Dreambox als Streamer

Audio- und Video-Streaming mit der Dreambox

08.12.2006 von Albert Lauchner und René Gäbler
Mit dem Linux-Satelliten-Receiver Dreambox kann der Anwender mehr tun, als nur durch TV- und Radiosender zappen und Filme auf die Harddisk aufnehmen. Dank Netzwerk-Interface kann die Dreambox MP3s und Videos per LAN, WLAN und Web an andere Clients streamen. Wir zeigen, wie’s geht.

Die Satelliten-Receiver der Firma Dream Multimedia sind standardmäßig mit einem Netzwerk-Interface ausgerüstet. Zudem ermöglicht das offene, auf Linux basierende Betriebssystem einfache Erweiterungen der Software-Features. Eine große Familie von engagierten Entwicklern und professionellen Softwareherstellern hat sich daher der Dreambox-Modellserie angenommen und bietet dafür interessante Softwaremodule an.

Während wir in den ersten beiden Teilen unserer Serie die Einbindung der Dreambox als Fileserver ins Netzwerk und den Dateizugriff vom PC aus beschrieben haben, behandelt dieser Teil die Verteilung der Filme und Musikstücke im Hausnetz. Trivial ist dabei der Zugriff mit intelligenten Clients wie PCs, wenn Sie auf der Dreambox einen Samba-Server installiert haben. Dann tauchen die Mediadateien in der Netzwerkumgebung auf und können direkt wiedergegeben werden. Hierbei sind lediglich, wie später beschrieben, einige Codec-Probleme bei den Videodateien zu überwinden. Wie Sie den Samba-Server einrichten, lesen Sie im zweiten Teil unserer Dreambox-Serie: Der Linux-Satelliten-Receiver als Windows-Server.

Etwas schwieriger ist der Zugriff mit einfachen WLAN-Playern, wie etwa Geräten der Terratek-Noxon-Serie oder den fast baugleichen „Philips SLA Wireless Music“-Adaptern. Über WLAN spielen diese ab 50 Euro erhältlichen Player die MP3-Sammlung auf der Dreambox überall im Haus ab. Der Twonky-Mediaserver auf der Dreambox sorgt dabei für einen einfachen Zugriff und kümmert sich um das Management selbst großer MP3-Sammlungen mit tausenden von Musikdateien.

Serie: Die Dreambox als Mediaserver im Netzwerk

Teil 1

Überblick und Netzwerkkonfiguration

Teil 2

Dreambox: Der Linux-Satelliten-Receiver als Samba-Server

Teil 3

Audio- und Video-Streaming mit der Dreambox

Twonky-Audio- und –Mediaserver

Der UPnP-Server der Firma Twonky Vision ist die Schnittstelle zwischen der Dreambox und einfachen Netzwerk-Mediaplayern. Eine seiner Aufgaben ist es beispielsweise, alle Informationen aus den MP3-Tags in einer Datenbank zu verwalten und sie für die Mediaplayer in einer aufbereiteten Form bereitzustellen. So können auch die einfachen WLAN-Player mit begrenztem User-Interface die Musikstücke sortiert nach Interpret, Album oder Genre zum Abspielen anbieten.

Die Twonky Serversoftware gibt es für die Dreambox in zwei unterschiedlichen Varianten: als Mediaserver für die Wiedergabe von Audio-, Video- und Bilddateien und als reinen Audioserver. Beide sind relativ günstig und kosten in der Basisversion lediglich 19,95 beziehungsweise 14,95 Euro. Wer seine Filme nur am Fernsehgerät oder am PC betrachtet, für den genügt bereits der Audioserver zum Verteilen der MP3-Dateien an die WLAN-Mediaadapter.

Um einen ersten Blick zu riskieren, sollte man vor dem Kauf die Trialversion ausprobieren. Diese ist voll funktionsfähig. Lediglich nach 30 Minuten unterbricht der Server die Kommunikation zum Client. Beide Server stehen neben der Dreambox auch für andere Systeme zur Verfügung. So gibt es Versionen für Windows, MacOS, Linux, NAS-Systeme wie den NSLU2 oder Buffalos Linkstation und sogar für Sonys Playstation 2.

Zu den unterstützten Video-Clients gehören unter anderem Buffalo Link Theater, Philips Streamium, HP iPAQ Mobile Media Companions, Siemens Gigaset, Sony STR und die Microsoft Xbox 360.

Der Audioserver unterstützt unter anderem die Geräte Netgear MP 101, Allnet ALLSOUND WDAP, Philips Streamium, Roku Soundbridge und die Terratec-Noxon-Familie. Eine komplette Liste der unterstützten Client-Hardware finden Sie unter www.twonkyvision.de/Products/TwonkyMedia/devices.html.

Twonky-Server einrichten

Laden Sie zunächst die Trial- oder Vollversion des Servers auf Ihren Rechner. Derzeit stellt Twonky die Dreambox-Installation von Windows-Systemen aus auf ein Wizzard-gestütztes Verfahren um. Dabei müssen Sie im Prinzip nur die IP-Adresse der Dreambox angeben, die restliche Arbeit inklusive Erstellen der nötigen Scripts erledigt der Wizzard selbstständig.

Treten Probleme auf, falls Sie von Linux aus installieren oder wenn Sie eine ältere Version des Twonky-Servers besitzen, empfiehlt sich die manuelle Konfiguration. Der Vorgang ist beim Mediaserver wie beim Audioserver gleich. Kopieren Sie die Datei über eine bestehende Netzwerkverbindung per FTP auf die Dreambox. Ziel ist das Verzeichnis usr/sbin.

Sorgen Sie dafür, dass die Datei ausführbar wird:

#chmod 755 /usr/sbin/mediaserver

Am einfachsten erledigen Sie diese Aufgaben mit DCC, dem universellen Dreambox Control Center. Diese Freeware enthält sowohl einen FTP- als auch einen Telnet-Client. Mit dem DCC sind die Zugriffsrechte zudem im FTP-Client schnell und sicher richtig gesetzt.

Um den Mediaserver zu starten und anzuhalten, benötigen Sie nur noch eine einfache Script-Datei. Verwenden Sie hierfür einen herkömmlichen Editor, beispielsweise UltraEdit. Speichern Sie die Datei unter der Bezeichnung „mediaserver“ ab und kopieren Sie sie auf die Dreambox in das Verzeichnis „/etc/init.d/“. Geben Sie dann mit #chmod 755 /etc/init.d/mediaserver die Rechte zum Ausführen. Das Script können Sie anschließend mit den Parametern start, stop oder restart aufrufen.

#!/bin/sh
#

# start/stop TwonkyVision's mediaserver .
if ! [ -x /usr/sbin/mediaserver ]; then
exit 0
fi
case "$1" in
start)
echo -n "Starting mediaserver:"
echo -n " Done" ; start-stop-daemon -S -b -x /usr/sbin/mediaserver --
-inifile /etc/twonky.ini enableweb 2 > /dev/null;;
echo "."
;;
stop)
echo -n "Stopping mediaserver:"
echo -n " Done" ; start-stop-daemon -K -x /usr/sbin/mediaserver >
/dev/null
echo "."
;;
restart)
echo -n "Restarting mediaserver:"
echo -n " Done"
killall -HUP mediaserver
echo "."
echo -n "Starting mediaserver:"
echo -n " Done" ; start-stop-daemon -S -b -x /usr/sbin/mediaserver -- -inifile /etc/twonky.ini enableweb 2 > /dev/null
;;
*)
echo "Usage: /etc/init.d/mediaserver {start|stop|restart}"
exit 1
;;
esac

exit 0

Die Mediaserver-Konfiguration anpassen

Vor der ersten Verwendung müssen Sie noch ein paar Einstellungen am Twonky-Mediaserver oder Audioserver anpassen. Die Konfigurationsdatei des UPnP-Servers liegt unter /etc/twonky.ini.

enableweb=2
contentdir=/hdd/mp3
friendlyname=Dreambox
dbfile=twonky.db
scantime=2880

Passen Sie den Namen des contentdir-Eintrags entsprechend der Aufteilung der Festplatte Ihrer Dreambox an. Die Webkonfiguration geben Sie mit dem enableweb-Eintrag frei. Der Mediaserver richtet einen http-Server auf Port 9000. Achten Sie darauf, dass eine vorhandene Firewall diesen Port nicht blockiert. Mit dem Parameter "httpport" können Sie auch eine andere Portadresse festlegen. Nach dem Start des Mediaservers können Sie ihn anschließend über einen Browser unter der Adresse http://dreambox:9000 konfigurieren und alle Parameter bequem editieren.

Starten und Stoppen des Servers

Um den Mediaserver automatisch beim Hochfahren der Dreambox zu starten, müssen Sie noch auf der telnet-Konsole einen symbolischen Link zum Init-Script des Mediaservers erstellen. Damit ist die Installation dann abgeschlossen.

cd /etc/rc2.d/
ln –s ../init.d/mediaserver S98mediaserver

Um den Mediaserver manuell zu starten, geben Sie ein:

/etc/init.d/mediaserver start

Um den Server anzuhalten, verwenden Sie folgenden Befehl:

/etc/init.d/mediaserver stopp

Spezialoptionen

Alle Optionen des Twonky Mediaserver lassen sich entweder über das direkte Editieren der Datei /etc/twonky.ini oder die schon erwähnte Webkonfiguration einstellen. Der Mediaserver unterstützt eine Reihe von Audio- und Videoformaten. In Verbindung mit der Dreambox sind vor allem die Formate MP3 und MPG interessant. Wo sich die Dateien befinden, wird mit der Option contentdir angegeben. Mehrere Verzeichnisse werden durch Kommata voneinander getrennt. Der Server durchsucht die angegebenen Verzeichnisse automatisch und erlaubt so den Zugriff auf die darin vorhandenen Multimediadateien.

Die Option "ignoredir" ignoriert die angegebenen Verzeichnisse unabhängig von den Inhalten.

Ein Beispiel:

contentdir=/hdd/filme, /hdd/bilder, /hdd/musik
ignoredir=/hdd/filme_p18

Drei Verzeichnisse werden in diesem Beispiel vom Mediaserver gefunden, und deren Inhalt wird im Netzwerk bereitgestellt. Ein weiteres Verzeichnis enthält nicht jugendfreie Filme. Dessen Inhalt soll im Beispiel nur direkt über die Dreambox zugänglich sein und nicht im Netz auftauchen.

Die Suche kann auf eine bestimmte Art von Dateien beschränkt werden. Setzen Sie vor dem Verzeichnisnamen ein "V|", werden nur Videodateien berücksichtigt. Mit "M|" suchen Sie nur Musikdateien. "P|" steht für Bilddateien.

"followlinks=1" behandelt symbolische Links wie Dateien und Verzeichnisse. Die Option "followlinks=0" ignoriert symbolische Links.

Sammelalben

Der Twonky Mediaserver unterstützt die Verwaltung von Sammelalben. Verwendet wird hierzu die Option "compilationsdir". Ergänzen Sie diese durch die Angabe einer Bezeichnung für das Sammelalbum. Mehrere Verzeichnisse trennen Sie mit einem Komma voneinander. Musikstücke aus Sammelalben behandelt der Mediaserver in den Übersichten etwas anders als normale Alben. So zeigt er beispielsweise deren Künstler in der Sortierung nach Interpret nicht an. Denn oft hat man in diesen Sammelverzeichnissen hunderte von Musikstücken von je einem Interpreten. Diese Interpretenflut würde die Übersicht innerhalb der Interpretenliste dann zerstören. Ein Beispiel:

compilationsdir=diverse,sampler,singles

Eigener Navigationsbaum

Der Mediaserver bietet verschieden sortierte Ansichten der Medien an, zum Beispiel gruppiert nach Alben, Genre oder Interpreten. Der Navigationsbaum kann aber auch vom Anwender an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Zu den vorgegebenen Einträgen kann man zehn weitere für Musik- und jeweils fünf für Audio- und Bilddateien festlegen. Verwendet werden dafür die Variablen "musicnode", "picturenode" und "videonode". Eine Anpassung bei der Sortierung der MP3-Titel ist normalerweise nicht nötig, da Twonky bereits standardmäßig alle sinnvollen Gruppierungen anbietet. Sinn macht die eigene Ansicht aber etwa bei Bildern, da hier die Logik der Sortierung von Anwender zu Anwender recht unterschiedlich sein kann.

Die Infos selbst holt der Server automatisch aus den Metadaten der Dateien, bei MP3s also aus den ID3-Tags. Praktisch ist die dynamische Anpassung der Metadateien. Setzen Sie die Option "adaptcas" auf den Wert "1", beginnen alle Titel mit einem Großbuchstaben. Ein vorangestelltes „The“, „Der“, „Die“, „Das“ wird hinter den Titel gesetzt. So wird aus "The Stones `95" ein "Stones `95, The", und die Band ist in diesem Beispiel unter "S" im Dateibaum zu finden und nicht unter "T".

WLAN-MP3-Player

Zwar kann man auch mit einigen Software-Playern vom PC aus auf den Twonky-Mediaserver zugreifen. Doch dafür hätte man sich den Aufwand auch sparen können. Denn der Windows Mediaplayer etwa kann auch über den Samba-Fileshare auf die Dateien der Dreambox zugreifen und die Titel in seiner eigenen Medien-Library verwalten.

Sinn macht der Mediaserver erst, wenn man mit kleinen, unintelligenten WLAN-Devices von jedem Ort im Haus auf die Videos und MP3-Sammlung zugreifen will. Dazu muss die Dreambox lediglich, beispielsweise über eine Fritz!Box WLAN, von ihrem Netzwerkport aus Zugang zum WLAN haben.

Noxon WLAN Player

Der Noxon WLAN Player der Firma Terratec kann direkt auf die vom Twonky-Server bereitgestellten Audiodaten zugreifen. In der Regel wird der Player korrekt erkannt, sobald er Zugang zum WLAN hat. In diesem Fall korrigiert der Mediaserver automatisch einige Daten in den ID3-Tags, die wegen Fehlern in der Noxon-Firmware sonst zu kryptischen Zeichen auf dem Display führen würden.

Das Erkennen eines Noxon-Players funktioniert aber nicht immer. Sie geben besser die IP-Adresse des Players in der Twonky-Konfiguration direkt an. Verwenden Sie dazu die Option "noxonclient", beispielsweise noxonclient=192.168.1.50

Übrigens: Der Twonky Music Server liegt dem aktuellen Noxon WLAN Player kostenlos bei. Sie müssen ihn, wenn Sie einen Noxon kaufen, nicht noch einmal extra erwerben.

Preiswerte Alternativen

Die Version 2 des Noxon Audioplayer verfügt auch über einen USB-2.0-Host. Hier kann ein MP3-Player, ein USB-Stick oder eine tragbare Festplatte direkt angeschlossen werden. Der Noxon gibt dann auch die Audiotitel darauf wieder. Er unterstützt DRM und MP3s mit einer Bitrate von bis zu 320 kBit/s. Zudem kann der Noxon 2 auch über ein Ethernet-Kabel in das Netzwerk eingebunden werden.

Terratecs Noxon 2 kostet rund 150 Euro. Wer aber auf Schnickschnack wie USB-Port und digitale TOS-Ausgang verzichten kann, für den gibt es deutlich preiswertere WLAN-Player, um seine MP3-Sammlung abspielen zu können. Das funktional ansonsten gleichwertige Vorläufergerät Noxon wird mit rund 60 Euro gehandelt. Beachtung sollte man auch dem Philips SLA5500 schenken. Dieser Noxon-Clone wurde im Sommer 2006 von einigen Händlern für 35 Euro verramscht.

Wichtige Tipps zu Tags

Abschließend noch zwei wichtige Tipps zu den Noxon-Playern. Diese haben mitunter Probleme, die ID3-Tags richtig anzuzeigen, wenn darin der Unicode-Zeichensatz und deutsche Umlaute verwendet werden. Abhilfe schafft der Freeware-MP3-Editor „The GodFather“. Lässt man damit die (ISO-8859-1-) ID3v1- mit den (Unicode-UTF-8-) ID3v2-Tags synchronisieren, greift der Noxon auf die ID3v1-Tags zu. Dann zeigt er auch „Zu Spät“ von „Die Ärzte“ beim Abspielen wieder sauber auf dem Display an.

Der Mediaserver bekommt aber Änderungen an den ID3-Tags nicht immer mit, da viele MP3-Editoren das Änderungsdatum einer Datei beim Speichern nicht updaten. Auch ein manueller Rescan nutzt in diesem Fall nichts. Wenn Sie die Tags Ihrer MP3-Sammlung bearbeitet haben, stoppen Sie daher zunächst den Server und löschen Sie das Datenbankverzeichnis des Mediaservers, normalerweise /twonkymedia.db. Nach dem Neustart baut der Twonky-Server dann innerhalb weniger Minuten den Index mit den korrigierten Tags neu auf.

Medienwiedergabe am PC

Ist, wie in Teil 2 unserer Serie beschrieben, Samba auf der Dreambox installiert, können PCs auf die Dateien der Festplatte des Satelliten-Receivers direkt zugreifen. Am einfachsten mappt man sich dazu den Samba-Netzwerk-Share unter einem festen Laufwerksbuchstaben.

Audiodateien im MP3-Format, die sich auf der Dreambox befinden, können sofort problemlos wiedergegeben werden. Unter Windows genügt ein Doppelklick, und die Datei wird mit der verknüpften Anwendung abgespielt. Auch die Verwaltung, etwa in der Medien-Library des Windows Mediaplayer gelingt auf Anhieb und vereinfacht das Auffinden eines Musikstücks erheblich.

Vorausgesetzt, der richtige Codec ist vorhanden, können Sie auch die mit der Dreambox aufgezeichneten Filme direkt wiedergeben. Probleme kann es lediglich mit der Dateigröße geben, da sowohl das Samba 2 auf der Dreambox als auch das FAT32-Dateisystem am PC Dateien, die größer als 2 GByte sind, nicht beherrschen. Am besten Sie konfigurieren Ihre Dreambox im Menü unter „Einstellungen“ – Experten gleich so, dass sie Filme bei der Aufnahme automatisch in 1,5-GByte-Blöcke zerlegt.

Videoplayer für aufgenommene Filme

Nicht jeder Videoplayer kann direkt die auf der Dreambox aufgezeichneten Videos wiedergeben. Die Aufnahmen liegen im Format Transportstream (*.ts) vor, mit dem die digitalen Daten von den Satellitentranspondern gesendet werden. Neben dem Audio- und Video-Stream sind darin Zusatzinformationen wie beispielsweise die EPG-Daten enthalten. Zudem arbeiten sie mit einer sehr kleinen Datenblockgröße, um die Fehlerkorrektur des Satellitensignals zu vereinfachen.

Wir stellen Ihnen im Folgenden eine Auswahl von Videoplayern vor, mit denen Sie die *.ts-Dateien direkt wiedergeben können. Viele andere Player beherrschen dieses Format ebenfalls. Doch zwei häufige Fehler treten dabei immer wieder auf: Zum einen funktioniert die Umschaltung auf die alternative Tonspur, etwa den englischen Originalton, nicht immer. Zum anderen kopieren einige Player die Datei temporär auf die lokale Festplatte, bevor sie mit der Wiedergabe beginnen. Und das kann bei 1,5-GByte-Blöcken über das Netzwerk schon mal dauern.

Der Video Lan Client VLC ist ein Freewareprogramm, das unter der GPL-Lizenz steht. Außer für Windows gibt es den Video Lan Client auch in einer Linux-Version. Das Übersetzen des Quellcodes ist nicht notwendig. Sie finden die aktuelle Version des Players vorkompiliert für die Distributionen Debian, Ubuntu, Mandriva, SUSE, Rad Hat und Slackware auf der Webseite des Projekts.

Der MPlayer für Windows, Mac OS X und Linux gibt ebenfalls TS-Videodateien über Samba wieder. Das Programm steht auch unter der GPL-Lizenz und bietet große Unterstützung für verschiedenste Input- und Output-Quellen. Dennoch wirkt er auf den ersten Blick sehr übersichtlich.

Ansonsten beherrschen mittlerweile auch viele kommerzielle Programme wie etwa Neros Showtime oder Cyberlinks PowerDVD das TS-Format.

DreamTV und VLC für den TV-Live-Stream

Neben den aufgenommenen Filmen kann die Dreambox auch das gerade laufende Programm in das Netz streamen. So kann man ohne aufwändige Konstruktionen auch am PC im Arbeitszimmer fernsehen. Allerdings kann man dabei – zumindest bei Modellen mit nur einem Tuner – nur das Programm sehen, das aktuell auf dem Fernseher läuft.

Obwohl die Entwicklung des Programms eingestellt wurde, lohnt sich ein Blick auf das Freeware-Tool DreamTV. Sie finden das Programm im Download-Bereich (Database) des Webforums I have a Dreambox. DreamTV benötigt die beiden Programme Pinnacle Trex und TuxVision. Beide finden Sie ebenfalls im genannten Forum. Beim Start müssen Sie lediglich die IP-Adresse der Dreambox eingeben.

Auch der schon erwähnte VLC-Player kann den Live-Stream der Dreambox abspielen. Dabei bieten sich sogar zwei Möglichkeiten an. Wenn Sie bei der Installation von VLC auch die Plug-ins für Mozilla und den Internet Explorer (ActiveX) installiert haben, können Sie die Dreambox über den Browser fernsteuern und den Live-Stream im Browser betrachten.

Stream-Empfang mit VLC

Um dieses Feature zu nutzen, benötigen Sie aber eine halbwegs aktuelle Firmware auf Ihrer Dreambox. Wenn Sie Ihre Dreambox dann über das Webinterface ansprechen, sehen Sie im oberen linken Eck einen Link namens Web-X-TV. Ein Klick darauf, und das aktuelle Programm läuft in einem zweiten Browser-Fenster. Ein Doppelklick auf das Bild schaltet dann in den Vollbildmodus um.

Bei den neuen Dual-Tuner-Modellen DM 7025 scheint es hierbei aber noch Probleme zu geben. Sie können den Live-Stream jedoch auch direkt im VLC-Player öffnen. Dazu müssen Sie zunächst die so genannten Kanaldaten des Streams ermitteln. Öffnen Sie das Webinterface der Dreambox im Browser unter http://dreambox. Wählen Sie "TV / Stream Info". Notieren Sie sich die Angaben VPID, APID und PMT. Die vorangestellten Nullen, den Buchstaben h und den Wert in Klammer ignorieren Sie. Die Abkürzungen stehen für Video Program Identify, Audio Program Identify sowie Program Map Table und sind hexadezimal angegeben.

Beim TV-Sender Kabel 1 haben wir die Werte "01ff", "0065h" und "0200h" ermittelt. Unsere Dreambox DM7025 ist mit einem Sat-Tuner ausgerüstet. Im VLC wählen Sie "Datei / Netzwerkstream öffnen". Markieren Sie "HTTP/FTP/MMS" und tragen Sie die IP-Adresse der Dreambox plus die ermittelten Daten ein. Die Schreibweise ist "http://IP-Adresse:31339/PAT, PMT, VPID, APID". "31339" steht für die Portadresse, die von der Dreambox verwendet wird. In unserem Beispiel heißt die Eingabe "http://192.168.0.68:31339/0,65,1ff,200"

bitcontrol-Soft für maximalen Komfort

Wer noch mehr Komfort wünscht, sollte sich das Softwarepaket von bitcontrol ansehen. Der DirectShow-Filter bitcontrol Digital TV Link erspart zunächst das manuelle Einstellen der für die Wiedergabe eines TV-Streams notwendigen Streaming-Daten. Das Tool ermittelt die Daten des laufenden TV-Senders selbst. Daneben können Sie vom PC aus auf einen anderen Sender umschalten und die Aufzeichnung von Sendungen starten. Per Multicast kann bitcontrol das TV-Signal sogar in ein anderes Netzwerk an mehrere Teilnehmer leiten. Allerdings sind die Module für diese professionelle Stream-Verteilung kostenpflichtig.

Für den Windows-Home-Anwender interessant ist das kostenlose bitcontrol Recording Center. Hier werden nicht nur die Streaming-Daten der Dreambox auf dem Client ausgegeben, sondern der Anwender kann Sendungen auch auf der Festplatte seines PCs aufzeichnen, Aufzeichnungen über das Internet steuern, Sendungen vom PC auf dem Fernsehgerät ausgeben oder ins Internet übertragen und direkt auf DVD brennen. Die Software ist kostenlos und kann von der Webseite der Firma bitCtrl Systems heruntergeladen werden. Vor der Nutzung gilt es jedoch, einige Voraussetzungen auf dem PC zu schaffen und etliche Softwarepakete zu installieren. Dafür wird man anschließend mit einem einfachen Aufnahmemanagement und einer datenbankgestützten Medienverwaltung belohnt.

Voraussetzungen für das bitcontrol Recording Center schaffen

Notwendig sind die Lizenzpakete bitcontrol Digital TV Link und MPEG-2 Decoder. Neben der bitcontrol-Software benötigen Sie das Datenbanksystem PostgreSQL, ein aktuelles JDK, den Sevlet Container Apache Tomcat (Windows Service Installer), ein JDBC Interface und das Paket Microsoft Windows Media Encoder.

Im Installationsdialog von PostgreSQL übernehmen Sie die Vorgabeeinstellungen. Lassen Sie die Option "Als Dienst aktivieren" angeschaltet. Richten Sie ein neues Benutzerkonto ein. Fügen Sie im nächsten Dialog ein Passwort für den Datenbankbenutzer ein. Nach der Installation wird PostgreSQL automatisch gestartet. Überprüfen Sie dies mit "Programme / PostgreSQL 8.1/pgAdmin III".

Nach der Installation des JDK fügen Sie eine neue Umgebungsvariable ein. Wählen Sie "Start / Systemsteuerung / System". Wechseln Sie in den Register "Erweitert". Klicken Sie auf "Umgebungsvariablen / Neu". Für Name der Variable tragen Sie ein: "JAVA_Home". Als Wert tragen Sie den Pfad zum JDK ein. Ein Beispiel: "C:\Programme\Java\jdk1.5.0_09".

Auch bei Tomcat übernehmen Sie die Vorgaben. Legen Sie ein Passwort für den User admin fest. Passen Sie die Portadresse an. Tragen Sie "8080" ein. Das ist notwendig, damit die Kommunikation mit dem bitcontrol World Wide TV funktioniert (sofern Sie diese Möglichkeit nutzen wollen).

Welchen JDBC-PostgreSQL-Treiber Sie benötigen, hängt von den verwendeten Versionen der Datenbank und des JDK’s ab. Im Beispiel haben wir PostgreSQL in der Version 8.1.4-1 verwendet und das JDK 1.5. Der JDBC-Treiber "postgresql-8.1-407.jdbc3.jar" war demzufolge der Richtige. Kopieren Sie diese Datei in das Verzeichnis "$TOMCATVERZEICHNIS\common\lib". In unserem Beispiel heißt das korrekte Verzeichnis " C:\Programme\Apache Software Foundation\Tomcat 5.5".

Nach der Installation starten Sie den Tomcat-Monitor mit "Start / Programme / Apache Tomcat / Monitor Tomcat". Das Tool loggt sich in den Infobereich der Windows-Task-Leiste ein. Öffnen Sie das zugehörige Kontextmenü und wählen Sie "Start service", um den Monitor anzuschalten.

Sorgen Sie dafür, dass bei Ihrem Browser Javascript und Cookies aktiviert sind.

Das bitcontrol Recording Center installieren und einrichten

Im bitcontrol Recording Center Setupdialog tragen Sie die IP-Adresse der Dreambox ein. Passwort und Benutzername müssen Sie nur verändern, wenn Sie auf Ihrem Linux-Receiver eine Änderung vorgenommen haben. Bei Typ der SetTopBox ist natürlich Dreambox die richtige Wahl. Im Dialog "PostgreSQL Konfiguration" geben Sie Benutzernamen und Passwort des Datenbanknutzers ein. Bestimmen Sie die Verzeichnisse, in denen MPG, RAW und MV-Files abgelegt werden sollen.

Überprüfen Sie, ob das bitcontrol Recording Center verfügbar ist. Starten Sie dazu einen Browser und geben Sie die Adresse "http://localhost:8080/manager/html" ein. Loggen Sie sich mit der bei der Installation von Tomcat benutzten Kennung ein. Wird die Anwendung aufgelistet, ist alles in Ordnung.

Mit "http://localhost:8080/bitctrl_recording_center_home" oder einem Klick auf den bitctrl-Eintrag im Tomcat-Interface erreichen Sie das Recording Center. Legen Sie zuerst mit "Datenbank / Datenbank anlegen" eine Datenbank an. Achten Sie darauf, dass pgAdmin bei diesem Vorgang nicht aktiv ist.

Nach der langwierigen Installation präsentiert das Recording Center alle Sender und Sendungen übersichtlich in einem Fenster. Die zahlreichen Features der Software sind größtenteils selbsterklärend. Es genügt zum Beispiel ein Klick auf eine Sendung, und Sie erreichen den Aufnahmedialog. Hier wählen Sie nur das Format, das bei der Aufnahme verwendet werden soll, und bestätigen mit "OK".

Fazit

Mit Samba können Sie im Netzwerk auf die Dreambox zugreifen und die vorhandenen Audio- und Video-Files mit einem geeigneten Player wiedergeben. Kostenlose Streaming-Tools erlauben die Wiedergabe des aktuell laufenden TV-Programms auf dem PC-Client im lokalen Netz.

bitstream geht einen Schritt weiter und sendet den Datenstrom auch in ein anderes Netzwerk oder ermöglicht die Aufnahme vom Client aus. Die Tools sind nicht alle kostenlos, holen aber aus der Dreambox noch mehr heraus. Mit der DM 7020 und anderen Modellen funktioniert das tadellos. Nur mit der recht neuen DM 7025 gibt es derzeit noch Probleme. Die neue Oberfläche Enigma 2 und die Unterstützung der beiden Tuner sind noch nicht richtig ausgereift.

Die Einrichtung des Twonky Media Servers oder des bitstream Recorders ist nicht immer ganz einfach. Doch die Mühe lohnt sich, kann man doch so Audio- und Videodateien über ein Netzwerkkabel oder WLAN in einen anderen Raum senden. Die Dreambox bleibt im Wohnzimmer, und im Arbeitszimmer, in der Küche oder im Kinderzimmer stehen die Daten zur Verfügung. Ganz im Sinne von Microsofts Media Center und Intels Viiv Vision vom Digital Home - nur dass beide Marktführer in diese preiswerten Lösung nicht involviert sind. (ala)

Serie: Die Dreambox als Mediaserver im Netzwerk

Teil 1

Überblick und Netzwerkkonfiguration

Teil 2

Dreambox: Der Linux-Satelliten-Receiver als Samba-Server

Teil 3

Audio- und Video-Streaming mit der Dreambox