Browseralternative Opera 4.0

03.01.2001 von STEFAN D'AMORE 
Der Nischenbrowser Opera 4.0 zeigt sich als interessante Alternative zu den schwerleibigen Browser-Dickwansten. Schnelle Bedienung und Optionen für niedrige Internet-Bandbreiten zeichnen ihn aus.

Beim Stichwort "Browser" drängen sich unweigerlich Begriffe wie "Browserkrieg" und "Microsoft vs. Netscape" auf. Neue Statistiken zeigen aber, dass der Browser-Krieg längst entschieden ist: Laut einer Studie von WebsideStory Inc., die auf Statmarket publiziert ist, hat der Internet Explorer inzwischen die größte Verbreitung gefunden. Der IE wird der Studie zufolge von 86,08 Prozent der Surfer eingesetzt, der Netscape Navigator ist mit 13,9 Prozent weit abgeschlagen.

Dass es kleinere Anbieter gibt, die mit ihren Produkten ebenfalls interessante Lösungen anbieten, wird in diesem Kampfgetümmel oft übersehen. Opera Software zeigt mit der 4er-Version seines Opera-Browsers, dass sich auch mit schlanken Programmen funktionelle Lösungen erzielen lassen. Die Operaversion ohne Java-Plug-in verbraucht gerade mal 3,4 MByte auf der Festplatte.

Opera ist momentan nur für Windows verfügbar, Versionen für Linux, MacOS und BeOS sollen folgen. Der Browser besitzt eine kleine Fangemeinde. Nach Angaben des Herstellers nutzen zirka 1,5 Millionen Surfer den schlanken Browser und profitieren von der schnellen Anzeige der Webseiten.

Benutzeroberfläche

Optisch hat sich in Opera 4.0 im Vergleich zur 3.62er-Version wenig getan. Auffällig sind zunächst die klareren Schaltflächen - sie machen einen geradlinigeren Eindruck. Die Anzeige der Webseiten funktioniert nach dem Opera-eigenen Prinzip: der Content wird im speziellen Fenster angezeigt, wobei die Navigation über die Schaltflächen außerhalb des jeweiligen Fensters vorgenommen wird. Dies spart Platz für die Anzeige mehrerer Websites - eine Eigenart, die insbesondere beim Vergleich Websites von Vorteil ist.

Im unteren Bereich jedes Fensters ist neben dem Eingabefeld für URLs die neue Druckvorschau integriert. Besonders beliebt ist Opera wegen seiner schnellen Handhabung - über die Schaltflächen lassen sich beispielsweise Grafiken an und ausschalten oder eigene Dokumenteinstellungen aktivieren. Eine weitere Besonderheit ist die Zoombarkeit der Webseiten, die sich auf bis zu 1000 Prozent zoomen lassen.

Unterstützte Standards

Als größtes Problem aller Browser hat sich inzwischen die Unterstützung von W3C-Standards herauskristallisiert - Seiten, die im Internet Explorer gut aussehen, werden im Netscape Navigator oft katastrophal dargestellt - oder umgekehrt. Dies führt dazu, dass Webdesigner in der Regel mehrere Internetseiten programmieren - für jeden Browser eine eigene Version. Erst die Einhaltung der Standards könnte in Zukunft Webdesignern das Leben erleichtern und den Anwendern unterschiedlicher Browser identische Webseiten bieten.

Ebenso wie Netscape war man bei Opera Software bemüht, die Vorgaben des W3C umzusetzen - ein Schritt in Richtung Kompatibilität. Opera unterstützt Cascading Styles Sheets 1 und CSS2, HTML 4.0, XML, Javascript 1.2 und 1.3 und ECMA Script. Opera verwendet zudem, HTTP 1.1. Wie schon in der Vorgängerversion ist die 128 Bit- SSL2 und 3 Verschlüsselung integriert Als Besonderheit bietet Opera eine "experimentelle Unterstützung" von WML an. Damit lassen sich WAP-Seiten anzeigen. Die Ausrichtung ist klar - der Schritt zum Browser für Handhelds ist nicht weit.

In unserem Kurztest zeigte sich, dass Opera den Cascading Style Sheet Test des W3C ebenso wie erstmals Netscape 6 korrekt anzeigt. Überraschend zeigten sich Probleme beim Einsatz von Javascript, Während die 3.62er-Version tadellos über Javascript aufgerufen Popup-Fenster anzeigte, scheiterte Opera 4.0 an den entsprechenden Funktionen unserer auf die 4er-Versionen von Netscape und Internet Explorer optimierten tecChannel-Website. Beim ersten Mal blieb beispielsweise bei der Anzeige einer tecChannel-Grafik in Originalgröße das entsprechende Fenster leer, beim zweiten Aufruf des entsprechenden Javascript-Befehls stürzte regelmäßig der Browser ab. Ansonsten traten jedoch keine Probleme bei der Anzeige von Internetseiten auf.

E-Mail-Client und Adressbuch

War bis zur 3.62er Version von Opera nur der E-Mail-Versand möglich, bietet der neu integrierte Mail-Client ebenfalls den Mail-Empfang und Versand per Pop3 und SMTP nebst Filterfunktionen. Die einzelnen E-Mail-Funktionalitäten lassen sich über das entsprechende Register im linken Bereich der Programmoberfläche aufrufen. Allerdings hinterlassen die Bearbeitungsmöglichkeiten des Editors einen faden Eindruck - Textformatierungen wie die Auswahl anderer Schriftarten oder Hervorhebungen sind nicht möglich.

Neben dem E-Mail-Client und einer schon bekannten Bookmark-Verwaltung ist ein Adressbuch integriert - sie bieten aber nur elementare Basisfunktionen.

Fazit

Insgesamt macht der Browser einen guten Eindruck, was die Schnelligkeit der Anzeige anbelangt: der Browser ist auf das effiziente Surfen ausgerichtet. Die Möglichkeit, mit mehreren Fenstern innerhalb einer Oberfläche arbeiten zu können, erleichtert so manche Recherche. Features wie die Zoombarkeit der Webseiten oder die direkte An- und Ausschaltfunktion von Grafiken auf Websites sind praktische Funktionen, wenn es darum geht, schnell Informationen bei geringen Bandbreiten zusammenzusuchen. Insofern eignet sich Opera beispielsweise, wenn man unterwegs ist und mit dem Handy ins Internet geht - hier zählt schließlich jedes Kilobyte.

Wer jedoch das Internet mit allen seinen Raffinessen auskosten will, ohne zunächst umständlich Plug-ins installieren zu müssen, sollte die Hände von diesem Browser lassen. Opera greift auf Netscape-Plug-ins zurück, was die Installation kompliziert macht. Um beispielsweise das Flash-Plug-in für Netscape zu nutzen, muss man händisch Dateien umbenennen oder dlls aus Netscape-Ordnern in Opera-Ordner kopieren. Ebenfalls nachteilig ist die fehlende ActiveX-Unterstützung.

Ein letztes Problem ist die finanzielle Abhängigkeit von Opera Software, die mit dem Browser Geld verdienen müssen. Microsoft und Netscape bieten ihre Surftools aus marktpolitischen Gründen kostenlos an, um über dieses Tor zukünftigen Internetanwendungen eine gute Startposition zu verschaffen. Nicht hingegen Opera Software, deren Surf-Tool 39 US-Dollar kostet. Dies dürfte einige potenzielle Anwender abschrecken. So bleibt Opera 4.0 eine interessante Alternative für Liebhaber. (sda)