Apple iPhone: Die Telefon-Revolution?

10.01.2007 von Martin Strang und MARLENE BUSCHBECK-IDLACHEMI 
Nach monatelangen Spekulationen hat Apple auf der Macworld Expo 2007 ein eigenes Handy vorgestellt. Und – anders als manche erwartet hatten – heißt es nun doch iPhone. Wir stellen die Technik vor.

Als erstes fällt auf: Das Apple-Handy besitzt keine Nummerntasten, sondern lediglich einen neuartigen Touchscreen. Die berührungsempfindliche Oberfläche kann laut Apple mehrere Tastendrücke gleichzeitig erkennen – Apple nennt die Technologie Multitouch. Mit vier Fingern, so verspricht Apple, soll man das iPhone bedienen können. Um Text einzugeben, lässt sich eine virtuelle Tastatur auf dem Display anzeigen.

Tastenlos: Das iPhone wird über einen Touchscreen gesteuert. (Quelle:Apple)
Foto: Moritz Jäger

Ein 3,5 Zoll großes Display stellt 320 x 480 Pixel dar, die Auflösung beträgt 160 dpi. An Funktechnik beherrscht das 4-Band-GSM-Handy Bluetooth 2.0, WLAN (IEEE 802.11 b/g) und Edge. Das Handy erkennt automatisch, ob eine WLAN- oder Mobilfunkverbindung möglich ist.

Zum Fotografieren ist es mit einer 2-Megapixel-Kamera ausgestattet und verfügt wahlweise über 4 oder 8 GB Flashspeicher. Apple liefert das mobile Telefon zusammen mit einem Bluetooth-Headset aus. Die Technik hat allerdings ihren Preis. Das Handy mit 4 GB Kapazität wird mit einem Zweijahresvertrag rund 500 Dollar kosten, die 8-GB-Variante kostet rund 600 Dollar.

Geduld müssen die Verbraucher allerdings noch aufbringen. In den USA erscheint das iPhone über den Vertriebspartner Cingular im Juni 2007, in Europa erst im vierten Quartal 2007. Asien erreicht das Handy erst Anfang 2008. Apple begründet den späten Liefertermin mit dem aufwändigen Zulassungsverfahren für ein Mobiltelefon.

Drei Sensoren sollen es richten

Zum einen gibt es einen Sensor, der erkennen soll, ob das Handy waagerecht oder senkrecht gehalten wird. Entsprechend wird der Bildschirminhalt angepasst. Zusätzlich gibt es einen Sensor, der den Abstand zum Nutzer misst. Hält man das iPhone zum Telefonieren nahe an das Gesicht, schaltet sich das Display automatisch ab. Schließlich gibt es einen Helligkeitsmesser, der die Helligkeit des Displays an das Umgebungslicht anpasst.

Drehbar: Im Inneren arbeiten Sensoren, die den Bildschirminhalt anpassen. (Quelle: Apple)
Foto: Moritz Jäger

Das Modell misst 115 x 61 x 11,6 mm bei einem Gewicht von 135 Gramm. Nach Angaben von Apple reicht die Batterie, um fünf Stunden zu telefonieren. Hört man lediglich Musik, soll der Akku 16 Stunden durchhalten. An Anschlüssen besitzt das iPhone einen 3,5-mm-Cinch-Anschluss, einen Mikrofon-Eingang sowie einen iPod-Dock-Connector.

Telefonieren als Killerapplikation

Das iPhone synchronisiert jede Art von Daten mit einem Mac, Musik oder Videos aus iTunes genauso wie Kontakte, Termine, Fotos, Bookmarks oder E-Mail-Adressen. Doch am stolzesten schien Jobs auf seine Revolution des Telefonierens, das seiner Meinung nach die Killer-Application jedes Telefons ist.

Einfach anrufen: Auch die Telefonfunktionen kontrollieren Sie via Touch-Screen. (Quelle: Apple)
Foto: Moritz Jäger

„Es ist unglaublich, wie schwierig es ist, mit einem Telefon zu telefonieren,“ leitete er seine Demonstration ein. Daher genügt beim iPhone auch die Berührung des erwünschten Gesprächspartners und das Gerät baut eigenständig eine Verbindung auf.

Virtuell: Für Texteingaben wird eine virtuelle Tastatur eingeblendet – ein altbekanntes Konzept. (Quelle: Apple)
Foto: Moritz Jäger

Ein weiteres Novum sind sichtbare Voicemails, die der Anwender wie eingegangene E-Mails aufgelistet sieht und nach Wunsch auswählen und mit einem Fingertip abspielen kann. Ebenfalls mit einem Antippen lässt sich eine Konferenzschaltung aufbauen, Textnachrichten erscheinen in Sprechblasen, wie man es von iChat kennt. Zum Schreiben erscheint auf der unten Bildschirmhälfte eine Tastatur auf, sobald der Text geschrieben ist, verschwindet die Tastatur wieder.

Push-Mail-Dienst und Webbrowsing

Das iPhone wählt sich via WiFi oder Edge automatisch im Internet ein, und kann sowohl E-Mails im HTML-Format darstellen als auch mit jedem IMAP oder POP3-basierten E-Mail-Dienst. Um auch hier den Kollegen wie Blackberry & CO mindestens ebenbürtig zu sein, kündigte Jobs während der Keynote gleich die Kooperation mit Yahoo an, die Anwendern kostenlosen E-Mail-Push-Service anbietet, so wie es Besitzer eines Blackberry gewohnt sind.

E-Mails mit Yahoo: Apple und Yahoo kooperieren, um den Kunden einen Push-Mail-Dienst zu bieten. (Quelle: Apple)
Foto: Moritz Jäger

Da das iPhone dank des integrierten Mac-OS X Safari als Webbrowser einsetzt, kann es Internetseiten in der vom Mac gewohnten Vollständigkeit darstellen, und liefert nicht die WAP-Optik eines Handys. Die ebenfalls während der Keynote demonstrierte Integration von Google-Maps erlaubt es dem iPhone, seinen Standort zu bestimmen, in der Umgebung erwünschte Anbieter aufzuspüren und direkt anzurufen.

Helferlein: Das Telefon unterstützt auch Widgets. (Quelle: Apple)
Foto: Moritz Jäger

Für noch mehr Komfort sorgen Widgets, die wie bei Mac-OS zunächst aktuelle Wetter- oder Aktienoptionen präsentieren. Wer sich die Fülle an mittlerweile für Mac-OS X verfügbaren Widgets vergegenwärtigt, kann sich eine Vorstellung machen, wie vielfältig auch die künftig für das iPhone angebotenen Dienste sein werden.

Phone, Mail, Web, iPod

Das iPhone zeigt zunächst vier Knöpfe „Phone“, „Mail“, „Web“ und „iPod“, über die man zu den jeweiligen Funktionen gelangt. Oberhalb der Menüleiste stehen die Bedienelemente für Text, Kalender, Fotos, Kamera, Taschenrechner, die von Jobs gezeigten ersten Widgets mit aktuellen Aktienkursen, Karten und Wetterberichten, Notizzettel, Alarmuhr und Einstellungen.

Wer das iPhone als iPod nutzt, erhält über ein iTunes-Menü Zugriff auf Playlists, Artists, Songs, Videos, und einen Knopf namens „More“. Sobald man sich über die gewohnte Hierarchie zu einem Lied gehangelt hat, erscheint ein Schieberegler für die Lautstärke. Die neue Funktion „Cover Flow“ erlaubt es dem iPhone, durch Cover blättern. Den Cursor visualisiert ein weißer Punkt am Bildschirm.

Bilderbuch-Menü: Die einzelnen Optionen im iPhone-Menü. (Quelle: Apple)
Foto: Moritz Jäger

Auch iTunes wird auf dem iPhone mit all seinen Funktionen zur Verfügung sein, neu ist eine Funktion, die gerade laufende Musik automatisch dimmt, sobald ein Anruf auf dem iPhone eingeht. Ebenso automatisch dreht das iPhone den Ton nach Beenden des Anrufs wieder hoch.

Erstaunlich ist die Software, die Fotos auf dem iPhone verwaltet. Sie bietet eine neue Funktion, das in der Keynote „Pinch“ genannte Ein- und Auszoomen in ein Bild. Ebenso neu ist der Sensor im iPhone, der registriert, ob er bei der Darstellung von hochkant auf quer umschalten soll.

Die Informationen zu diesem Artikel stammen von unserer Schwesterzeitung Macwelt. Mehr Informationen rund um die Macworld Expo 2007 finden Sie auf Macwelt.de. (mja)