Online-Sicherheit

Bitkom und BKA veröffentlichen Tipps zum Schutz vor Online-Kriminellen

07.09.2010 von Panagiotis Kolokythas
Das Bundeskriminalamt (BKA) und Bitkom warnen Internet-Nutzer vor neuen Formen der Online-Kriminalität. Mit 10 Tipps wollen die Sicherheitshüter den Computeranwender vor Online-Angriffen schützen.

Online-Kriminelle nutzen laut BKA und der Bitkom immer raffiniertere Betrugsmethoden, um die Internet-Nutzer hereinzulegen. So seien auch die Schadprogramme "zunehmend schwerer zu erkennen" und "Angriffe erfolgen vermehrt über Anwendungsprogramme, nicht über Lücken in Betriebssystemen", so Professor Dieter Kempf, Bitkom-Präsident und Vorstandsvorsitzender des Vereins "Deutschland sicher im Netz". BKA-Präsident Jörg Ziercke fügt hinzu: "Kriminelle kapern vermehrt PCs argloser Nutzer, um Straftaten zu begehen und dabei möglichst unerkannt zu bleiben."

Laut Kempf und Ziercke surft immer noch jeder Fünfte Internet-Anwender ohne einen Virenschutz und es gäbe auch Aufklärungsbedarf beim Umgang mit persönlichen Daten. In Berlin stellten Kempf und Ziercke ein Informationsblatt für Internet-Nutzer mit den wichtigsten Empfehlungen zur Vorbeugung vor (PDF-Download).

Laut einer Studie wurden 43 Prozent aller Internet-Nutzer ab 14 Jahren bereits Opfer einer Viren- oder Schadprogramm-Attacke. Das entspricht einer Zahl von über 22 Millionen Internet-Nutzern in Deutschland. Im Vorjahr lag die Zahl der Opfer noch bei 38 Prozent.

Bei 7 Prozent der Internet-Nutzer wurden schon einmal die persönlichen Zugangsdaten für Online-Dienste ausgespäht, was einer Zahl von rund 3,5 Millionen deutschen Internet-Anwendern entspricht. Und 5 Prozent (rund 2,5 Millionen Anwender) haben bereits einen finanziellen Schaden durch eine solche Attacke erlitten.

Auch die Zahl der Betrugsfälle steigt ständig. In diesem Jahr rechnen BKA und der Bitkom mit rund 5.000 angezeigten Phishing-Fällen, was ein Zuwachs von rund 71 Prozent bedeuten würde. Die Schadenssumme wird mit 17 Millionen Euro geschätzt. Der durchschnittliche Schaden der gemeldeten Einzelfälle lag im ersten Halbjahr 2010 bei rund 3.500 Euro.

"Die simple Eingabe von Geheimzahlen reicht als Sicherheitsmaßnahme bei Überweisungen längst nicht mehr", so Bitkom-Präsidiumsmitglied Kempf. "Gesundes Misstrauen und eine moderne Sicherheitsausstattung des PCs sind ebenso wichtig. Wer das beherzigt, für den ist Online-Banking eine sichere Sache."

Laut Bitkom verzichten bislang 28 Prozent der Internet-Nutzer aus Sicherheitsbedenken auf Online-Banking. "Hier gibt es noch hohen Informationsbedarf", so Kempf.

Auf der folgenden Seite lesen Sie die Tipps, die BKA und Bitkom zum Schutz vor Internet-Kriminalität geben.

Diese Tipps schützen vor Internet-Angriffen

1. PC-Schutz

Entscheidend ist eine gute Sicherheitsausstattung Ihres Computers. Vor der ersten Internet-Sitzung müssen ein Anti-Viren-Programm und eine Firewall installiert werden, um den PC vor schädlichen Dateien zu schützen. Für diese Schutzprogramme, das Betriebssystem und den Internet-Browser werden regelmäßig Aktualisierungen angeboten, die auch automatisiert abgerufen werden können. Updates sind umgehend zu installieren. Das gilt auch für auf dem PC installierte Anwendungsprogramme. Da Schadsoftware zunehmend über Datenträger wie CDs oder USB-Sticks verbreitet wird, sollten diese vor der Nutzung auf Viren geprüft werden.

2. E-Mails und Chat

Öffnen Sie nur E-Mails, die von vertrauenswürdigen Absendern stammen. Dubiose Mails von Unbekannten möglichst sofort löschen. Schadprogramme verbergen sich oft in Grafiken oder E-Mail-Anhängen. Verdächtige Dateien auf keinen Fall öffnen! Vorsicht auch vor angeblichen E-Mails von Kreditinstituten: Banken bitten Kunden nie per Mail, vertrauliche Daten im Netz einzugeben. Solche E-Mails sind immer gefälscht. Auch in Communitys empfangene E-Mail-Anhänge sollten mit einem Schutzprogramm überprüft werden. Riskant können auch Chat-Nachrichten von Unbekannten sein: Kriminelle versenden oft Links zu Webseiten mit Viren.

3. Software

Nutzer sollten darauf achten, welche Software oder Zusatzprogramme ("Plug-Ins") sie installieren. Eine Gefahr sind Schadprogramme, die in Gratis-Downloads oder Raubkopien von dubiosen Anbietern versteckt sind. Gesundes Misstrauen hilft: Wenn Zweifel an der Seriosität bestehen, besser auf Download und Installation einer Software verzichten.

4. Tauschbörsen

Wer im Internet mit Unbekannten Dateien tauscht, riskiert eine Infektion seines PCs mit Schadprogrammen. Zudem ist der Tausch von illegalen Musik-, Film- oder Software-Kopien strafbar und kann zu Schadenersatzansprüchen der Rechteinhaber führen.

5. Online-Shopping

Zeichen für die Seriosität eines Online-Shops sind ein Impressum mit Nennung und Anschrift des Geschäftsführers sowie klare Geschäftsbedingungen (AGB). Kunden sollten auch die Datenschutzerklärung lesen. Manche Shops werden von unabhängigen Experten geprüft und erhalten ein Zertifikat oder Siegel. Auch der Kunde kann Kontrolle ausüben: Auf vielen Shopping-, Preisvergleich- und Auktionsseiten werden Händler beurteilt. Gute Bewertungen können ein Hinweis auf seriöse Geschäftspraktiken sein.

Weitere Tipps, die vor Internet-Gefahren schützen

6. Bezahlung im Web

Zur Bezahlung müssen Konto- oder Kreditkartendaten über eine verschlüsselte Verbindung übertragen werden, erkennbar an den Buchstaben "https" in der Adresse der Webseite und einem Schloss- oder Schlüssel-Symbol im Internet-Browser. Sichere Webseiten sind auch an einer grün hinterlegten Adresszeile oder an einem grün hinterlegten Zertifikatszeichen erkennbar, wenn sich der Betreiber einer unabhängigen Prüfung unterzogen hat. Zahlungen können per Lastschrift, Kreditkarte oder Rechnung erfolgen. Es gibt auch seriöse Bezahl-Dienste, bei denen die Bankdaten einmalig hinterlegt werden. Vorkasse per Überweisung ist verbreitet, aber riskanter.

7. Online-Banking

Beim Online-Banking sollte man die offizielle Adresse der Bank immer direkt eingeben oder über eigene Lesezeichen (Favoriten) aufrufen. Maßgeblich ist die Adresse, die die Bank in ihren offiziellen Unterlagen angibt. Die Verbindung zum Bankcomputer muss wie bei Bezahlvorgängen verschlüsselt sein. Für Überweisungen und andere Kundenaufträge sind Transaktionsnummern (TANs) nötig. In den Anfängen des Online-Bankings konnten die Nutzer einen solchen Code aus einer Liste frei wählen. Sicherer ist das iTAN-Verfahren, bei dem die Codes nummeriert sind. Ein Zufallsgenerator der Bank bestimmt, welche TAN aus der Liste eingegeben werden muss. Noch weniger Chancen haben Kriminelle beim mTAN-Verfahren: Die TAN wird dem Kunden aufs Handy geschickt und ist nur kurzzeitig gültig. Weitere Schutzverfahren sind eTAN und HBCI, bei denen der Kunde als Zusatzgeräte einen TAN-Generator oder ein Kartenlesegerät nutzt. PC-Nutzer sollten ihre Bank fragen und das modernste verfügbare Verfahren wählen. Vorsicht, falls mehrere Transaktionsnummern auf einmal abgefragt werden: Dann ist Phishing im Spiel - gleich die Bank informieren.

8. Private Infos

Die meisten Menschen würden im Alltag kaum Unbekannten ihr Privatleben offenbaren. Auch im Web haben es die Nutzer in der Hand, den Zugang zu privaten Infos zu beschränken. Nur gute Bekannte sollten in entsprechenden Foren und Communitys Zugriff auf Fotos oder Kontaktdaten erhalten. Je weniger von der eigenen Privatsphäre frei zugänglich ist, desto weniger Angriffsfläche wird potenziellen Betrügern und anderen unbefugten Nutzern geboten.

9. Passwörter

Bei vielen Online-Services müssen sich die Nutzer registrieren. Meist werden Benutzername und Passwort festgelegt. Soweit möglich, sollten Kunden nicht das gleiche Passwort für mehrere Dienste verwenden - etwa E-Mail-Konto, Online-Shops und Communitys. Je länger ein Passwort, desto schwerer ist es zu knacken. Es sollte mindestens acht Zeichen lang sein und aus einer zufälligen Reihenfolge von Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen bestehen. Wer sich die zahlreichen Codes schwer merken kann, dem helfen so genannte Passwort-Safes. Das sind PC-Programme, mit denen sich Geheimzahlen sicher speichern lassen. Der Anwender braucht sich dann nur noch ein Haupt-Passwort zu merken.

10. Angebote als Waren- oder Finanzagenten

Angebote im Internet oder per E-Mail, als Waren- oder Geldvermittler zu arbeiten, sind konsequent abzulehnen. Der Vermittler dient den Tätern zur Verschleierung ihrer Identität. Web-Nutzer, die sich auf dubiose Angebote einlassen und Waren oder Gelder weiterleiten, können sich strafbar machen und müssen mit Schadenersatzansprüchen rechnen. (PC-Welt/hal)