Application Performance Management

Bei Anwendungen ist Geschwindigkeit alles

15.12.2013 von Thomas Mendel
Um die Performance und Verfügbarkeit von Anwendungstransaktionen zu managen und zu überwachen, nehmen Unternehmen heute viel Geld in die Hand. Wir verraten, welche Anbieter die Nase vorn haben.

Cloud Computing wurde 2013 zur obersten Investitionspriorität für IT-Manager großer Unternehmen weltweit. Dabei wächst die Anwendungskomplexität stetig, und Endnutzer möchten mit Störungen gar nicht erst behelligt werden - sie erwarten eine proaktive Problembehebung. All das führt dazu, dass IT-Betriebs- und Service-Management-Lösungen, die IT-Leitern und Serviceanbietern beim Managen ihrer IT-Umgebungen helfen, wieder im Fokus der Käufer stehen.

Ein Segment dieses Markts, nämlich Lösungen für Application Performance Management (APM) und insbesondere Deep Application Transaction Management, ist derzeit brandaktuell. Damit lassen sich wichtige Erkenntnisse über die zunehmende Anwendungskomplexität gewinnen.

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Research in Action hat kürzlich eine detaillierte Marktbewertung vorgenommen. Wichtigstes Ergebnis: Compuware ist mit der insgesamt ausgewogensten Lösung als bester Anbieter von Deep-APM-Lösungen durchs Ziel gegangen. An zweiter Stelle stehen - mit nur geringem Unterschied im Gesamtergebnis - CA Technologies und AppDynamics, ein neuer Akteur auf dem Markt. Ebenfalls eng beieinander liegen die nächsten drei Unternehmen: Dell, New Relic und ServiceTrace.

Dynamisches Marktwachstum

Wir definieren APM als "Überwachung und Verwaltung der Performance und Verfügbarkeit von Softwareanwendungen". Derzeit steht der APM-Markt für ein Umsatzvolumen von etwa fünf Milliarden Dollar in Form von Softwarelizenzen, Wartungs- sowie SaaS-Einnahmen (SaaS = Software as a Service). Die jährliche Wachstumsrate beläuft sich auf etwa zehn bis 15 Prozent, was diesen Markt zu einem der dynamischsten in der IT-Industrie macht.

Es wird daher kaum überraschen, dass der lukrative APM-Markt von starkem Wettbewerb geprägt ist, auf dem sich viele Anbieter mit teils unterschiedlichen Ansätzen und Perspektiven tummeln. Einige neue Player, die auf der Bildfläche aufgetaucht sind, haben erst auf den zweiten Blick mit APM zu tun. Die Unübersichtlichkeit des riesigen und gedrängten Markts hat zu einer Verwässerung des Begriffs geführt, und viele Kunden sind verunsichert.

Aus diesem Grund konzentrierten wir uns in dieser Analyse auf ein Untersegment des APM-Markts: Im Fokus stand das Deep Application Transaction Management - Lösungen, die den Ablauf von Anwendungstransaktionen vom Ursprung bis zum Endnutzer überwachen und managen.

Wir haben zehn Unternehmen zur Bewertung ausgewählt, basierend auf Marktanteil und Wachstum, nachweislicher Innovationskraft, Kundenrelevanz und Kunden-Feedback. Die erste offensichtliche Wahl waren traditionelle globale Akteure auf dem Markt für Deep Application Transaction Management, und zwar CA Technologies, Compuware und Quest, das heute zu Dell gehört.

Als nächstes entschieden wir uns dafür, die bereits etablierten Marktteilnehmer Correlsense, Fluke, OpTier und Opnet Technologies (inzwischen Teil von Riverbed) einzubeziehen. Zudem nahmen wir die neuen Player AppDynamics und New Relic in unsere Studie auf. Zu guter Letzt berücksichtigten wir noch einen kleinen Marktakteur mit einer einzigartigen Perspektive in Sachen Deep Application Transaction Management: ServiceTrace.

Die Bewertungsmethode

Jede plausible Bewertung muss einer klaren Methode folgen. Im Mittelpunkt unserer Analyse stehen die beiden Dimensionen Strategie und Umsetzung. Sie wurden jeweils in fünf Subkriterien unterteilt, wie die Abbildung "Die Bewertungskriterien" zeigt.

Die Bewertungskriterien; BU: Naturgemäß hat die Funktionalität im Bereich Umsetzung das größte Gewicht
Foto: Research In Action GmbH

Es handelt sich um einen Mix aus vielen unterschiedlichen Faktoren und Aspekten, nach denen IT-Einkäufer ihre Entscheidungen treffen. Alle sind relevant, aber natürlich unterschiedlich stark gewichtet.

Ein Kriterium erfordert jedoch eine nähere Erklärung. Bei dem Kriterium "Leistungsmerkmale und Funktionalität" entschieden wir uns, ein Set an Funktionen zu bewerten, das die Kundenanforderungen an Deep Application Transaction Management am besten reflektiert:

Die fünf Marktführer

Hier nun kurz eine Bewertung der fünf Marktführer

Compuware: Die globale Nummer eins bei Deep Application Transaction Management. Compuware ist ein etablierter Akteur auf dem allgemeinen APM-Markt. Die Übernahmen von Gomez und dynaTrace haben die Position des Unternehmens weiter gefestigt. Diese Akquisitionen haben dazu beigetragen, dass Compuware stärker als bislang als globales Unternehmen wahrgenommen wird. Compuware hat die höchsten Ergebnisse in puncto Kundenzufriedenheit und Kundenrelevanz unter allen Mitbewerbern erzielt.

Das APM-Geschäft von Compuware wächst äußerst stark, weit über dem Marktdurchschnitt. Das Unternehmen deckt heute alle Aspekte des Marktes für Deep Application Transaction Management umfassend ab. Untermauert wird dies von der "All-transactions-always-on"-PurePath-Technologie des Unternehmens. Zudem haben Kunden die Wahl zwischen traditionellen Bereitstellungsmethoden und SaaS. Die Aussichten für Compuware sind daher positiv.

CA Technologies: Nach wie vor in starker Position als Portfolio-Player. CA Technologies ist das größte Unternehmen im IT-Operations- und Servicemanagement-Markt. Es liegt hier weit vor anderen Mitbewerbern wie BMC Software, Hewlett-Packard und IBM. CA Technologies wurde mit der Übernahme von Wily Technology im Jahr 2006 ein ernstzunehmender Akteur in den Märkten für APM und Deep Application Transaction Management. Im Verlauf der Jahre konnte CA Technologies sich den Erfolg der Wily-Technologie zunutze machen und gleichzeitig sein Portfolio durch zusätzliche Übernahmen und eigene Entwicklungen ausweiten. Zur dieser Zeit gründete die frühere Geschäftsleitung von Wily Technology die Mitbewerber AppDynamics und New Relic.

CA verfügt heute über ein beeindruckendes Produktportfolio im von CA selbst als "Service Assurance" bezeichneten Bereich - ein absichtlich weit gefasster Begriff - sowie speziell im Segment Deep Application Transaction Management. CA kann dann seine größten Erfolge verzeichnen, wenn es aufbauend auf der Stärke seines Gesamtportfolios verkauft und den großen eigenen Kundenstamm adressiert. Dagegen verliert das Softwarehaus bei Angebotsausschreibungen oder wird erst gar nicht berücksichtigt, wenn Nicht-CA-Kunden nach Lösungen suchen oder wenn die Portfoliostärke in der Ausschreibung keine Rolle spielt. Dennoch sind die Aussichten für CA Technologies positiv.

Das Ergebnis BU: Im Quadranten oben rechts finden sich die Anbieter, die laut Research in Action im Bereich Deep Application Transaction Management den Ton angeben.
Foto: Research In Action GmbH

AppDynamics: Ein aufgehender Stern. AppDynamics wurde 2008 von früheren Wily-Führungskräften gegründet und ist durch Risikokapitalgeber finanziell gut aufgestellt. Das Unternehmen ist ein aufgehender Stern auf dem Markt für Deep Application Transaction Management. Die Technologie des Unternehmens kann vor Ort bereitgestellt oder im SaaS-Angebot erworben werden. Die Lösung von AppDynamics basiert auf einem Transaction-Sampling-Ansatz anstelle der ständigen Erfassung aller Transaktionen.

Technologisch gesehen ist das ein Nachteil, die Bereitstellung der Lösung wird dadurch jedoch vereinfacht - was für viele Kunden wichtig ist. Aufgrund seines einfachen und frischen Ansatzes und einer cleveren Marketingstrategie verschaffte sich das Unternehmen in den letzten drei Jahren einen Platz auf den Shortlists vieler Organisationen im Bereich Deep Application Transaction Management.

AppDynamics befindet sich auf einem beeindruckenden Ertragswachstumskurs, liegt jedoch nach wie vor weit hinter den derzeitigen Marktanteilsführern Compuware und CA Technologies zurück. Angesichts einer derzeit hohen Unternehmensbewertung ist ein Börsengang (IPO) wahrscheinlicher als eine Übernahme. Daher sind die Aussichten für AppDynamics positiv.

Dell: Versucht, die Hinterlassenschaft von Quest für sich zu nutzen. Quest Software war ebenfalls ein renommierter Mitbewerber im Bereich APM im Allgemeinen und Deep Application Transaction Management im Besonderen. Quest Software wurde 2012 von Dell übernommen. Seit damals ist Dell recht schweigsam, was die Pläne und Innovationen im Anwendungsmanagement-Portfolio anbelangt.

Es kommt daher wenig überraschend, dass Dell allmählich auf dem Markt für Deep Application Transaction Management zurückfällt und heute nicht immer berücksichtigt wird, wenn es um Angebotsausschreibungen und Shortlists geht. Dennoch positionieren wir Dell in unserer Bewertung nach wie vor unter den Marktführern. Um vorne zu bleiben, muss sich Dell allerdings intensiver auf die Quest-Hinterlassenschaft einlassen. Die Aussichten für Dell werden daher als neutral bis negativ eingestuft.

Die Detailergebnisse BU: Deutliche Unterschiede: Compuware dominiert, CA Technologies und AppDynamics folgen.
Foto: Research In Action GmbH

ServiceTrace: Eine große Überraschung, die man nicht übersehen darf. ServiceTrace wurde 2004 in Darmstadt gegründet, befindet sich in Privatbesitz und ist gewissermaßen ein Geheimtipp, wenn es um Deep Application Transaction Management geht. Der patentierte Technologieansatz ist auf dem Markt einzigartig. Das Credo des Unternehmens bezieht seine Inspiration aus der Fertigungsindustrie und besteht im Wesentlichen aus einer Rückkehr zur Einfachheit und der kontinuierlicher Verbesserung der Servicequalität.

Diese Kombination wird von Kunden, die in ihrem Streben nach ambitionierterem Servicemanagement unterstützt werden wollen, sehr geschätzt und eignet sich äußerst gut für die Umsetzung von ITIL-Standards. Trotz der derzeit eingeschränkten geografischen Abdeckung außerhalb Deutschlands hat es das Unternehmen geschafft, einen Platz im Marktführerquadranten unserer Bewertung einzunehmen.

Die internationale Expansion hat bereits in diesem Jahr mit hoher Priorität begonnen. Angesichts seiner erwiesenen Fähigkeiten dürfte ServiceTrace keine Probleme haben, seine Position in Zukunft weiter zu festigen. Daher sind die Aussichten für ServiceTrace positiv.(hv)