BITKOM: Neue Technologien schaffen neue Jobs

13.12.2006
Eine Studie des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien nennt sechs Technologien, die in den kommenden Jahren kräftiges Wachstum und zahlreiche neue Arbeitsplätze in der deutschen Hightech-Industrie schaffen könnten.

Im Einzelnen seien dies folgende Technologien: Eingebettete Systeme, Biometrie, Internetfernsehen und mobiles TV, IT Utility Services, Service-orientierte Software-Architekturen sowie Digitales Rechtemanagement. Nach BITKOM-Schätzung wird sich das weltweite Marktvolumen dieser Zukunftsfelder bis zum Jahr 2010 auf rund 360 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. „Die deutsche Hightech-Industrie muss sich auf diese Technologien von morgen konzentrieren und hier eine Spitzenposition auf den Weltmärkten erreichen“, sagte BITKOM-Präsident Willi Berchtold bei der Präsentation der Studie.

Die Untersuchung mit dem Titel „Zukunft digitale Wirtschaft“ wurde von der Strategieberatung Roland Berger und BITKOM erstellt. Sie ist der offizielle Beitrag des BITKOM zum IT-Gipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am 18. Dezember. Berchtold: „Der IT-Gipfel muss ein Signal zum Aufbruch in die digitale Wirtschaft senden.“ Die Studie habe mit Hilfe eines Scoring-Modells insgesamt mehr als 300 Technologien untersucht und daraus in einem ersten Schritt 27 Bereiche mit besonders hohem Zukunftspotenzial ermittelt. Darunter finden sich Themen wie Breitband, Verkehrstelematik und RFID-Chips.

Hidden Champions

Sechs Technologien werden in der Studie vertieft analysiert. BITKOM-Präsident Berchtold nannte sie die technologischen „Hidden Champions“ des Hightech-Sektors:

1. Eingebettete Systeme: Dabei handelt es sich um Hard- oder Softwarekomponenten, die in elektronische Geräte integriert werden. Wichtige Einsatzbereiche sind die Unterhaltungselektronik, die Medizintechnik oder der Maschinen- und Anlagenbau. Der weltweite Markt für eingebettete Systeme wird von 138 Milliarden Euro im Jahr 2005 auf rund 194 Milliarden Euro im Jahr 2010 steigen.

2. Biometrie: Automatisierte Verfahren zur Erkennung von Menschen erhöhen die Sicherheit in öffentlichen Räumen. Entscheidend für eine erfolgreiche Biometrie-Industrie sind öffentliche Projekte wie der elektronische Personalausweis.

3. Fernsehen der Zukunft: Internetfernsehen und mobiles TV werden in wenigen Jahren ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft sein. Allein in Deutschland könnten in den kommenden drei Jahren bis zu 3000 IP-TV-Sender entstehen. Gefragt ist die Politik beim mobilen Fernsehen. „Die Technologie ist vorhanden, Anbieter und Interessenten stehen in den Startlöchern“, sagte Berchtold. Aber seit über einem Jahr verzögert sich die Vergabe der erforderlichen Frequenzen.

4. IT Utility Services: Sie ermöglichen Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen den flexiblen Zugriff auf Rechenleistung, Programme oder Speicherplatz, ohne dafür eigene IT-Kapazitäten aufbauen zu müssen. Der Umsatz wird von 23,5 Milliarden Euro weltweit 2005 auf 106 Milliarden Euro im Jahr 2010 zulegen.

5. Service-orientierte Software-Architekturen (SOA): Diese im gewerblichen Umfeld relevante Software-Technologie wird bis 2010 weltweit ein Marktvolumen von rund 38 Milliarden Euro erreichen. Im Jahr 2005 waren es erst zwei Milliarden Euro. Die Wachstumsraten sind dreistellig, Unternehmen aus Deutschland sind heute bereits ausgezeichnet positioniert.

6. Digitales Rechtemanagement: Es schützt die Urheberrechte an digitalen medialen Inhalten und ermöglicht ihre individuelle Verwertung und Abrechnung. Dieser Markt wird weltweit von rund 500 Millionen Euro in 2005 auf zwei Milliarden Euro im Jahr 2010 wachsen.

Mangel an Fachkräften

Eines der wichtigsten Anliegen der ITK-Branche beim IT-Gipfel sei die Bekämpfung des Fachkräftemangels. „Die Hightech-Industrie sucht händeringend nach Informatikern und Ingenieuren“, sagte Berchtold. „Dauerhaft nicht besetzte Stellen bremsen das Wachstum der Unternehmen.“ Der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern sei ein Symptom für die Schwäche des deutschen Bildungssystems. Schon die Schulen müssten durch moderne Unterrichtskonzepte, mehr Praxisbezug sowie eine bessere Ausstattung mit Computern und Internetzugängen Begeisterung für technische Themen bei Schülerinnen und Schülern wecken. Ab der fünften Klasse sollte jeder Schüler ein Notebook haben; dessen Anschaffung sollte steuerlich gefördert werden. Um die Notebooks didaktisch sinnvoll im Unterricht einzusetzen, müsse die Aus- und Weiterbildung der Lehrer verbessert werden. Berchtold: „Hightech-Politik ist in allererster Linie Bildungspolitik. Den weltweiten Innovationswettbewerb gewinnen wir nur, wenn wir den Bildungswettbewerb gewinnen.“

Der zweite Ansatzpunkt, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, ist aus Sicht der ITK-Branche eine Reform des Zuwanderungsrechts. Berchtold: „Deutschland braucht ein aktives Einwanderungsmanagement.“ Die bislang starren Regelungen des Zuwanderungsgesetzes müssten durch ein Punktesystem ersetzt werden. Wer Kriterien wie Qualifikation, Sprachkenntnisse oder Alter erfüllt, sollte dauerhaft in Deutschland bleiben dürfen, betonte Berchtold. (mje)

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