Bilder schnell auf die Festplatte

26.01.2000
Die "normale", auf chemische Prozesse basierende Fotografie behauptet noch unangefochten ihren Spitzenplatz als Medium für Bilder aller Art. Aber immer häufiger werden mittlerweile auch professionellen Ansprüchen genügende Digitalkameras eingesetzt. Wir stellen die wichtigsten Speichertechniken und die daraus resultierenden Arten der Datenübertragung bei dieser "modernen" Art der Fotografie vor.

Von: Oliver Stein

Wer eine digitale Kamera kauft, entscheidet häufig nach Kriterien wie der zur Verfügung stehenden Auflösung, der Bildqualität, den Abmessungen, dem Gewicht und nicht zuletzt nach dem Preis. Die Handhabung ist hingegen erst in der Praxis abzuschätzen: Das Arbeitsgerät Kamera hinterläßt zumeist erst nach einigen Einsätzen einen positiven oder negativen Eindruck, wenn es um Bedienbarkeit und Praxistauglichkeit geht. Wirklich schlecht durchdachte Kameras finden sich aber unter den neueren Modellen kaum mehr.

Wer bessere Bilder mit einer höheren Auflösungen benötigt, muß allerdings in der Regel auch mehr Geld ausgeben: Die beste Kamera für alle Einsatzbereiche gibt es nach unserer Untersuchung allerdings trotzdem nicht. Die Wahl sollte mehr vom Hauptverwendungszweck und den Einsatzgebieten abhängig gemacht werden, als von den reinen Qualitätskriterien. Die besten Bilder im Kameraspeicher nützen nichts, wenn man sie anschließend mit großem zeitlichen Aufwand auf andere Speichermedien übertragen muß.

Mobiler Einsatz heißt das Ziel

Wir haben die wichtigsten Speichertechniken und die daraus resultierenden Arten der Datenübertragung zwischen Kamera und PC getestet. Dabei war es uns besonders wichtig, daß die von den Herstellern angebotenen Optionen auch wirklich praktikabel sind. Ein wichtiges Kriterium war die Eignung der Systeme für bestimmte professionelle Einsatzgebiete. Deshalb wurde als Praxisbeispiel der Einsatz digitaler Kameras bei der Micromatik GmbH aus Siegen untersucht.

Der mobile Einsatz der Digitalkameras dürfte besonders im betrieblichen Rahmen von vorrangigem Interesse sein. Hat man im Büro immer die Möglichkeit, die entsprechenden Bilder sofort von der Kamera herunter auf einen PC zu laden, so wird das unterwegs schon schwieriger: Der verfügbare Primärspeicher der Kameras ist noch immer zu klein, um umfangreiche Bilderserien vorzuhalten. Je höher die Auflösung, desto größer wird das Problem. In bester Qualität in der ersten Komprimierungsstufe ist beispielsweise auf dem mitgelieferten 8MByte Speicher der Nikon Coolpix gerade mal Platz für acht bis neun Bilder. Sind häufige Außeneinsätze absehbar, so gehört zur Standardausrüstung einer Digitalkamera daher fast zwangsläufig auch ein Notebook.

Alternativen für die Datensicherung

Zur reinen Datensicherung gibt es allerdings Alternativen. Sony setzt bei Kameras mit einer Auflösung bis 1024 x 768 Punkten auf Disketten als Speichermedien. Diese sind sehr preisgünstig und beinahe überall in beliebigen Mengen erhältlich. Für höhere Auflösung sind sie jedoch nicht mehr geeignet, da bei einer Kapazität von 1,44 MB unter Umständen auch komprimiert nur noch ein bis zwei Fotos auf eine Diskette passen.

Olympus bietet mit seinem DIMO-Adapter und einem MO-Laufwerk (PowerMO 640, siehe Bild 1) eine Möglichkeit große Datenmengen abzulegen (640 MByte pro Magneto Optical Disk). Die Bedienung ist dabei denkbar einfach ?die Bilder werden per Knopfdruck auf das MO-Laufwerk übertragen. Alle aktuellen Olympus Kameras werden automatisch von diesem Laufwerk unterstützt. Mit dieser Kombination ist der Einsatz der digitalen Kamera auch für PC-Unkundige möglich, die beispielsweise einfach nur Ihre Fotos an Kollegen weitergeben möchten. Der Preis liegt mit rund 1000,- DM allerdings schon in Regionen, die eine Anschaffung alleine für diesen Zweck nicht für immer rechtfertigt. Zu diesem Preis bekommt man immerhin auch schon etwa 140-160 MByte in Form von Speichermodulen.

DIMO Adapter an einem MO-Laufwerk an.

Der übliche Weg der Bilder aus der Kamera auf das Massenspeicher-Medium dürfte in den meisten Fällen direkt über einen PC oder Notebook führen. Hier stellt sich die Frage, über welchen Übertragungsweg die Bilder transferiert werden und welche Software dazu eingesetzt werden kann. Auch die Geschwindigkeitsunterschiede der verschiedenen Speichermedien und den zugehörigen Übertragungsarten spielt natürlich eine Rolle.

Fünf verschiedene Medien sind im Einsatz

Betrachtet man die Produktpalette der diversen Hersteller (derzeit sind es weit über dreißig), so stellt man schnell fest, daß eigentlich nur fünf gebräuchliche Medien zum Einsatz kommen: Dabei gehört der fest eingebaute Speicher weitgehend der Vergangenheit an. PC-Cards werden zwar durchaus noch verwendet, sind aber seit Jahren immer mehr durch die kompakteren aber kompatiblen CompactFlash Cards ersetzt worden.

Daneben existiert mit etwa gleicher Marktpräsenz die noch kompaktere SmartMedia Card. Sony weicht als einziger Hersteller gänzlich vom Kurs ab und versucht, neben der Diskettentechnik noch den Memory Stick als das Medium zu etablieren. Leider konnte uns Sony bis Redaktionsschluß keine Kamera mit Memory Stick Technologie zur Verfügung stellen, so daß wir hier keine Angaben über Geschwindigkeit und Übertragungsmöglichkeiten machen können. Preislich liegt der Memory Stick derzeit noch leicht über der Konkurrenz.

Bei den portablen Medien sind besonders zwei Medien bedeutsam: die CompactFlash Card, die derzeit mit bis zu 48 MByte pro Modul erhältlich ist und die SmartMedia Card, mit bis zu 32 MByte. Für die nahe Zukunft werden von den Herstellern in diesem Bereich Kapazitäten von bis zu 192 MByte angestrebt . Der Straßenpreis für 8 MByte-Module liegt bei etwa 60-70 Mark, wobei die SmartMedia Card meist etwas billiger ist als Ihr Hauptkonkurrent.

Viele Wege führen zu den Daten

Um die Daten vom Medium in den PC zu übertragen gibt es mehrere Wege: Eine Option, die von allen Hersteller angeboten wird, ist die serielle Übertragung. So liegt beinahe jeder Digitalkamera ein serielles Kabel als Zubehör bei. Obwohl auch jeder PC in der Regel eine freie serielle Schnittstelle bietet, ist diese Übertragungsart aufgrund Ihrer geringen Geschwindigkeit nur als Notlösung zu sehen. Um 10 MByte Bilddaten über die serielle Schnittstelle zu übertragen, muß man sich schon eine halbe Stunde Zeit nehmen. Ein weiterer Nachteil besteht darin, daß auf jedem benutzten PC die Software der speziellen Kamera installiert sein muß. Werden verschiedene Modelle benutzt, muß für jede Kamera zusätzlich Software installiert werden (siehe Kasten "Software für die Datenübertragung").

Schneller aber derzeit noch seltener im Einsatz ist die Möglichkeit, die digitalen Bilder per Infrarot-Schnittstelle nach dem IrDa Standard zu übertragen. Fast alle modernen Notebooks besitzen heute solch eine Infrarotschnittstelle und für PCs kann eine externe IrDa-Schnittstelle für circa 100,- Mark angeschafft werden. Von den Testkandidaten war nur die Kodak DC265 mit einer solchen Schnittstelle ausgerüstet. Zur Übertragung von 10 MByte Daten werden dabei nur noch ungefähr 6 Minuten benötigt.

Diese Kamera bietet allerdings auch noch einen USB-Anschluß, der die Wartezeit bei der gleichen Datenmenge auf unter drei Minuten verkürzt. Auch bei diesen beiden Möglichkeiten muß der Anwender mit dem Nachteil kämpfen, daß er jeweils die spezielle Software des Kameraherstellers installieren muß. Die meisten Kameras bieten von Hause aus mit Ausnahme der seriellen Schnittstelle keine Übertragungsmöglichkeit. Die Hersteller scheinen darauf zu bauen, daß die Benutzer nach einigen Versuchen, auf diesem langsamen Weg Bilder zu transferieren, gerne noch das ein oder andere Zusatzgerät kaufen.

Adapter und Peripherie

Fast alle Hersteller von Digitalkameras bieten die entsprechenden Adapter und Peripheriegeräte an. Diese stammen oft von Drittherstellern und sind trotz anderer Namensgebung daher oft auch baugleich. Für die SmartMedia Card ist ein Disketten-Adapter weit verbreitet. Olympus vertreibt diesen beispielsweise unter dem Namen Camedia FlashPath FloppyDisk Adapter (Bild 2) zum Preis von 159,- Mark. Ohne den "Vornamen" Camedia ist es auch schon für 129,- DM erhältlich. Auch für dieses Diskettenadapter muß ein Treiber installiert werden. Die SmartMedia Card wird anschließend quasi wie eine normale Diskette behandelt.

Leider wird der Adapter nicht in LS120-Laufwerken akzeptiert, was sicherlich der Übertragungsgeschwindigkeit gut tun würde. Gegenüber der seriellen Übertragung ist diese Variante jedoch immer noch wohltuend schnell. Die Softwareinstallation ist bei dieser Adapter-Lösung problemlos. Eindeutiger Vorteil gegenüber allen bisher erwähnten Optionen ist es, daß dieser Adapter herstellerunabhängig alle SmartMedia Karten auslesen kann. Eine Installation erfolgt also nur einmal pro Rechner, auch wenn verschiedene Digitalkameras eingesetzt werden.

Diese Aussage trifft natürlich auch auf die externen Lesegeräte für die CompactFlash Card zu, die entweder am parallelen Port oder an eine SCSI-Schnittstelle angeschlossen werden. Bei eingesteckter Card steht die CompactFlash Card wie ein weiteres Laufwerk zur Verfügung, und die Daten können einfach und vor allem schnell kopiert werden. Ein auf diesem Sektor verbreitetes Gerät ist das ImageMate von Sandisk. Für die Kopie von 10 MByte Daten wurden bei Einsatz dieser Peripherie nur 1,25 Minuten benötigt. Das Gerät ist auch als USB-Version erhältlich. Einige Hersteller bieten ähnliche Geräte auch für SmartMedia (Bild 3) oder als Kombigeräte an. Die Preise bewegen sich zwischen 150,- Mark für die parallelen und mehreren hundert Mark für die SCSI-Ausführungen.

Bei der erreichten Geschwindigkeit liegen Übertragungslösungen auf der Basis von Notebooks oder PC-Card-Readern an der Spitze: Maximal 10 Sekunden benötigt die Übertragung der 10 MByte Testdaten über eine PC-Card. Die ATA-kompatiblen PC-Card-Adapter melden sich ohne jede Installation unter Windows98 an und stehen danach als Laufwerk zur Verfügung. So kann ohne Probleme mit Daten unterschiedlicher Hersteller gearbeitet werden. Hinzu kommt, daß diese Alternative auch noch die günstigste Lösung darstellt: Ein PC-Card-Adapter für CompactFlash Cards ist je nach Hersteller ab ca. 50,- Mark erhältlich. Entsprechende Adapter für SmartMedia kosten ca. 100,- Mark mehr. Der Preisunterschied liegt in der Speichertechnik begründet. Während die CompactFlash Card eine eigene Logik besitzt, muß bei der SmartMedia Card der Adapter die Arbeit übernehmen.

Alle externen Lösungen bieten auf jeden Fall einen Vorteil: Die Kamera kann ausgeschaltet bleiben. Da auch bei der Datenübertragung von den Kameras nicht gerade wenig Strom verbraucht wird, ist ein Satz Batterien oder Akkus schnell am Ende. Diese Energie wird man lieber zum Fotografieren als zur Datenübertragung verwenden. Nicht alle Hersteller liefern standardmäßig Netzteile oder Ladegeräte mit. Zudem sind 12-V-Adapter für das Auto oft nicht einmal als Sonderzubehör erhältlich. So langlebig moderne Akkus auch sein mögen: Für Anwender, die diese Kameras häufig "abseits der Steckdosen" nutzen wollen, empfiehlt sich darauf zu achten, daß das benutzte Modell auch mit Standardbatterien verwendet werden kann.

Fazit

Weder die ideale digitale Kamera noch das optimale Speicherkonzept existieren zu diesem Zeitpunkt: Der Kauf einer solchen Kamera sollte, genau wie bei den "gewöhnlichen" Modellen, hauptsächlich vom Einsatzgebiet abhängig gemacht werden. Auch die bei dem Modell verwendeten Speichermedien sind weitaus weniger entscheidend, als die Übertragungsart der Daten: Im betrieblichen Außeneinsatz sind auf jeden Fall externe Lösungen wie PC-Card-Adapter zu empfehlen. Vor Ort hängt es von der vorhandenen Rechneraustattung beziehungsweise der Anwendung ab, ob man besser mit einer zentralen Übertragungsstelle arbeitet oder ob eine dezentrale Lösung ? mit möglichst geringem Installationsaufwand - geschaffen werden muß.

In näherer Zukunft werden Lösungen wie die neuen PC-Card Festplatten vermutlich starke Veränderungen im Markt bewirken. Derzeit kommen gerade 340 MByte-Festplatten im PC-Card Typ II Format auf den Markt. Der erwartete Marktpreis von 600,- Mark unterbietet den derzeitigen Speicherpreis etwa um das vierfache. Die CompactFlash Card als der direkte Konkurrent wird wie auch die SmartMedia Card preislich mitziehen müssen. Wenn dann endlich die Speichergröße dem Bedarf der hochauflösenden Kameras entspricht, wird es für den Anwender noch wichtiger werden darauf zu achten, welche Übertragungsmöglichkeiten die einzelnen Hersteller anbieten. (fms)