IT-Beratungsmarkt

Business Intelligence weiterhin hoch im Kurs

09.11.2009 von Holger Eriksdotter
BI-Systeme (Business Intelligence) sind für Unternehmen zum unverzichtbaren Mittel für Analyse, Reporting, Steuerung und strategische Planung geworden. Und der Trend hält an: Für die deutschen IT-Beratungshäuser und Systemintegratoren ist BI derzeit das wichtigste Technikthema. Denn in wirtschaftlich schwierigen Zeiten können Investitionen in BI-Systeme dazu beitragen, die Krise zu bewältigen.

Die ungebrochene Nachfrage nach BI spüren auch die IT-Berater: Nach einer Befragung des Marktforschungsunternehmen Lünendonk unter 50 führenden deutschen IT-Beratern und Systemintegratoren hat die Bedeutung von BI im Vergleich zur Vorjahresuntersuchung sogar noch zugenommen. Schon im letzten Jahr lag das Thema auf dem ersten Platz. Auf einer Skala von "keine Bedeutung (-2)" bis "sehr große Bedeutung (+2) sollten die befragten IT-Berater die für sie wichtigsten IT-Themen einstufen. Mit einer durchschnittlichen Bewertung von 1,22 (Vorjahr 1,19) belegt BI auch heuer wieder Rang eins. "Andere Marktuntersuchungen zu Trends und Entwicklung des BI-Markts bestätigen die große Nachfrage nach BI-Lösungen", schreiben die Autoren der Studie.

Das Thema Business Intelligence hat für IT-Berater und Systemintegratoren weiterhin höchste Bedeutung. (Quelle: Lünendonk)
Foto: Lünendonk

So hatten die Marktforscher von Lünendonk für ihr Trenddossier 2009 "Der Markt für Business-Intelligence-Standard-Software in Deutschland" 29 BI-Hersteller um ihre Einschätzung des Markts gebeten. Demnach rechnen die Anbieter in diesem Jahr im Schnitt mit rund 15 Prozent mehr Umsatz. Für die kommenden fünf Jahre erwarten sie sogar ein durchschnittliches jährliches Wachstum von knapp 18 Prozent. "Es gibt es eine Reihe großer Unternehmen, die insbesondere in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise verstärkt in BI-Systeme investieren, um sowohl ihre Kostenstrukur zu reduzieren als auch strategische Entscheidungen besser planen zu können", sagt Mario Zillmann, Projektleiter der Studie. Während die BI-Anbieter für ihre eigenen Unternehmen jeweils mit zweistelligen Zuwachsraten rechnen, zeigen sie sich bei der Frage nach der Entwicklung des BI-Gesamtmarkts deutlich pessimistischer. Für 2009 erwarten sie ein Marktwachstum um etwa fünf Prozent, für den Zeitraum 2009 bis 2014 einen durchschnittlichen Zuwachs um jeweils acht Prozent.

Auch Security und CRM gewinnen an Brisanz

Angesichts der derzeit knappen Budgets liegen die optimistischen Umsatz-Prognosen für BI-Systeme deutlich über denen anderer Marktsegmente. So hat etwa das Thema "Prozess Innovation" nach der aktuellen Lünendonk-Befragung der IT-Berater an Bedeutung verloren: Zwar liegt es mit einer durchschnittlichen Bewertung von 0,98 auf dem zweiten Platz, wurde aber gegenüber dem Vorjahr (1,0) als etwas weniger wichtig eingestuft. "Die Ursachen dafür liegen in teilweise verhaltenen Investitionsentscheidungen der Kunden", erläutern die Lünendonk-Marktforscher die Werte. An Brisanz gewonnen haben dagegen die Themen "Security" mit 0,94 (Vorjahr: 0,90) sowie "Customer Relationship Management (CRM)" mit 0,94 (Vorjahr: 0,89). "Besonders BI und CRM können zur Bewältigung der aktuellen Krise beitragen, da sie den Firmenentscheidern wichtige Informationen zur Steuerung und Kontrolle strategischer sowie operativer Entscheidungen liefern", so die Studienautoren.

Die 50 befragten IT-Consultants hingegen sind mit ihrer Beurteilung der Entwicklung des Marktes für IT-Beratung und Systemintegration 2009 eher zurückhaltend: Die prognostizierte Marktentwicklung für 2009 liegt bei durchschnittlich 1,6 Prozent, wobei 13 Prozent der Befragten sogar mit einem Rückgang rechnen und 24 Prozent mit einer Stagnation. Nur zwei Prozent der interviewten Dienstleister erwarten einen Anstieg des Marktvolumens um mehr als zehn Prozent. Optimistischer zeigen sich auch die IT-Berater, was ihre eigenen Umsatzerwartungen betrifft: In diesem Jahr liegt ihre Umsatzprognose für das eigene Unternehmen bei 3,8 Prozent und ist damit doppelt so hoch wie die erwartete Entwicklung des Gesamtmarkts. 46 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnen mit einem Umsatzanstieg zwischen null und fünf Prozent, 22 Prozent erwarten eine Stagnation. Nur elf Prozent der Befragten prognostizieren eine negative Umsatzentwicklung. "Das ist insofern nicht komplett negativ zu bewerten, weil bereits im vergangenen Jahr immerhin 25 Prozent der befragten IT-Berater rückläufige Umsätze zu verzeichnen hatten", so die Marktforscher von Lünendonk.

Obwohl durch Modernisierung und Konsolidierung der Informationstechnologie enorme Kosten- und Produktivitätsvorteile zu erzielen sind und fast alle Unternehmen entsprechende IT-Projekte vorbereiten, berichten die IT-Berater vom Aufschub bereits geplanter Projekte. Gründe dafür seien Liquiditätsprobleme, Konzentration der verfügbaren Mittel auf konkrete, kurzfristige Sales- und Marketing-Projekte oder längere interne Entscheidungsprozesse. Aber das dürfte sich aus Sicht der Studienautoren in absehbarer Zeit ändern: "Aufgrund der Herausforderungen der Unternehmen in Bezug auf den Ausbau ihrer IT ist mittel- und langfristig wieder mit einer deutlichen Zunahme des IT-Beratungsmarkts zu rechnen." (kf)