Server.
Server-Monitoring:
XenServer bietet über das XenCenter auch eine effiziente Überwachung.
Gut zu wissen:
In XenCenter können Sie auch mit Vorlagen arbeiten.
Starthilfe:
Im XenCenter können Sie über die Linux-Konsole auch Systemeinstellungen wie den Autostart von VMs steuern.

Neuerungen in Citrix XenServer 6.5

In der neuen Version hat Citrix vor allem die Leistung deutlich verbessert. Außerdem basiert das komplette System auf 64-Bit-Technologie. Diese Technik fließt auch in die kostenlosen Versionen ein. Durch die Verwendung des Linux-Kernels 3.1.0 erkennt Citrix XenServer 6.5 jetzt wesentlich mehr Hardware, vor allem Hardware-RAID-Systeme verschiedener Serverhersteller. Dazu kommt, dass die neue Version nun den aktuellen Citrix Xen Hypervisor 4.4 unterstützt. Dieser läuft stabiler und schneller als in der Vorgängerversionen in 6.2. Allein diese Vorteile rechtfertigen schon eine Aktualisierung, wenn Sie noch auf einer älteren Version arbeite. Betreiben Sie eine Virtualisierungsumgebung auf Basis von VMware oder Microsoft Hyper-V, sind die Vorteile eher zu vernachlässigen. Im Vergleich zu diesen Lösungen sticht allerdings die bessere Paravirtualisierung hervor.

Die aktuelle Version unterstützt außerdem NVidia GRID vGPU. Damit lassen sich Funktionen von Grafikkarten direkt in den virtuellen Maschinen (VMs) nutzen. Das soll hauptsächlich bei Virtual-Desktop-Infrastrukturen (VDI) deutliche Leistungssteigerungen mit sich bringen. Neben dieser Neuerung gibt es haufenweise Verbesserungen unter der Haube von Citrix XenServer. Diese sollen vor allem ermöglichen, dass pro Host mehr VMs betrieben werden können, die wiederum deutlich leistungsstärker zur Verfügung stehen als in den Vorgängerversionen. Zusätzlich hat Citrix die Liste der unterstützten Betriebssysteme erweitert.

Citrix XenServer 6.5 unterstützt darüber hinaus Intels Trusted Execution Technology (Intel TXT). Diese Technologie kann die Hardware des Servers vor Angriffen auf den Hypervisor, das Bios oder andere Bereiche schützen. Neu sind ferner Möglichkeiten, die Verwendung von speziellen Workloads auf geografische Regionen zu beschränken.

Experimental Support for ParaVirtualization Hardware (PVH) Mode

Eine der Neuerungen des Hypervisor 4.4 in Citrix XenServer 6.5 ist die Unterstützung von paravirtualisierter Hardware. Bei der Paravirtualisierung wird der Kernel des Betriebssystems der VM so angepasst, dass er direkt mit der Hardware des Hosts kommunizieren kann.

Die VM weiß also, dass sie eine VM ist, und muss nicht nur mit virtueller oder emulierter Hardware arbeiten, sondern kann auch direkt auf optimierte Hardware zugreifen. Das beschleunigt und stabilisiert virtuelle Computer deutlich. XenServer kann die Hardware des Hosts also aufteilen. Die Vorteile lassen sich allerdings nur auf Linux-VMs effizient nutzen, Microsoft-Server profitieren von dieser Technik nicht. XenServer kann bei Windows-Varianten aber die Hardware-Virtualisierungstechnologien Intel VT oder AMD-V nutzen.

Citrix XenServer 6.5 installieren und mit XenCenter verwalten

Die Installation findet über eine ISO-Datei statt, die Sie bei Citrix herunterladen und auf CD brennen können. Nach der Installation steuern Sie den Server über das Verwaltungs-Tool XenCenter. Aber auch an der Konsole lassen sich verschiedene Einstellungen vornehmen.

Die Installation von XenServer 6.5 starten Sie zunächst in einer weniger ansprechenden grafischen Oberfläche, die auch wegen der Herkunft an Linux erinnert. Die reine Installation ist aber in wenigen Minuten abgeschlossen. Die eigentliche Grundinstallation besteht aus dem Bestätigen einiger weniger Abfragen. Die grundsätzliche Einrichtung findet anschließend über den Windows-Client statt. Basis von Citrix XenServer ist ein 64-Bit-Linux-System auf Grundlage von CentOS.

Los geht‘s: Die Installation von XenServer besteht aus dem Bestätigen einiger rudimentärer Abfragen. Hier werden aber keine umfassenden Einstellungen vorgenommen.

Die wichtigsten Punkte während der Installation bestehen aus dem Festlegen der IP-Adresse und weiterer grundlegender Systemeinstellungen wie DNS und Uhrzeit. Auch den Namen des Servers konfigurieren Sie während der Installation.

Netzwerkanbindung: Während der Installation legen Sie auch die IP-Adresse des Servers fest.

Um den Server nach der Installation zu verwalten, rufen Sie im Browser die Seite https://<IP-Adresse> auf. Bestätigen Sie die Zertifikatewarnung. Von der Seite können Sie direkt den XenCenter Installer herunterladen und auf einem Windows-Computer installieren. Alternativ können Sie XenCenter direkt im Internet herunterladen. Mit dem XenCenter verwalten Sie auf Wunsch auch mehrere XenServer im Netzwerk. Wollen Sie XenServer mit einer grafischen Oberfläche auf Linux-Rechnern verwalten, installieren Sie am besten OpenXenManager.

Einfach: Nach der Installation können Administratoren XenServer über das XenCenter verwalten.

Nachdem Sie das XenCenter installiert haben, geben Sie die IP-Adresse des XenServers an und authentifizieren sich am Server. Erst jetzt wird der Server angebunden und lässt sich über XenCenter komfortabel verwalten.

Steuerzentrale: Über XenCenter verwalten Sie XenServer nach der Installation.

Neben den Einstellungsmöglichkeiten in XenCenter können Sie den Server auch direkt an der Konsole des Servers steuern. Hier nehmen Sie vor allem Systemeinstellungen vor, die eher selten geändert werden müssen,

Grundlagen: Über die Konsole des Servers verwalten Sie grundlegende Einstellungen, die teilweise in XenCenter nicht zur Verfügung stehen.

Sobald neue Updates für Xen vorliegen, werden Sie im XenCenter über den Bereich Notifications informiert. Durch Auswahl der Updates können Sie diese über das CentCenter auf dem XenServer installieren lassen.

Frisch bleiben: Über das XenCenter installieren Sie auch Updates auf dem Server.

Virtuelle Server können Sie entweder direkt über Datenträger installieren, die Sie auf dem Host anlegen, oder Sie binden ISO-Dateien auf dem Host ein. Die Vorgehensweise dazu ist folgende:

Da XenServer grundsätzlich über kein eigenes Dateisystem verfügt, müssen Sie die ISO-Datei über eine Freigabe anbinden:

1. Klicken Sie in XenCenter im Menüband auf Storage\New SR.

2. Wählen Sie Windows File Sharing (CIFS) aus.

3. Geben Sie den UNC-Pfad der Freigabe sowie den Benutzernamen und das Kennwort für den Zugriff an.

4. Danach steht die Freigabe zur Verfügung. Klicken Sie auf die Freigabe in XenCenter und wechseln auf die Registerkarte Storage, dann sind die ISO-Dateien zu sehen.

5. Wenn Sie einen neuen Server über das XenCenter erstellen, stehen die ISO-Dateien in der Freigabe zum Booten zur Verfügung.

Virtualisieren Sie mit dem XenServer vor allem ein einzelnes Betriebssystem, wie Windows Server 2012 R2, Windows 7/8 oder eine bestimmte Linux-Version, ist der einfachste Weg, die CD im Laufwerk zu belassen.

Virtuelle Maschinen in XenServer erstellen

Nachdem Sie XenCenter an XenServer angebunden haben, können Sie über das Kontextmenü des Servers und die Auswahl von New VM über einen Assistenten neue virtuelle Server erstellen. Die Vorgänge dabei entsprechen im Prinzip den Assistenten in VMware ESXi und Microsoft Hyper-V.

Nützliches Hilfsmittel: Über XenCenter erstellen Sie auf Basis eines Assistenten neue virtuelle Server.

Im Assistenten zum Erstellen eines neuen virtuellen Servers legen Sie ferner die Größe der virtuellen Festplatten sowie weiterer Einstellungen fest. Die meisten Einstellungen können Sie nachträglich ändern, die Größe der Festplatte sollten Sie möglichst gleich korrekt setzen. Allerdings können Sie auch die Größe von Festplatten in den Eigenschaften der VM ändern. Dazu muss die VM aber ausgeschaltet sein. Negativ fällt auf, dass auch die neue Version 6.5 leider keine VHDX-Dateien unterstützt. Ob diese Funktion irgendwann noch nachgereicht wird, ist derzeit noch nicht abzusehen.

VMs auf Abruf: Über den Assistenten in XenCenter steuern Sie auch die Erstellung von virtuellen Servern.

Sobald Sie die VM erstellt haben, können Sie die Installation starten, so wie bei anderen virtuellen Servern. Dazu steht die Registerkarte Console zur Verfügung. Hier sehen Sie den Inhalt des Bildschirms Ihrer erstellten VM. Nach der Installation können Sie die VMs alternativ über herkömmliche Fernwartungsmöglichkeiten verwalten.

Durchblick: Nach der Erstellung sehen Sie den Bildschirminhalt der VM auf der Registerkarte Console.

Wie bei VMware und bei Hyper-V, gibt es bei Citrix ebenso Erweiterungen für das Betriebssystem, mit denen sich der Server besser virtualisieren lässt. In Citrix XenServer tragen diese Dienste die Bezeichnung "Citrix XenServer Tools". Sie installieren diese über das Menü VM mit der Option Install XenServer Tools. Die Installationsdateien werden dabei in ein virtuelles Laufwerk eingelegt, und Sie starten die Installation innerhalb der VM.

XenServer-VMs in der Linux-Konsole verwalten

Um virtuelle Server automatisch starten zu lassen, müssen Sie einige Konsolenbefehle eingeben. Im XenCenter klicken Sie dazu auf den Server und wechseln dann auf die Registerkarte Console. Hier können Sie Linux-Befehle verwenden, um Xen im Netzwerk zu verwalten.

Um virtuelle Server automatisch starten zu lassen, müssen Sie zunächst die UUIDs der Pools anzeigen lassen, die Sie im Xen-Netzwerk einsetzen. Dazu verwenden Sie den folgenden Befehl:

xe pool-list

Merken Sie sich die UUID in der ersten Zeile. Notieren Sie die UUID oder kopieren Sie diese. Danach erlauben Sie dem XenServer den generellen Autostart von VMs:

xe pool-param-set uuid=<UUID> other-config:auto_poweron=true

In unserem Beispiel wäre der Befehl:

xe pool-param-set uuid=18e1cf62-6df2-54ff-5e30-6d539f482677 other-config:auto_poweron=true

Danach legen Sie fest, welche VMs im Pool Sie für den Autostart konfigurieren wollen. Dazu rufen Sie mit xe vm-list eine Liste aller VMs auf. Kopieren Sie die UUIDs der VMs, die Sie automatisch starten wollen.

Starthilfe: Im XenCenter können Sie über die Linux-Konsole auch Systemeinstellungen wie den Autostart von VMs steuern.

Jetzt können Sie den Autostart für VMs mit folgendem Befehl aktivieren:

xe vm-param-set uuid=<UUID> other-config:auto_poweron=true

Diese Einstellung müssen Sie für jede VM wiederholen.

XenServer im Netzwerk verwalten

Bei der Verwaltung von XenServer sollten Sie auch immer den Bereich Notifications im Auge behalten. Neben Updates finden Sie hier wichtige Systemmeldung und Fehler des Servers. Außerdem sehen Sie hier Informationen zum Startverhalten von VMs und installierter Updates.

Server-Monitoring: XenServer bietet über das XenCenter auch eine effiziente Überwachung.

Über das Kontextmenü des XenServers und die Auswahl von Properties erreichen Sie wichtige Systemeinstellungen. Hier können Sie über E-Mail options auch E-Mail-Benachrichtigungen konfigurieren.

Um das Startverhalten von VMs zu steuern, verwenden Sie die Eigenschaften der entsprechenden VM und den Menüpunkt Boot options oder Start options. Ein wichtiger Bereich ist ferner der Menüpunkt Infrastructure. Hier sehen Sie alle XenServer im Netzwerk und alle angebundenen VMs. Außerdem sind hier die Vorlagen für verschiedene Betriebssysteme zu finden. Über das Kontextmenü von VMs können Sie an dieser Stelle gleich neue VMs erstellen.

Gut zu wissen: In XenCenter können Sie auch mit Vorlagen arbeiten.

P2V-Migration - XenConvert

Citrix bietet auch die Möglichkeit physische Server in virtuelle Server zu konvertieren. Dazu steht das Tool XenConvert zur Verfügung. Das Tool erstellt auf physischen Servern eine VHD-Datei, die auf Basis von Citrix XenServer virtualisiert werden kann. Im Grunde genommen funktioniert Citrix XenConvert wie das kostenlose Microsoft-Tool Disk2VHD.

Fazit

Citrix XenServer ist durchaus ein brauchbares Produkt zur Virtualisierung. Allerdings bietet die Lösung keinerlei Vorteile gegenüber VMware ESXi oder Microsoft Hyper-V. Es fällt schnell auf, vor allem durch die Neuerungen in Version 6.5, dass Citrix den Schwerpunkt seiner Virtualisierungslösung auf Virtual Desktop Infrastructure lenkt. Wer auf der Suche nach einer einfachen VDI-Umgebung ist, sollte einen Blick auf Citrix XenServer werfen. Wer vor allem Server auf Linux-Basis virtualisieren will, ist mit VMware sicher besser aufgehoben. Geht es um die Virtualisierung von Windows-Servern, taugen VMware, aber auch Microsoft Hyper-V.

Da alle Produkte zudem kostenlose Versionen zur Verfügung stellen, sollten Administratoren mit den Möglichkeiten der verschiedenen Umgebungen experimentieren. Denn auch wenn der Schwerpunkt von Citrix im Bereich VDI liegt, lassen sich unproblematisch virtuelle Server betreiben. Wer bereits auf die Vorgängerversion von Citrix XenServer setzt, sollte sich die aktuelle Version in jedem Fall installieren. Allein die Umstellung auf 64-Bit und die Verwendung des Linux-Kernels 3.1.0 bringen Stabilitäts- und Leistungsvorteile. (hal)