Auf Nummer Sicher

16.10.1998
Zweifelsfrei gehört die Datensicherung im Netzwerk zu den wichtigsten, wenn auch ungeliebten Aufgaben einer DV-Abteilung. Wir haben den Softwarelösungen für Novell-Netware-Umgebungen "Cheyenne Arcserve 6.1", "Seagate Backup Exec 7.5" und "Stac Replica 3.0" im Praxistest auf den Zahn gefühlt.

Von: H. Höhn, T. Schmidt, M. von Harlessem, A. Klahold

Für seine tägliche Arbeit benötigt der Netzwerkverwalter ein einfach zu handhabendes, aber trotzdem flexibles Datensicherungssystem. Dabei zeigt die gewählte Backup-Lösung ihre Schwächen weniger bei den regelmäßigen Sicherungsläufen, sondern bei der Wiederherstellung im Schadensfall. Das Haupteinsatzgebiet von Backup-Systemen ist jedoch nicht - wie man zunächst vermuten sollte - eine komplette Rücksicherung bei defekter Hardware (zerstörte Festplatten oder ähnliches). Viel häufiger handelt es sich um die Korrektur einer Fehlbedienung durch die Anwender. Durch eine "ungewollte Aktion" kann schnell die Arbeit mehrerer Tage zunichte gemacht werden. Glücklich kann sich dann der schätzen, dessen EDV-Abteilung regelmäßig das System gesichert hat.

Sind nicht nur einzelne Arbeitsstationen, sondern ein komplettes Netzwerk mit mehreren Servern und Arbeitsplatzrechnern (unter verschiedenen Betriebssystemen) zu sichern, stellt das spezielle Anforderungen an die Datensicherungssoftware. Entscheidend ist auch die Strategie, mit der die Daten auf den Sicherungsmedien gespeichert werden. Hier ist im voraus zu planen und festzulegen, wie und in welchem Rhythmus die Sicherung erfolgen soll. Einen ausführlichen Beitrag zu diesem Thema finden Sie in der nächsten Ausgabe.

Im folgenden werden die drei Backup-Systeme "Arcserve 6.1" von Cheyenne, "Backup Exec 7.5" von Seagate Software und "Replica 3.0" von Stac im Detail vorgestellt. Die Testumgebung bestand aus einem PC-Server mit dem Betriebssystem "Intranetware 4.11" von Novell sowie aus Windows-95-PCs als Arbeitsplatzrechner.

Von einem effizienten Backup-System wird erwartet, daß nach seiner Installation und Konfiguration außer dem Medienwechsel keinerlei Eingriff von Benutzerseite mehr erforderlich ist. Die Sicherungsplanung sollte von der Software komfortabel unterstützt werden, da sonst nur zu leicht der Überblick verlorengeht. Neben der Sicherung der Server-Daten muß es mit einem Backup-System auch möglich sein, die Daten der Arbeitsplatzrechner zu sichern. Dabei sind Probleme wie geöffnete Dateien oder ausgeschaltete Rechner von der Software abzufangen.

Arcserve

Mit mehr als sechzig Prozent Marktanteil in Europa ist Arcserve von Cheyenne das mit Abstand meist verkaufte Datensicherungssystem. Nach problemloser Installation belegte die Software gut 12 MByte Platz für den Server und etwa noch einmal so viel für den Windows-95-Client. Auf dem Client selbst werden für den Sicherungsagenten noch mal zwei MByte freier Platz benötigt. Auf Wunsch läßt sich auch das Antivirenprogramm "InocuLAN" mit installieren, das automatisch alle Dateien auf Viren überprüft.

Arcserve läßt sich sowohl vom Arbeitsplatz als auch direkt von der Server-Konsole bedienen. Auf der Workstation ist der sogenannte Manager die zentrale Schaltstelle. Hier lassen sich alle Aktionen steuern.

Das Programm bietet ein ausgefeiltes Sicherheitskonzept für die Benutzerverwaltung. Es stellt ein mächtiges Werkzeug zur Verfügung, das zum Erstellen von Benutzerprofilen dient. Hier lassen sich für beinahe alle Aktionen, die mit dem Manager ausführbar sind, auf Benutzer- und Gruppenebene entsprechende Rechte vergeben. Für alle Aktionen, die der Server ausführen soll, bekommt er vom Client sogenannte "Jobs" gesendet. Diese werden im entsprechenden Fenster des Job-Managers definiert. Abgeschickte Jobs bearbeitet der Server im Hintergrund. Auf dem Client lassen sich sofort weitere Aktionen planen und starten. Die Ausführung der Jobs kann dann im "Job-Warteschlangenmanager" beobachtet werden.

Zum Planen von Sicherungs- und Rücksicherungsaufträgen steht eine dem Windows-95-Explorer ähnliche Oberfläche zur Verfügung. Hier lassen sich komfortabel Server- und Client-Verzeichnisse für den jeweiligen Auftrag selektieren. Neben Standardoptionen wie "Verify" oder "Voll/Inkremental-Backup" stehen dem Anwender auch einige außergewöhnliche Optionen zur Verfügung. Probleme mit geöffneten und dadurch gesperrten Dateien begegnet Arcserve mit einem zweiten Sicherungslauf, der nach einer beliebig wählbaren Zeit gestartet wird. Leider meldet das Programm bei einer normalen Sicherung nicht, daß es auf eine Datei nicht zugreifen kann. Nach der Ausführung des Sicherungsjobs bekommt der Anwender eine erfolgreiche Aktion gemeldet. Lediglich aus dem Logfile kann man ersehen, ob es geöffnete Dateien gab, die nicht gesichert werden konnten. Unverständlich ist, warum Arcserve alle Dateien im Sicherungsfenster nur im DOS-Format (Acht-plus-drei-Zeichen) darstellt. Laut Auskunft der Hotline ist dieses Verhalten "völlig normal".

Leider wirkt sich dies auf den zwar seltenen, aber dennoch nicht unwahrscheinlichen Fall aus, daß man ein Verzeichnis, das selbst einen langen Dateinamen trägt (zum Beispiel "OrdnerMitLangemNamen"), sichern will. Selektiert man dieses Verzeichnis explizit zur Sicherung, so wird bei einem Restore (vorausgesetzt, der Ordner existiert nicht mehr) nur der Name im "8.3-Format" zurückgelesen. Alle darin enthaltenen Dateien und Unterverzeichnisse verarbeitet die Software dagegen korrekt, also auch mit langen Namen. Bis zum Redaktionsschluß konnte uns Cheyenne bei diesem Problem nicht weiterhelfen. Da die Tests in einer Standardumgebung stattfanden, in der keine Fremdprogramme installiert und alle aktuellen Patches eingespielt waren, ist davon auszugehen, daß dieses Problem auch in anderen Installationen auftritt.

Um Änderungen an einer gerade in Sicherung befindlichen Datei zu verhindern, ist es möglich zu bestimmen, wie die Dateien, auf die Arcserve zugreift, während der Sicherung behandelt werden sollen. Mit Hilfe von selbstdefinierten Filtern kann man bestimmte Dateien und Verzeichnisse in den Sicherungs- oder Rücksicherungsjob aufnehmen beziehungsweise von diesem ausschließen. Im einzelnen lassen sich Datei-, Verzeichnis-, Datums- und Attributfilter verwenden. So ist es beispielsweise möglich, alle exe- oder Systemdateien von der Sicherung auszuschließen.

Komfortables Wiederherstellen

Die Auswahl der Dateien, die zurückgesichert werden sollen, kann auf verschiedene Weise erfolgen. Zunächst gibt es die sogenannte Strukturansicht. Von hier hat man Zugriff auf sämtliche jemals gesicherten Dateien - sowohl die der Server als auch die der Clients. Sollte eine Datei mehrmals gesichert worden sein, läßt sich eine bestimmte Version davon zur Wiederherstellung selektieren.

Die Datenträgeransicht liefert einen Überblick über alle registrierten Datenträger, inklusive der darauf gesicherten Dateien. Diese Ansicht ist nützlich, wenn bekannt ist, auf welchem Datenträger die gesuchte Datei zu finden ist.

Die Abfrageansicht bietet eine einfache Schnittstelle zur Arcserve-Datenbank. Hier sind alle nur erdenklichen Suchmuster möglich. Dies ist ein großer Vorteil, wenn man sich beispielsweise nicht mehr an den Namen einer Datei erinnern kann. So lassen sich beispielsweise alle ini-Dateien, die in den letzten dreißig Tagen geändert wurden, wiederherstellen.

Eine zurückzusichernde Datei kann jedoch auf dem Nutzdatenträger noch existieren. In diesem Fall bestimmt die Job-Planung, wie das Programm in einem solchen Konfliktfall reagieren soll. Neben dem einfachen Überschreiben können Dateien auch umbenannt oder ausgelassen werden. Auch die automatische Wahl der Datei mit neuerem Datum ist möglich.

Beim Zurücklesen von einem fehlerhaften Band bricht Arcserve an der entsprechenden Stelle ab. Dateien, die sich hinter der defekten Position befinden, können dann in einem zweiten Arbeitsgang nachträglich eingespielt werden.

Neben dem Sichern und Rücksichern bietet das Backup-Programm auch die eher exotische Option des Kopierens von Daten. Die Bestimmung von Quelle und Ziel erfolgt ähnlich wie bei der Datensicherung. Interessant wird das Ganze dadurch, daß man den Kopiervorgang zyklisch, zum Beispiel jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit, vom Server ausführen lassen kann. Ein praktischer Anwendungsfall wäre beispielsweise eine asynchrone Server-Spiegelung.

Mit dem sogenannten "Autopilot" sind Sicherungen nach dem Generationsverfahren (GFS; Grandfather-Father-Son-Prinzip) möglich. Grundlage ist ein siebentägiger Wochenplan, der vom Programm mit Standardwerten initialisiert wird. Der Anwender kann diesen Plan dann den individuellen Bedürfnissen anpassen. Die Bedienung ist sehr komfortabel realisiert. Mit Hilfe eines Kalenders lassen sich die Sicherungen planen. Das Programm beherrscht die Sicherungsverfahren volles, differentielles und inkrementelles Backup. Mit dem Autopiloten läßt sich auch das Löschen sehr lange nichtbenutzter Dateien vom Server automatisch vornehmen. Diese Dateien gehen nicht verloren, sondern werden auf den monatlichen Sicherungsbändern abgelegt. Von dort lassen sie sich bei Bedarf wieder zurücklesen. Das Programm fordert die eindeutig bezeichneten Datenträger automatisch in der richtigen Reihenfolge an, so daß immer die ältesten Datenbänder überschrieben werden.

Aktuelle Informationen zu den einzelnen Operationen kann der Anwender im Job-Statusmanager abfragen. Dieser gibt beispielsweise Auskunft über die Anzahl der geschriebenen Dateien, die erreichte Durchsatzrate oder den Status der laufenden Sicherung. Für die Auswertung aller in der Datenbank registrierten Aktionen steht außerdem ein komfortabler Reportgenerator zur Verfügung.

Als Systemverwalter sollte man ständig über den aktuellen Status des Backup-Systems informiert sein. Bei wichtigen Vorgängen, wie der Anforderung eines neuen Mediums oder abgebrochenen Vorgängen, ist zu empfehlen, daß neben der Statusmeldung im jeweiligen Manager eine aktive Meldung an den entsprechenden Benutzer erfolgt. Arcserve enthält vielfältige Möglichkeiten, zum Versenden solcher Informationen. Diesem Zweck dient das auf dem Server installierte Modul "Alert". Es kann Benachrichtigungen per MHS- oder SNMP-Mail oder Broadcast an beliebige Nutzer verschicken. Auch die Zustellung der Meldungen als Fax oder über einen Netzdrucker ist realisierbar. Ein praktisches Feature ist die Möglichkeit der Ansteuerung eines Pagers durch ein Modem, welches am Server angeschlossen sein muß.

Backup Exec

Auch die Installation von Seagates "Backup Exec" bereitete keinerlei Probleme. Auf dem Server sind dazu 13 MByte freier Festplattenplatz erforderlich, auf dem Client 3 MByte. Nach dem Kopieren der Dateien ist auf dem Client noch manuell der Backup-Exec-Agent in den Netzwerkeinstellungen zu installieren.

In der Einzel-Server-Ausgabe unterstützt Backup Exec DOS-, Windows-3.1- und Windows-95-Clients. In der entsprechend teureren Unternehmensausgabe können zusätzlich Unix-, OS/2-, Macintosh- und Windows-NT-Betriebssysteme angesprochen werden. Backup Exec unterstützt die meisten DC6000-, DLT-, QIC-, 4-mm- und 8mm-SCSI-Laufwerke sowie diverse Autoloader. Im Lieferumfang sind drei Handbücher, eines für das Disaster-Recovery-Tool und jeweils ein eigenes für Benutzer und Verwalter.

Mit dem Auftragsmanager auf der Server-Konsole lassen sich alle Aktionen genau wie mit der Client-Software steuern. Unter einer menügestützten Oberfläche kann man sich durch die Verzeichnisse bewegen und die gewünschten Dateien oder Verzeichnisse auswählen. Elementare Einstellungen wie das Aktivieren der Bandrotation (das Pendant zum Arcserve-Autopiloten) oder die Benachrichtigung bei einem notwendigen Benutzereingiff lassen sich nur mit der Server-Software vornehmen. Auch Bandoperationen wie Löschen, Überprüfen oder Spannen können nicht vom Client gestartet werden. Dort gibt es zwar eine Bandverwaltung, die aber nur die bisher verwendeten Bänder inklusive der darauf befindlichen Dateien anzeigen kann.

Die Client-Software ist sehr einfach zu bedienen. Ein Sicherungsauftrag wird Schritt für Schritt zusammengestellt. Im Quellfenster wählt man zunächst die zu sichernden Verzeichnisse oder Dateien durch "Ankreuzen" aus. Die Netware-NDS wird - ähnlich wie bei Arcserve - als Baum dargestellt, eine komplette oder teilweise Sicherung funktioniert hier genau wie bei normalen Verzeichnissen (Client-Festplatten lassen sich mitsichern - vorausgesetzt der entsprechende Backup-Agent ist installiert.). Danach werden Auftragsinformationen wie Auftragsname, Beschreibung oder Zeitpunkt der Sicherung gewählt. Hier zeigte sich im Test eine kleine Schwäche bei Umlauten. So zeigte der Server-Auftragsmanager und das Auftragsprotokoll beispielsweise den Auftragsnamen "Rücksicherung" fehlerhaft an. Zu den erweiterten Optionen gehören die Auftragsfrequenz (beispielsweise Wiederholung einmal die Woche) ebenso wie spezielle Dateifilter. Hier kann man Dateien mit bestimmten Namen oder Endungen ein- oder ausschließen, aber auch Dateien filtern, die in einem bestimmten Zeitraum erstellt oder geändert wurden. Einmal erstellte Aufträge lassen sich als sogenannte Auswahldateien speichern und dienen später als Vorlage für neue Aufträge.

Das Optionenmenü dient dazu, bestimmte Grundeinstellungen für einen Sicherungsvorgang vorzunehmen. Wählbar ist beispielsweise, ob standardmäßig ein "Verify" erfolgen oder wie Backup Exec mit geöffneten Dateien umgehen soll. So ist es zum Beispiel möglich, daß das Programm wartet, bis offene Dateien geschlossen sind (Vorgabe eines maximalen Zeitlimits), daß entsprechende Dateien übersprungen oder im aktuellen geöffneten Zustand gesichert werden.

Beim Test mit einem defekten Band brach Backup Exec schon beim Schreibvorgang ab, bei einem nachträglich manipulierten Band ließen sich die Dateien hinter der defekten Stelle trotzdem einlesen.

Der Restore-Vorgang bei Backup Exec sieht prinzipiell genauso aus wie eine Sicherung. Das Quellfenster stellt die Verzeichnisse dar, die schon einmal auf Band gesichert wurden. Der Benutzer wählt durch Anklicken aus, was zurückgelesen werden soll. Ist ein Verzeichnis oder eine Datei in mehreren Sicherungssätzen enthalten, muß man den gewünschten Sicherungssatz explizit auswählen. Dateifilter lassen sich beim Restore genauso anwenden wie beim Backup. Eine Option, Dateien nur durch neuere Versionen zu ersetzen, fehlt allerdings. Hier heißt es entweder alles überschreiben oder gar nichts.

Eine andere Vorgehensweise beim Wiederherstellen gesicherter Dateien bietet die Dateisuche. Die komplette Backup-Exec-Datenbank kann nach Dateinamen durchsucht werden, typische Wildcards sind möglich. Im Ergebnisfenster lassen sich dann die Dateien für den Restore-Lauf auswählen.

Die Funktion "Festplattenorganisation" erlaubt es, Dateien, auf die längere Zeit nicht zugegriffen wurde, auf ein Band auszulagern. Dies funktioniert natürlich nur bei Betriebssystemen, die das Datum des letzten Dateizugriffs aufzeichnen, etwa Netware, OS/2 oder Unix. Sobald die entsprechenden Dateien erfolgreich auf Band gesichert und überprüft sind, werden sie automatisch von der Festplatte gelöscht.

Für Systemverwalter gibt es noch einen Bandmanager, der Auskunft über alle bisher verwendeten Bänder inklusive der darauf gesicherten Verzeichnisse und Dateien gibt. Der Auftragsmanager erlaubt die Anzeige aller Aufträge, die auf ihre Bearbeitung warten. Diese können hier nachträglich modifiziert oder vorübergehend gestoppt werden. Ein Doppelklick auf den gerade laufenden Auftrag zeigt weitere Informationen, wie zum Beispiel den Fortschritt oder den aktuellen Datendurchsatz. Nur der Systemverwalter hat Zugriff auf alle Aufträge, normale Anwender können nur die Aufträge einsehen und ändern, die sie selbst abgeschickt haben.

Der Protokollmanager zeigt in übersichtlicher Form alle erledigten Aufträge an. Hier sieht der Benutzer, wer wann welchen Auftrag durchgeführt hat, und ob dieser zu einem erfolgreichen Abschluß kam. Ein Doppelklick öffnet das entsprechende Log-File, welches alle relevanten Daten während der Auftragsdurchführung aufzeichnet. Im Optionenmenü kann man den Detailgrad des Protokolls konfigurieren. In der höchsten Stufe werden zusätzlich alle gesicherten Verzeichnisse und Dateien aufgeführt. Mit den Filtereinstellungen kann man sich bestimmte Protokolle heraussuchen. Zum Beispiel lassen sich so schnell die Protokolle einsehen, bei denen ein Fehler aufgetreten ist. Auf Wunsch erfolgt nach einem abgeschlossenen Auftrag automatisch der Ausdruck des zugehörigen Protokolls.

Das Handbuch geht ausführlich auf die verschiedenen Sicherungsarten wie vollständige, inkrementelle und differentielle Sicherung ein. Praxisnahe Beispiele verdeutlichen die unterschiedlichen Sicherungsstrategien.

Eine Bandrotation läßt sich mit Backup Exec komfortabel planen, wenn man einmal die ersten Hürden genommen hat. Die Auswahl dessen, was gesichert werden soll, wird dazu als Standardrotationsauftrag abgeschickt. Danach sind genug Bänder am Server vorzubereiten. Die Bänder werden formatiert, mit einem eindeutigen Name versehen und in die Backup-Exec-Datenbank eingetragen. Einstellen kann man zusätzlich die Durchlaufzeit des Bandes, das heißt, wie viele Tage im voraus Backup Exec das für den Rotationsauftrag benötigte Band anfordert. Stehen genügend Bänder zur Verfügung, wird im Auftragsmanager der erste Auftrag zur Ausführung angezeigt. Weitere Einstellungen können jetzt mit der Client-Software erfolgen.

Voreingestellt ist ein Rotationsplan nach einem etwas modifizierten "Grandfather-Father-Son-Prinzip". Einmal pro Woche erfolgt eine Komplettsicherung, an den anderen Tagen eine Differenzdatensicherung. Die Bänder mit der kompletten Sicherung werden dabei einen Monat aufbewahrt, bevor sie wieder überschrieben werden. Für die tägliche Sicherung allerdings fordert das Programm immer das gleiche Band, die Differenzsicherung von Dienstag erfolgt also auf dem Band von Montag. Was aber, wenn beispielsweise das Band vom Donnerstag defekt ist? Dann kommt man nur an den Datenbestand der letzten Komplettsicherung von Freitag heran, was ja schon fast eine Woche zurückliegt. Aus diesem Rotationsplan kommt man nur manuell heraus, indem man statt des vom Programm geforderten Bandes einfach ein anderes einlegt. Die Möglichkeit, an jedem Wochentag explizit ein anderes Band zu benutzen, gibt es bei Backup Exec nicht.

Die Software unterstützt auch das Einlesen von Fremdformaten, die von anderen Backup-Programmen erstellt wurden. Dazu gehören unter anderem "Cheyenne Arcserve 4.x/5.x", "Palindrome Network Archivist V4.0", "Archive Information Manager" und "MaynStream" für DOS und Windows 3.1.

Replica

"Replica" von Stac wird auf drei Disketten geliefert und stellt geringe Anforderungen an die Server-Hardware. Das Programm ist nicht unbedingt eine Datensicherungssoftware im herkömmlichen Sinne. Replica kann nur komplette Volumes beziehungsweise komplette Server sichern, Clients werden dabei nicht berücksichtigt. Neben den Netware-Volumes lassen sich auch die DOS-Startpartition und sämtliche NDS-Informationen für ein Backup auswählen.

Der Netzwerkverwalter kann im Notfall das Programm auch vom Server aus bedienen. Das gestaltet sich aber über Kommandozeilen recht umständlich. Dagegen ist die Programmbedienung auf dem Client einfach und komfortabel, nicht zuletzt deshalb, weil Replica nicht viele Einstellmöglichkeiten bietet.

Die Software stellt - wie auch die anderen getesteten Backup-Lösungen - einen Bandrotationsplan zur Verfügung. Dieser sieht für jeden Tag der Woche ein eigenes Band vor, das dann eine Woche später überschrieben wird. Alle sieben Tage erfolgt ein wöchentliches Backup. Diese Bänder werden über einen einstellbaren Zeitraum hinweg aufbewahrt und erst dann wieder überschrieben.

Ebenso wie das Sichern kann das Restore zunächst nur auf kompletten Volumes erfolgen. Einen ungewöhnlichen Weg geht Replica beim Rücksichern von einzelnen Dateien und Verzeichnissen. Ein gesichertes Band läßt sich als normales Netware-Laufwerk mounten. Jeder Anwender kann dann auf dieses Laufwerk zugreifen und sich einzelne Dateien oder Verzeichnisse zurückkopieren (die Zugriffsrechte entsprechen denen auf dem gesicherten Medium). Das Bandlaufwerk wird quasi zur zusätzlichen Server-Festplatte und läßt sich mit jedem gewöhnlichen Dateimanager nutzen. Replica durchsucht allerdings bei jedem neuen Verzeichnis, auf das zugegriffen werden soll, die entsprechende Stelle des Bandes. Das kann bei umfangreicheren Dateien schon einmal etwas länger dauern.

Sollte der schlimmste Fall eintreten, daß der komplette Server wiederhergestellt werden muß, leistet das mitgelieferte Disaster-Recovery-Tool vorbildliche Dienste. Es erstellt zunächst drei Disketten, mit denen sich der Server beim Daten-GAU wieder starten läßt. Ein eingelegtes Komplett-Backup wird ohne weiteren Benutzereingriff auf die Server-Festplatte zurückgelesen, so daß das System inklusive DOS-Partition wieder zur Verfügung steht.

Fazit

Replica besticht durch seinen interessanten Ansatz "Backup-Medium wird zum Netware-Volume". Die Software bietet einfachste Bedienung, ist aber nur eingeschränkt für den täglichen Backup-Betrieb geeignet. Der Vorteil, im Notfall beispielsweise ein DAT-Band als Ersatz für eine zerstörte Festplatte als Netware-Volume einzubinden, wird durch klare Nachteile erkauft. So können nur Komplettsicherungen durchgeführt werden. Differenzsicherungen, wie man sie bei anderen Backup-Programmen findet, gibt es nicht. Für Anwender, die ausschließlich ein tägliches Voll-Backup durchführen, ist Replica eine interessante Alternative.

Arcserve und Backup Exec sind mächtige und zuverlässige Programme. Backup Exec ist auf Anhieb einfacher zu durchschauen. Bis auf fehlende Optionen bei der Bandrotation bietet es einen ähnlich guten Funktionsumfang wie Arcserve.

Arcserve besticht durch seine unerreichte Optionsvielfalt. An einigen Stellen vermißt man allerdings eine sauber strukturierte, intuitive Benutzeroberfläche. Im Vergleich mit Backup Exec vermittelt es eher den Eindruck einer gewachsenen Software. Gerade bei Programmen, die nicht unbedingt täglich benutzt werden, ist es hinderlich, wenn man eine bestimmte Funktion lange suchen beziehungsweise das Handbuch bemühen muß. Verfolgt man einschlägige Newsgroups, scheint insbesondere Arcserve nicht in jeder Konfiguration sofort einwandfrei zu laufen.

Beide Programme bieten die nötige Funktionalität, um eine Netzwerkumgebung zu sichern. Arcserve bleibt "Funktionskönig", ist dafür nicht ganz unproblematisch und verlangt eine etwas längere Einarbeitungszeit. Backup Exec ist kompakter und intuitiv bedienbar, läßt dafür aber einige Funktionen vermissen.

(gob)