Studie von Nielsen

Bezahlen per Handy - in Deutschland kein Thema

06.03.2014 von Ronald Wiltscheck
Mobile Payment über das eigene Smartphone – mit dieser Zahlungsmgethode stehen Deutsche auf dem Kriegsfuß, wie eine Befragung des Marktforschers Nielsen ergab.

Bezahlen per Smartphone ist komfortabel und unkompliziert, wahrscheinlich wird sich diese Zahlungsmethode in Zukunft durchsetzen - EC-Karte und Bargeld könnten überflüssig werden. Immer mehr Händler erkennen mobile Bezahlmethoden als Kundenbindungsfaktor, verstärkt bieten etwa Supermärkte den Einkäufern die Möglichkeit, mit ihrem Handy zu zahlen. Auch auf der Einzelhandelsmesse EuroShop 2014, die Mitte Februar 2014 in Düsseldorf stattfand, wurden wieder viele innovative Methoden für das sogenannte Mobile Payment vorgestellt.

Das Wichtigste zum kontaktlosen Bezahlen -
Das Wichtigste zum kontaktlosen Bezahlen
Einer nach dem anderen gehen Anbieter auf den Markt, die mit Einsteck-Modulen Smartphones und Tablets zu Kassengeräten machen. Sie wollen damit Kartenzahlungen auch in kleineren Unternehmen etablieren, wo man heute noch meist mit Bargeld zahlen muss.
Wie funktioniert kontaktloses Bezahlen?
Das kontaktlose Bezahlen funktioniert per Funk. Die Karten mit Girogo-, Paypass- oder Paywave-Technologie sind mit einem speziellen Chip (Near Field Chip) ausgestattet. Die Daten werden verschlüsselt mit dem Terminal an der Kasse ausgetauscht, wenn die Karte im Abstand von maximal vier Zentimetern davorgehalten wird. Der Inhaber gibt seine Kreditkarte oder Girocard dabei nicht aus der Hand.
Für welche Beträge ist das gedacht?
Vor allem für Kleinbeträge, die üblicherweise bar bezahlt werden: Tageszeitung, Kaffee. Nutzer neuartiger Visa- oder Mastercard-Karten können kontaktlos bis zu einem Betrag von 25 Euro ohne Geheimnummer (PIN) oder Unterschrift bezahlen. Liegt der Betrag darüber, sind PIN oder Unterschrift notwendig. Wer die SparkassenCard nutzt, muss - wie zuvor bei der Geldkarte - ein Guthaben von höchstens 200 Euro auf die Karte laden und kann dann Beträge bis 20 Euro kontaktlos bezahlen. Nächstes Jahr entscheidet die Kreditwirtschaft über höhere Summen.
Ist die Technik sicher?
Nach Angaben der Sparkassen werden beim Bezahlvorgang nur zahlungsrelevante Daten wie Betrag und Kartennummer ausgetauscht: "Es werden keine Kundeninformationen, keine Namen, an den Handel weitergegeben", sagt Werner Netzel, Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen-und Giroverbands. Visa führt aus, Zahlungen seien "besonders sicher". Weil nur noch der Chip und nicht der Magnetstreifen zum Einsatz komme, gebe es keine Chance für Kriminelle, die durch manipulierte Automaten Kartendaten abschöpfen. Auch Mastercard will die Sorge vor ungewollten Abbuchungen nehmen: Die Karte funktioniere nur, wenn sie sich im Abstand von höchstens vier Zentimetern vom Terminal befinde.
Wie kontrolliere ich meine Abbuchungen?
Auf der Karte mit Girogo werden die letzten 15 Bezahlvorgänge und die letzten drei Ladevorgänge gespeichert. Um sie auslesen zu können, brauchen die Kunden allerdings eine Applikation (App) für ihr Smartphone oder müssen einen Terminal im Handel aufsuchen. Bei Paypass und Paywave findet sich jede einzelne Buchung auf dem Kontoauszug.
Wie könnte die Entwicklung weiter gehen?
Die NFC-Technik kann auch in Mobiltelefone integriert werden - so wie es heute bereits Google Wallet nutzt. Mit einer speziellen Software könnte das Smartphone dann nicht nur die Geldbörse des Kunden, sondern auch den Kassenterminal des Verkäufers ersetzen. Auf diese Weise könnte man etwa bei Taxifahrern oder Paketboten mobil bargeldlos bezahlen.

Noch haben die Vorzüge des Bezahlens per Handy allerdings kaum Einfluss auf die Bezahlgewohnheiten der Deutschen. Die Mehrheit bevorzugt es nach wie vor, Münzen und Scheine sowie - bei größeren Einkäufen - die Girokarte über die Ladentheke zu reichen. Zu diesem Ergebnis kam eine globale Umfrage zu Spar- und Investmentstrategien von Nielsen, einem Anbieter von Informationen und Erkenntnissen zum Medien- und Konsumverhalten von Verbrauchern. Demnach würden 55 Prozent der Deutschen in einem Geschäft nicht mit ihrem Smartphone oder Tablet zahlen, selbst wenn der Vorgang sicher sei. Lediglich 26 Prozent der Befragten können sich vorstellen, ihr Smartphone für diese Zwecke zu nutzen. Noch zurückhaltender bei neuartigen Bezahlsystemen als die Deutschen sind nur die Franzosen. Von ihnen lehnen es sogar 62 Prozent ab, mit ihrem Smartphone oder Tablet zu bezahlen.

Dabei ist der Vorgang an sich denkbar einfach. Der Nutzer wählt aus der Fülle der Anbieter ein Bezahlsystem aus, installiert dieses auf seinem Smartphone und hinterlegt seine persönlichen Kontodaten. Statt Bargeld zückt der Käufer dann sein Handy an der Kasse. Ingo Schier, Geschäftsführer von Nielsen Deutschland, sieht in den neuen Bezahlsystemen großes Potenzial für die Zukunft, kann jedoch die Zurückhaltung der Deutschen verstehen: "Obwohl die Software leicht zu bedienen ist, ist es nicht einfach, in der Fülle der Programme verschiedener Hersteller die passende App auszuwählen. Die Nutzer müssen entscheiden, wem sie ihre Kontodaten anvertrauen und zudem wissen, ob das Programm mit den eingesetzten Systemen der Händler, bei denen sie einkaufen, kompatibel ist." Den innovativen Bezahlmethoden gegenüber aufgeschlossener als die Deutschen sind beispielsweise die Bewohner der Türkei: 62 Prozent befürworten diese, nur 18 Prozent sind skeptisch.

Deutschland hinkt hinterher

Deutsche zahlen an der Kasse am liebsten bar oder per EC-Karte.
Foto: oneblink1/Fotolia

Auch wenn Tablets und Smartphones in Deutschland noch nicht verstärkt zum Bezahlen eingesetzt werden - die Verbreitung dieser Geräte nimmt in Deutschland und weltweit rasant zu. Aus einer weiteren Studie von Nielsen geht hervor, dass bereits im vergangenen Jahr fast zwei Drittel aller Handybesitzer ein Smartphone nutzten. Die rapide Verbreitung von Smartphones und Tablets lässt erwarten, dass sich die Akzeptanz mobiler Bezahlmethoden in Zukunft deutlich erhöhen wird. Doch woran liegt es, dass derzeit die Zahlungsbereitschaft mit mobilen Anwendungen im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland so gering ist? Ingo Schier von Nielsen erklärt sich das so: "Die Skepsis rührt aus der Angst vor Datenmissbrauch her. Es muss noch mehr Aufklärung über die Sicherheit der Systeme erfolgen, um das Zahlungsverhalten zu beeinflussen. Hinzu kommt, dass es kein standardisiertes Bezahlsystem gibt. Banken, Kreditkarteninstitute und Telekommunikationsanbieter offerieren Lösungen, die jedoch nicht universell einsetzbar sind. Dies erschwert einerseits die Etablierung von Mobile Payment im Handel und beeinträchtigt andererseits die Akzeptanz der Verbraucher. Eine einheitliche Lösung würde sicher dazu beitragen, die Bedenken der Deutschen auszuräumen."

Nur Bares ist Wahres

Deutschland gehört seit jeher zu den Ländern mit der geringsten Bereitschaft, Kreditkarten zu nutzen. Im internationalen Trend hingegen nimmt die Option der Kreditkartenzahlung stetig zu. Weltweit greift jeder Zweite beim Bezahlen bevorzugt zur Kreditkarte. Dadurch hat sich der Wettbewerb auf dem Kreditkartenmarkt verschärft. Um Kunden für sich zu gewinnen, bieten Kreditkartenaussteller verstärkt Bonussysteme wie beispielsweise Payback-Punkte, Bonus-Meilen oder Käuferschutz bei Kreditkartenzahlung. Aber selbst diese Anreize veranlassen die Deutschen nicht dazu, auf das Plastikgeld zu setzen, 37 Prozent geben an, keine Kreditkarte als Bezahlungsmittel zu besitzen. Damit ist Deutschland Spitzenreiter im europäischen Vergleich. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen überrascht es nicht, dass viele Deutsche den mobilen Zahlungsmethoden ebenfalls (noch) skeptisch gegenüber stehen.

Bezahlverfahren im Web -
Bezahlverfahren im Web
Welche Bezahlverfahren im Internet gibt es und welchen Service beiten sie?
Füllhorn:
Der Ecommerce-Leitfaden ist gratis und liefert eine Fülle an Informationen rund um Geschäfte im Web. Ein eigenes Kapitel ist den elektronischen Bezahlverfahren gewidmet.
Lange Liste:
Paypal ist der mit Abstand am weitläufigsten einsetzbare Bezahldienst im Web.
Zuerst aufladen:
Um mit Moneybookers im Web zu bezahlen, muss das eigene Konto erst durch Überweisung oder Kreditkarteneinzug gefüllt werden.
Übersicht:
Auch bei Click & Buy muss auf dem eigenen Konto unter Umständen vor dem Shoppen Guthaben vorhanden sein. Eine Tabelle zeigt, wie das Konto gefüllt werden kann.
Vorteil Käufer:
Erst nach Ablauf der Widerruffrist wird von iclear das Geld auch an den Händler ausgezahlt. Bis zu diesem Zeitpunkt kann die Transaktion leicht rückgängig gemacht werden.
Eventuell kritisch:
Manche Banken untersagen ihren Online-Banking-Kunden, die Login-Daten auf fremden Seiten wie der von sofortueberweisung.de einzugeben.
Passwort verlangt:
Beim Online-Shoppen mit der Mastercard sorgt ein Passwort für mehr Sicherheit, als es die Eingabe der Kreditkartendaten leisten kann.
Bankräuber zum Selbstbau:
Die Schadsoftware SpyEye
Amazon Payments
Auf der eigenen Website erklärt Amazon wie das eigene Payment-System in einen Webshop integriert werden kann.