Ein weiter Weg bis 50 Mbit/s

Auf dem Weg zur Gigabit-Gesellschaft

03.11.2014 von Bernd  Reder
Bis 2018 sollen alle Haushalte in Deutschland via Breitband ins Internet gehen können, hat die Bundesregierung 2014 in ihrer "Digitalen Agenda" vorgegeben. Ideal dafür wäre ein flächendeckendes Glasfasernetz. Doch davon werden Bewohner von ländlichen Gebieten auch 2018 nur träumen können.

Die Marschrichtung ist klar: "Die flächendeckende Versorgung unseres Landes mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen und der Aufbau von Hochleistungsnetzen sind wichtige Voraussetzungen für wirtschaftliches Wachstum, mehr Beschäftigung und steigenden Wohlstand", ist auf der Website des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur zu lesen (www.zukunft-breitband.de). Doch der Weg dorthin ist mit technischen und politischen Hindernissen gepflastert. Aus diesem Grund revidierte die Bundesregierung auch ihr Ziel, bis 2014 etwa 75 Prozent der Haushalte mit Breitbandanschlüssen zu errreichen. Das neue Ziel: Alle Haushalte erhalten bis 2018 solche Highspeed-Zugänge.

Derzeit, und wohl auch 2018, gibt es die Wahl zwischen drei Zugangstechniken, die Datenraten jenseits der 50-Mbit/s-Grenze bieten:

1. DSL (Digital Subscriber Line) über Kupferleitungen im Teilnehmeranschlussbereich (TAL): Erreicht werden Datenraten von bis zu 100 Mbit/s beim Herunterladen und 40 Mbit/s beim Versenden von Daten. Diese Werte gelten für die neue Technik VDSL2-Vectoring, die gegenwärtig implementiert wird.

2. Kabel-TV-Netze auf Basis von Koaxialkabeln: Zu den Anbietern zählen Kabel Deutschland (Vodafone), Unity Media, Tele Columbus und Kabel BW. Ende des Jahres wird Kabel Deutschland privaten und Geschäftskunden Datenraten von 200 Mbit/s zur Verfügung stellen. Damit wollen die Kabelnetzfirmen das Abwandern von Nutzern zu Anbietern von VDSL2-Vectoring-Diensten verhindern.

3. Mobilfunk auf Basis von Long Term Evolution (LTE): Die Highspeed-Technik LTE (4G) bietet Downlink-Raten bis zu 150 Mbit/s. Sie ist bei der Telekom und Vodafone in zwei Versionen verfügbar: für mobile Nutzer und für den Einsatz zu Hause oder im Büro. Mit letztgenanntem Angebot wollen die Mobilfunker insbesondere Nutzer auf dem Land ansprechen, wo keine VDSL- oder Kabel-TV-Netze verfügbar sind. Die Telekom und Vodafone sehen für solche Verbindungen Datenraten von bis zu 100 Mbit/s (Downlink) vor.

Status Quo: Breitbandausbau in Deutschland
LTE-Technologie
Die Mobilfunktechnik LTE (Long-Term Evolution) stellt derzeit in Deutschland Bandbreiten von bis zu 150 Mbit/s (Downlink) bereit.
Der europäische Telekommunikationsmarkt
Eine Analyse des europäischen Telekommunikationsmarktes durch die britische TK-Regulierungsbehörde Ofcom ergab, dass bei Breitband-Anschlüssen mit 30 Mbit/s und mehr Deutschland derzeit in der EU einen hinteren Platz einnimmt. Pro 100 Einwohner sind fünf Anschlüsse mit 30 Mbit/s oder mehr vorhanden.
Verteilung der mobilen Breitbandverbindungen
Nach Daten der britischen TK-Regulierungsbehörde Ofcom liegt die Zahl der mobilen Breitbandverbindungen pro 100 Einwohner in Deutschland (3G, HSPA, LTE) unter Werten in anderen EU-Ländern. Darunter sind auch Flächenstaaten wie Frankreich (FR), Italien (IT), Spanien (ES) und Großbritannien (UK) zu finden.
Verteilung der mobilen Breitbandverbindungen
Nach Daten der britischen TK-Regulierungsbehörde Ofcom liegt die Zahl der mobilen Breitbandverbindungen pro 100 Einwohner in Deutschland (3G, HSPA, LTE) unter Werten in anderen EU-Ländern. Darunter sind auch Flächenstaaten wie Frankreich (FR), Italien (IT), Spanien (ES) und Großbritannien (UK) zu finden.
Marktanteile der Breitbandanschlüsse
Nach wie vor ist die Telekom in Deutschland mit Abstand größter Anbieter von Breitbandanschlüssen, die über kabelgebundene Netze wie DSL oder TV-Kabel bereitgestellt werden.
Verteilung der Anschlüsse nach Bandbreite
Weiter Weg bis 50 Mbit/s: Nach Angaben des Telekommunikations-Verbandes VATM verfügten 2013 in Deutschland gerade einmal 1,3 Prozent der Festnetzkunden in Deutschland über einen Anschluss mit mehr als 50 Mbit/s. An die 12, 5 Prozent nutzen Anschlüsse mit 16 bis 50 Mbit/s.
Entwicklung der DSL-Technologie
Entwicklung der DSL-Technik: Derzeit ist VDSL2 Vectoring mit 100 Mbit/s die Übermittlungstechnik mit der größten Bandbreite, die über Kupferkabel angeboten wird. Die Deutsche Telekom hat in Feldversuchen bereits den VDSL2-Nachfolgestandard G.Fast getestet, der mehr als 1 GBit/s bereitstellt.
Wie Vectoring funktioniert
Bei der Übermittlung von Daten über ungeschirmte Kupferkabel treten Störungen (Übersprechen) zwischen den Kupferadern auf. Bei Vectoring werden die Störeinflüsse am Kabelende geschätzt und vom DSLAM (Digital Subscriber Line Access Multiplexer) mithilfe einer speziellen Kanalcodierung kompensiert.
Kabel Deutschland Sprach- und Datendienste
Die Vodafone-Tochter Kabel Deutschland spricht mit ihren Sprach- und Datendiensten via TV-Kabelnetz gezielt Geschäftskunden an. Auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) 2014 im September zeigte das Unternehmen, dass sich über das TV-Kabelnetz Datenraten von 1 GBit/s und mehr erreichen lassen.
Breitband-Anschlüsse in Deutschland
Nach Angaben der Beratungsfirma Wik-Consult zeigt sich bei der Verteilung der Breitband-Anschlüsse weiterhin eine deutliche Dominanz der Telekom (TDG, Telekom Deutschland GmbH). Ein Zuwachs ist bei der Zahl der Breitband-Anschlüsse über das Kabel-TV-Netz zu beobachten.
Zukunftsmusik
Bereits 2012 gelang es Kabel Deutschland in einem Labortest, über herkömmliche TV-Kabel Daten mit 4 GBit/s zu übertragen.
Aufbau eines Glasfasernetzes
Das Fibre to the Home Council Europe favorisiert die Verlegung von Glasfaserkabel bis zu "Distribution Points" (dp) im Keller von Gebäuden oder einzelnen Wohnungen. Das erlaubt höhere Datenraten über Kupferkabel auf den letzten Metern (Varianten 2 und 3). Telekommunikationsfirmen wie die Telekom bevorzugen dagegen Variante 1.
Bandbreiteklassen nach Technologien
Eine Studie im Auftrag der Bundesnetzagentur ergab, dass 2013 die Mehrzahl der Nutzer von LTE-Mobilfunk und Kabel-TV-Netzen eine höhere Bandbreite verwendeten als DSL-/VDSL-Kunden.
Anteile der vermarkteten Datenübertragungsrate
Nach Messungen im Auftrag der Bundesnetzagentur stellen die Service-Provider ihren Kunden in der Praxis nur in seltenen Fällen die vertraglich zugesicherte Bandbreite zur Verfügung. Als Grund werden meist technische Limitierungen wie eine unzureichende Kabelqualität genannt.
Bandbreiteklassen nach Regionen
Nicht verwunderlich ist, dass 2013 in Städten deutlich mehr Nutzer über Breitbandanschlüsse mit 25 bis 50 Mbit/s verfügten als in Vororten oder auf dem Land.
Anteile der vermarkteten Datenübertragungsrate
Das Kabel lässt sich in allen Bereichen gut vermarkten.
Technologien nach Regionen
In allen Regionen kann die DSL-Technologie punkten.
Breitbandausbau in Europa
Deutschland kann sich gut an der Spitze behaupten.
LTE-Technologie
LTE-Technologie in der Praxis.
Glasfasertechnik
Glasfasertechnologie in der Praxis.

VDSL2-Vectoring: Lebensverlängerung für Kupferkabel

Ein Kernelement der Breitbandstrategie in Deutschland ist nach wie vor die DSL-Technik. Nach Angaben des Telekommunikationsverbandes VATM entfielen 2013 von den 28,6 Millionen Breitbandanschlüssen in Deutschland rund 22 Millionen auf DSL. Durch VDSL2-Vectoring erhält diese Technik neuen Auftrieb. Das Verfahren eliminiert Störungen, die bei der Datenübertragung über Kupferkabel auftreten, und ermöglicht dadurch Datenraten (Downlink) von bis zu 100 Mbit/s beziehungsweise 40 Mbit/s beim Hochladen. Der Nachteil ist, dass sich dadurch die Leitungslänge verkürzt: Die 100 Mbit/s im Downstream stehen nur auf einer Länge von etwa 300 Metern zur Verfügung - unter optimalen Bedingungen. Bei 800 Metern Distanz ist es bereits nur die Hälfte (50 Mbit/s). Das heißt, die TAL (Teilnehmeranschlussleitung) muss relativ kurz gehalten werden.

In der Praxis erfordert Vectoring die Installation von Outdoor-DSLAMs (Digital Subsciber Line Access Multiplexer) anstelle der Kabelverteiler. Die DSLAMs sind über Glasfaserkabel mit den Vermittlungsstellen verbunden. Die Anbindung der Nutzer erfolgt über die vorhandenen Kupferleitungen. Ein Problem besteht darin, dass Vectoring nur dann funktioniert, wenn ein Telekommunikationsunternehmen Zugriff auf alle Kupferleitungen hat. Die heutige Praxis, dass ein Teil der Kabel an andere Netzbetreiber weitervermietet wird, ist dann Vergangenheit.

Die Bundesnetzagentur hat deshalb ein Verfahren entwickelt, damit nicht nur die Telekom als mit Abstand größter Betreiber der Netzinfrastruktur VDSL2-Vectoring anbieten kann. Wer Vectoring einsetzen und somit einen Outdoor-DSLAM installieren möchte, muss dies der Netzagentur verbindlich bestätigen. Sie steuert über ein Vergabeverfahren auf Basis einer Vectoring-Liste die Umrüstung von Netzen auf die neue Technik. Bislang engagiert sich vor allem die Telekom im Bereich VDSL2-Vectoring. Sie will bis 2016 rund 24 Millionen Haushalte beziehungsweise Gebäude mit der Technik versorgen - rund doppelt so viele wie bislang. Konkurrenten wie Vodafone, Telefonica O2 und 1&1 sind ebenfalls mit auf den Vectoring-Zug aufgesprungen.

Kritiker monieren, dass durch Vectoring der Ausbau von Glasfasernetzen (Fibre to the Home, Fiber to the Curb) weiter verzögert wird. Über Lichtwellenleiter könnten je nach Fasertyp bis zu 1 Gbit/s frei Haus beziehungsweise Wohnung geliefert werden. Dem stehen allerdings die hohen Kosten gegenüber, den der Umbau der bestehenden Infrastruktur mit sich bringt.

Der Kampf Kupfer gegen Glasfaser geht mittlerweile in eine neue Runde. Mit "G.fast" wird unter der Ägide der International Telecommunication Union (ITU) eine Erweiterung von DSL entwickelt. Sie sieht Datenraten von bis zu 1,25 Gbit/s vor (Phase 2). G.fast wird als Nachfolger des VDSL2-Vectorings gehandelt. Es wird jedoch mit Sicherheit noch einige Jahre dauern, bis diese Technik in Deutschland zum Zuge kommen wird. Ein Nachteil von G.fast ist, dass sich die Übertragungsdistanzen weiter vermindern. Bei der Version mit 700 Mbit/s sind 100 Meter vorgesehen, bei der mit 1,25 Gbit/s ganze 70 Meter. Das bedeutet, dass in diesem Fall in ein Gebäude mit mehreren Teilnehmern Glasfaserkabel bis zum Kellerraum oder den Etagenverteilern geführt werden müssen. Von diesen ausgehend, übernehmen Kupferleitungen den Transport der Daten auf den letzten Metern.

Bis zu 200 Mbit/s über das TV-Kabel

Von VDSL Vectoring und G.fast wollen sich die Betreiber von Kabel-TV-Netzen nicht irritieren lassen. Sie bieten der Technik mit vergleichbaren Angeboten Paroli. Branchenprimus Kabel Deutschland, eine Tochter von Vodafone, zeigte beispielsweise auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung (IFA), dass über das Fernsehkabel Daten mit bis zu 1 Gbit/s übermittelt werden können. Derzeit stellt das Unternehmen Geschäftskunden allerdings maximal 100 Mbit/s beim Download und 12 Mbit/s beim Versenden von Dateien zur Verfügung. Damit erreicht der Anbieter nach eigenen Angaben 14,3 Millionen Haushalte in Deutschland.

Im November 2014 startet Kabel Deutschland die Einführung von Diensten mit 200 Mbit/s - in Koblenz, Saarbrücken und Wilhelmshaven. Bis Ende des laufenden Geschäftsjahres am 31. März 2015 will Kabel Deutschland rund 1,8 Millionen Haushalte mit den neuen Internet-Bandbreiten versorgen. Sechs Monate später sollen es nahezu drei Millionen Haushalte sein. Auch Mitbewerber von Kabel Deutschland wie Tele Columbus bieten Datenraten von 150 Mbit/s an. Ein Nachteil von Kabel-TV-Netzen ist, dass sie vorzugsweise in Städten und stadtnahen Regionen zur Verfügung stehen. Daran wird sich auch künftig wenig ändern. Die Anbindung von ländlichen Regionen ist für die Netzbetreiber unwirtschaftlich. Als flächendeckende Breitbandtechnik kommt TV-Kabel also nicht in Betracht.

Ein weiteres Manko ist, dass es sich um eine "Shared-Medium"-Technik handelt. Der Betreiber stellt in einem Cluster mit mehreren hundert Teilnehmern (Wohnungen, Büros) eine Bandbreite von beispielsweise 400 Mbit/s oder 1 Gbit/s zur Verfügung. Alle Teilnehmer teilen sich diese Bandbreite. Das bedeutet, es kann zu größeren Schwankungen der Nettobandbreite kommen, etwa wenn neue Teilnehmer oder "Power-User" wie Unternehmen in einem Cluster hinzukommen. Dann muss der Netzbetreiber entweder das Cluster unterteilen oder mehr Bandbreite bereitstellen.

Hoffnungsträger für das Land: LTE

In Regionen, in denen bestenfalls ISDN oder DSL mit 1 oder 2 Mbit/s zur Verfügung steht, soll die Mobilfunktechnik LTE die Digitale Agenda retten. Zu diesem Zweck haben die Telekom und Vodafone "Indoor-LTE-Pakete" geschnürt. Sie sehen Datenraten von mittlerweile bis zu 100 Mbit/s (Downlink) vor. Die Verfügbarkeit des Dienstes sei weitgehend sichergestellt, so die Service-Provider. In zirka 70 Prozent des Bundesgebiets ist die Technik demnach verfügbar.

Das Problem: Laut Untersuchungen im Auftrag der Bundesnetzagentur stand die vertraglich zugesicherte Maximalbandbreite von LTE im Jahr 2013 nur 17 Prozent der Nutzer zur Verfügung. Mehr als 59 Prozent mussten sich mit maximal 50 Prozent der vom Provider angegebenen Datenrate zufriedengeben. Dieses Vorgehen ist zwar auch bei VDSL und, wenn auch nicht im selben Maße, bei Kabel-TV zu verzeichnen. Doch befriedigend ist die Situation nicht. Hinzu kommen zwei weitere Faktoren: Auch Mobilfunk ist ein Shared Medium. Also je mehr Teilnehmer, desto geringer die Bandbreite, die pro Teilnehmer zur Verfügung steht. Zudem sehen die gängigen Verträge für Privatkunden zwar ein monatliches Datenvolumen von maximal 30 GB vor. Doch ist dieses erschöpft, wird die Transferrate bis zum Ablauf des Abrechnungsmonats auf 384 Kbit/s reduziert.

Die Beratungsfirma OpenSignal, die Daten über die Performance und Nutzung von Mobilfunknetzen in aller Welt sammelt, gab im April 2014 die durchschnittlichen Downlink-Geschwindigkeiten in deutschen LTE-Netzen mit 13,2 Mbit/s (O2), 12,4 Mbit/s (Telekom) und 9,6 Mbit/s (Vodafone) an. Nach Angaben von OpenSignal sind dies niedrigere Werte als beispielsweise in Frankreich oder Schweden. Die Datenraten in Deutschlands LTE-Netzen hätten sich im Vergleich zu diesen Ländern zudem seit Ende 2013 weiter verringert. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass immer mehr Nutzer LTE und entsprechende Endgeräte einsetzen. In puncto Breitbandversorgung heißt das, dass die Netzbetreiber schnellstens nachrüsten müssen. Angesichts der hohen Kosten, die eine LTE-Infrastruktur verursacht, sind Ad-hoc-Nachbesserungen jedoch eher unwahrscheinlich.

Trend: Breitband-Mobilfunkverbindungen in Gebäuden

Breitbandverbindungen über Mobilfunk innerhalb von Gebäuden galten bislang als schwer umsetzbar. Das ändert sich derzeit. So haben Huawei und Vodafone im Sommer 2014 mit dem "LampSite"-System eine Technik vorgestellt, die in Geschäftsgebäuden 3G-, 4G- und Wireless-LAN-Verbindungen bereitstellt. Die Grundlage bilden Mikro-Funkzellen, die mit Hilfe von modularen Basisstationen eingerichtet werden. Diese Stationen lassen sich zudem mit LTE-Modulen bestücken und an das "normale" Mobilfunknetz von Vodafone anbinden. Einer der ersten Nutzer der Technik ist der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Das Problem des Senders: Er residiert in einem denkmalgeschützten Gebäude mit dicken Mauern, die eine Mobilfunkversorgung auf konventionellem Wege unmöglich machten.

Deutlich weniger Bandbreite als zugesichert

Ein Faktor, den es im Zusammenhang mit Breitbandverbindungen in der Praxis zu berücksichtigen gilt, ist die Diskrepanz zwischen den Zusagen der Provider und der Wirklichkeit. In den meisten Fällen wird die vertraglich zugesicherte Bandbreite nicht erreicht. Rechtlich ist das in Ordnung, weil sich die Service-Provider in ihren Geschäftsbedingungen auf mögliche technische Hürden berufen, die eine Bereitstellung der Dienste erschweren. Dazu zählen etwa die Qualität der Leitungen speziell innerhalb von Gebäuden, die Ausbaustufe des Netzes sowie Gegebenheiten wie die Abschattung von Mobilfunkmasten in Innenstädten durch Gebäude.

Messungen der Bundesnetzagentur im Jahr 2013 ergaben allerdings, dass die Diskrepanzen teilweise erheblich sind. Demnach erhielten beispielsweise nur 5,4 Prozent der Kunden, die bei ihrem Service-Provider ein DSL-Angebot mit 8 bis 18 Mbit/s gebucht hatten, die vertraglich zugesicherte volle Bandbreite. Etwas besser sah es laut der Agentur bei Verbindungen mit Übertragungsraten im Bereich 25 Mbit/s bis 100 Mbit/s aus. Bandbreiten ab 50 Mbit/s sind nicht nur für private "Power-User" relevant, sondern auch für kleine und mittelständische Unternehmen. Im Bereich 25 bis 50 Mbit/s stand immerhin in 25,5 Prozent der Fälle die zugesicherte maximale Bandbreite (bis 50 Mbit/s) zur Verfügung.

Bei Verbindungen mit 50 bis 100 Mbit/s konnten 41,3 Prozent der Nutzer auf die volle Bandbreite zurückgreifen. Verbesserungsbedürftig ist auch das Angebot an mobilen Breitbandverbindungen. Die Mehrzahl der Nutzer von LTE-Verbindungen, 55,2 Prozent in der Stadt und 59,2 Prozent auf dem Land, musste sich 2013 mit 50 Prozent der eigentlich vom Provider zugesagten Bandbreite begnügen.

Bis 2018 sollen alle Haushalte in Deutschland via Breitband ins Internet gehen können, hat die Bundesregierung 2014 in ihrer "Digitalen Agenda" vorgegeben.
Foto: Chromatika Multimedia snc, Shutterstock.com

Fazit: Breitband ja - aber nicht überall

In einem sind sich TK-Fachleute einig: Die ideale Lösung für eine "Gigabit-Gesellschaft" wäre ein flächendeckender Ausbau der Glasfasernetze. Doch das unterblieb bislang, vor allem aus Kostengründen. Die bestehende Telefoninfrastruktur auf Basis von Kupferkabeln hat in Westdeutschland zwar rund 50 Jahre auf dem Buckel, lässt sich aber dank Vectoring und später G.fast weiterhin nutzen. Ferner zeichnet sich ab, dass Breitbanddienste über das Kabel-TV-Netz an Bedeutung gewinnen. Immerhin verzeichnen die Anbieter in diesem Segment leichte Zuwächse. Wenig Hoffnung gibt es für die Bewohner ländlicher Gebiete - dort werden kabelgestützte Breitbandverbindungen von 50 Mbit/s und mehr bis Ende des Jahrzehnts kaum in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen. Die Kosten sind für die Netzbetreiber schlichtweg zu hoch. Hinzu kommt, dass die Bundesregierung im Spätsommer 2014 klargestellt hat, dass sie den Ausbau einer Breitbandinfrastruktur nicht fördern kann - oder will. Einzelne Bundesländer wie Bayern haben zwar Zuschüsse von bis zu zehn Milliarden Euro in Aussicht gestellt, wollen aber diese Aufgabe nicht alleine schultern.

De facto läuft somit alles auf folgendes Szenario hinaus: Breitband ja, aber Daten-raten im dreistelligen Bereich werden nur in Großstädten und der näheren Umebung erreicht. Die Befürworter einer solchen Strategie haben neben den Kosten ein weiteres Argument auf ihrer Seite: den Trend zur Urbanisierung, der auch in Deutschland zu beobachten ist. (ba)