BlackBerry: E-Mail von unterwegs

10.06.2003 von Klaus Manhart
BlackBerry bringt E-Mails per Push-Technik auf den Handheld. Der mit Internet-, Telefonie- und Organizer-Funktionen ausgestattete Always-on-PDA bietet mobilen Geschäftskunden damit ständige Erreichbarkeit - zu jeder Zeit, an jedem Ort.

Der BlackBerry-Handheld des kanadischen Herstellers Research in Motion (RIM) ist ein Mini-Computer im PDA-Format. Der Taschen-PC wurde vor allem für den beruflichen Einsatz konzipiert. Der Vorteil: Mobile Mitarbeiter sind direkt über eine Always-on-Verbindung mit ihrem Unternehmen verbunden. Mit Hilfe der Push-Technik laufen eintreffende E-Mails automatisch auf das Mobilgerät weiter, der Nutzer muss sie also nicht aktiv durch Einwahl in den Unternehmens-Server abfragen. Die regelmäßige - oftmals vergebliche - Abfrage des Mail-Accounts erübrigt sich damit.

BlackBerry befördert E-Mails über den paketorientierten GSM-Dienst GPRS und enthält unter anderem auch ein Telefon und einen Organizer. Für den Betrieb der Geschäftskunden-Version sind spezielle Server erforderlich, da BlackBerry direkt auf Unternehmensdaten zugreift. Dabei wurde besonders Wert gelegt auf ein durchgängiges und einfach zu implementierendes Sicherheitskonzept, das Server und Endgeräte einbezieht. Besonders diese Sicherheitslösung verschafft dem BlackBerry für Unternehmensanwendungen einen klaren Vorsprung gegenüber gewöhnlichen PDAs.

In Deutschland wird das Gerät von o2 , T-Mobile und demnächst auch von Vodafone vertrieben. Die Mobilfunkunternehmen preisen BlackBerry als Heilsbringer für die Kommunikation in mittleren und großen Unternehmen an. o2, von dem auch unser Testgerät stammt, hat BlackBerry als Erster im Portfolio und nach eigenen Angaben bereits 23.000 Geräte an 700 Unternehmen in Großbritannien, den Niederlanden, Irland und Deutschland verkauft.

Alles in einem - Die Ausstattung

Rein äußerlich wirkt der BlackBerry wie ein normaler PDA, allerdings mit einer zusätzlichen Tastatur, die einen Teil der bei PDAs üblichen Bildschirmfläche belegt. Die BlackBerrys sind etwas kleiner als ein herkömmlicher PDA und haben keinen berührungsempfindlichen Bildschirm. Das einfarbige Grafik-Display mit einer Auflösung von 160 x 160 Pixel nimmt die oberen zwei Drittel des Funkorganizers ein. Im unteren Drittel ist die etwas klein geratene Mini-QWERTZ-Tastatur untergebracht.

Diese erlaubt das Beantworten von E-Mails. Für die Navigation durch die Menüs und die verschiedenen Anwendungen wie "Nachrichten", "Adressbuch" und "Kalender" steht ein Trackwheel und ein Escape-Knopf zur Verfügung, die beide an der rechten Geräteseite angebracht sind. Will man ein Programm aktivieren, fährt man mit dem Rädchen auf das entsprechende Symbol und drückt dann das Rad in das Gerät.

Der BlackBerry besitzt ein mobil synchronisierbares Adressbuch sowie eine Kalenderfunktion, und auch telefonieren kann man damit. Sogar die Kommunikation via SMS ist möglich. Das zusätzliche Mitführen eines Handys ist also überflüssig - ein weiteres Argument für seinen Einsatz. Telefonieren lässt sich je nach Modell wie mit einem herkömmlichen Handy oder über ein mitgeliefertes Headset. Über den WAP-Browser und weitere Java-basierende Programme kann der Nutzer auch auf andere Anwendungen seines Unternehmens zugreifen.

Mobile E-Mails per Push

Die BlackBerry-Handhelds arbeiten sowohl in GSM-900- als auch in GSM-1800-Netzen und sind GPRS-fähig. Die GPRS-Übertragungstechnik bildet dabei den Dreh- und Angelpunkt des BlackBerry: Durch die General Packet Radio Services des Handy-Netzes ist der Funkorganizer "Always on", also ständig online mit dem Unternehmens-Server verbunden. Sofort nach dem Einschalten kontaktiert der Handheld den BlackBerry-Server im Unternehmen via GPRS.

Verlässt ein Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz, muss er nur in seinem E-Mail-Programm eingeben, dass er von nun an über seinen BlackBerry zu erreichen ist. Trifft eine E-Mail im Firmen-Server ein, wird diese sofort an das Mobilgerät übertragen. Dazu ist auf Seiten des BlackBerry keine zusätzliche Aktion wie das Einloggen auf einem Server nötig. Sobald die Nachricht eingetroffen ist, meldet sich der BlackBerry je nach Einstellung mit einem Piepsen, einer rot blinkenden Leuchte oder einem Vibrationsalarm.

Die auf dem Handheld eingehenden E-Mails kann der Nutzer lesen, weiterleiten oder beantworten - ganz so, als säße er am PC in seinem Büro. Welche Nachrichten und welche Teile der E-Mail dabei übermittelt werden, wird über Filter festgelegt. Im Normalfall sendet der Unternehmens-Server zunächst nur E-Mails mit einem Datenvolumen bis 2 KByte, bei Attachments werden nur Name und Umfang der angehängten Datei übermittelt. Der Nutzer kann die Nachricht daraufhin stückweise in 2-KByte-Schritten bis zu einem maximalen Volumen von 32 KByte abfragen.

BlackBerry-Infrastruktur

Da die Attachments oft nur teilweise abgerufen werden, bleiben Kopien der E-Mails auf dem Firmen-Server gespeichert. So ist die elektronische Post später im Unternehmen weiter zu bearbeiten. Eine Bearbeitung der eingehenden E-Mail-Attachments auf dem BlackBerry ist nicht möglich, da eine Konverter-Software den Datei-Anhang vor dem Versenden in ein spezielles Format umwandelt. Mit einem Attachment-Service lässt sich festlegen, wie die Dateiformate konvertiert werden sollen. Über Zusatzsoftware kann der Nutzer die Funktionalität des BlackBerrys weiter erhöhen. So bietet o2 beispielsweise Software an, mit der sich Dateien an Drucker und Fax weiterleiten lassen oder auf Dokumente im Unternehmen zugegriffen werden kann.

BlackBerry setzt zwingend eine entsprechende Server-Umgebung im Unternehmen voraus. Für den Betrieb notwendig ist entweder der Microsoft Exchange Server ab Version 5.5 oder der Lotus Domino Server 4.6. Von diesen Servern werden die E-Mails für den Nutzer abgeholt. Zu der IT-Umgebung kommt zusätzlich der BlackBerry Enterprise Server sowie die BlackBerry Desktop Software hinzu. Über den BlackBerry Enterprise Server, der zwischen dem eigentlichen Mail-Server und der Firewall platziert ist, läuft der gesamte Datenverkehr zwischen den BlackBerry-Geräten und den Unternehmens-Applikationen. Er ermöglicht die zentrale Verwaltung und sorgt zudem für die Komprimierung, Verschlüsselung und die Weiterleitung der Daten.

Verschlüsselung mit Triple-DES

Die Verschlüsselung bei der Datenübertragung basiert auf dem von der US-Regierung entwickelten Triple-DES-Algorithmus. Die Verschlüsselung erfolgt, indem ein PC innerhalb der Sicherheitsumgebung des Unternehmens den von Handheld und Desktop genutzten symmetrischen Verschlüsselungscode generiert und ihn über die serielle Datenschnittstelle auf das Mobilgerät transferiert.

Danach wird eine Kopie des Codes im Mail-Server und auf dem Handheld gespeichert. Die durchgehende Verschlüsselung gewährleistet, dass die E-Mails während des gesamten Wegs zwischen Handheld und Server unlesbar bleiben. Dies gilt auch für den Mobilfunkbetreiber. Ein zusätzliches Kennwort mit einer Länge von 4 bis 14 Zeichen schützt das BlackBerry-Endgerät zudem vor unbefugtem Zugriff auf die Daten. Hinzu kommen weitere Sicherheitsfeatures wie die Zurückweisung schwacher Kennwörter oder die Sperrung von Tastatur und Datenschnittstelle nach einem festlegbaren Time-Out.

Auf Client-Seite stellt BlackBerry eine Desktop-Software zur Verfügung. Sie beinhaltet eine integrierte Anwendungssuite, PC-Synchronisierung, Tools für die Ordnerverwaltung, E-Mail- und Filterfunktionen, Datensicherungsprogramme sowie weitere Anwendungssoftware. Die Synchronisation mit dem Handheld erfolgt über die Docking-Station.

Modelle und Preise

Derzeit können deutsche Mobilfunker zwischen zwei BlackBerry-Modellen wählen, die ausschließlich an Geschäftskunden verkauft werden: Modell 5820 und Modell 6720. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Geräten besteht darin, dass das kleinere 5820 über weniger Speicher verfügt und das Telefonieren nur über ein Headset möglich ist. Das 6720 bietet mehr Speicher und die Telefonie-Funktionen sind in das Gerät integriert. In den Zukunft soll es neben dem Geschäftskunden-BlackBerry auch ein Consumer-Gerät geben, das E-Mail-Konten über POP3 und IMAP abrufen kann.

BlackBerry-Business-Geräte - technische Daten

Modell

BlackBerry 5820

BlackBerry 6720

Vertrieb

o2, T-Mobile

o2, T-Mobile

Netzwerke

GSM-900/1800, GPRS

GSM-900/1800, GPRS

Display

160 x 160 Pixel, Monochrom mit Hintergrund-Beleuchtung

160 x 160 Pixel, Monochrom mit Hintergrund-Beleuchtung

SMS

Ja

Ja

WAP-Browser

Ja

Ja

Telefonie

über Headset

integriert

Java

Ja

Ja

Speicher

8 MB Flash, 1 MB SRAM

16 MB Flash, 1 MB SRAM

Datenanschluss

Seriell

seriell

Akku

Litium-Ionen-Batterie, 5 Tage Laufzeit

Litium-Ionen-Batterie, 5 Tage Laufzeit

Gewicht

129 Gramm

138 Gramm

Abmessungen

11,7 x 7,85 x 1,8 cm

12,1 x 7,6 x 1,8 cm

Bei o2 als dem zum Redaktionsschluss günstigsten Anbieter (Stand: 05.06.03) kostet der BlackBerry 5820 mit Vertrag 19 Euro, der 6720 ist für 199 Euro zu haben. Die unbedingt erforderliche Software für den BlackBerry Enterprise Server, die mit Microsoft Exchange und Lotus Domino zusammenarbeitet, schlägt mit 4.400 Euro zu Buche, wobei 20 Lizenzen bereits enthalten sind. Außerdem fällt pro Gerät ein monatlicher GPRS-Preis von 38,14 Euro plus Mehrwertsteuer im o2-Data-Tarif an. Dabei ist die Übertragung von 5 Megabyte an Daten in der Grundgebühr enthalten.

Fazit

Der BlackBerry ist klein, leicht, einfach zu bedienen und bringt E-Mails ohne Zeitverzögerung auf den Handheld. Für große Unternehmen, in denen die Masse der Kommunikation über E-Mail läuft und die Mitarbeiter mobil sein müssen, ist der BlackBerry eine Bereicherung. Der sichere Zugriff auf Geschäftsinformationen kann helfen, Kunden besser zu bedienen und mobile Nutzer effektiver einzusetzen.

Besonders das ausgeklügelte Sicherheitskonzept verleiht dem BlackBerry eine herausgehobene Stellung unter den Handhelds. Von Nachteil sind die aufwendige Infrastruktur mit Server- und Software-Installationen und die damit verbundenen, nicht unerheblichen Kosten.

Kleine Firmen werden sich überlegen müssen, ob sich eine derartige Investition lohnt. Legt man keinen Wert auf E-Mails per Push-Technik und den hohen Sicherheitsstandard, ist ein elektronischer Organizer in Kombination mit einem Mobiltelefon eine weniger komfortablere Alternative. (ala/mec)