BlackBerry Pearl 8220 im Clamshell-Design

BlackBerry Pearl 8220 Flip im Test

12.12.2008 von Moritz Jäger
Mit dem Flip bringt RIM einen neuen Formfaktor in das BlackBerry-Portfolio. Denn der Pearl 8220 Flip ist der erste BlackBerry zum Aufklappen. Wir haben das klappbare Smartphone Pearl 8220 Flip von RIM einem ausführlichen Test unterzogen.

RIM wagt sich designtechnisch auf BlackBerry-Neuland. Denn neben dem Touch-BlackBerry Storm wurde das Modell BlackBerry Pearl 8220 Flip vorgestellt. Wie der Name schon andeutet, handelt es sich dabei um einen BlackBerry im Clamshell-Format zum aufklappen. Zusammengeklappt sind die Display, Tasten und der Trackball vor Staub und Schmutz geschützt. Ein zweites Display auf der Außenseite versorgt den Nutzer mit Informationen wie der Uhrzeit oder zeigt eingehende E-Mails an.

Im Grunde steckt in dem Flip ein BlackBerry Pearl, was Tastatur und Größe erklärt. Der Pearl 8220 Flip ist etwas schmaler als ein normaler Pearl, von Größe und Dicke in etwa vergleichbar mit einem Nokia E65 oder Nokia E66. Ungewohnt ist, dass der Trackball in einer Vertiefung sitzt. Das ist notwendig, damit er im zusammengeklappten Zustand nicht an das Display anstößt.

Zum Aufklappen: Der BlackBerry Flip kommt im Clamshell-Design.

Da der Flip am unteren Ende der Preisskala angesiedelt ist, müssen Nutzer einige Abstriche machen. So fehlt beispielsweise ein UMTS- oder HSDPA-Modem, auch GPS fehlt. WLAN ist dafür mit an Bord, was beispielsweise den Austausch von Daten mit einem BlackBerry Unite Server erlaubt.

In der Praxis

Wer einmal einen Pearl in der Hand hatte, kommt auch auf Anhieb mit dem Flip klar. Lediglich wer von einer älteren BlackBerry-Riege umsteigt, muss sich von Scrollrad auf den Trackball umgewöhnen. Normalerweise geht die Steuerung nach einigen Tagen aber leicht von der Hand. Wie der BlackBerry Bold verfügt der Flip über die aktuelle BlackBerry Firmware, rein von der Software unterscheiden sich die Geräte kaum.

Was in jedem Fall auffällt: Geschlossen macht der Flip einen sehr hochwertigen Eindruck, wofür vor allem die Glas-Oberschale sorgt. Aufgeklappt wirkt das Gerät aber durch den unteren Teil, auf dem Tasten und Trackball sitzen, sehr billig, denn hier wurde nur einfaches Plastik verwendet. Schade, eine einheitliche Designstruktur hätte den Flip deutlich höherwertig wirken lassen.

Positiv fällt auf, dass beide Displays sehr hell und gut lesbar sind. Vor allem das Außendisplay ist gut integriert. Normalerweise zeigt es nur die Uhrzeit an, trifft eine neue E-Mail ein, kann man diese aber auch lesen, ohne das Gerät komplett öffnen zu müssen.

Bildergalerie: BlackBerry Pearl 8220 Flip.
BlackBerry 8220 Flip
BlackBerry 8220 Flip
BlackBerry 8220 Flip
BlackBerry 8220 Flip
BlackBerry 8220 Flip
BlackBerry 8220 Flip
BlackBerry 8220 Flip
BlackBerry 8220 Flip
BlackBerry 8220 Flip
BlackBerry 8220 Flip

Wie die meisten BlackBerrys verfügt auch der Flip über eine (im BES deaktivierbare) Kamera, die für ein Handy brauchbare Fotos liefert. Über einen seitlichen Schlitz nimmt der BlackBerry eine bis zu 32 GByte große Speicherkarte auf, Inhalte werden auf Wunsch verschlüsselt. Ebenfalls seitlich ist Platz für den 3,5-mm-Klinkenstecker eines Headsets oder Kopfhöhrers, Datenkabel und Ladegerät finden an der Micro-USB-Buchse Platz.

Office, PIM und E-Mail

Im Flip steckt ein kompletter BlackBerry, beim Thema E-Mail liegt das Smartphone entsprechend mit dem Pearl gleich auf. Wie auch alle anderen BlackBerrys kann der Flip seine vollen Fähigkeiten nur in Verbindung mit einem BlackBerry Enterprise Server ausspielen. Die Push-E-Mails lassen sich allerdings auch über BlackBerry Unite oder einen BlackBerry Internet Service eines Mobilfunkproviders einwandfrei einrichten.

E-Mail: Im Flip steckt ein vollständiger BlackBerry.

Bei der Kontaktverwaltung richtet sich der Flip ebenfalls nach dem eigentlich verwendeten Groupware-Client, also etwa Lotus Notes oder Outlook. Zusätzlich lassen sich Kontakte auch direkt im Flip anlegen oder mit einem Kontaktbild versehen. Im Test störte allerdings, dass RIM noch immer keine Übertragung von vCards über Bluetooth erlaubt. Hier fehlt auch beim Flip das passende OBEX-Bluetooth-Protokoll. Bleibt zu hoffen, dass der Konzern diese Scharte mit einem Software-Update auswetzt.

Dafür muss der BlackBerry bei der Anzeige und Bearbeitung von Office-Dokumenten zurückstecken. RIM liefert zwar mit der To-Go-Suite von Dataviz eine Lösung mit, doch installiert ist nur die Standard-Edition. Diese erlaubt es zwar, Dokumente zu bearbeiten, anders als bei Windows-Mobile-Geräten wird aber beispielsweise das Open-XML-Format von Office 2007 nicht gelesen.

Multimedia und Internet

Mit der aktuellen Firmware erhält der Flip auch verbesserte Multimedia-Eigenschaften. Wie bereits erwähnt liest der BlackBerry Pearl Flip bis zu 32 GByte große Micro-SD-HC-Speicherkarten. Damit kann der Flip als MP3-Player sekundieren, zumal die Standard-Audio-Buchse auch den Anschluss hochwertiger Kopfhörer ermöglicht. Der Media-Player des Gerätes wurde in der aktuellen Firmware zudem überarbeitet, und lässt sich am besten mit der Software von Nokia vergleichen.

Mediaplayer: Die neue Firmware bringt auch einen verbesserten Musik-Player.

Seit dem Bold erhalten BlackBerrys auch einen neuen Browser, der ähnlich wie Opera Mini Webseiten über einen Proxy abruft und passend zum Gerät herunterrechnet. Das hat den Vorteil, dass Surfen auch über EDGE relativ zügig von statten geht. Bei komplexen Javascripts oder gar Flash-basierten Seiten zeigt der Flip aber Schwächen. Aufgrund des kleinen Displays macht die Darstellung solcher komplexen Inhalte aber sowieso wenig Sinn.

Wer seine Kommunikation hauptsächlich über Instant Messenger erledigt, kann sich bei RIM mittlerweile für nahezu jedes Netzwerk einen passenden Client herunterladen. Im Test mit Google Talk ließ sich unterwegs bequem chatten. Einen Nachteil: Einen Multi-Messenger, der mehrere Protokolle beherrscht, gibt es noch nicht.

Lauf- und Ladezeit

Der Flip verwendet die gleichen Akkus wie die restlichen Pearl-Modelle, kann also über eine Kapazität von 900 mAh verfügen. In unserem Dauertest hielt das Smartphone sehr gute 724 Minuten, also etwas mehr als 12 Stunden durch. Hier wirkt sich vor allem der Verzicht auf die stromhungrigen UMTS- oder GPS-Module positiv aus. Ein weiterer Vorteil des Formfaktors: Wer bereits einen Pearl besitzt, kann die Akkus im 8220 Flip weiterverwenden.

Ladezeit: Nach 130 Minuten war der BlackBerry wieder voll.

Wie immer haben wir für den Laufzeittest die schlechtest möglichen Bedingungen ausgewählt. Zum einen wurden sämtliche Stromsparfunktionen deaktiviert und die Helligkeit des Displays auf die höchste Stufe gestellt. Zusätzlich war Bluetooth und der Push-Mail-Dienst aktiviert. Im Alltag ist diese extreme Belastung eher unwahrscheinlich, da die Testkriterien für alle getesteten Smartphones aber gleich sind, lässt sich so eine Vergleichbarkeit der verschiedenen Tests herstellen.

Tabelle: Der BlackBerry Pearl 8220 Flip

Hardware

Prozessor

Marvell, 312 MHz

Speicher

intern: 128 MByte

Erweiterungs-Slot

ja, MicroSD bis 32 GByte

Display

240 x 320 Bildpunkte (innen)
128 x 160 Bildpunkte

Größe (H x B x T)

101 x 50 x 17,5 mm

Gewicht

102 Gramm inklusive Akku

Akku

900 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GSM / GPRS / EDGE

WLAN / GPS

ja / nein

Bluetooth

ja, 2.0

Schnittstelle

Micro-USB

Synchronisation

BlackBerry Sever, BlackBerry Unite

Betriebssystem

BlackBerry OS 4.6

Vertrieb und Preis

Hersteller

Research in Motion (RIM)

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

T-Mobile: 4,95 Euro

ohne Vertrag (UVP)

319,95 Euro

Vertrieb

T-Mobile

Fazit: Neuer Formfaktor für Mail-Empfänger

Im Endeffekt ist der Flip ein zweigeteilter und umgeklappter Pearl. Dadurch erbt er alle Vor- und Nachteile des großen Bruders. Die Akkulaufzeit ist wieder mal beispielhaft für ein Smartphone, auch die Bedienung ist sehr gut. Das zweite Display liefert ein klares Bild und wird praktisch mit Uhr und Mailanzeige genutzt. Weniger gut gefallen hat uns die etwas billige Verarbeitung des Tastatur-Teils. Hier hätte RIM deutlich mehr in hochwertigere Materialien investieren sollen.

Home-Ansicht: Beide Displays sind sehr hell und gut zu lesen.

Alles in allem ist das Smarphone gut, vor allen wenn man E-Mails eher empfängt und wenig schreibt. Denn trotz der immer noch sehr guten SureType-Textvervollständigung tun sich Viel-Mailer mit einer Tastatur wie beim BlackBerry Curve oder BlackBerry Bold deutlich leichter. Dafür spricht der Preis für den Flip.

Alternative Das Nokia E66

Wer ein schmales Smartphone mit langer Laufzeit such, aber nicht unbedingt auf den BlackBerry-Dienst angewiesen ist, der könnte im Nokia E66 eine Alternative zum Flip finden. Das Business-Handy von Nokia ist ein Slider, verfügt zusätzlich noch über WiFi, HSDPA sowie GPS und lässt sich dank Mail for Exchange direkt in eine Exchange-Umgebung einbinden. Unseren Test finden Sie hier. (mja)