Industrial Internet Consortium

AT&T, Cisco, GE, IBM und Intel organisieren sich für den Wachstumsmarkt Industrie 4.0

28.03.2014
Die Unternehmen AT&T, Cisco, GE, IBM und Intel haben die Gründung des "Industrial Internet Consortium" (IIC) bekanntgegeben. Gemeinsam wollen sie einen Rahmen für gute Geschäfte rund um den Industrie-4.0-Trend schaffen.

Dem Quintett zufolge handelt es sich um eine offene Non-Profit-Organisation, der nicht nur Unternehmen, sondern auch Forschungsinstitute und öffentliche Einrichtungen beitreten können. Es gehe beim "Industrial Internet" darum, die digitale mit der realen Welt technisch eng zu verzahnen.

Das IIC will Use-Cases für Industrie-4.0-Szenarien schaffen, Best-Practice-Beispiele und Referenzarchitekturen veröffentlichen sowie Standards definieren, um die vierte industrielle Revolution nicht gleich zu Beginn durch proprietäre Schnittstellen auszubremsen. Man wolle die weltweiten Standards für das Internet der Dinge und die Kommunikation zwischen Maschinen gestalten. Zudem sollen offene Foren entstehen, in denen Experten ihre Ideen, Erfahrungen und Eindrücke austauschen können. Und schließlich will man sich auch gemeinsam den neuen Sicherheitstechnologien widmen - von denen der Erfolg des Industrial Internet maßgeblich abhängen dürfte.

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Industrie 4.0 - auch eine Frage des Rechts
Wenn Maschinen die Fäden in die Hand nehmen und Entscheidungen für Menschen treffen, stellt sich automatisch die Frage nach dem juristischen Hintergrund. Hier ist noch vieles offen. Folgende Aspekte sollten Sie im Blick behalten.
1. Wer handelt im Internet der Dinge?
In unserer Rechtsordnung, ob im Zivilrecht, öffentlichen Recht oder Strafrecht, sind Handelnde und Zuordnungsträger von Rechten und Pflichten immer Menschen oder juristische Personen. Daran ändern auch M2M und IoT grundsätzlich nichts.
2. Vertragsabschluss durch Softwareagenten?
Was ist, wenn die Initiative zum Abschluss einer Online-Transaktion vollautomatisiert abläuft, also eine Maschine selbst den Bestellvorgang als Nutzer auslöst? Hier stellt sich die Frage, wie sich die Verantwortung für den konkreten Rechtsakt (die automatisierte Willenserklärung und der beidseitig rein elektronische, voll automatisierte Vertragsabschluss) zuordnen lässt. Er beruht ja ausschließlich auf einem zeitlich weit vorausgelagerten, abstrakten Programmiervorgang, einem Rechtssubjekt.
3. Unternehmensübergreifende M2M-Systeme brauchen Regeln
Werden komplexe M2M-Systeme unternehmensübergreifend aufgesetzt, kommt es nicht nur auf die technische Standardisierung, sondern auch auf die vereinbarten Nutzungsregeln an. Wie dürfen die Teilnehmer mit den Nutzungsergebnissen umgehen, und wie verhält es sich mit regulatorischer Compliance und Rechten Dritter, die der M2M-Nutzung entgegenstehen könnten (etwa Datenschutz, branchenspezifische Regulierung, Verletzung von Softwarepatenten oder sonstiger Rechte Dritter)?
4. Offene Fragen zu Logistik, Mobilität und Smart Home
Weitgehend ungeklärte Fragen lassen sich an M2M- und IoT-Beispielen zeigen:<br>Doch wem gehören die Daten?<br>Wie steht es um die Produkthaftung - wer ist Hersteller, und welche Regressketten bauen sich auf? <br>Wer haftet für Konnektivitätsausfälle?
5. Wer haftet in vernetzten Wertschöpfungsketten?
Wenn M2M der Schlüssel für vernetzte Wertschöpfungsprozesse ist, rückt automatisch auch die Frage der Haftung für mögliche Fehler und Ausfälle in den Vordergrund. Man wird zwischen der Haftung für fehlerhafte Datenquellen und Datenerzeugung einerseits und Fehlern in der Datenübermittlung andererseits unterscheiden müssen.
6. Unternehmen müssen Datenschutz im Blick behalten
Der Datenschutz ist über den weiten Begriff personenbezogener Daten, zu denen auch dynamische IP-Adressen gehören können, und die Möglichkeiten komplexer Datenauslese (Big Data) etwa in den Bereichen Mobilität, Energie und Smart Homes grundsätzlich immer im Blick zu halten. Es gilt sorgfältig zu prüfen und gegebenenfalls mit den Behörden abzustimmen, ob und wie er sich mit "informierter Einwilligung", Inter-essenabwägung und Auftragsdatenverarbeitung wahren lässt.


"Gewaltige Herausforderung"

"Die Schnittstelle zwischen der digitalen und der physischen Welt ist für die gesamte Industrie eine gewaltige Herausforderung mit jeder Menge Implikationen diverser Art. Die neuen Entwicklungen werden zu substanziellen Vorteilen führen - für einzelne Unternehmen und für die ganze Menschheit", kommentiert Janos Sztipanovits von der involvierten Vanderbilt University die Initiative. Wissenschaft und Industrie wüssten um die Notwendigkeit, neue Fundamente zu legen sowie gemeinsame Frameworks zu definieren.

Die Gründungsmitglieder AT&T, Cisco, GE, IBM und Intel werden ebenso wie weitere Mitglieder einen ständigen Sitz in einem gewählten Steering Committee des IIC haben. Dieses soll Führungs- und Steuerungsaufgaben übernehmen und dafür sorgen, dass die beteiligten Unternehmen möglichst viele Vorteile aus dem gemeinsamen Projekt ziehen können.

Wie in Deutschland und Europa (hier gibt es ebenfalls entsprechende Inititativen) ist auch in den USA das Industrial Internet als das vielleicht wichtigste Wachtsumsfeld für die gesamte Volkswirtschaft erkannt worden. So gibt die US-Regierung jährlich über 100 Millionen Dollar aus, um Forschungsprojekte im Umfeld Cyber-physischer Systeme zu unterstützen. Gemeinsame Initiativen mit privaten Unternehmen gibt es etwa in den Bereichen Smart Cities, Gesundheitswesen, Transport und Stromversorgung/Smart Grids.

Kooperation von Unternehmen und Behörden

"Indem reale Objekte mit dem vollen Potenzial des Cyberspace verknüpft werden, verändert sich fundamental die Art und Weise, in der Menschen mit Technik interagieren, sagt die amerikanische Handelsministerin Penny Pritzker. Man freue sich darauf, mit Public-Private-Initiativen wie dem IIC zusammenzuarbeiten, um aus dem Potenzial des Industrial Internet neue Jobs im Bereich Intelligente Produktion, Gesundheitswesen, Transport und anderen Bereichen zu machen.

Das IIC sei offen für jedes Unternehmen, jede Behörde und jede Organisation, die ein Interesse daran habe, das Industrial Internet voranzubringen, heißt es in einer Mitteilung. Konsortiumsmitglieder könnten dort nicht nur ihre Meinungen kundtun, sondern auch kritische Themen offen ansprechen. Die Verwaltung des IIC übernimmt die Object Management Group (OMG), ein Nonprofit-Handelsverband mit Sitz in Boston. Aufnahmeformulare und Informationen über Gebühren finden sich auf der Website. (hv/hal)