Bluetooth, quo vadis?

29.06.2001 von Frank Klinkenberg
Nach der Verabschiedung der 1.1-Spezifikation ist Bluetooth nun gewappnet, den Markt zu erobern. So die einhellige Meinung auf dem diesjährigen Bluetooth Congress 2001. Doch uneins ist man, mit welchen Produkten dies geschehen soll.

Insgesamt war auf dem diesjährigen Bluetooth Congress 2001 in Monte Carlo vom 5. bis 8. Juni nicht viel Neues zu sehen. Viele der Produkte wurden bereits auf der Comdex 2000 und auf der diesjährigen CeBit gezeigt beziehungsweise angekündigt. Dennoch feierten die Veranstalter den Kongress als Erfolg. Mit 139 Ausstellern und über 1800 angemeldeten Besuchern war die belegte Fläche drei mal so groß wie im Vorjahr. Fertige Produkte sind bislang jedoch noch rar.

Dies liegt zum einen daran, dass der Hype und die ersten Ankündigungen um Bluetooth Ende letzten Jahres zu hohe Erwartungen geweckt hat. Dabei waren die Entwicklungen jedoch noch nicht so weit gediehen, als dass man von marktreifen Produkten sprechen konnte. Zum anderen fehlte trotz einer vorhandenen Spezifikation eine solide Basis für marktgerechte Produkte. Die Spezifikationen 1.0 und 1.0b waren voller Bugs. Dies schlug sich mit Fehlern bei der Kompatibilität, der sauberen Implementation von Piconets sowie einer eindeutigen Master-Slave-Zuweisung zwischen den Geräten nieder. Diese Probleme hat die Verabschiedung des 1.1-Standards im März diesen Jahres durch die SIG aus dem Weg geräumt. Und alle Hersteller von Bluetooth-Lösungen sind sich in einem Punkt einig: Die Bluetooth-Technologie muss vollständig vom Anwender abgeschirmt sein und so einfach und intuitiv als möglich zu bedienen sein. Nur so sei eine breite Akzeptanz im Massenmarkt zu erreichen.

Keine einheitlichen Ziele

Uneins sind die Hersteller, was die Anwendungsgebiete und Applikationen für Bluetooth angeht. Einige Hersteller wie red-M oder lesswire (wir berichteten) siedeln Bluetooth im Segment drahtloser Netzwerklösungen an. Sie sehen die Technologie nicht nur als Ergänzung, sondern sogar als lokalen Ersatz zu WLANs und auch UMTS-Netzen. In den Szenarien der Firmen sind Netzanwendungen in bestimmten Bereichen für jedermann nutzbar, beispielsweise in speziellen Bluetooth-Areas auf Messen, Flughäfen oder sogar Krankenhäusern. Auch Bluetooth-Cafes sind denkbar. Die Access Points, die die Verbindung mit mobilen Geräten wie PDAs oder Handys aufnehmen, greifen über eine eigens dafür eingerichtete Netzwerkinfrastruktur auf entsprechend angepasste oder weitergeleitete Anwendungen zu. Intranet-Portale als Informationsdienste, drahtloser Internetzugang, Streaming Audio und Video sowie die Nutzung von UMTS-Diensten - ohne jedoch mit dem Device im UMTS-Netz eingewählt zu sein - zählen zu den möglichen Szenarien.

SiliconWave, Hersteller von Bluetooth-Chip-Lösungen, geht sogar noch weiter. Für die Zukunft wolle man Chips entwickeln, die den IEEE-802.11b-Standard mit Bluetooth vereinen. Damit will SiliconWave eine nahtlose Integration der Bluetooth-PANs (Personal Area Networks) in LAN- beziehungsweise WLAN-Umgebungen erreichen.

Andere Hersteller, allen voran Intel, drängen jedoch darauf, Bluetooth dort voranzutreiben, wofür die Technologie ursprünglich gedacht war: als drahtlose Alternative zur Kommunikation mehrerer Geräte untereinander (PC, Notebook, Drucker, Handy, Handheld-Devices, Headsets, Digitalkameras etc). Damit soll eine klare Abgrenzung zu WLANs und den möglichen Anwendungen erfolgen. Schließlich hat man kein Interesse daran, bereits existierende Märkte durch eine neue und vor allem billigere Technologie zu gefährden.

Dazu wollen Intel und Konsorten mit einem Aufklärungsfeldzug die Massen überzeugen, indem sie die Vorteile und Einsatzgebiete von Bluetooth und WLANs gegenüberstellen. Dabei wird speziell auf die Unterschiede in punkto Datenrate und Bandbreite, Reichweite und Kompatibilität/Integration in die Ethernet-Welt eingegangen. Mögliche Komplikationen bei einer Koexistenz beider Welten, die im gleichen Frequenzbereich arbeiten, werden dabei heruntergespielt. Ziel ist es ja, beide Technologien unters Volk zu bringen.

Lösungen für PCs, Notebooks und Handhelds

Die feste Integration von Bluetooth in Handys manifestiert sich in ersten auch tatsächlich erhältlichen Geräten. PCs, Notebooks, PDAs werden mittelfristig nur über Zusatzprodukte Bluetooth-fähig. Hier zeichnen sich derzeit zwei Produktkategorien ab. Zum einen USB-Dongles für PCs und Notebooks und PC-Cards beziehungsweise Compact-Flash- und SD-Karten für mobile Geräte wie Notebooks und PDAs. Vertreten sind in diesem Bereich vor allem Hersteller wie Xircom, 3Com, Nokia, TDK, US Robotics , Toshiba und Socket, die mit nahezu identischen Produkten aufwarten.

Die für die nächsten Monate angekündigten PC-Cards halten sich dabei am klassischen Design. Dabei ragt die Antenne wie bei den meisten WLAN-Karten im eingesteckten Zustand zirka ein Zentimeter aus dem Notebook-Gehäuse heraus. Lediglich 3Com hebt sich aus dem Einerlei ab. Gegenüber der Konkurrenz bieten die 3Com-Produkte eine ausklappbare (PC-Card) beziehungsweise schwenkbare Antenne (USB-Connector), die eine stets optimale Übertragung ermöglichen soll. Störfrequenzen, beispielsweise wie sie von hochgetakteten CPUs oder von Leiterbahnen herrühren, will 3Com so weitgehend ausschließen. Daneben schließt die PC-Card mit eingefahrener Antenne bündig mit dem Notebook-Gehäuse ab. Die Wireless PC Card will 3Com Ende Juni für etwa 400 Mark auf den Markt bringen, den USB-Connector im Juli für stolze 300 Mark. Treiber verspricht 3Com für Windows 98/SE/Me und 2000. Windows CE soll erst mit der Version 4.0 des Betriebssystems unterstützt werden.

Speziell auf Low-Power-Lösungen für Handheld-Devices konzentriert sich die Firma Socket. Ein erstes Produkt, das für August geplant ist, ist eine Compact-Flash-Karte für Windows-CE-Geräte und Notebooks. Bluetooth-SD-Karten sind ebenfalls in der Planung. Ob diese auch für den Palm kommen, hängt laut Socket von der Akzeptanz der entsprechenden Modelle im Markt ab, die über einen SD-Card-Slot verfügen (m500-Serie). Ende dieses Jahres will Palm selbst ein entsprechendes Produkt für rund 350 Mark anbieten (wir berichteten).

Bluetooth-Peripheriegeräte

Andere Bluetooth-Peripheriegeräte, wie der bereits von HP auf der CeBit angekündigte Deskjet 995C, werden wohl noch etwas auf sich warten lassen. In diesem Segment verhalten sich die Hersteller derzeit noch abwartend, bis Bluetooth sich in anderen Bereichen etabliert hat. Doch speziell Peripheriegeräte könnten den Markt um sinnvolle Bluetooth-Anwendungen bereichern und für ein gewisses Momentum bei der Verbreitung sorgen. Denn wenn einem Anwender die kabellose Zukunft prophezeit wird und er bereits erste Geräte wie ein Handy oder PDAs ins Auge fasst, will er diese auch in anderen Bereichen nutzen. Auch wäre am Beispiel Drucker eine klare Abgrenzung zum professionellen WLAN- und LAN-Markt gegeben. Es macht nun mal keinen Sinn, einen 20-Seitendrucker über eine langsame Bluetooth-Verbindung (723 KBit/s Downstream, 57 KBit/s Upstream beziehungsweise 433 KBit/s bei symmetrischer bidirektionaler Verbindung) in ein Netz einzubinden. Mit den im Home-Office-Bereich beliebten Tintenstrahl-Druckern oder auch Scannern macht Bluetooth hingegen mehr Sinn. Auch wenn hier die Datenraten im Vergleich zu EPP- oder ECP-Schnittstellen (2 bzw. 2,4 MByte/s) oder USB (Netto ca. 800 KByte/s) immer noch vergleichsweise gering ausfallen.

Auch bei Eingabegeräten ist derzeit hingegen noch wenig zu sehen. Logitech zeigte zumindest Keyboards, Mäuse und Gamepads, die für Herbst angekündigt sind. Damit bereits bestehende Investitionen von drahtlosen Logitech-Produkten im 27-MHz-Band geschützt bleiben, will Logitech einen speziellen Access Point anbieten. Dieser wird an einen PC angeschlossen und arbeitet sowohl mit 27-MHz-Logitech-Wireless-Produkten als auch mit Bluetooth-Peripherie zusammen.

Mann kann davon ausgehen, dass in den nächsten 6 bis 18 Monaten in erster Linie USB-Produkte und PC-Cards vertrieben werden. Erst durch hohe Volumina werden die Preise sinken. Für PC-Cards sind bei ihrer Einführung zwischen 300 und 400 Mark fällig. USB-Dongles werden je nach Ausführung zwischen 150 und 300 Mark kosten. Peripheriegeräte wie Drucker, Scanner oder Digitalkameras kommen frühestens zum Weihnachtsgeschäft 2001 in den Handel.

Netze mit Bluetooth

Eine Demonstration eines Bluetooth-Netzes zeigte red-M unter dem Namen BlueZone auf dem Bluetooth Congress 2001. Dabei konnten sich Interessenten einen Palm ausleihen, der mit einem am seriellen Anschluss angedockten Bluetooth-Modul einen drahtlosen Zugriff innerhalb der BlueZone auf voreingestellte Dienste wie Yahoo!, EuroNews sowie auf ein eigens zur Messe aufgesetztes Informationsportal erlaubte. Die dafür eingerichteten 24 Access Points deckten eine Fläche von rund 2000 m² ab. Der Zugriff auf die bereitgestellten Dienste klappte innerhalb dieser Zone problemlos. Ein Stockwerk höher gelang ein Verbindungsaufbau nur direkt über den aufgestellten Access Points.

Für die Zukunft sieht redM weitere Einsatzgebiete für Bluetooth. In mit Access Points ausgestatteten Bereichen sollen Anwender Zugriff auf das Internet, UMTS-Dienste oder Streaming-Video-Anwendungen haben. So sollen auf Flughäfen und Messen Anwender von Bluetooth-fähigen Endgeräten mit Informationen wie Verzögerungen beim Abflug versorgt werden und sogar die Möglichkeit von Flugbuchungen oder Platzreservierungen haben.

Ein weiteres Projekt führt derzeit die Uniklinik Mainz in Zusammenarbeit mit redM und dem Start-up m-creations durch. redM kümmert sich um das Netzwerk-Backbone und die Palm-Bluetooth-Funktionalität. m-creations liefert die Software-Lösung für den Palm sowie das Datenbank-Backend. Dabei zeigt der Palm Patientendaten aus einer SAP-Datenbank an, der Arzt kann zudem neue Diagnosen eingegeben. Während der gesamten Zeit ist der Arzt online über das Bluetooth-Netz mit den zentralen Kliniksystemen verbunden.

Auf Grund der geringen Strahlung der Bluetooth-Devices in der Leistungsklasse 3 mit einer Sendeleitung von 1 mW sind derartige drahtlose Lösungen auch in Krankenhäusern zugelassen.

Telekommunikation und Bluetooth

Ericsson will bislang etwa 100.000 Bluetooth-Geräte ausgeliefert haben. Neben den neuen sogar lieferbaren Handy-Modellen vom Typ T39m, T68 und R520m dürfte es sich bei der Angabe jedoch zum größten Teil um Handys und Headsets handeln, die noch den alten Bluetooth-Spezifikationen 1.0 oder 1.0b entsprechen. Dabei sind Kompatibilitätsprobleme mit dem neuen 1.1-Standard vorprogrammiert. Von daher sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen, was zumindest die real im Einsatz befindlichen Geräte betrifft. Mit dem aktuellen Standard geht Ericsson davon aus, dass bis Ende 2002 100 Millionen Bluetooth-Handys in den Markt gelangen.

Nokia bietet mit dem 6310 ebenfalls bereits ein Bluetooth-Handy. Um einen reibungslosen Datenaustausch unterschiedlicher Devices über verschiedenste Dienste, darunter auch Bluetooth zu gewährleisten, setzt Nokia auf das SyncML-Protokoll. SyncML basiert auf XML und wird seit April dieses Jahres in den ersten Produkten wie dem 6310 und dem Communicator 9210 eingesetzt. Dabei gehört neben WAP, IrDA, Obex und HTTP nun auch Bluetooth zu den unterstützten Übertragungsstandards. Nokia schätzt, dass bis Ende 2002 etwa 100 Millionen Geräte SyncML-fähig sind.

Von Elsa war auf dem Bluetooth-Congress unter dem Namen Vianect Handsfree B100 eine Bluetooth-Freisprechanlage zu sehen, die an das Autoradio angebunden ist (wir berichteten). Die Freisprechanlage besteht aus einem Bluetooth-Empfangsmodul, das die Daten vom Handy in das Autoradio einspeist, einem Mikrofon sowie einem kleinen Eingabemodul mit drei Druckknöpfen für Gesprächsannahme und Lautstärkeregelung. Der Name Vianect steht dabei nicht nur für die Freisprechanlage, sondern für eine ganze Familie von Wireless-Produkten für Small- und Home-Office-Anwendungen. Darin enthalten sind neben Bluetooth-Geräten auch 802.11-Produkte. So heißt der bereits auf der CeBit angekündigte Bluetooth-ISDN-Access-Point, der vormals in der Microlink-Serie geführt wurde, nun Vianect Blue ISDN. Er kommt in der Leistungsklasse 1 mit 20 dBm und soll zur Markteinführung im Oktober diesen Jahres stolze 350 Mark kosten. Weiter sind im Rahmen der Vianect-Familie PC-Cards, USB-Dongles, Modems und 802.11-Devices geplant.

AVM will ab November zum Weihnachtsgeschäft eine Version der Fritz!-Karte mit Bluetooth-Funktionalität ausliefern. Sie soll nur 50 Mark mehr kosten als die bisherigen Fritz!-PCI-Karten und bietet Sendeleistungen in der Leistungsklasse 1 (20 dBm). Auch ein USB-Dongle ist geplant. Ferner befindet sich AVM in Verhandlungen mit der Telekom. Dabei sind Bundles der Karte mit einem ISDN-Anschluss geplant.

Chipentwicklungen

Besonderes Interesse gilt bei Bluetooth der Entwicklung der Chipsets. Dabei kommen derzeit ausschließlich Zwei-Chip-Lösungen zum Einsatz. In einem Bauteil ist der analoge HF-Teil untergebracht, der andere beherbergt die eigentliche Logik, das Link-Interface, Mikrocontroller, Speicher und die Schnittstellen. Die Kombination beider Baugruppen in einem Chip ist problematisch, weshalb die meisten Single-Chip-Lösungen das Prototypenstadium bislang noch nicht verlassen haben. Ziel ist es dabei, Chips mit einer Dicke von weniger als einem Millimeter zu produzieren, dass diese auch in SD-Karten oder anderen dünnen Chipkarten einsetzbar sind. Schenkt man den Ankündigungen von Zeevo, CSR und Infineon Glauben, sollen schon zum Weihnachtsgeschäft Single-Chip-Lösungen in der Volumenproduktion sein. CRS (Cambridge Silicon Radio) will bislang sogar schon eine Million Single-Chip-Module ausgeliefert haben.

Bezüglich der Verfügbarkeit gibt SiliconWave an, dass derzeit mehr als 100.000 1.1-kompatible-Dual-Chipsets pro Monat vom Band laufen. Die Radio-Module sollen so gut sein, dass selbst in der Leistungsklasse 3 (0-dB-Signalabstand, 1 mW) unter idealen Bedingungen Reichweiten von 100 m möglich sind.

Den Gesamtbedarf an Bluetooth-Chipsets beziffert das Start-up Zeevo für dieses Jahr auf acht Millionen Einheiten. Nächstes Jahr soll der Markt bereits 40 bis 50 Millionen Units fordern. In diesem Markt will Zeevo mit einer Single-Chip-Lösung noch Ende diesen Jahres kräftig mitmischen. Dazu peilt Zeevo an, die Durchschnittspreise der Konkurrenzprodukte um einen Dollar unterbieten zu können. Die System-on-Chip-Lösung kommt im LTCC-Packaging (Low Temperature Co Fired Ceramic) und in 0,18-µ-Technologie. Der im Chip integrierte ARM-Mikrocontroller sowie der Flash-Speicher sollen dabei nur zu 50 Prozent mit Bluetooth-Funktionen belegt sein. Damit können die übrigen Kapazitäten für herstellerspezifische Anpassungen genutzt werden.

Auch Infineon hat mit BlueMoon Single eine Ein-Chip-Lösung für Bluetooth-Geräte vorgestellt. Die Produktion von Samples habe bereits begonnen, die Volumenproduktion soll ebenfalls Ende des Jahres anlaufen. Daneben hat Infineon mit BlueMoon Single, BlueMoon Multimedia und BlueMoon Bluestar weitere Bluetooth-Lösungen angekündigt. Details finden Sie hier.

Die Preise der Single-Chip-Lösung BlueMoon Single orientiert sich mit angepeilten 7,5 Euro bei einer Abnahme von einer Million Einheiten am Preisgefüge heutiger Zwei-Chip-Lösungen. Diese werden derzeit zwischen 15 und 20 US-Dollar gehandelt.

Ausblick

Derzeit (Stand: Juni 2001) gibt es laut der offiziellen Bluetooth-Webseite rund 250 qualifizierte Bluetooth-Produkte, doch nur 92 entsprechen bereits der aktuellen 1.1-Spezifikation. Auch wenn die Bluetooth-SIG über 2400 Mitglieder zählt, ist daran zu erkennen, dass man von einer breiten Verfügbarkeit und großen Produktpalette noch ein ganzes Stück entfernt ist. Immerhin sind bei den 92 Produkten auch alle Chip-Lösungen enthalten, die Zahl der Endgeräte dürfte damit kaum über 50 liegen.

Während auch ältere PCs mit USB-Dongles und Notebooks via PC-Cards nachträglich Bluetooth-Fähigkeiten erlangen, sind Integrationen auf Mainboards oder in Chipsets nicht vor Ende 2002 zu erwarten. So geht beispielsweise Intel davon aus, dass es sich erst lohnt, Bluetooth in allen PCs standardmäßig anzubieten, wenn 60 Prozent der potenziellen PC-Neukäufer Bluetooth bereits anderweitig einsetzen.

Bezüglich der Unterstützung seitens des Betriebssystems hat Microsoft im April einen Rückzieher gemacht. Wie aus Redmond verlautete, soll Windows XP zum Produkt-Launch zunächst keinen Bluetooth-Support bieten. Hier wartet Microsoft anscheinend ab, ob und wie schnell sich die neue Technologie auf dem Markt etabliert, bevor man teure Entwicklungskapazitäten investiert. Dabei schlägt Microsoft anscheinend einen ähnlichen Weg ein, wie damals bei der USB-Einführung. Erst mit Windows 98 OSR2 fand USB eine feste Verankerung im Betriebssystem. Der für das vierte Quartal angekündigte Windows-CE-3.0-Nachfolger Talisker soll hingegen mit einer Bluetooth-Integration aufwarten. Daneben bietet WidComm bereits einen Bluetooth-Protokoll-Stack für Windows 98/SE/Me/2000 und Windows CE an.

Größter Hemmschuh für eine schnelle Markteinführung dürften jedoch die Preise für Bluetooth-Produkte sein. Bluetooth-PC-Cards kosten kaum weniger als WLAN-Karten. Und den rund doppelten Preis gegenüber einem normalen ISDN-Modem im Vergleich zu einem Bluetooth-ISDN-Modem wie dem von Elsa ist wohl kaum jemand bereit zu zahlen. Hinzu kommen die Kosten für USB-Dongles von derzeit rund 200 Mark pro PC. Da hilft es auch nichts, wenn Handy-Hersteller ihre Bluetooth-Phones nur unwesentlich teuerer anbieten wollen als Geräte ohne diese Funktionalität. Zwar werden Handys wohl primär den Bluetooth-Markt treiben, doch es dürfen auch andere Geräte für einen Datenaustausch nicht fehlen. Zudem mangelt es an Killerapplikationen, auf die die Masse abfährt. Vielleicht lassen sich Jugendliche mit gesponserten Handys locken, um dann mit sinnfreien Games auf Mini-Displays in einem Raum gegeneinander zu spielen. Doch hier fehlt im Gegensatz zu SMS der finanzielle Anreiz für die Provider, dies zu sponsern. Man darf also gespannt sein, was die Marketing-Strategen diesbezüglich aus der Schublade zaubern.

Ungeachtet dessen arbeiten die Entwickler bereits an der 2-MBit-Spezifikation. Diese soll im Laufe des Jahres 2002 finalisiert und im Frühjahr 2003 von der SIG verabschiedet werden. (fkh)