Catwalk der Dual-Core-CPUs

18.03.2005 von Christian Vilsbeck
Dual-Core-Designs bestimmen in Kürze die Prozessorszene. Intel gewährt bereits Einblicke in die neuen Modelle Pentium D, Presler, Dempsey, Yonah & Co. AMDs Dual-Core-Kollektionen Toledo und Italy wirken dagegen fast blass.

Ungewohnt freizügig präsentierte Intel seine künftige Dual-Core-Kollektion auf der Frühjahrsausgabe des Intel Developer Forums im März 2005. Eine Doppelkern-CPU nach der anderen flanierte über die Bühne. Einige wurden noch auf Tabletts getragen, andere zeigten sich bereits in voller Aktion. Und manche erschienen sogar hüllenlos ohne Schutzkappe, die entblößten Dies zogen verwunderte Blicke auf sich.

AMDs Dual-Core-Kollektion wirkt dagegen fast schon etwas "von gestern" - wohl sehr zum Unbehagen des Herstellers. Denn der Hersteller plante bei der AMD64-Architektur die Option auf einen zweiten Kern von Anfang an ein - und dies anno 2000. Darauf darf AMD zweifelsohne stolz sein. Das Unternehmen betonte dies wiederholt zu Recht, doch der Kunde hat davon nichts. Der kann bereits im zweiten Quartal 2005 nach der Pentium-D-Kollektion greifen. AMDs Athlon 64 "Toledo" mit Dual-Core wird erst im Laufe des zweiten Halbjahres 2005 in den Schaufenstern landen.

Den Applaus der Masse holt sich somit wohl Intel ab - Gerechtigkeit hin oder her. Immerhin, Mitte 2005 will AMD den Opteron "Italy" mit Dual-Core vorstellen. Das Blitzlichtgewitter wird wohl geringer ausfallen, denn Doppelkerne sind dann ja nicht mehr neu. Zudem sind Server-Prozessoren mit weniger "Glamour" versehen, obwohl der Kenner sehnlich auf dieses neue Opteron-Design wartet.

So sind AMDs Dual-Core-Designs der "multithreaded" agierenden Server-/Workstation-Szene bereits jetzt wie auf den Leib geschneidert. Intel enthält den Xeon-Prozessoren sein "Dual-Chip-Outfit" noch bis zum ersten Quartal 2006 vor. Allerdings präsentierte Intel diese Xeon-Modelle im engen 65-nm-Dress bereits publikumswirksam in Betrieb.

Alle Details, Bilder sowie erste Benchmarks zu AMDs und Intels Dual-Core-Kollektionen der nächsten 12 Monate für Desktop-PCs, Notebooks sowie Servern & Workstations finden Sie in diesem Artikel.

Pentium D & Extreme Edition 840

Im zweiten Quartal 2005 will Intel seine Dual-Core-Desktop-CPUs auf den Markt bringen. Den bisher mit Codenamen "Smithfield" bezeichneten Prozessor wird Intel als Pentium D vorstellen, wie der Hersteller auf dem Intel Developer Forum bekannt gab. Für die Extreme Edition mit Doppelkern hat Intel den Namen "Pentium Extreme Edition 840" auserkoren. Die Bezeichnung "Pentium 4" wird bei den aktuellen Single-Core-Produkten weitergeführt.

Die Dual-Core-CPUs Pentium D und Pentium Extreme Edition 840 verwenden ein Single-Die-Design. Beide Cores sind somit auf einem Siliziumplättchen integriert. Jeder Core kann auf einen eigenen 1 MByte großen L2-Cache zurückgreifen. Die Prozessorkerne basieren auf der NetBurst-Architektur des Pentium 4. Beide Cores sind über einen gemeinsamen 800 MHz schnellen Prozessorbus verbunden. Beim Steckplatz setzt Intel weiterhin auf die LGA775-Ausführung des Pentium 4. Laut Intel arbeiten die Dual-Core-CPUs aber nicht in Mainboards mit 915/925er Chipsätzen.

Angaben zu den Taktfrequenzen des Pentium D machte Intel im Gegensatz zur 840er Extreme Edition, die mit 3,20 GHz arbeitet, noch nicht. Laut den tecCHANNEL vorliegenden Roadmaps beträgt sie zum Debüt 2,80, 3,00 und 3,20 GHz. Entsprechend werden die CPUs die Bezeichnungen Pentium D 820, 830 und 840 erhalten - was von Intel aber noch nicht offiziell bestätigt wurde.

Der Pentium D und der Pentium Extreme Edition unterscheiden sich nur durch Hyper-Threading. Dieses ist bei der Extreme Edition aktiviert, wodurch sich die CPU als 4-Wege-Prozessor zu erkennen gibt. Die Cache-Größen und die FSB-Taktfrequenz von 800 MHz sind identisch. Zu den weiteren Features der CPUs zählen die XD-Technologie zum Schutz vor Buffer Overflows sowie die 64-Bit-Erweiterung EM64T. Die Virtualisierungstechnologie Vanderpool ist bei den Prozessoren noch nicht integriert. Intel fertigt die Smithfield-CPUs im 90-nm-Prozess. Auf einer Die-Fläche von 206 mm² breiten sich 230 Millionen Transistoren aus.

Die Single-Core-Prozessoren Pentium 4 5xx und 6xx bleiben nach der Vorstellung der Dual-Core-CPUs parallel im Programm.

Erste Dual-Core-Benchmarks

Anhand einer Live-Demonstration des Render-Benchmarks CINEBENCH 2003 "veröffentlichte" Intel auf dem Intel Developer Forum erste Performance-Werte der Pentium Extreme Edition 840 mit Dual-Core-Technologie. Die Extreme Edition mit Hyper-Threading arbeitet mit 3,20 GHz Taktfrequenz.

Im CINEBENCH 2003 erreicht die 840er CPU beim Rendern mit einem Thread einen Performance-Wert von 229 Punkten. Bei diesem Test werden der zweite Core und Hyper-Threading nicht genutzt. Dagegen fließen die Vorteile der Dual-Core-Technologie sowie von Hyper-Threading im Multithreaded-Test von CINEBENCH 2003 ein. Der Benchmark gibt jetzt 692 Punkte als Ergebnis aus. Dies entspricht einer Beschleunigung um den Faktor 3,0 - der allerdings sehr hoch anmutete.

Im tecCHANNEL-Testlabor erreicht beispielsweise ein Pentium 4 540 mit ebenfalls 3,20 GHz Taktfrequenz im Singlethread-Test mit 281 Punkten einen deutlich höheren Wert. Der Core des Pentium 4 wird auch in der 840er Extreme Edition verwendet, so dass die 229 Punkte deutlich zu niedrig lagen. In einem daraufhin von tecCHANNEL mit Intel durchgeführten Nachtest der Pentium Extreme Edition 840 lieferte der Singlethread-Benchmark dann einen Wert von 282 Punkten - der Multithreaded-Wert blieb mit 690 fast unverändert. Damit erreicht die Dual-Core-CPU jetzt eine Beschleunigung um den Faktor 2,4. Ob hier bei der ersten Demonstration gewollt der Faktor 3 erscheinen sollte oder tatsächlich etwas schief lief, wird wohl ungeklärt bleiben.

Weitere Performance-Werte der Pentium Extreme Edition 840 lieferte Intel im Vergleich zum aktuellen Pentium 4 3,73 GHz Extreme Edition. So ist die 3,20-GHz-Dual-Core-CPU beim Video-Encoding mit Adobe Premiere 50 Prozent schneller. Rendering mit 3D Studio Max erledigt die 840er CPU 52 Prozent flinker. Und das Spielen bei gleichzeitig aktiver Hintergrundanwendung ermöglicht der Pentium Extreme Edtion 840 mit 124 Prozent höheren Frame-Raten.

2006er Presler mit Doppel-Die

In der ersten Jahreshälfte 2006 will Intel mit dem Presler den Nachfolger der Smithfield-Prozessoren Pentium D und Pentium Extreme Edition vorstellen. Presler wird Intels erste Desktop-CPU mit einer Strukturbreite von 65 nm sein. Intel stattet den Prozessor ebenfalls mit der Dual-Core-Technologie aus.

Im Gegensatz zu den Smithfield-CPUs besitzt beim Presler jeder der beiden Cores ein eigenes Siliziumplättchen. Beide Dies sind in einem Gehäuse integriert und über einen gemeinsamen Prozessorbus verbunden. Intel verwendet beim Presler den Begriff Multichip-Design.

Viele Details zur Architektur des Presler wurden von Intel noch nicht verraten. Allerdings entspricht ein veröffentlichtes Blockdiagramm der Presler-Cores der NetBurst-Architektur des Pentium 4 und der Smithfield-CPUs Pentium D und Extreme Edition. Bekannt gab der Hersteller bereits, dass jeder Core über einen 2 MByte großen L2-Cache verfügt - wie die Pentium-4-6xx-Serie. Beim Steckplatz setzt Intel beim Presler weiterhin auf die LGA775-Ausführung. Zu den Features von Presler zählen die 64-Bit-Erweiterung EM64T sowie die XD-Technologie zum Schutz vor Buffer Overflows.

Presler in Aktion - zweifacher Cedar Mill

Intel demonstrierte auf dem Intel Developer Forum bereits einen Prototypen des Presler-Prozessors im Betrieb. Die Dual-Core-CPU gibt sich durch die zusätzliche Hyper-Threading-Technologie als ein 4-Wege-Prozessor zu erkennen. In der Presler-Vorführung zeigte Intel gleichzeitig die Virtualisierungstechnologie Vanderpool, die in die CPU integriert ist. Als VM-Software wurde dabei eine Hitachi-Lösung verwendet.

Ebenfalls in der ersten Jahreshälfte 2006 wird Intel eine Desktop-CPU mit dem Codenamen "Cedar Mill" vorstellen. Cedar Mill ist laut Intel der legitime Nachfolger des Pentium 4. Die CPU setzt wieder auf einen Single-Core. Der Prozessorkern entspricht hinsichtlich der Features dem Presler. So verwendet die Presler-CPU laut Intel auch zwei Cedar-Mill-Dies.

Yonah: Dual-Core im Notebook

Intels aktuelle Centrino-Mobile-Plattform auf Sonoma-Basis wird zum Jahreswechsel 2005/2006 von Napa abgelöst. Kern von Napa ist der im 65-nm-Verfahren hergestellte Dual-Core-Prozessor Yonah.

Intel stattet Yonah mit der "Digital Media Boost" getauften Technologie aus. Neben SSE/SSE2 erhält die CPU dafür die SSE3-Befehlssatzerweiterung des Pentium 4. Yonah erlaubt durch Architekturerweiterungen pro Taktzyklus zudem mehrere MicroOps Fusions. Diese MicroOps-Fusion-Technologie analysiert die Instruktionen des Programmablaufs. Wenn sich mehrere Operationen zusammenfassen lassen, werden sie zu einem neuen Befehl verschmolzen. Außerdem spricht Intel beim Yonah von allgemein verbesserter Floating-Point-Performance, ohne hierzu nähere Angaben zu machen.

Zum Stromsparen verwendet Yonah die "Dynamic Power Coordination". So arbeiten beide Cores mit Intels SpeedStep-Verfahren zum dynamischen Senken der Taktfrequenz und Core-Spannung. Die dynamische Anpassung erfolgt dabei koordiniert zwischen beiden Kernen.

Durch ein in jedem Core integriertes Clock-Gating lassen sich einzelne inaktive Units unabhängig voneinander abschalten. Baugruppen wie die PLL müssen sich dagegen beide Cores teilen. Dadurch kann ein Core beispielsweise erst in den C4-State (Deep Sleep) schalten, wenn sich der andere Prozessorkern ebenfalls im C4-Mode befindet.

Zwischen den Cores erfolgt dabei eine Abfrage. Yonah verfügt mit dem "Advanced Thermal Manager" über ein an die Dual-Core-Technologie angepasstes Thermal-Monitoring. Laut Intel sollen Napa-Notebooks auch höhere Akkulaufzeiten als Sonoma-basierende erreichen.

Zu den weiteren Features des Yonah-Prozessors zählen die Virtualisierungstechnologie Vanderpool sowie iAMT - Intels Active Management Technology. Außerdem stattet Intel die Dual-Core-CPU mit der 64-Bit-Erweiterung EM64T aus, wie einer Intel-Präsentation auf der CeBIT 2005 zu entnehmen war.

Yonah-Demo mit 1,47 GHz

Intel hat den Yonah-Prozessor auf dem Intel Developer Forum in einem Notebook, einem Slimline-Desktop-PC und einem Napa-Evaluation-Mainboard demonstriert. Dabei wurde jeweils das Abspielen eines Audio-Streams und parallel dazu Video-Rendering vorgeführt. Auf einer Sonoma-Plattform stockte die Audio-Wiedergabe während des Renderns, beim Yonah "selbstverständlich" nicht.

Ein kurzer Blick auf die Systemeigenschaften des Slimline-PC-Demosystems zeigte die Taktfrequenz des Yonah-Prototypen an. Dabei meldet sich die CPU als "Pentium M CPU 000 @ 1.46 GHz" mit angezeigten 1,47 GHz Taktfrequenz.

Rückschlüsse auf die finale Taktfrequenz der Dual-Core-CPU Yonah sind aber nur bedingt möglich. Vermutlich liegt sie - wie schon bei den Desktop-CPUs - unterhalb der Frequenz der Single-Core-Prozessoren. Derzeit arbeitet der schnellste Pentium M 770 mit einem Takt von 2,13 GHz.

Xeon DP "Dempsey" im Betrieb

Im ersten Quartal 2006 erscheint Intels erster Xeon mit Dual-Core-Technologie. Der mit dem Codenamen "Dempsey" versehene Xeon DP wird im 65-nm-Prozess hergestellt. Dempsey ist der Nachfolger der 2-Wege-CPU Xeon DP "Irwindale". Mit der Dual-Core-CPU schwenkt Intel vom bisherigen Xeon-Steckplatz Socket 604 auf den neuen LGA771 um.

Jeder Core erhält beim Dempsey ein eigenes Siliziumplättchen. Dieses Multichip-Design verwendet Intel auch beim Pentium-D-Nachfolger Presler. Bei der Demonstration des Dempsey auf dem Intel Developer Forum sind zwei CPUs im Einsatz. Entsprechend weist der Task-Manager von Windows acht logische CPUs aus - vier pro Dempsey.

Neben der Dual-Core-Technologie verwenden die CPUs zusätzlich Intels Hyper-Threading-Technologie. Als Dual-Core-Chipsätze für Dempsey stehen dann "Blackford" (für Server) und "Greencreek" (für Workstations) bereit. Die Chipsätze bieten als Besonderheit für jede CPU einen eigenen Prozessorbus. Bisher mussten sich zwei Prozessoren einen FSB teilen. Des Weiteren unterstützen Blackford/Greencreek FB-DIMMs, Active Management, Virtualisierung sowie die I/O-Acceleration-Technologie.

Xeon MP "Paxville" mit Quad-Channel-Chipsatz

Der Xeon MP für Mehrwegesysteme erhält noch im März 2005 einen Nachfolger sowie eine neue Plattform. Dann erscheint der Cranford zusammen mit dem Chipsatz E8500 (Codename Twin Castle) für vier CPUs. Hinter Cranford verbirgt sich im Prinzip der Nocona-Xeon, erweitert um die 4fach-SMP-Fähigkeit. Allerdings arbeitet Cranford nur mit 667-MHz-FSB-Taktfrequenz - statt 800 MHz beim Nocona. Die Cache-Konfiguration ist identisch: 1 MByte L2-Cache und kein L3-Cache. Beim Cranford führt Intel die 64-Bit Extension Technology erstmals bei der Xeon-MP-Serie ein. Die Fertigung des Single-Core-Prozessors erfolgt im 90-nm-Prozess.

Während der Cranford "günstige" 4-Wege-Systeme adressiert, erhält der im zweiten Quartal 2005 erscheinende Potomac zusätzlich einen 8 MByte großen L3-Cache. Als Chipsatz sieht Intel ebenfalls den neuen E8500 "Twin Castle" vor. Der Chipsatz unterstützt als Besonderheit Quad-Channel-DDR2-400-Speicher. Die Prozessoren steuert Twin Castle mit zwei unabhängigen 667-MHz-Prozessorbussen an.

Auch ist der Chipsatz laut Intel bereits für die Dual-Core-Technologie konzipiert. Der erste Xeon MP mit Doppelkern erscheint im ersten Quartal 2006. Als Codename hat der Hersteller "Paxville" auserkoren. Die CPU vereint dabei beide Cores auf einem Die - im Gegensatz zum Xeon DP "Dempsey". Paxville wird weiterhin im 90-nm-Prozess gefertigt und erhält noch 2006 mit "Tulsa" einen Nachfolger. Bei Tulsa handelt es sich um den ersten Xeon MP mit 65 nm Strukturbreite. Paxville und Tulsa verwenden weiterhin den E8500-Chipsatz.

Dual-Core-Itanium mit 1,72 Milliarden Transistoren

Im vierten Quartal 2005 stellt Intel mit dem "Montecito" die nächste IA64-Prozessorgeneration vor. Bei Montecito handelt es sich um den Nachfolger des Madison 9M. Der weiterhin zum Itanium 2 kompatible Prozessor enthält zwei unabhängige Cores, vereint auf einem Siliziumplättchen. Als Starttaktfrequenz visiert Intel 2,0 GHz an.

Beim Montecito besitzen beide Cores ihren eigenen L3-Cache. Von einem Unified-L3-Cache hat Intel abgesehen, weil die Latenzzeit beim Zugriff zu hoch wäre. Jeder Core entspricht beim Montecito einem "Madison 9M". Allerdings spendiert Intel den Cores mit je 12 MByte nochmals einen größeren L3-Cache. Auch der L2-Cache des Montecito erhält mit je 256 KByte für Daten und 1 MByte für Befehle pro Core ein erweitertes Fassungsvermögen. Der im 90-nm-Prozess gefertigte Dual-Core-Itanium verfügt mit allen weiteren Puffern über einen Gesamt-Cache von 27,5 MByte. Intels Montecito besitzt damit eine rekordverdächtige Transistorzahl von 1,72 Milliarden.

Ein Arbiter schaltet die beiden Cores des Montecito auf ein gemeinsames Bus-Interface. Intel verwendet beim Montecito wieder den Itanium-2-Sockel PAC611. Damit eignet sich der Dual-Core-Prozessor zum Upgrade vorhandener Itanium-2-Systeme. Alternativ wird es den Montecito mit von 400 auf 533 und 667 MHz angehobener Bustaktfrequenz geben. Laut Intel begnügt sich Montecito durchschnittlich mit 100 Watt Verlustleistung. Die CPU läge damit unterhalb der plattformstabilen 130 Watt der Itanium-Prozessoren.

Montecito mit "HT, VT, Foxton & Pellston"

Intel führt beim Montecito eine neue Variante der Hyper-Threading-Technologie bei den IA64-CPUs ein. Der Prozessor präsentiert sich dann nach außen wie ein 4-Wege-System. Montecito unterstützt zudem Intels Virtualisierungstechnologie. Außerdem stattet Intel den Montecito mit den zwei neuen Technologien "Foxton" und "Pellston" aus. Während Foxton die Performance regelt, erhöht Pellston die Cache-Zuverlässigkeit.

Bei Foxton wird die Performance mit Bezug auf die maximal erlaubte Thermal Design Power (TDP) ausgesteuert. Diese Technologie erweitert das Demand Based Switching (SpeedStep-Verfahren) der Xeon-Prozessoren mit Nocona/Irwindale-Core. Foxton erhöht die Performance (Taktfrequenz) des Prozessors dynamisch in Abhängigkeit von der aktuellen Leistungsaufnahme. Je nach anliegendem Workload liefert die CPU eine optimale Performance. Die maximal spezifizierte TDP wird dabei stets eingehalten.

Foxton erkennt somit einen Spielraum in der aktuellen Leistungsaufnahme und kann die Performance um zehn Prozent erhöhen - gegenüber CPUs ohne Foxton. Für die Funktion sind im Prozessor Temperatur-, Leistungsaufnahme- und Spannungssensoren integriert. Die Steuerung von Foxton übernimmt ein ebenfalls integrierter Mikro-Controller. Wird beispielsweise die zulässige TPD überschritten, so reduziert Foxton sofort die anliegende Spannung und somit die Taktfrequenz. Nutzt die CPU den erlaubten Energiebedarf nicht aus, kann Foxton bei Bedarf die Spannung erhöhen, um die maximale Taktfrequenz zu ermöglichen. Sind dabei je nach Applikation nur bestimmte Execution Units in Aktion, dann "übertaktet" Foxton die CPU. Die TDP wird dabei eingehalten, weil nicht alle Units unter Last stehen.

Die Pellston-Technologie zur Erhöhung der Zuverlässigkeit des Cache kommt ebenfalls im Montecito erstmalig zum Einsatz. Pellston erlaubt dem Prozessor, Defekte in Cache-Lines zu entdecken. Wird ein Defekt registriert, so werden diese Zeilen automatisch deaktiviert und im weiteren Betrieb nicht mehr verwendet. Zusätzlich fängt Pellston 2-Bit-ECC-Fehler im L3-Cache ab, die aus Single-Bit-Hardware-Fehlern entstehen. Defekte im Cache führen mit der Pellston-Technologie nicht mehr zum Absturz - der Betrieb geht normal weiter.

Dual-Core-Athlon-64 "Toledo" mit 2,4 GHz

AMD zeigte bei einem Interview-Termin mit tecCHANNEL in San Francisco im März 2005 einen Athlon 64 mit Dual-Core-Technologie im Betrieb. Die unter dem Codenamen Toledo bekannte CPU soll in der zweiten Jahreshälfte 2005 auf den Markt kommen.

Bereits am 23. Februar 2005 machte AMD mit der ersten Demonstration eines Dual-Core-Athlon-64-Prozessors in der kalifornischen Firmenzentrale auf sich aufmerksam. AMDs erster Dual-Core-Prozessor für Desktop-PCs mit dem Codenamen Toledo gilt als Nachfolger des Athlon 64 FX. Aussagen zu der finalen Taktfrequenz des Toledo gibt es von AMD noch nicht. Der Prototyp arbeitete in dem Demosystem bereits mit 2,4 GHz Taktfrequenz. Damit liegt der Dual-Core-Athlon-64 nur 200 MHz unterhalb dem aktuellen Athlon 64 FX-55 mit 2,6 GHz Taktfrequenz. Die Core-Spannung des im 90-nm-SOI-Prozess gefertigten Engineering Samples beträgt 1,4 V. Beim 130-nm-Athlon-64-FX verwendet AMD noch eine Core-Spannung von 1,5 V.

Der Dual-Core-Prozessor Toledo wird im bekannten Socket 939 Platz nehmen. Durch entsprechende BIOS-Updates sollte die CPU in aktuellen Socket-939-Mainboards arbeiten. Somit setzt AMDs erster Dual-Core-Desktop-Prozessor auch weiterhin auf DualDDR400-Speicher. Als weiteres Feature wird der Toledo Intels SSE3-Befehlssatz beherrschen. AMD stattet aktuell seine Modelle bereits sukzessive mit SSE3 aus. Zu den ersten CPUs zählen die Opteron-Modelle 152, 252 und 852 sowie die Turion-Mobile-Prozessoren.

Dual-Core-Opteron Mitte 2005

Die Premiere von AMDs Dual-Core-Technologie erfolgt Mitte 2005 beim Server-/Workstation-Prozessor Opteron. Die entsprechenden Codenamen der Modelle lauten: Denmark (100er Serie), Italy (200er Serie) und Egypt (800er Serie). AMD führt somit die bekannten Opteron-Serien für 1-, 2- und 8-Wege-Systeme weiter.

Die Fertigung der Dual-Core-Opterons erfolgt in einem 90-nm-Prozess mit SOI-Technik. Wie AMD bereits auf dem Fall Processor Forum im Oktober 2004 bekannt gab, wird die maximale Leistungsaufnahme auf dem Niveau aktueller Opterons bleiben. So nennt Kevin McGrath, AMD Fellow und Manager Opteron Architecture, einen TDP-Wert von 95 Watt für den Dual-Core-Opteron. Durch den 90-nm-Prozess bleibt die Die-Größe ebenfalls auf dem Niveau aktueller 130-nm-Opterons mit 193 mm². Die Transistoranzahl steigt dagegen von 106 auf zirka 205 Millionen.

Als Architektur-Erweiterungen spendiert AMD dem Dual-Core-Opteron neben der SSE3-Erweiterung eine verbesserte Hardware-Prefetch-Logik. Damit will AMD Page-Crossing-Zustände optimieren und DRAM-Page-Konflikte minimieren. Zusätzlich kann der Dual-Core-Opteron mit vier Write Combining Buffers aufwarten.

Italy-Benchmarks

AMD vergleicht bei seinen auf dem Fall Processor Forum 2004 veröffentlichten Benchmarks zwei Dual-Opteron-Systeme. In einem System arbeiten zwei aktuelle Single-Core-Opterons, das andere ist mit zwei Dual-Core-Opterons ausgestattet. Die Dual-Core-Opterons arbeiten dabei mit 600 MHz (grüne Balken im Bild) und 1000 MHz (rote Balken) geringerer Taktfrequenz als die Single-Core-Opterons (blaue Balken).

Beim Single-Core-Opteron sprach Kevin McGrath, AMD Fellow und Manager Opteron Architecture, vom im Oktober 2004 schnellsten Opteron-Modell. Somit müsste es sich um den Opteron 250 mit 2,4 GHz Taktfrequenz handeln. Die Dual-Core-Opterons würden bei den gezeigten Benchmarks dementsprechend mit 1,4 und 1,8 GHz Taktfrequenz arbeiten. Laut McGrath werden Dual-Core-Opterons zum Launch auch geringere Taktfrequenzen als entsprechende Single-Core-Produkte haben.

Bei den verwendeten Benchmarks greift AMD auf SPEC zurück. So arbeitet die Dual-Core-Konfiguration beim SPECint_rate2000 um 60 Prozent schneller als das Single-Core-System. Bei den Fließkomma-Berechnungen SPECfp_rate2000 gibt AMD einen zirka 40 Prozent schnelleren Wert für die Dual-Core-Prozessoren an. Den SPEC-JBB-2000-Benchmark absolvieren die beiden Dual-Core-Opterons mit zirka 45 Prozent höherer Performance als das Single-Core-Doppelpack. Als weitere Performance-Angabe wählte AMD noch SPECweb99_SSL. Hier sorgt die Dual-Core-Konfiguration für einen gut 35 Prozent höheren Durchsatz.

Bei diesen Werten gilt es zu beachten, dass die Dual-Core-Opterons mit ihren "geschätzten" 1,8 GHz diese höheren Performance-Werte mit einer 25 Prozent geringeren Taktfrequenz als die Single-Core-CPUs erreichen.

Alle SPEC-Benchmark-Werte sind relative Prozentangaben und als estimated gekennzeichnet. Laut den strengen Regeln der SPEC muss eine Verfügbarkeit der getesteten Systeme spätestens drei Monate nach Veröffentlichung der Werte gewährleistet sein.

Meinung

Intel nutzte die Frühjahrsausgabe des Intel Developer Forums im März 2005 geschickt für die Präsentation seiner umfangreichen Dual-Core-Kollektion. Nirgendwo sonst sind die über Prozessoren schreibenden Journalisten aus aller Welt so konzentriert an einem Ort versammelt. Und während alle auf Demos und Details zu den im zweiten Quartal 2005 erscheinenden Smithfield-CPUs warteten, setzte Intel einen drauf.

So gab es zwar die Details, Samples und Benchmarks des Pentium D und Pentium Extreme Edition. Für mehr Aufsehen sorgten jedoch Presler, Yonah, Paxville und Co. Und mit der Demonstration bereits lauffähiger Dual-Core-Prototypen aus sämtlichen Produktbereichen wollte Intel wohl mit Nachdruck keine Zweifel an seiner "technologischen Führungsrolle" aufkommen lassen.

Dies, obwohl Intel wie auch AMD stets betonen, es gehe hier nicht um ein Rennen, wer die erste Dual-Core-CPU auf den Markt bringt. Doch so recht glauben kann ich es nicht. Warum sonst zog Intel die Smithfield-CPUs auf das zweite Quartal vor? Und seltsam, eine Woche vor dem Intel Developer Forum gab es von AMD eine Pressemeldung über die erfolgreiche Demonstration eines Dual-Core-Athlon-64...

Mit der Meldung zog AMD aber nur kurz die Aufmerksamkeit auf sich, insbesondere, weil es ja eigentlich nichts Neues war. Denn Demos von lauffähigen Dual-Core-Opterons gab es bereits im August, und dann wieder im Oktober 2004. Außerdem stellen der Athlon 64 und der Opteron prinzipiell die gleichen Prozessoren dar. Und das Interesse an sich wiederholenden Ereignissen flacht nun mal ab. So gesehen hatte Intel deutlich mehr zu bieten.

Wie ungerecht die Welt ist, mag sich AMD insgeheim auch beim Thema 64 Bit denken. So wird Intels 64-Bit-Erweiterung EM64T bei allen IA32-basierenden Dual-Core-CPUs zur Selbstverständlichkeit. Vorbei die Zeit des kleinlauten Erwähnens, dass jetzt auch Intel-CPUs die 64-Bit-Erweiterung beherrschen. So predigte Intels Senior Vice President Pat Gelsinger auf dem IDF lautstark "switch to 64-bit now". Schön war in diesem Zusammenhang auch der Satz aus einer Intel-Pressemeldung während des Entwicklerforums: "Microsoft und Intel haben gemeinsam den Weg für 64-Bit-Computing in den breiten IT-Markt geebnet".

Ob Intel Microsoft noch dazu bewegt, das Install-Verzeichnis auf der Ende April 2005 erwarteten finalen Windows-XP-x64-Edition-CD von \\AMD64 auf \\EMT64 umzutaufen? (cvi)