10 Stunden mehr als vereinbart

Arbeitszeiten im Projektmanagement

11.08.2014 von Christiane Pütter
Vertraglich festgelegte Arbeitszeiten werden selten eingehalten. So lautet das Ergebnis einer Studie der der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement.
Die meisten Befragten -wünschen sich "eine souveräne Gestaltung ihrer Arbeitszeit".
Foto: apops - Fotolia.com

Flexibilisierung der Arbeitszeit - das scheint im Projektmanagement nur für die Menge der Zeit zu gelten, aber nicht für die Gestaltung. Das legt eine Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) nahe. Mehr als hundert Männer und Frauen haben sich daran beteiligt, wobei das Geschlechterverhältnis 60 zu 40 entspricht.

Die GPM wollte wissen, wie hoch die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit ist und wie lange tatsächlich gearbeitet wird. Formal weichen die Vereinbarungen wenig voneinander ab. Das heißt: Bei Männern stehen durchschnittlich 38,05 Stunden pro Woche im Vertrag, bei Frauen 36,73. Wer eine Führungsposition übernimmt, legt sich auf 38,54 Wochenstunden fest, Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung auf 37,30.

Wie die Generation Y arbeiten möchte -
Bizarre Arbeitswelt
"Was ich bisher von der Arbeitswelt kennengelernt habe, was da vor sich geht, das finde ich teilweise ganz schön bizarr", schreibt der 1994 geborene Philipp Riederle in seinem Buch "Wer wir sind und was wir wollen".
Oft sinnloser Trott
"Für viele von Euch Älteren bedeutet Arbeit offenbar, die Zähne zusammenzubeißen, morgens aufzustehen und irgendwann erschöpft oder sogar burnt-out zu sein", heißt es weiter.
Zwangsjacke feste Arbeitszeiten
Riederles Wunsch: Angestellte sollen ihre Arbeitszeit selbst bestimmen.
Neue Freiheit
Für Arbeitgeber bedeutet das, loszulassen und ihren Mitarbeitern mehr Freiheiten zu geben.
Freie Zeiteinteilung
Mitarbeiter teilen sich ihre Zeit frei ein, zum Beispiel, um nachmittags mit ihren Kindern zu spielen und dann erst abends wieder zu arbeiten.
Freie Ortswahl
Und wenn sie lieber draußen statt im Büro arbeiten möchten, tun sie das.
Der ideale Chef
Riederle schwebt eine Führungskraft vor, die ihre Mitarbeiter nicht mehr direkt anweist, sondern die richtigen Rahmenbedingungen schafft.
Mehr vom idealen Chef
Der Digital Native wünscht sich einen Chef, der nicht seine Autorität ausspielt, sondern motiviert, der die Richtung weist, Feedback gibt und seinen Mitarbeitern Optimierungsvorschläge macht.
Der Chef als Trainer
Das Wunsch-Arbeitsverhältnis vergleicht er mit dem Mannschaftssport: Seine Kollegen sind die Teammitglieder, die Führungskraft übernimmt als Trainer eine Mentorenrolle.
Die Zukunft der Arbeitswelt
Riederle glaubt selbstbewusst daran, dass das so in Erfüllung geht: „Da die Unternehmen derzeit aber händeringend nach Nachwuchstalenten suchen, gibt es wohl keine andere Möglichkeit, als auf die Bedürfnisse meiner Generation einzugehen.“

Allerdings erklärt nur jeder Dritte (33 Prozent), dass diese Arbeitszeit auch eingehalten wird. Bei einer deutlichen Mehrheit von 67 Prozent liege eine "Differenz" vor, schreibt die GPM. Differenz heißt, dass die Projektmanager mehr arbeiten.

Im Schnitt arbeiten sie 9,60 Stunden länger als vereinbart. Die Standardabweichung beträgt dabei 7,9. Leider werden diese knappen zehn Stunden nicht nach Geschlechtern sowie Managern mit und ohne Führungsverantwortung aufgegliedert.

Weniger Wochenstunden - mehr Arbeitszeit-Souveränität

Jeder Zweite würde gerne weniger arbeiten, so ein weiteres Ergebnis. Ginge es nach den Wünschen dieser Befragten, hätten sie durchschnittlich 11,3 Stunden mehr Freizeit. Hier liegt die Standardabweichung bei 7,4.

Eine noch größere Zahl der Befragten - 78 Prozent - wünscht sich "eine souveräne Gestaltung ihrer Arbeitszeit", so die GPM. Dieser Wunsch lässt sich leichter verwirklichen, je länger man im Projektgeschäft tätig ist: Wer länger als zwei Jahre in einem Unternehmen tätig ist, verteilt seine Arbeit ungleichmäßiger auf die Wochentage und muss sich nicht mehr täglich mit dem Chef abstimmen. Dinge wie Arbeitszeitkonten und die Möglichkeit, mobil zu arbeiten, sind für "alte Hasen" selbstverständlicher als für Neulinge.

Den Begriff der Arbeitszeitsouveränität will sich die GPM genauer ansehen. Die Gesellschaft gibt an, ein weiteres Forschungsprojekt dazu vorzubereiten.

Den Bedarf daran bestätigen jedenfalls Bücher wie "Wer wir sind und was wir wollen". Das Buch stammt von dem 1994 geborenen Philipp Riederle. Über Arbeitszeit und -ort selbst zu bestimmen, ist für den jungen Mann eine Selbstverständlichkeit.

Etabliert ist der Begriff noch nicht, Wikipedia liefert vor allem Verwandtes wie Arbeitszeitpolitik und flexible Arbeitszeit. Die Psychologin und Buchautorin Helga Knigge-Illner bezeichnet Zeitsouveränität als eine Fähigkeit. Wer sie hat, kann zum Beispiel selbst einschätzen, wie viel Zeit er jeweils für bestimmte Aktivitäten braucht.

Trends im Projektmanagement -
Projektmanagement
Portfolio-Simulation: Projekte nehmen häufig Einfluss auf die Organisation.
Projektmanagement
Unter Kontrolle: Die wirtschaftliche Bedeutung von Projekten wird immer wichtiger.
Projektmanagement
Was wichtig bleibt: Die Auslastung einzelner Mitarbeiter in der Übersicht.
Projektmanagement
Verbindung: Produkt- und Projektportfolio hängen immer enger zusammen.