Bayern Mobil

16.10.1998
In Zusammenarbeit mit dem ADAC hat der Bayerische Rundfunk (BR) erstmals einen volldigitalisierten Informationsdienst für Autofahrer in Betrieb genommen. Die Ausstrahlung erfolgt im Digital-Audio-Broadcasting-Verfahren (DAB) und schließt grafisch aufbereitete Verkehrsinformationen ein.

Von: Gerd O. Bausewein

Digital Audio Broadcasting bedeutet mehr als nur Musik in CD-Qualität über Rundfunk ausstrahlen. Der digitale Datenstrom kann vielmehr auch beliebige programmergänzende Datendienste transportieren. So lassen sich im Bereich der Verkehrsinformationen auch grafische Darstellungen von Staumeldungen oder Umleitungsvorschlägen übertragen und am Display des DAB-Empfängers anzeigen. "Bereits heute kann nur ein Bruchteil der eingehenden Verkehrshinweise über die analogen Sender gemeldet werden", betont Dr. Thomas Gruber, Hörfunkdirektor beim Bayerischen Rundfunk. Doch ganz ohne Partner wollte der Sender das Digital-Radio-Projekt "Bayern Mobil" nicht angehen.

Eine Kooperation mit dem ADAC, der in Bayern über zwei Millionen Mitglieder und mehr als 43 000 Staumelder verfügt, bot sich an. Der ADAC hat eigens für das Projekt ein DAB-Studio eingerichtet, in dem die Meldungen der freiwilligen Mitarbeiter, der Polizei und Rettungsdienste gesammelt und sendefertig aufbereitet werden. Zwölf Sender in den Großräumen München, Augsburg und Nürnberg strahlen die Verkehrsinformationen zunächst von 7 bis 19 Uhr und ab März von 6 bis 23 Uhr aus. Bayern Mobil können zunächst alle empfangen, die im Rahmen des Pilotprojekts "Bayern Digital" mit DAB-Autoradios ausgerüstet sind.

Über den DAB-Empfänger ist rund um die Uhr ein Musikprogramm in digitaler Qualität zu hören, das zu jeder vollen Stunde von Nachrichten unterbrochen wird. Im Abstand von 20 Minuten sendet das ADAC-Studio die neusten Verkehrsberichte. Noch aktueller werden diejenigen informiert, deren Radio mit einem externen Farbdisplay ausgestattet ist. Hier erscheinen permanent visualisierte Verkehrsinformationen (siehe Bild). Dies können grafisch aufbereitete Hinweise zu Straßenverhältnissen, Unfällen oder Staus sein. Vereinfachte Straßenkarten informieren über mögliche Ausweichrouten. Solche programmbegleitenden Daten (PAD

Program Associated Data), also JPEG-Grafiken oder Texte, gelangen mit einer Datenrate von 16 kBit/s zum Teilnehmer. Auch DAB-Radiotexte, wie beispielsweise Musiktitel, Interpret, Programmhinweise oder Reiserufe, können auf der Anzeige des DAB-Empfängers dargestellt werden.

Die Datendienste von Bayern Mobil lassen sich auch zur Reisevorbereitung oder Routenplanung zu Hause oder im Büro per Faxpolling (0 89/59 00 45-52 beziehungsweise -53) abrufen. Einen "direkten Blick" in den Zentralrechner der BR-Verkehrsredaktion erlaubt das Internet unter http://www. br-online.de/verkehr. Hier findet man im Fünf-Minuten-Abstand aktualisierte Meldungen, die schon aus Zeitgründen von keiner Sendung berücksichtigt werden können. Doch für PC-Nutzer gibt es eine weitere interessante Alternative. Eine DAB-Einsteckkarte verwandelt den Rechner in einen stationären Digital-Radio-Empfänger, der im Gegensatz zum Autoradio die empfangenen Audio- und Grafikdateien nicht nur speichern, sondern auch weiterverarbeiten kann. Auf diese Weise lassen sich nicht nur Musikstücke in digitaler Qualität empfangen und für private Zwecke auf CD brennen, auch CD-Cover oder Musiktitel werden vom DAB-Signal übertragen und lassen sich am PC ausdrucken.

Von Würzburg

bis zum Gardasee

Der Versorgungsgrad der Bevölkerung Bayerns mit DAB liegt derzeit erst bei circa 50 Prozent. Vorrangig wird man deshalb zunächst weitere Sender entlang den Autobahnen in Betrieb nehmen. Außerdem sollen Partnerschaften mit dem Österreichischen Rundfunk und der Radiostation Südtirol schon bald einen Empfang entlang der Nord-Süd-Route von Würzburg bis zum Gardasee ermöglichen. Außerdem ist geplant, Bayern Mobil noch im Frühjahr 1998 auch über Satellit als Astra-Digital-Radio-Signal (ADR) auszustrahlen. Damit wäre der Dienst nicht nur deutschlandweit, sondern in weiten Teilen Europas zu empfangen.

Jetzt ist allerdings erst einmal die Geräteindustrie gefordert, eine neue DAB-Gerätegeneration in Stückzahlen auf den Markt zu bringen. Solche DAB-Empfänger (mit integriertem UKW-Teil für die analogen Sender) sollen ohne Farbdisplay circa 1000 Mark kosten. Für das Display muß der Teilnehmer noch einmal 1000 Mark rechnen - dazu kommen die Einbaukosten. Deshalb fordert Dr. Maximilian Thalmair von der ADAC-Geschäftsführung die Automobilhersteller auf, durch eine Vorinstallation von DAB-Geräten in Neuwagen die Preise zu drücken und die Verkehrssicherheit zu verbessern. Noch gibt es allerdings die Möglichkeit, im Rahmen des Pilotprojekts Bayern Digital DAB-Empfänger inklusive Farbdisplay für rund 1000 Mark zu erwerben. Infos dazu bei der Bayerischen Medien Technik GmbH unter http://www. bmt-online.de.