Push-Mail, Terminsynchronisation und Geräteverwaltung

BlackBerry Unite: Kostenloser BlackBerry-Server im Test

30.09.2008 von Moritz Jäger
RIM hat die BlackBerry-Unite-Software kostenlos freigegeben. Damit können bis zu fünf BlackBerrys verwaltet, mit Push-Mail versorgt und Termine synchronisiert werden. Wir haben die neue Version des BlackBerry Enterprise Servers (BES) von RIM einem Test unterzogen.

Seit einiger Zeit versucht RIM, mit seinen BlackBerry-Diensten und -Endgeräten auch kleinere Firmen und Privatkunden zu erreichen. Dabei soll auch BlackBerry Unite helfen. Diese abgespeckte Version des BlackBerry Enterprise Servers (BES) stellt RIM kostenlos bereit.

BlackBerry Unite: abgespeckter BES für kleine Unternehmen.

Unite passt gut in dieses neue Konzept von RIM. Die Software ist sowohl in der Benutzerzahl als auch in den Features begrenzt, BES-User werden also wahrscheinlich nicht zurückwechseln. Interessant ist es dagegen für kleinere Firmen, die zwar einen BlackBerry einsetzen möchten, bei denen die Zusatzkosten für den BES aber nicht die erhofften Vorteile aufwiegen.

Für unseren Test verwendeten wir Unite in einer virtuellen Maschine, als Betriebssystem kam ein frisch installiertes Windows XP zum Einsatz. Mit dem Server verbunden war der neue BlackBerry Bold. Verifiziert haben wir die Funktionen mit einem BlackBerry Pearl 8110.

Was kann BlackBerry Unite?

Wichtigstes Feature von Unite ist natürlich die Push-Mail-Fähigkeit. Unite-Admins können pro Benutzerkonto bis zu fünf IMAP- oder POP3-Konten einrichten. Direkte Verbindungen zu Exchange oder Notes-Umgebungen sind dabei allerdings tabu, das bleibt dem „großen“ BlackBerry Enterprise Server vorbehalten.

Zusätzlich gibt es noch freigegebene Kontakte und Termine. Wird ein Benutzer oder ein Termin geändert oder aktualisiert, erhalten alle angeschlossenen BlackBerrys das Update zu diesem Eintrag. Weiterhin lässt sich ein zentrales Verzeichnis festlegen. Dateien, die in diesem Verzeichnis liegen, werden anschließend auf die BlackBerrys übertragen. Allerdings gilt das nur, wenn das Endgerät über WLAN verfügt und sich im selben Netzwerk wie der Unite-Server befindet oder per USB an den Server angeschlossen wird.

Eine weitere wichtige Funktion von Unite ist die Verwaltung von Endgeräten. Hier lassen sich Funktionen einschränken oder deaktivieren, außerdem kann der Administrator Geräte remote über die Luftschnittstelle löschen und Passwörter zurücksetzen oder neu vergeben.

Systemvoraussetzungen

Bei den Systemvoraussetzungen zeigt sich Unite deutlich unflexibler als der BES. Das System benötigt Vista oder Windows XP, arbeitet aber nur unter 32-Bit-Betriebssystemen. Zusätzlich empfiehlt RIM einen 800-MHz-Prozessor, 512 MByte RAM sowie mindestens zwei GByte Speicherplatz auf der Festplatte. Hier zeigt sich, dass Unite derzeit eigentlich nicht für den 24/7-Businessbetrieb ausgelegt ist. Warum RIM keinen Linux-Client zur Verfügung stellt ist nicht bekannt.

Bilderstrecke: Aktivierung von BlackBerry Unite.
BlackBerry Unite Installation Schritt 1
BlackBerry Unite Installation Schritt 2
BlackBerry Unite 3 Registrierung und Freigabe
BlackBerry Unite Aktivierung
BlackBerry Unite Registrierung abgeschlossen

Die notwendige Software sowie Readme-Dateien finden Sie hier bei RIM. Die Installation läuft erfreulich problemlos, ein Doppelklick auf die Exe startet den unter Windows bekannten Installationsassistenten, der durch den kompletten Vorgang führt. Anschließend ist Unite einsatzbereit. Sollten nach der Installation neue Updates verfügbar sein, lädt sich Unite diese automatisch herunter und pflegt sie ein.

Als Endgerät benötigen Sie einen BlackBerry, auf dem mindestens die Firmware 4.0 oder höher installiert ist. Zudem muss ihre Mobilfunkkarte über eine BlackBerry-Option verfügen.

Push-Mail einrichten und nutzen

RIM hat sich beim Webinterface alle Mühe gegeben, um die Konfiguration so einfach wie möglich zu halten. Das ist gut geglückt, die einzelnen Punkte sind gut erklärt. Bevor E-Mails auf Endgeräte gepusht werden, muss der BlackBerry mit einem Nutzer verbunden werden. Dazu wird das Smartphone per USB am Unite-Server angeschlossen. Ist das Endgerät verbunden, können Sie einen neuen User anlegen oder den BlackBerry einem bestehenden Benutzer zuweisen.

Initialisierung: Der BlackBerry Bold wird an Unite angemeldet.

Sobald das geschehen ist, kann man das Konto des Users anpassen. In diesem Kontrollzentrum können Sie bis zu fünf E-Mail-Konten eintragen, von denen Unite die Post abholt und auf den BlackBerry weiterleitet. Wie bereits beschrieben werden hier nur IMAP und POP3 unterstützt. Über diesen Umweg lassen sich zwar auch die E-Mails von Exchange- oder Domino-Systemen abfragen, allerdings gehen so natürlich diverse Funktionen verloren, beispielsweise eine Gelesen-Markierung. Auch Kontakte oder Termine werden nicht übertragen.

Termine, Kontakte und Daten synchronisieren

Neben den Push-Mail-Diensten kann Unite auch gemeinsame Termine und Kontakte abgleichen. Allerdings merkt man ganz klar, dass hier die Anbindung an eine Groupware fehlt. Für den Abgleich sind nur Termine und Kontakte vorgesehen, die über das Webinterface von Unite eingegeben werden. Diese synchronisiert Unite dann automatisch mit allen angeschlossenen BlackBerrys.

Zusätzlich lassen sich auch Dateien automatisch auf die Endgeräte übertragen. Dazu wird für jedes Gerät ein Ordner auf dem Unite-Server eingetragen. Sobald Sie nun Dokumente, Bilder oder andere Dateien in diesem Ordner ablegen, kopiert sie Unite automatisch auf die Geräte. Das erfolgt dann allerdings nicht über das UMTS-, GPRS oder EDGE-Netzwerk, sondern nur, wenn der BlackBerry per USB am Unite-Server angeschlossen ist oder sich via WLAN im gleichen Netzwerk befindet.

Geräteverwaltung

Einer der wichtigsten Punkte beim Einsatz von Smartphones ist die Verwaltbarkeit. Das bedeutet, dass sich Firmen-Policies durchsetzen lassen müssen, zum anderen muss es die Möglichkeit einer Remote-Löschung geben, falls das Handy gestohlen wird oder verloren geht. Beide Fälle kann Unite rudimentär abdecken. Geregelt werden diese Details über den Punkt „Geräteverwaltung“. Unsere Bilderstrecke zeigt Ihnen die einzelnen Punkte:

Bildergalerie: Geräteverwaltung unter BlackBerry Unite.
Unite: Die Benutzerdetails in der Geräteverwaltung.
Über das Webinterface lassen sich Dienste einschränken oder ganz deaktiveren.
Die Einsatzberichte.
Im Notfall kann der Admin über Unite mobile erste Hilfe leisten.

Der Punkt „Verwalten von Diensten“ dient zur Konfiguration einfacher Policies. Diese müssen für jedes Benutzerkonto separat angelegt werden. Hier richten Sie beispielsweise ein, ob der Browser die Seiten über den Unite-Server abruft oder dafür den BlackBerry Internet Service der jeweiligen Provider.

Zusätzlich können Sie weitere Einschränkungen in den Funktionen vornehmen. Beispielsweise lässt sich der mobile Internetzugang komplett verbieten oder per Black- und Whitelist einschränken. Auch die Übertragung von Dateien oder Anhängen ist blockierbar.

Ebenfalls wichtig ist der Punkt „Mobile erste Hilfe“. Hier legen Sie beispielsweise die Kennwörter der BlackBerrys fest oder tauschen sie aus. Zudem kann man hier die Informationen des Besitzers eintragen. Wird das Smartphone gestohlen oder geht es verloren, ist der Punkt „Deaktivieren Sie Ihr BlackBerry-Gerät“ wichtig. Dieser Befehl löscht Geräte über das Providernetz.

Fazit: Ausreichend für Kleinstumgebungen

Unite ist definitiv kein Ersatz für einen „großen“ BlackBerry Enterprise Sever. Aber der Dienst ist eine gute Ergänzung für kleinere Firmen, die den BlackBerry Internet Service der Mobilfunkprovider nutzen. Unite schafft hier einen deutlichen Mehrwert, da sich Geräteeinstellungen und E-Mail-Informationen zentral innerhalb der Firma verwalten lassen. Dazu kommen Sicherheitsfunktionen wie Remote Wipe sowie die Möglichkeit, einzelne Gerätefunktionen anzupassen beziehungsweise zu deaktivieren.

Unite hat aber auch einen großen Nachteil: Ohne ein ständig laufendes Windows XP oder Vista lässt sich der Dienst nicht nutzen. Linux wird nicht unterstützt, ob und wann sich das ändern wird, steht nicht fest.

In der ersten Ausbaustufe versteht sich Unite nur mit echten BlackBerrys. Geräte mit BlackBerry-Connect-Client lassen sich derzeit noch nicht anschließen. Auf Nachfrage erklärt RIM, dass dieses Feature eventuell für künftige Updates der Software geplant ist, genaue Termine gibt es aber nicht. .

Alles in allem lässt sich sagen: Für eine kostenlose Software ist Unite bereits sehr ausgereift und auch für BlackBerry-Neulinge leicht zu administrieren. Durch die Begrenzung der User und der Features gräbt sich RIM auch nicht das Wasser ab, sondern schafft eher mehr Aufmerksamkeit für den BES. Wer mit dem Gedanken spielt, einzelne Nutzer in der Firma mit BlackBerrys auszustatten, sollte sich Unite in jedem Fall ansehen. (mja)