Warner stellt HD-DVD-Produktion ein

Blu-Ray vor Sieg im Formatkrieg

07.01.2008 von WIWO WIWO
Überraschungscoup im Krieg der Supervideo-Formate. Warner Bros. wird die Unterstützung von HD-DVD einstellen und als fünftes Hollywood-Studio Filme nur noch im Konkurrenzformat Blu Ray veröffentlichen. Damit scheint der Kampf um die Wohnzimmer entschieden. HD-DVD-Entwickler Toshiba zeigte sich völlig überrascht - und verärgert.

Die HD Promotion Group -DVD sagte ihre geplante Pressekonferenz auf der CES in Las Vegas kurzfristig ab. "Wir antworten nur auf das Nachfrageverhalten der Kunden", begründete Barry Meyer, Chairman & CEO, Warner Bros. den Rückzug in einer kurzen Mitteilung am späten Freitag. Es sei eine rein strategische Entscheidung. "Die Chance für die Einführung eines HD-Formats könnte verpasst werden, wenn die Konfusion der Kunden weiter anhält", warnt Meyer.

Blu Ray unterstützen jetzt Sony Pictures, Warner, Disney, Fox und MGM. Das sind rund siebzig Prozent der aktuellen Filmproduktion aus Hollywood. Der Hollywood-Branchendienst Variety berichtet ohne Quellenangaben, dass die Warner-Tochter New Line ebenfalls schon den Wechsel zu Blu Ray plant. Zu Warner gehört noch der in den USA extrem erfolgreiche Kabelsender HBO ("Sopranos"). HBO hat noch keine Erklärung abgegeben.

Experten warten jetzt darauf, wie sich Paramount und Dreamworks verhalten werden, die erst Mitte 2007 offiziell der HD-DVD-Fraktion beigetreten sind. Sollte diese Studios kurzfristig wieder umfallen, dürfte das Schicksal von HD-DVD besiegelt sein.

Toshiba reagiert entäuscht

Die Reaktionen von Toshiba fielen entsprechend harsch aus. Man sei "überrascht und enttäuscht", heißt es. Toshiba verweist dann in einer Erklärung auch offen auf bestehende Verträge zwischen den Unternehmen. Man werde die Auswirkungen des Schrittes mit den anderen Mitglieder der HD-DVD-Gruppe besprechen und behalte sich "weitere Schritte vor". Analysten erwarten, dass es zu Schadenersatzforderungen kommen könnte.

Die Begründung der Time-Warner-Tochter Warner Bros. kann Toshiba jedenfalls nicht nachvollziehen, in den USA seien 2007 mehr HD-DVD-Spieler verkauft worden als Blu Ray-Geräte. Diese Rechnung geht allerdings nur auf, wenn man die Verkäufe der Spielekonsole Sony PS3 nicht miteinbezieht. Sie verfügt über ein Blu Ray-Laufwerk.

Bislang blieben die Verkäufe der neuen hoch auflösenden Super-Videoabspieler weit hinter allen Erwartungen zurück. Denn die jeweiligen Video-Scheiben lassen sich nicht in den Geräten des jeweils anderen Formats abspielen. Und die Verbraucher zögern, sich auf ein Format festzulegen. Abspielgeräte, die beide Formate beherrschen sind ein noch wesentlich teurer als einfache Geräte und technisch unausgereift.Von den marktbeherrschenden Hollywood-Riesen halten damit nur noch Universal Pictures, Paramount und Dreamworks die Fahne von HD-DVD hoch. Der Wechsel ist auch ein schwerer Schlag für Microsoft, das HD-DVD offen gegen das Sony -Format Blu Ray unterstützt hat.

Warner: „Wir wurden nicht bezahlt“

Angesichts der Tragweite der Entscheidung sah sich Warner wiederum genötigt, umgehend aufkommende Gerüchte zu dementieren, das Studio hätte von der Blu Ray-Gruppe zwischen 250 und 500 Mill. Dollar erhalten, um den Konkurrenten kaltzustellen. "Der weltweite Heimviedeomarkt ist 42 Mrd. Dollar groß, und wir haben den größten Anteil daran", sagte Warner-Sprecher Kevin Tsujihara in einem Conference Call. "Unser Ziel ist alleine, das Wachstum des Marktes zu beschleunigen. Das war das Beste für Konsumenten, Händler und Hersteller. Es gab hier keinen Bieterkrieg". Gerüchte über angebliche Abstandszahlungen von bis zu 250 Mill. Dollar waren auch aufgekommen, als Paramount und Dreamworks 2007 zu HD-DVD wechselten.

Eine Rettung für HD-DVD könnten neue Videoabspielgeräte sein, die beide Formate gleichzeitig abspielen können und die kommende Woche auf der Branchenmesse CES Premiere haben sollen. Erste Modelle in 2007 waren noch nicht in der Lage alle Funktionen der Systeme darzustellen und kosteten ein Mehrfaches der einfachen Abspieler. Hier hatte in den USA bereits ein beispielloser Preiskampf eingesetzt, beim dem vor allem HD-DV-Geräte für weniger al 200 Dollar angeboten wurden. (mja/WirtschaftsWoche)