Axis 210A - IP-Überwachungskamera mit VoIP

11.11.2005 von Moritz Jäger
Nicht nur die Telefonie lässt sich in das IP-Netzwerk integrieren. Auch Überwachungskameras passen sich immer besser in die Netzwerkumgebung ein. Wir stellen Ihnen eines der aktuellen Modelle von Axis vor, das beides, IP-Kamera und Sprachübertragung, zu einem sinnvollen Produkt vereinigt.

Herkömmliche Überwachungssysteme basieren meist auf einem analogen CCTV-System. Deren Nachfolger sind die IP-basierten Kameras, die sich direkt in ein bestehendes IP-Netzwerk integrieren lassen. Überwachung und Konfiguration sind dann theoretisch von jedem Computer des Netzwerks aus möglich. Die meisten IP-Kameras unterstützen inzwischen außerdem den Power-over-Ethernet-Standard. Soweit die notwendige Netzwerkinfrastruktur vorhanden ist, wird also keine zusätzliche Stromleitung benötigt.

Die derzeit aktuellste IP-Kamera aus dem Portfolio von Axis ist die 210A, die wir Ihnen in diesem Artikel näher vorstellen. Die Kamera überträgt neben den Bildern auch Sprache. Mit einem zusätzlichen Lautsprecher lässt sich so eine visuelle Gegensprechanlage realisieren.

Eckdaten der Axis 210A

Bildsensor

1/4 Zoll Sony Wfine Progressive Scan RGB CCD

CPU

Etrax 100LX 32 Bit

Speicher

32 MByte RAM, acht MByte Flash

Maximale Frame-Rate

30 Bilder in der Sekunde

Maximale Auflösung

640 x 480 Pixel

Video-Streaming

Gleichzeitig Motion JPEG und MPEG4 (mit variabler Bitrate) möglich

Audio-Streaming

Integriertes Mikrofon, externer Anschluss für Lautsprecher und alternatives Mikrofon. Full Duplex, Half Duplex und Simplex möglich

Unterstützte Codecs

G.711 PCM 64 Kbit/s, G.726 ADPCM 32, 24 Kbit/s

Anschlüsse

RJ-45, I/O-Terminal-Block, 3,5-mm-Anschlüsse für externes Mikrofon und Lautsprecher

Kosten und Vertrieb

Verkaufspreis etwa 550 Euro inklusive Mehrwertsteuer, Vertrieb über Axis-Reseller

Inbetriebnahme

Die Einrichtung der Kamera verläuft unproblematisch, speziell für Windows liefert Axis ein praktisches Tool mit. Sobald die Kamera über Strom- und Netzwerkzugang verfügt, sucht sie automatisch nach einem DHCP-Server und fordert eine IP-Adresse an. Ist keine automatische IP-Vergabe aktiviert, startet die Kamera mit der werkseitigen IP 192.168.0.90.

Unter Windows lässt sich zur Konfiguration das mitgelieferte Axis IP Utility nutzen. Zusätzlich ist eine manuelle Konfiguration mittels ARP und Ping möglich, die im Handbuch für Linux, Mac OS und Windows beschrieben ist.

Die Axis 210A unterstützt alle gängigen Browser. Zur Bildübertragung kommen, je nach Browser, verschiedene Techniken zum Einsatz. Der Internet Explorer erhält die Daten standardmäßig über ein ActiveX-Plug-in, das die Kamera beim ersten Zugriff installiert. Bei Opera und den Mozilla-basierten Browsern kommt die Technologie Server Push zum Einsatz, die ständig neue Bilder sendet.

Erste Schritte

Beim ersten Zugriff auf die Kamera mittels Browser müssen Sie ein Passwort für den Nutzer „Root“ festlegen. Wie in Linux-Systemen üblich, ist Root mit allen Rechten auf dem System ausgestattet. Der Zugriff auf die Kamera ist zunächst nur mit diesem Konto möglich, weitere Nutzer lassen sich dann per Webinterface einrichten.

Über den Button Setup gelangen Sie in ein übersichtliches, englischsprachiges Menü. Die grundlegende Konfiguration ist unter dem Bereich „Basic Configuration“ zusammengefasst. Zu Beginn lassen sich dort die wichtigsten Einstellungen schnell vornehmen. Die einzelnen Punkte sind dabei nur Shortcuts zu anderen Menüs, sämtliche Bereiche kann man auch direkt auswählen.

Axiscam.net - der Axis-Dynamic-DNS-Dienst

Axis stellt für die Kameras einen eigenen dynamischen DNS-Dienst namens Axiscam.net zur Verfügung. Damit lassen sich die Geräte direkt über das Internet ansprechen. Die Kamera meldet hierfür regelmäßig die aktuelle IP an den Axis-Server. Dieser vergleicht Mac-Adresse und IP und aktualisiert den DNS-Eintrag.

Die Konfiguration ist denkbar einfach. Im Unterpunkt TCP/IP gibt es einen Eintrag namens „AXIS Internet Dynamic DNS“. Dieser ruft ein neues Fenster auf, in dem sich das Produkt registrieren oder löschen lässt. Ein Klick auf „Register“ trägt die Kamera ein. Im Anschluss müssen auf der Seite von www.axiscam.net noch die Seriennummer der Kamera eingetragen und die AGBs bestätigt werden. Auf der nächsten Seite erhalten Sie einen Link, über den sich die Kamera im Browser ansprechen lässt.

Soweit nichts geändert wird, bleibt die dynamische Adresse 14 Tage lang bestehen. Alternativ können Sie die Kamera auch permanent eintragen lassen, dann müssen Sie sich jedoch per Nutzername und Passwort bei Axiscam.net registrieren.

Video

Die Kamera liefert ein gutes Bild mit einer maximalen Auflösung von 640 x 480 Pixeln. Standardmäßig werden die Bilder im Format Motion JPG übertragen, die Bildfrequenz liegt bei 25 Bildern in der Sekunde. Maximal sind 30 Bilder pro Sekunde möglich. Neben Motion JPG lassen sich die Bilder auch als MPEG-4-Stream abgreifen.

Die Axis-Kamera verfügt zusätzlich über einen internen Flash-Speicher, der als Puffer für Pre-Alarm-Aufzeichnungen zum Einsatz kommt. Hier hält die Kamera ständig die letzten Sekunden der Bildaufzeichnung vor. Ist der Speicher voll, werden die ältesten Daten wieder überschrieben. Tritt jedoch ein Ereignis (Event) ein, erhalten Sie auch die Daten, die unmittelbar vor dem Alarm aufgezeichnet wurden.

Ein Nachteil ist allerdings, dass die Linse manuell fokussiert werden muss. Zudem zeigt sich im Nahbereich eine leichte Wölbung im Bild. Axis bietet in der Firmware keine expliziten Einstellungsmöglichkeiten für Gegenlichtkompensation, wie dies beispielsweise bei den Produkten von Mobotix möglich ist. Eine Zoom-Funktion fehlt ebenfalls, das Bild lässt sich nur digital vergrößern.

Ereignisse auslösen und aufzeichnen

Im Gegensatz zu herkömmlichen, analogen Systemen steckt die Intelligenz bei IP-Kameras im Gerät selbst. Einmal konfiguriert, entscheidet die Kamera selbstständig, wann sie Bilder aufzeichnet oder sendet. Dieses Verhalten benötigt festgelegte Auslöser (Trigger), die in der Axis 210A direkt über das Webinterface einstellbar sind.

Bestimmte Bereiche des Blickfelds der Kamera lassen sich mit einem Rahmen markieren. Überschreitet eine Bewegung in diesen Bereichen eine zuvor definierte Alarmschwelle, führt das Gerät die festgelegten Regeln aus.

In den meisten Fällen überträgt die Kamera dann Bilder an zuvor definierte Server. Dabei kann es sich um einen FTP-, TCP- oder HTTP-Server handeln. Alternativ lassen sich Bilder auch per E-Mail an festgelegte Empfänger versenden.

Audio

Eine Besonderheit der 210A ist die integrierte VoIP-Lösung. Die Kamera verfügt über ein eigenes Mikrofon, allerdings keinen integrierten Lautsprecher. Dieser lässt sich an den Line-out am hinteren Ende der Kamera anschließen. Sollte das integrierte Mikrofon nicht ausreichen, besteht mit dem zusätzlichen Line-in-Eingang eine Anschlussmöglichkeit für ein externes Mikrofon.

Für die Übertragung der Sprache nutzt die 210A die Codecs G.711 PCM mit 64 Kbit/s und G.726 ADPCM 32 mit 24 Kbit/s. Damit sind Gespräche in ausreichender Qualität möglich. Die Sprachübertragung lässt sich derzeit nur mit dem Internet Explorer und ActiveX oder einer speziellen Software von Axis nutzen.

Schade ist allerdings, dass Axis der Kamera keine echte SIP-Funktionalität spendiert hat. Damit wäre es möglich, die Kamera mittels VoIP anzurufen oder sich im Gegenzug bei einem Alarm anrufen zu lassen.

Fazit:

Die Axis 210A verhält sich gegenüber den analogen Kameras etwa wie ein VoIP-Telefon zu einem Wählscheibenapparat. Die Grundfunktionen sind in beiden Geräten enthalten, die einfache Konfiguration und die zusätzlichen Features bieten aber einen eindeutigen Mehrwert. Das Bild der Axis-Kamera ist nicht mehr an das PAL-Format gebunden. Durch die digitalen Bildsensoren lassen sich besonders im Nahbereich gute Aufnahmen erzielen, genau für diesen ist die Kamera auch ausgelegt.

Die Konfiguration geht leicht von der Hand, die Menüs sind einfach aufgebaut und selbsterklärend. Alarmereignisse lassen sich schnell im Browser definieren, die jeweiligen Regeln werden ebenfalls per Browser-Menü erstellt.

Nervig ist allerdings die manuelle Fokussierung. Das mag im Normalfall zwar nur ein Mal notwendig sein, muss aber genau vor Ort vorgenommen werden. Bei einer Wandmontage kann es vorkommen, dass man den Laptop mit Live-Bild in der einen Hand balanciert, während man mit der anderen die Linse scharf stellt.

Auch die Sprachfunktion ließe sich noch verbessern, eine VoIP-Funktion und eine Browser-unabhängige Sprachübertragung wären wünschenswert.

Ansonsten ist die Axis 210A eine empfehlenswerte Kamera, die auch Einsteigern eine einfache Konfiguration bietet. Profis freuen sich zusätzlich über den integrierten Editor, mit dem sich die Konfiguration der Kamera direkt in einer Konfigurationsdatei bearbeiten lässt. Die verschiedenen Vertriebspartner für die Kamera finden Sie auf der Homepage von Axis. (mja)