Backup mit OS X 10.11

Backup mit Time Machine am Mac erstellen

03.11.2015 von Matthias Zehden
Datenverluste sind ärgerlich und oft auch teuer. Wir zeigen, wie man die Backup-Funktion am Mac richtig nutzt und welche Maßnahmen man zur Sicherheit seiner Daten sonst noch ergreifen sollte.

Stellen Sie sich vor, Ihre Fotos, Ihre E-Mails oder die Projekte, an denen Sie wochenlang gearbeitet haben sind plötzlich weg. Im privaten Bereich ist das schon ärgerlich, vor allem wenn unwiederbringliche Erinnerungen verloren gehen, aber für Profis können Datenverluste sehr teuer oder sogar existenzbedrohend werden. Und dabei ist die Frage eigentlich nicht, ob es einen erwischt, sondern eher wann. Täglich genutzte Speichermedien wie Festplatten oder

SSDs geben einfach hin und wieder ihren Geist auf. Doch die Hauptfehlerquelle sitzt vor dem Mac. Jeder Benutzer macht mal Fehler und löscht aus Versehen Daten. Die wichtigste Vorsorge ist ein aktuelles Backup.

Backup ist Pflicht

OS X bringt mit Time Machine eine sehr einfach zu nutzende Backupfunktion mit. Vom Anschließen einer günstigen USB-Festplatte bis zum Start des ersten Backups darauf dauert es nur Minuten. Time Machine sichert stündlich alle geänderten Dateien. Dabei behält es zunächst die Sicherungen der letzten 24 Stunden. Danach fasst es die Backups für einen Monat zu täglichen Ständen zusammen und danach zu wöchentlichen. So spart OS X Platz auf dem Volume. Geht der trotzdem zur Neige, werden die ältesten Backups gelöscht.

Wer nicht die komplette Festplatte sichern will, kann bestimmte Ordner und Volumes ausnehmen. Zudem kann Time Machine mehrere Backup-Volumes abwechselnd nutzen, um die Ausfallwahrscheinlichkeit zu senken. Durch das nachträgliche Verdichten der Backups und das Löschen der ältesten Sicherungen eignet sich das Time-Machine-Volume nicht als Archiv. Hier kann man mit zusätzlichen manuell gestarteten Backups auf anderen Volumes für Abhilfe sorgen.

Daten wiederherstellen

Seinen Namen verdankt Time Machine der Oberfläche zur Wiederherstellung von Daten. Sie simuliert eine Zeitreise zurück zum Zeitpunkt eines Backups. Dort markiert man die gewünschten Objekte und holt sie in die Gegenwart. Startet der Mac allerdings nicht mehr vom ursprünglichen Startvolume, kann man Time Machine nicht wie gewohnt aufrufen. Für diesen Fall startet man den Mac von der Notfallpartition und ruft Time Machine dann von dort auf.

Fällt die interne Platte komplett aus oder haben Sie das Laufwerk getauscht, benötigen Sie ein anderes Startvolume, um die Wiederherstellung aus dem Backup starten zu können. Hier kann ein bootfähiger USB-Stick helfen. Als Alternative zeigen wir Ihnen gleich, wie Sie eine startfähige Kopie Ihres Systems auf einer externen Festplatte erzeugen.

Arbeitsfähig bleiben

Das Zurückspielen eines kompletten Time-Machine-Backups kann viele Stunden dauern. Vor allem im professionellen Bereich ist es jedoch oft wichtig, trotz Ausfall einer Festplatte arbeitsfähig zu bleiben oder die Arbeitsfähigkeit zumindest sehr schnell wiederzuerlangen. Wer darauf angewiesen ist, sollte ein Disk-Array verwenden. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die sich auch im Preis deutlich unterscheiden.

Die günstigste Möglichkeit ist ein RAID-1-Array, die sogenannte Spiegelung. Dabei wird der Inhalt der Arbeitsfestplatte auf einem zweiten Laufwerk dupliziert. Da alle Daten doppelt geschrieben werden, halbiert sich die Schreibgeschwindigkeit. Fällt ein Laufwerk aus, kann man mit dem zweiten weiterarbeiten. Eine Spiegelung lässt sich kostengünstig mit dem Festplattendienstprogramm und einer zusätzlichen Festplatte einrichten. Anspruchsvollere Lösungen verwenden die RAID-Level 3 und 5. Dafür benötigt man mindestens drei Festplatten. Sie kombinieren paralleles Lesen und Schreiben zur Performancesteigerung mit zusätzlichen Prüfdaten auf einem Laufwerk. Fällt ein beliebiges Laufwerk aus, enthalten die anderen immer noch alle Daten. Dafür verliert man die Kapazität eines Laufwerks, weshalb man oft gleich vier bis fünf davon zusammenfasst.

Professionelle Arrays arbeiten in einem externen Gehäuse mit einem RAID-Controller, der die Datenverteilung übernimmt. Einzelne Festplatten können bei Defekt im laufenden Betrieb getauscht werden, sodass keine Ausfallzeiten entstehen. Ein wichtiges Kriterium für Profis.

Backup aktivieren

Time Machine starten

1. Time Machine starten

Einstellungen öffnen und Backup starten
Haben Sie Time Machine noch nicht konfiguriert und schließen eine externe Festplatte an, fragt OS X nach dem Mounten des Volumes automatisch, ob Sie es für Time Machine nutzen wollen. Bestätigen Sie das, beginnt in zwei Mintuen das erste Backup darauf. Sie können Time Machine aber auch selbst starten, indem Sie die gleichnamige Systemeinstellung öffnen. Hier betätigen Sie den großen Schalter auf der linken Seite des Fensters oder klicken rechts auf „Backup-Volume auswählen“. Mit dem Schalter können Sie Time Machine später ausschalten und wieder einschalten, ohne die Einstellungen zu ändern.

Backup-Volume

2. Backup-Volume

Laufwerk und Verschlüsselung wählen
Haben Sie Time Machine eingeschaltet, erscheint eine Liste der verfügbaren Volumes. Falls vorhanden, können Sie hier auch eine Time Capsule, Apples Router mit eingebauter Festplatte, auswählen. Wir wählen eine USB-Festplatte und aktivieren dazu noch unterhalb der Liste „Backups verschlüsseln“, um die Daten auf dem Volume zu sichern. Die Verschlüsselung des Backups ist unabhängig von der entsprechenden Einstellung des Startvolumes und muss hier separat aktiviert werden, falls gewünscht. Sonst landen auch die Daten eines Filevault-verschlüsselten Volumes später ungesichert im Backup.

Einstellungen anpassen

Ausnahmen festlegen

1. Ausnahmen festlegen

Objekte, die nicht gesichert werden sollen
Im Prinzip ist Time Machine mit der Auswahl des Volumes bereits einsatzfähig, doch oft ist es weder nötig noch erwünscht den kompletten Datenbestand zu sichern. Um dem gerecht zu werden, kann man Ausnahmen definieren. Hierfür klicken Sie unten in den Time-Machine-Einstellungen auf „Optionen“. Daraufhin erscheint eine Liste der Objekte, die nicht gesichert werden. Sie können nun Dateien, Ordner oder ganze Volumes vom Finder hierher ziehen, um sie vom Backup auszunehmen. Außerdem können Sie die Liste mit den Plus-/Minustasten bearbeiten. Mit „Sichern“ übernehmen Sie die aktuelle Auswahl.

Alternierende Backups

2. Alternierende Backups

Zweites Volume für Time Machine hinzufügen
Eine praktische, mit Mavericks eingeführte Option ist die abwechselnde Sicherung auf zwei Volumes, die vor dem Ausfall einer Time-Machine-Platte schützt oder die Sicherung eines Macbooks an zwei Arbeitsplätzen erlaubt. Hierzu klicken Sie in den Einstellungen von Time Machine erneut auf „Volume auswählen“, markieren das zweite Laufwerk und wählen „Volume verwenden“. Time Machine fragt dann, ob Sie das früher ausgewählte Volume durch das neue ersetzen wollen. Antworten Sie hier „Beide verwenden“, führt Time Machine die Sicherungen zukünftig abwechselnd auf beiden Volumes durch.

Manuelle Kontrolle

Statusmenü nutzen

1. Statusmenü nutzen

Sicherung sofort starten
Für die Kontrolle des Backups im Alltag empfiehlt sich die Nutzung des Statusmenüs. Dafür muss in den Einstellungen „Time Machine in der Menüleiste zeigen“ ausgewählt sein. Im Menü sehen Sie, wann das letzte Backup erfolgt ist. Hat es nicht geklappt, erscheint eine Fehlermeldung. Außerdem können Sie über das Menü sofort ein Backup starten, um zum Beispiel den Stand vor einem Update zu sichern, oder es abbrechen, falls es läuft. Die Einstellungen lassen sich hier ebenfalls aufrufen.

Backup-Infos aufrufen

2. Backup-Infos aufrufen

Füllgrad des Laufwerks, Fortschritt der Sicherung
Öffnen Sie später die Time-Machine-Einstellungen, zeigt das Fenster einige Statusinformationen zur Backup-Funktion. Dazu gehört neben dem aktiven Laufwerk auch, wie viel Platz darauf noch verfügbar ist. Außerdem sehen Sie darunter, wann das erste Backup und das letzte Backup darauf erfolgt sind, sowie den Zeitpunkt der nächsten Sicherung. Läuft gerade ein Backup, dann zeigt das Fenster einen Fortschrittsbalken und dazu den Umfang der aktuell zu sichernden Daten.

Daten wiederherstellen

Time Machine aufrufen: Zu beliebigem Backup springen

Time Machine aufrufen

Gelöschte Objekte zurückholen
Zur Wiederherstellung von Objekten aus einem Backup öffnet man das Programm Time Machine, das Sie über das Statusmenü aufrufen oder im Ordner Programme starten können. Für den schnellen Zugriff können Sie es auch im Dock ablegen. Haben Sie die App gestartet, sehen Sie am rechten Bildschirmrand die Zeitleiste, über die Sie zu einem beliebigen Backup zurückspringen können (oberes Bild). Das aktuelle Fenster ändert dabei entsprechend seinen Inhalt. Sie können auch oben auf die Titelleiste eines Fensters klicken, um direkt zu zuvor gesicherten Zeitpunkten zurückzuspringen, oder Sie blättern die Backups einfach über die eingeblendeten Pfeiltasten einzeln durch.

Time Machine aufrufen: Informationsfenster aufrufen

Ist das gerade angezeigte Verzeichnis in einem vorhergehenden Backup nicht vorhanden, wird die Titelleiste des Fensters schwarz dargestellt. Um die richtige Datei zu finden, können Sie in Time Machine nicht nur die Fenstergröße und -ansichten ändern, sondern auch wie im Finder mit der Leertaste die Vorschaufunktion oder mit Befehlstaste-I das Informationsfenster aufrufen (unteres Bild). Sie können auch Ordner öffnen oder über die Seitenleiste zu einem anderen Verzeichnis springen. Die Suchfunktion steht ebenfalls zur Verfügung. Im Aktionsmenü können Sie alle Backups der markierten Objekte löschen oder das gerade ausgewählte Backup. Über „Wiederherstellen“ holen Sie die gerade ausgewählten Objekte aus dem Backup zurück in die Gegenwart.

Archiv erstellen

Aktuellen Stand archivieren

1. Aktuellen Stand archivieren

Zusätzliches Backup auf anderem Volume machen
Anstelle der alternierenden Backups können Sie auch einmalig ein Backup auf einem anderen Volume erstellen. Dafür wählen Sie das neue Volume über die Time-Machine-Einstellungen aus, klicken dann aber nicht auf „Beide verwenden“, sondern auf „Volume ersetzen“. Dann starten Sie ein Backup und wechseln anschließend wieder zum normalen Backup-Volume zurück. Time Machine erkennt das alte Volume und macht damit wie gewohnt weiter. Das zusätzliche Backup können Sie archivieren.

Andere Backups durchsuchen

2. Andere Backups durchsuchen

Auf nicht aktive Backup-Volumes zugreifen
Time Machine erlaubt den Zugriff auf beliebige Backups. Das kann ein früher am gleichen Mac benutztes Volume sein, aber auch das Backup eines anderen Rechners. Hierfür wählen Sie im Menü des Docksymbols „Andere Time Machine-Volumes durchsuchen“. Nun sucht OS X auf allen Volumes nach Time-Machine-Backups und zeigt sie in einem Fenster an. Wählen Sie eines aus, um es zu öffnen und Dateien daraus zu kopieren. Es wird dabei nicht für eigene Backups aktiviert.

Startlaufwerk kopieren

Eine praktische Ergänzung zum Time-Machine-Backup ist eine startfähige Kopie des Startvolumes. Die lässt sich anstelle eines zweiten Backups als Archiv nutzen oder um den Mac im Notfall schnell wieder nutzen zu können. Als Ziellaufwerk eignet sich zum Beispiel eine USB-Platte. Wir empfehlen, sie zur Vorbereitung mit dem Festplattendienstprogramm zu löschen. Ist sie zu groß, sollten Sie die Festplatte so partitionieren, dass ein Volume in etwa die gleiche Größe wie das Startvolume hat. Dann können Sie später jederzeit wieder eine neue Kopie auf dem Volume erzeugen, ohne die zusätzlichen Daten auf der zweiten Partition dabei zu löschen.

Volume klonen

Zum Kopieren wählen Sie das Zielvolume in der linken Spalte im Festplattendienstprogramm aus. Dann rufen Sie im Menü „Bearbeiten“ den Befehl „Wiederherstellen“ auf. Im folgenden Dialog wählen Sie im Aufklappmenü „Wiederherstellen von“ das Startvolume als Quelle und betätigen anschließend die Taste „Wiederherstellen“. Achtung: Beim Kopieren wird das Zielvolume komplett gelöscht. Auf diese Weise können Sie übrigens auch Time-Machine-Backups auf eine neue größere Festplatte übertragen (Backup vorübergehend ausschalten!). So schaffen Sie mit einer neuen Festplatte Platz für weitere Backups, ohne den schnellen Zugriff auf alte zu verlieren.

Backup mit Time Machine unter älteren Systemen

Time Machine ist seit Mac-OS X 10.5 Leopard fester Bestandteil des Mac-Betriebssystems. Das Prinzip ist seither das Gleiche geblieben, Apple hat das Backup aber immer wieder in Nuancen geändert. Lesen Sie hier unsere Backup-Ratgeber zu älteren Systemen - diese werden Sie vor allem dann brauchen, wenn Sie planen, auf OS X 10.11 El Capitan umzusteigen.

(Macwelt/ad)