Desktop-Virtualisierung

Citrix XenDesktop 4: Architektur und Konzepte

18.07.2010 von Johann Baumeister,
Die Virtualisierung des Desktop steht in den Startlöchern. Citrix hat dazu sein Produkt XenDesktop erneuert. Die Architektur und die Funktionsmodelle von XenDesktop 4 zeigen wir in diesem Beitrag.

Die Virtualisierung des Desktop ist die zweite Stufe auf dem Weg zu einer vollständig virtualisierten IT. Durch die Desktop-Virtualisierung wird die Bereitstellung von Arbeitsumgebungen für die Benutzer vereinfacht. Mitunter werden unter dem Begriff Desktop-Virtualisierung mehrere unterschiedliche Modelle zusammengefasst.

Auch Citrix subsumiert unter XenDesktop unterschiedliche Varianten der Desktop-Bereitstellung. Teilweise fließen die Modelle auch ineinander über oder werden in eines integriert. Die Unterscheidung ist nicht mehr so klar zu treffen. Daher wollen wir kurz die unterschiedlichen Varianten aufschlüsseln:

Applikationsvirtualisierung streamt Anwendungen

Freie Wahl: Auf die virtualisierten Desktops kann auch mittels Thin Client zugegriffen werden. (Quelle: HP).

Bei der Applikationsvirtualisierung werden die Programme nicht mehr fest auf den Benutzergeräten installiert, sondern bei Bedarf geladen ­ man spricht hier auch vom Streaming der Applikationen. Das darf aber nicht mit dem Streaming von Desktops verwechselt werden. Bei der Applikationsvirtualisierung sind diese vorher auf einem zentralen Server zu Paketen zu schnüren. Der Benutzer erhält dann Links auf seinem Desktop zu diesen Paketen. Damit der Benutzer diese Applikation starten kann, muss er folglich eine Verbindung zum zentralen Server besitzen.

Für Notebooks gilt dies jedoch nicht immer. Um auch mobile Geräte mittels Applikationsvirtualisierung zu unterstützen, haben die Hersteller die Konzepte erweitert. Nunmehr lassen sich die gestreamten Anwendungen auf der Client-Seite auch zwischenpuffern und für spätere Aufrufe vorhalten. Zu den Anwendungen in diesem Segment zählen die Produkte der Unternehmen Microsoft mit App-V, Landesk und dessen Application Virtualization sowie Altiris mit seiner Software Virtualization Solution. Citrix hat eine vergleichbare Funktion in XenApp integriert. Auch hier werden die Applikationen zur Laufzeit von XenApp auf die Clients übertragen.

Präsentationsvirtualisierung zentralisiert Rechenleistung

Bei der Präsentationsvirtualisierung (Presentation Virtualization) haben sich vor allem Citrix und dessen Presentation Server einen Namen gemacht. Presentation Server wurde mit der Übernahme von Xen in XenApp umbenannt. Es fußt auf den Grundlagen der Terminal Services von Microsoft, die heute Remote Desktop Services heißen. Bei der Präsentationsvirtualisierung entfällt die Softwareverteilung im klassischen Sinne. Stattdessen muss der Administrator den Benutzern lediglich die Applikation zuweisen.

Universell: Die Architektur von XenDesktop lässt unterschiedliche Endgeräte zu.

Citrix verknüpft heute die Techniken der Präsentationsvirtualisierung mit denen der Desktop-Virtualisierung. Ausgeführt werden die Applikationen dann aber ausschließlich auf dem zentralen Server, dem XenApp-Server oder dem Windows Server 2008 mit Remote Desktop Services. Das unterscheidet sie wiederum von der Applikationsvirtualisierung, denn bei dieser werden die Anwendungen auf dem Client-Gerät ausgeführt. Bei der Präsentationsvirtualisierung laufen die Programme auf dem zentralen Server. Der Benutzer erhält lediglich die Bildschimausgaben übermittelt. Seine Mausaktionen und Tastatureingaben werden wieder auf den zentralen Server zurückübertragen.

Der größte Vorteil der Präsentationsvirtualisierung ist die vereinfachte, weil zentrale, Verwaltung von Benutzerapplikationen. Der Nachteil der zentralisierten Verfahren besteht im Zwang der permanenten Netzwerkanbindung des Desktops zu seinem Server - ohne diese ist kein Betrieb möglich. Da aber die Clients oftmals ohnehin eine Verbindung zu den Daten oder zu weiteren zentralisierten Anwendungen im Netz benötigen, gilt diese meist generell.

Desktopvirtualisierung mit vielen Freiheitsgraden

Beim Modell der klassischen Desktop-Virtualisierung wird der komplette Desktop eines Benutzers zentral vorgehalten. Der Terminus "klassische" Desktop-Virtualisierung wird deswegen gewählt, weil diese Modell derzeit einer regen Änderung und Anpassung unterliegt. Die Desktop-Virtualisierung zentralisiert also wie die Präsentationsvirtualisierung die Last auf dem Server. Sie geht aber weit darüber hinaus: Bei der Desktop-Virtualisierung erhält der Benutzer einen eigenen Rechner zugewiesen; dieser wird auf einem x86-Rechner im Rechenzentrum ausgeführt.

Dieser x86-Rechner ist gewissermaßen die Ausführinstanz, die den Benutzer-Desktop abbildet. Dabei werden unterschiedliche Modelle unterstützt.

Individueller und Shared-Desktop

Neben dieser Trennung der Desktops nach der Ausführumgebung wird auch nach weiteren Kriterien unterschieden

Variantenreich: Citrix unterscheidet nach sechs unterschiedlichen Betriebsmodellen für die Benutzerarbeitsplätze.

Die oben erwähnten Varianten stellen die prinzipiellen Möglichkeiten der Bereitstellung von Benutzerarbeitsplätzen und Anwendungen dar. Citrix wählt in seinen Darstellungen eine etwas andere Form und unterscheidet nach sechs Modellen. Dabei wird nach Client-seitiger Ausführung und nach der Ausführung der Anwendung auf der Serverseite unterscheiden. Diese Modelle von Citrix decken sich aber mit der oben beschriebenen Trennung. Bei den "virtuellen Applikationen" in der Citrix-Darstellung handelt es sich um eine Form der Applikationsvirtualisierung, wie sie oben erläutert wurde.

Fazit und Ausblick

Die Virtualisierung der Benutzerarbeitsplätze bricht mit einer mehr als 20-jährigen Tradition der PCs und ihrer lokalen Betriebssysteme und Anwendungen. Die Verwaltung der Benutzergeräte einer verteilten IT-Infrastruktur wird damit sicherlich einfacher. Dafür erhöht sich aber der Verwaltungsaufwand in der Zentrale. Allein die oben dargestellten Modelle zeigen, dass dies nicht ohne konzeptionelle Vorarbeit und Planung erfolgen sollte. Bei größeren Mengen an Benutzergeräten wird das Prinzip aber durchaus Punkte sammeln können.

Citrix Systems hat aktuell eine neue Version von Citrix XenDesktop vorgestellt. Sie enthält die beiden Komponenten XenClient und XenVault. Die neuen Technologien ermöglichen es der IT, Laptop-Nutzer in das unternehmensweite Desktop-Virtualisierungs-Konzept zu integrieren.

Der XenClient ist ein Client Hypervisor, der es ermöglicht, virtuelle Desktops direkt auf Endgeräten laufen zu lassen. Dabei bietet er die Vorteile einer virtuellen Desktop-Infrastruktur. Zudem können Anwender problemlos online und offline arbeiten, ohne sich ein- und ausloggen zu müssen. Da XenClient auf jeder unterstützten PC-Hardware läuft, eignet sich das System für Firmen-Laptops ideal.

XenVault unterstützt sowohl virtuelle als auch physische Desktops und eignet sich daher für Mitarbeiter, die ihren eigenen Laptop als Endgerät einsetzen. Wenn ein Vertrag ausläuft, ein Mitarbeiter kündigt oder der Laptop verloren geht oder gestohlen wird, bleiben die Unternehmensdaten somit trotzdem geschützt.

Die XenClient- und XenVault-Technologien werden mit dem neuen XenDesktop 4 Feature Pack 2 Release ausgeliefert, das Ende September 2010 zur Verfügung steht. XenClient ist kostenfrei für alle Kunden mit XenDesktop Enterprise und Platinum Edition verfügbar. (hal)