Mobbing nahm überhand

Aus für "Secret" - App für anonyme Mitteilungen macht dicht

30.04.2015
Anonymität im Internet gilt als wertvolles Gut. Bei der App "Secret" uferte jedoch Mobbing aus. Die anfangs hochgelobte Anwendung macht nun nach 16 Monaten dicht.

Vor gut einem Jahr war die App "Secret" ein neuer Liebling der Tech-Elite - doch jetzt kommt das Aus. Gründer und Chef David Byttow gab am Mittwoch die Schließung der Anwendung bekannt, über die Nutzer anonym alle möglichen heiklen Dinge oder auch Geheimnisse mit dem Rest der Welt teilen konnten. "Secret" entspreche in der aktuellen Form nicht mehr der Vision, die er beim Start gehabt habe, schrieb Byttow auf der Plattform "Medium". Die App sei in 16 Monaten von über 15 Millionen Menschen genutzt worden.

Nach der anfänglichen Begeisterung in Technologie-Blogs mussten die Macher von "Secret" schnell feststellen, dass Anonymität ihre Schattenseiten haben kann. Die App geriet wegen Mobbings in den Einträgen in die Kritik, in Brasilien gingen deswegen Behörden gegen sie vor. "Secret" wurde mehrfach umgestaltet, ein Mitgründer ging im Januar, weil er mit dem neuen Design nicht einverstanden gewesen sei.

Secret hatte sich rund 30 Millionen Dollar bei Investoren besorgt. Die Geldgeber sollen nun die noch vorhandenen Mittel zurückbekommen, schrieb Byttow.

Die ähnlich funktionierende App "Whisper" gab zur selben Zeit bekannt, dass sie die Marke von zehn Millionen aktiven Nutzern im Monat geknackt habe. "Whisper" hatte schneller bei Mobbing durchgegriffen und ein Team zum Löschen beleidigender Mitteilungen eingesetzt. Außerdem wurde frühzeitig darauf geachtet, dass keine Namen genannt werden können. Zudem griff "Secret" auf das Adressbuch zu und die Nutzer konnten dadurch erkennen, dass die "Geheimnisse" aus ihrem Bekanntenkreis kommen - was die Anonymität relativieren konnte. (dpa/tc/hal)

Sicherheitsrisiko Apps -
Unsicheres iOS versus Android
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Egal ob iOS oder Android, wer kostenlose Apps nutzt geht ein hohes Risiko ein, dass sensible Daten ungefragt gesammelt werden.
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Selbst bezahlte Apps haben einen erschreckend hohen Datenhunger. Überraschend ist, dass dabei das Risiko bei iOS höher als bei Android ist.
Sammelwut I
Kostenlose Apps sammeln vor allem ortsbezogene Informationen und versuchen die eindeutige Benutzerkennung der Smartphones auszulesen und zu übertragen – damit sind die User eindeutig identifizierbar.
Sammelwut II
Ein hoher Anteil der bezahlten Apps versucht ebenfalls die Benutzerkennung zu sammeln.
Die Datenräuber I
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Die Datenräuber II
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Who´s Who der Entwickler I
Zu den führenden Anbietern kostenloser Apps unter den Top 100 in der iOS-Welt zählt Google.
Who´s Who der Entwickler II
Auch im Android-Lager ist Google App-Anbieter Nummer Eins und bei den bezahlten Apps dominieren die Spieleanbieter.