BlackBerry Curve: Der breitere Pearl

03.08.2007 von Moritz Jäger
Nach dem BlackBerry Pearl bringt RIM mit dem Curve ein weiteres consumer-orientiertes Smartphone auf den Markt. Wir haben uns den Nachfolger mit Volltastatur in der Praxis angesehen.

RIM zielt mit dem Gerät auf die selbst definierte Gruppe der „Prosumer“. Damit bezeichnet RIM etwas schwammig Endkunden, die sich stark für technologische Neuerungen wie Push-Mail interessieren. Im Klartext heißt das, dass RIM seine BlackBerrys künftig auch an Privat- und nicht nur an Firmenkunden verkaufen will.

Front: Der Curve soll vor allem die Prosumer ansprechen.

Das ging mit dem Pearl (BlackBerry 8100) schon recht gut auf, zumal T-Mobile und Vodafone passende Push-Lösungen für Endkunden mit in das Angebot aufgenommen haben. Der BlackBerry Curve (8300) soll ebenfalls für diesen Markt zugeschnitten sein, und lockt Kunden mit 2-Megapixel-Kamera, Push-Mail und besserer Medienverwaltung.

Handling und erster Eindruck

Zumindest optisch verliert der Curve den Vergleich mit dem Pearl oder dem aktuellen 8800. Das Smartphone steckt in einem schlichten Plastikgehäuse, von den Metallapplikationen und dem Klavierlack der beiden anderen Produkte ist nichts geblieben. Das Gehäuse erinnert eher an die früheren BlackBerrys, da hilft es auch nicht mehr viel, dass die Kamera auf der Rückseite von ein wenig Metall eingefasst ist.

Zentralsteuerung: Hält man das Gerät normal, liegt der Daumen auf dem Trackball.

Der Curve verfügt über eine QWERTZ-Tastatur und einen Trackball zur Steuerung. Auch das Gewicht spricht für das Smartphone, bringt es doch samt Akku gerade einmal 108 Gramm auf unsere Waage. Mit den Abmessungen von 107 x 60 x 15,5 mm passt das Gerät gerade noch in eine Hemdtasche, ohne diese zu sehr auszubeulen.

Rückseite: RIM hat den Curve nur mit wenig Metall verziert. Dafür gibt es eine 2-Megapixel-Kamera.

Die Verarbeitung des Trackballs ist in Ordnung, auch das Tastenfeld ist gut. Beim Display nutzt RIM das gleiche TFT wie der 8800, somit kann der Curve 240 x 320 Pixel anzeigen.

Praxis

Trotz des eher billigen Äußeren steckt im Curve ein kompletter BlackBerry. Die Push-Funktion arbeitet einwandfrei, solange ein aktueller BlackBerry-Server im Firmennetz vorhanden ist. Nutzt man die Hosted-Lösung, lassen sich bis zu zehn Postfächer weiterleiten; auf Features wie Terminaktualisierung oder Adressbuchabgleich müssen Sie dann verzichten.

Der Curve lässt sich über MicroSD auf bis zu vier GByte Speicher erweitern, allerdings hat RIM den Kartenslot wieder unter den Akku gesetzt, ein Austauschen der Karten im Betrieb ist somit nicht möglich. Praktisch ist aber, dass sich die Speicherkarten wieder direkt verschlüsseln lassen. So sind die Daten vor Dieben geschützt.

Kein Hot Swap: Die MicroSD-Karte lässt sich nur wechseln, wenn der Akku entfernt wird.

An der Rückseite ist eine 2-Megapixel-Kamera integriert. Die Kamera löst bei genügend Licht angenehm schnell aus, Schnappschüsse sind so machbar. Allerdings dauert es eine Zeit, bis die Bilder verarbeitet sind, Aufnahmeserien oder Videos sind nicht möglich. Dafür lassen sich die Bilder direkt als E-Mail versenden oder Kontakten zuordnen.

Endlich komplett Standard: Strom erhält das Gerät via Mini-USB, Köpfhörer und Headsets finden am 3,5-Zoll-Klinkenanschluss Platz.

Auf die Push- und PIM-Funktionen gehen wir nur kurz ein, diese entsprechen dem üblichen BlackBerry-Standard und spielt ihre volle Leistung daher auch nur in Verbindung mit einer BlackBerry-Infrastruktur aus. Natürlich lassen sich die Kontakte und Termine auch manuell einpflegen, per Trackball und Tastatur sind die notwendigen Felder schnell eingegeben.

Ansonsten hat uns vor allem die lange Laufzeit begeistern können, mehr dazu im Kapitel „Lauf- und Ladezeit“.

Multimedia

Neben der bereits erwähnten Kamera liefert RIM auch eine komplett überarbeitete Medienverwaltung. Dazu hat der Hersteller eine abgespeckte Version des Roxio Media Creators 9 mit in die Verpackung gelegt. Auch die interne Musikverwaltung ist deutlich komfortabler, dank besserer Playlisten und der überarbeiteten Multimediafunktionen kann der Curve locker mit aktuellen MP3-Playern mithalten.

Musik und Bilder: RIM nutzt eine abgespeckte Form des Roxio Media Creators für die Verwaltung der Multimediadaten.
Neu: der Medienmanager im Curve.

Ein weiteres Schmankerl: RIM setzt erstmals einen 3,5-mm-Klinkenstecker ein. Damit lassen sich alle gängigen Kopfhörer und Headsets anschließen. Zudem ist das Stereo-Bluetooth-Protokoll A2DP implementiert.

Zahlreiche Optionen: Der Medienmanager bietet im Kontextmenü eine ganze Reihe möglicher Optionen für die Lieder.

Das Gerät unterstützt die meisten aktuellen Formate, neben MP3 und WMA lässt sich auch AAC und AAC+ abspielen. Videos lassen sich als WMV, H.263 und MPG4 wiedergeben. Die Lieder lassen sich zusätzlich auch als Klingeltöne nutzen.

Lauf- und Ladezeit: Curve schlägt alle

Wie schon der BlackBerry 8800 ließ uns der Curve mit seiner Laufzeit erstaunen. Trotz eines Akkus mit 1100 mAh schafft das Gerät im TecChannel-Dauertest 1498 Minuten. Das entspricht einem ganzen Tag, ein wirklich beeindruckender Wert. Damit schubst der Curve die hauseigene Konkurrenz, den 8800, vom Laufzeitthron.

RIM gibt als maximale Stand-by-Zeit 17 Tage an, zudem sollte ein Gespräch nicht länger als vier Stunden am Stück dauern.

Ladezyklus: 90 Minuten lang tankt der Curve mit voller Leistung, anschließend fällt die Energieaufnahme ab.

Der Akku war nach 122 Minuten wieder voll geladen. Dabei lädt der Curve 90 Minuten lang mit voller Kraft (4,4 Watt), anschließend fällt die Energieaufnahme ab. Allerdings zickt das Gerät teilweise bei der Energieaufnahme, im Zweifel sollten Sie den Curve ab und zu kontrollieren, ob er wirklich lädt.

Tabelle: Der BlackBerry 8300 Curve im Überblick

Hardware

Prozessor

keine Angaben

Speicher

64 MByte intern

Erweiterungsslot

MicroSD, maximal vier GByte

Display

320 x 240 Bildpunkte

Größe

107 x 60 x 15,5 mm

Gewicht

108 Gramm inklusive Akku

Akku

1100 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GPRS/GSM/EDGE

WLAN / GPS

nein / nein

Bluetooth

ja, 2.0

Profile: Headset, Freisprechen, serieller Anschluss, Stereo-Bluetooth-Headset

Schnittstelle

Standard-Mini-USB

Synchronisation

BlackBerry-Software

Betriebssystem

eigene Entwicklung

Vertrieb und Preis

Hersteller

Reasearch in Motion

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

T-Mobile: ab 59,95 Euro
Vodafone: noch nicht im Angebot
E-Plus: noch nicht im Angebot
O2: noch nicht im Angebot

Ohne Vertrag

zirka 430 Euro

Vertrieb

T-Mobile

Fazit: Lange Laufzeit, störende Kleinigkeiten

Mit dem Curve liefert RIM ein anständiges Gerät ab, das vor allem durch seine Akkulaufzeit, Volltastatur und das geringe Gewicht auftrumpft. Auch Multimediafunktionen wie Kamera und Medienverwaltung wurden deutlich verbessert.

Dafür muss der Nutzer aber deutliche Abstriche bei der Haptik hinnehmen. Man kann es drehen und wenden, wie man will – der Curve ist ein Stück Plastik und fühlt sich auch so an. Verglichen mit anderen Business-Geräte von RIM oder Nokia, wirkt Metall an der Gehäusefront einfach deutlich hochwertiger und stabiler. Vor dem Kauf sollten Sie das Gerät auf alle Fälle einmal in die Hand nehmen und abwägen.

Schade ist auch, dass RIM an Kleinigkeiten spart. So wurde dem Curve beispielsweise die Tragetasche aus Leder gestrichen, lediglich eine Lederhülle ohne Gürtelclip liegt bei. Auch das Universalnetzteil mit austauschbaren Stromsteckern für den internationalen Einsatz war bei unserem Testgerät nicht enthalten, das beigelegte Netzteil besaß nur einen deutschen Stecker.

Der Curve zielt klar auf den Consumer/Prosumer-Markt. Wer eine Multimediamaschine oder eine lange Akkulaufzeit benötigt, kann sich den Curve näher ansehen, sollte aber im Hinterkopf behalten, dass RIM mit dem 8820 einen vielversprechenden Business-Nachfolger angekündigt hat. (mja)