Backup-Software im Routineeinsatz

03.05.2005 von KARL FROEHLICH, speicherguide.de 
Wichtige Datenbestände in Unternehmen sind ständigen Gefahren ausgesetzt. Ein Backup bietet ausreichenden Schutz gegen Verlust. Dieses Datensicherungsverfahren ist allerdings tückisch.

Auch wenn es abgedroschen klingt: Der unternehmensweite Datenbestand unterliegt einer ständigen Bedrohung. Hersteller und Anbieter von Backup-Software-Lösungen sind sich darin einig, dass vielen Firmen und IT-Verantwortlichen dies nicht klar ist.

"Die größten Bedrohungen für den Datenbestand sind sicherlich Angriffe von außen, Umwelteinflüsse wie Brand- und Wasserschäden sowie natürlich die Anwender im Unternehmen", erläutert Carsten Hinz, Vertriebsleiter beim Wiesbadener Systemhaus Topmedia Storage Solutions. "Dazu kommt die Ignoranz vieler Budget-Verantwortlicher, die jegliche Gefahren für ihre IT- und Datenbestände negieren oder ignorieren, nur um jede Investition in diese Richtung zu vermeiden." Laut Hinz leben zu viele der IT-Verantwortlichen nach dem Credo "Billig ist ausreichend".

Restore rettet Daten

"In den meisten mittelständischen und großen Unternehmen wird das Backup fast täglich benötigt", weiß Thomas Herrmann, Regional Manager Enterprise Sales, Symantec. "Hierbei handelt es sich meist nicht um die Wiederherstellung von kompletten Datenbeständen, sondern um das Zurücksichern von einzelnen Files."

"Bereits eine simple Stromschwankung im Netz kann Datenverluste verursachen, so dass Unternehmen mehrmals im Jahr ein Restore durchführen müssen", sagt Andreas Johne, Senior Consultant Technology Services bei Computer Associates. "Sind die Daten auf den zentralen Servern in der Regel bereits relativ gut geschützt, steht der typische PC- und Notebook-Benutzer, der Briefe schreibt und Mails verschickt, oft noch weit gehend ohne automatisches Backup da." Dabei ist der Wert der Daten meistens enorm. Der Anwender denkt oft, dass wichtige Daten über das Backup des Servers mitgesichert wurden - und dann lagen sie doch im falschen Verzeichnis und sind für immer verloren. IT-Verwalter sollten eine Lösung in Betracht ziehen, die die Daten der Benutzer von Mobil-PCs und Desktop-Rechnern automatisch sichert und dem User die Möglichkeit einer schnellen Wiederherstellung gibt.

"Die Frequenz der Datensicherung sollte darauf abgestimmt sein, wie oft Daten geändert werden", rät Eran Farajun, Executive Vice President bei Asigra. "In den meisten Organisationen ändern sich etwa fünf Prozent der Daten ständig." Dies bedeutet, dass mindestens ein Mal pro Tag ein Backup gefahren werden muss. Branchenstudien zufolge sind lediglich 40 Prozent der Restaurationsvorgänge erfolgreich. "Ein erschreckendes Ergebnis für den Backup-Software-Markt", erklärt Farajun.

Fehler bei der Datensicherung

Hinzu kommt ein enormes Fehlerpotenzial auf Seiten der Anwender beziehungsweise Administratoren. Nicht jedes auch noch so regelmäßig durchgeführte Backup bietet eine ausreichende Sicherheit. "In den seltensten Fällen existiert eine räumliche Trennung von Produktiv- und Backup-Daten", kritisiert Mario Werner, Sales Representative beim Software-Hersteller Syncsort. "Brennt das Haus ab, sind alle Daten inklusive Sicherungen verloren." Installationen, bei denen eine räumliche Trennung erfolgt und eine Tape Library beispielsweise in einem anderen Gebäudeteil oder einem separaten Brandschutzabschnitt steht, seien selten.

"Der Einsatz des klassischen Großvater-/Vater-/Sohn-Prinzips als verwendetes Backup-Modell ist der zweite Fehler - speziell in Klein- und Mittelunternehmen", moniert Syncsort-Manager Werner. "Typischerweise bei Nutzern von Software-Produkten wie zum Beispiel Veritas Backup Exec, ArcServe beziehungsweise BrightStor. Vielen Anwendern dieses Verfahrens ist es leider immer noch nicht klar, dass hier ein ganz erhebliches Gefahrenpotenzial lauert, das zu massivem Datenverlust führen kann, da die täglich verwendeten Bänder zu schnell wieder überschrieben werden". Beispielsweise sichert ein Backup-Verfahren von Montag bis Donnerstag bestimmte Daten. Am Freitag löscht jemand diese Daten, am Freitag und Samstag erfolgt keine weitere Sicherung davon. In der Folgewoche überschreibt der Administrator die Bänder bereits wieder. Das heißt, dass bereits nach einer Woche kein Restore der Daten mehr möglich ist, selbst dann, wenn unter Umständen die Voll-Sicherungen des Wochenendes länger aufgehoben wurden.

Strategieplan schützt vor Datenverlust

"Vor der Einrichtung einer Backup-Lösung muss das Unternehmen wissen, wie kritisch die Daten sind, wo sie sich im Netzwerk befinden und wie schnell sie im Ernstfall wiederhergestellt werden können", erläutert Anne-Claude Tichauer, Product Manager bei Arkeia. "Meistens realisieren Firmen die Wichtigkeit ihrer Daten erst, wenn sie verloren gehen." Bevor ein Ernstfall auftritt, sollten die Verantwortlichen zuerst immer eine Backup-Strategie entwerfen, um den Daten- und den damit verbundenen Geschäftsverlust zu minimieren. Ein Strategieplan sollte klar, spezifisch und einfach zu befolgen sein und nachstehende Punkte beinhalten:

Restore-Konzept im Fokus

Für Guido Klenner, Business Manager Online Storage bei Hewlett-Packard, ist in der Frage nach den häufigsten Fehlerquellen bereits das entscheidende Kernproblem verankert. "Nicht die Sicherung sollte im Fokus des Backup/Recovery-Konzepts liegen, sondern der Restore", mahnt der HP-Manager. "Zu häufig werden Backup-Fenster optimiert, ohne sich die nötigen Gedanken über den Einfluss auf das Recovery-Verhalten zu machen." Letztendlich zähle beim Backup/Recovery die Dauer, die notwendig ist, um nach einem Datenverlust das Gesamtsystem wiederherzustellen. Die maximal mögliche Zeit wird in der Regel über die Anwendung und das Business der Unternehmen definiert. Nur wenn transparent sei, wie lange auf eine Anwendung verzichtet werden könne, lässt sich ein valides Backup/Restore-Konzept implementieren. Technisch und konzeptionell gesehen bestehen heute Möglichkeiten, selbst "große" Systemumgebungen im Minutenbereich wiederherzustellen.

Unterschätzt wird in der Praxis meist auch das Training des Recovery-Vorgangs. "In vielen Unternehmen existieren weder eine Recovery-Prozessbeschreibung noch ein entsprechender Test", kritisiert Klenner. "So wird häufig erst im Ernstfall transparent, wie lange es wirklich dauert, ein System komplett wiederherzustellen - in der Regel deutlich länger als geplant." Diese Verzögerungen liegen oft in der fehlenden Erfahrung der Mitarbeiter begründet. Die Zeit für den Daten-Restore wird falsch eingeschätzt oder eventuell notwendige zusätzliche Maßnahmen, wie zum Beispiel die Neubeschaffung von Servern, die Installation des Betriebssystems oder der Anwendungs-Software, nicht eingeplant.

Anschaffungskriterien für Backup-Lösungen

Speziell für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stellen eine einfache Handhabung sowie das Thema Skalierbarkeit das vorrangige Anschaffungskriterium für Backup-Systeme dar. "Wer heute in eine Datensicherungslösung investiert, verlangt zu Recht, dass die gewählte Lösung mit dem Unternehmen mitwächst und somit flexibel auf sich verändernde Anforderungen hinsichtlich Betriebssystemplattformen, Applikationen und IT-Infrastruktur reagieren kann", konstatiert Syncsort-Manager Werner.

"Gerade bei KMUs sollte es das Ziel sein, die IT-Komplexität zu senken", meint Symantec-Manager Herrmann. "Oftmals stehen keine dezidierten IT-Abteilungen zur Verfügung, und Überlastung des Personals ist die Regel. Unternehmen sollten sich fragen: Stimmt das Verhältnis von IT-Leistungen und Aufwendungen, und welche Werkzeuge können die Kosten auch auf Dauer drücken? Daher sind Lösungen zu bevorzugen, die möglichst benutzerfreundlich sind, schnell zu implementieren und sich flexibel einsetzen lassen." (hal)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag von speicherguide.de.