Ratgeber Karriere

Bewerber dürfen Arbeitgeber herausfordern

02.06.2014 von Hans Königes
Eine Leserin möchte wissen, nach welchen Kriterien sie ihren künftigen Arbeitgeber aussuchen soll. Sie schreibt: "Alle Firmen werben mit toller Arbeitsplatzqualität und sonstigen Annehmlichkeiten. Ich finde es unheimlich schwierig, zwischen Recrutierung-Marketing und der Wahrheit zu unterscheiden. Wie belegen Sie für Ihr Unternehmen, dass Sie mehr tun als nur werben?"

SAS-Personalleiterin Dorothea Schwalbach meint dazu: "Wir stehen auf dem Standpunkt, dass reine Fassadenmalerei bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter kontraproduktiv ist. Unternehmen, die sich mit falschen Federn schmücken, schaden der ganzen IT-Branche. Nur wenn es gelingt, die Arbeitsplatzrealität authentisch zu vermitteln, taugt ein Bewerbungsverfahren als gemeinsamer und fairer Entscheidungsprozess.

Dorothea Schwalbach, Personalleiterin bei SAS Deutschland beantwortete in unserem RATGEBER KARRIERE die Fragen der Leser.
Foto: Schwalbach

Da wir an langfristigen Arbeitsverhältnissen interessiert sind, ist diese Authentizität für uns von zentraler Bedeutung. Auch vor diesem Hintergrund nehmen wir jährlich an öffentlichen Arbeitgeber-Rankings teil, die sich am anonymen Feedback unserer Mitarbeiter orientieren.

Zudem haben wir die Entwicklung unseres Employer Brandings - also unserer Arbeitgebermarke - ganz bewusst nicht von oben betrieben. Alle unsere Mitarbeiter hatten die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen. So profitieren wir und unsere Bewerber heute von einer Außendarstellung, die sich mit der Realität in unserem Unternehmen deckt.

Ich empfehle Ihnen, eine Bewerbung als gleichberechtigtes Frage- und Antwort-Szenario zu betrachten. Fordern Sie Ihre Ansprechpartner heraus, indem Sie die Unternehmenskultur hinterfragen. Wenn Sie dabei auf Ungereimtheiten oder Widerwillen stoßen, kann das hilfreich für Ihre Entscheidungsfindung sein. Wir verstehen unsere niedrige Fluktuationsrate sowie den hohen Anteil langjähriger Mitarbeiter als positive Bestätigung."

Ein weiterer Leser möchte als Banker will die Branche wechseln.
Er fragt: "Nach Banklehre und Betriebswirtschaftsstudium arbeite ich seit fünf Jahren im Risk-Management einer Bank und frage mich, wie es beruflich weitergehen soll. Da ich ziemlich viel mit Software zu tun habe, hat mir ein Freund geraten, mich bei einem Softwarehersteller zu bewerben. Ich habe allerdings nur Erfahrungen als Anwender, also keine fundierten Programmierkenntnisse. Wie bewerten Sie meine Chancen?"

Dorothea Schwalbach antwortet: "Ihr Freund hat Ihnen einen guten Rat gegeben. Man muss keinesfalls Informatiker sein, um Karriere bei einem Softwarehersteller zu machen. In unserem Geschäft zum Beispiel, in dem es um Business-Analytics-Lösungen geht, steht explizit die Kombination aus Technologie- und Fach- beziehungsweise Branchenwissen im Vordergrund.

Als erfahrener Banker mit vertieften Kenntnissen im Risk-Management wären Sie beispielsweise exzellent für den Vertrieb oder das Business Development geeignet, denn schließlich kennen Sie die Anforderungen einer Bank und wissen auch, wo der berühmte Schuh gelegentlich drückt.

Je besser wir unsere Kunden verstehen, umso eher können wir ihnen unsere Lösungen anbieten. Zudem bilden wir Quereinsteiger intensiv und langfristig weiter. Meine klare Empfehlung: Wagen Sie den Schritt!"

Arbeitgeber
Die Traumarbeitgeber der angehenden Informatiker...
...sind IT-Firmen, Forschungsinstitutionen, Autokonzerne oder Internet-Firmen. Die Berliner Marktforscher von Trendence haben mehr als 6.100 Informatikstudenten aus ganz Deutschland befragt, wo sie gern arbeiten möchten. Hier die 30 attraktivsten Arbeitgeber 2014.
Softwarehersteller Adobe...
.., hier das Büro in Hamburg, landete ebenfalls auf dem 29. Platz.
Platz 28: Max-Planck-Gesellschaft
Forschungsinstitutionen wie die Max-Planck-Gesellschaft stehen seit jeher hoch im Kurs unter Informatikstudenten.
Platz 26: EADS
Der Konzern mit seinen Töchtern Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security landete vor zwei Jahren noch auf Platz 22.
Ebenfalls auf Platz 26: Das Deutsche Zentrum für Künstliche Intelligenz (DKFI)
..in Saarbrücken behauptet sich seit Jahren in den Top 30 der beliebtesten IT-Arbeitgeber. Forschungseinrichtungen ziehen insbesondere die 25 Prozent Besten eines Jahrgangs an.
Platz 25: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)...
....sucht "große Lösungen für große gesellschaftliche Probleme der Zukunft", sagt CIO Hans-Joachim Popp. Dazu zählen neue Energiespeicher, das Weltklima oder die Verkehrsforschung und die Raumfahrt.
Platz 24: Nvidia..
..einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer und Spielkonsolen ist erneut unter den Top 30 gelandet.
Platz 23: Lufthansa Systems..
...gehört zu den großen IT-Dienstleistern in Deutschland. Das Unternehmen will aber seine Rechenzentren verkaufen.
Platz 22: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Im Vorjahr landete das BSI noch auf Platz 17.
Platz 21: Die Deutsche Telekom...
ist einer der Hauptsponsoren des FC Bayern, für die Informatiker gehört er schon lange nicht mehr zu den zehn attraktivsten Arbeitgebern.
Platz 19: Intel
Der Prozessorhersteller hat in Deutschland seinen Hauptsitz in Feldkirchen bei München.
Platz 18: Electronic Arts
Der Hersteller von Fifa und anderen Computerspielen verbesserte sich im Vergleich zu 2013 um einen Rang.
Platz 17: Bundesnachrichtendienst (BND)
Der BND gehört schon seit Jahren zu den 20 beliebtesten Arbeitgebern für Informatikstudenten.
Platz 16: Daimler
Informatikstudenten lieben nicht nur Computerspiele, sondern auch (deutsche) Autos. Davon profitiert auch der Daimler-Konzern.
Platz 15: Bosch Gruppe
Das Unternehmen, das den weltgrößten Automobilzulieferer Robert Bosch und 300 Tochterfirmen umfasst, hat sich um einen Rang verschlechtert.
Platz 13: Porsche
VW-Tochter Porsche gehört dagegen zu den Aufsteigern im IT-Absolventenbarometer. Sie machte drei Ränge im Vergleich zu 2013 gut.
Platz 13: Amazon
Der Skandal um die Ausbeutung der Leiharbeiter beim Online-Händler hat dem Ruf von Amazon als Arbeitgeber bei den Informatikstudenten kaum geschadet. Im vergangenen Jahr landete Amazon auf Platz 9.
Platz 11: Volkswagen
...ist der dritte deutsche Autohersteller unter den Top 20 der beliebtesten Arbeitgeber.
Platz 11: Crytek
Spielehersteller Crytek war 2011 der größte Aufsteiger im Ranking der beliebtesten IT-Arbeitgeber und konnte seine Top-Platzierung halten.
Platz 10: Fraunhofer-Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten eine feste Größe unter den Top Ten. Im Bild: Die Materialentwicklung für elektrische Energiespeicher.
Platz 7: Siemens
Deutschlands größter Konzern war noch vor 9 Jahren der beliebteste Arbeitgeber der Informatikstudenten.
Platz 7: IBM..
IBM-Deutschland-Chefin Martina Koederitz, im Bild mit Kanzlerin Angela Merkel auf der CeBIT, kann sich dieses Jahr nicht so recht freuen: IBM rutschte im dritten Jahr in Folge ab. 2011 war IBM noch auf Platz 2.
Platz 7: Blizzard Entertainment...
...hat in Deutschland gar keine Niederlassung, dennoch verbesserte sich der Spielehersteller um drei Plätze im Vergleich zu 2013.
Platz 6: Apple
Coole Produkte, cooler Arbeitgeber? Diesen Schluss ziehen anscheinend viele Informatikstudenten bei Apple. Im Bild einer der Apple-Stores in New York.
Platz 5: Audi
Die Ingolstädter werden nicht nur bei den Informatikstudenten, sondern auch bei anderen Fachrichtungen als Arbeitgeber immer beliebter.
Platz 4: Microsoft..
.. verliert nur einen Platz gegenüber 2013. Im Bild: Die Digital Eatery von Microsoft in Berlin.
Platz 3: BMW..
..ist der am höchsten platzierte Autobauer im IT-Absolventenbarometer. Im Vorjahr noch auf Platz 4. Hier im Bild der BMW i8.
Platz 2: SAP
Der Walldorfer Softwarekonzern behauptete seinen zweiten Platz. Der Abstand zum Sieger wird allerdings größer. Während zehn Prozent der Befragten gerne bei SAP arbeiten möchten,...
..wollen 26,3 Prozent zu Google.
Damit rangiert der Internet-Konzern im siebten Jahr in Folge auf Platz 1.
Google-Gründer Sergej Brin...
...kann sich freuen. Die Auswahl an Bewerbern ist riesengroß, in München hat Google aktuell 10 IT-Stellen zu besetzen.