Multitasking, Ordner, E-Mail-Erweiterung, Airprint & Co

Apple iOS 4.2 - Neues iPad-Betriebssystem im Test

23.11.2010 von Christian Vilsbeck und Florian Horner
Apples iPad erhält nach langer Wartezeit das neue iOS 4.2. Damit soll das Tablet an Funktionalität und Bedienkomfort zulegen, beispielsweise durch Multitasking, Ordner und neue E-Mail-Features. Allerdings muss man auch auf gewohnte Funktionen verzichten, wie unser Test zeigt.

Zweifelsfrei muss man Apple attestieren, mit dem iPad ein Gerät kreiert zu haben, dass die "Hemmschwelle" des schnellen Nachschauens im Internet extrem reduziert. Auch kurz die E-Mails lesen, per App nachschauen, wie das Wetter wird oder was im Fernseher läuft - es funktioniert bequem und das iPad vermittelt ein Gefühl der Unkompliziertheit. Natürlich gibt es auch Einschränkungen, wie der fehlende Flash-Support beim Browsern oder die nur rudimentäre Java-Unterstützung.

Daran ändert auch das neue iOS 4.2 nichts. Flash oder eine vernünftige Java-Integration gibt es auch mit dem neuen Betriebssystem auf dem iPad nicht. Dafür wird das lange erwartete Multitasking nun auch auf Apples Tablet unterstützt. Desweiteren halten Funktionen wie Apps in Ordner ablegen, multiple Exchange-Accounts oder drahtloses Drucken Einzug in das iPad.

Bildergalerie: Apple iPad iOS 4.2 Screenshots
Apple iPad mit iOS 4.2
Die größte Neuerung für das iPad ist mit iOS 4.2 das Multitasking. Damit lässt sich schnell zwischen geöffneten Apps hin- und herwechseln.
Apple iPad mit iOS 4.2
Ein Doppelklick auf die Home-Taste öffnet die Multitask-Leiste mit den zuletzt verwendeten Apps.
Apple iPad mit iOS 4.2
Wischt man mit dem Finger die Leiste nach rechts, so gelangt man zu den Kontrollelementen.
Apple iPad mit iOS 4.2
Ganz links befindet sich jetzt die Schaltfläche für die Sperrung der Display-Rotation. Der Sperrknopf am Gehäuse schaltet jetzt den Ton ein und aus.
Apple iPad mit iOS 4.2
Die Oberfläche von iOS 4.2 sieht mit den Apps wie gewohnt aus...
Apple iPad mit iOS 4.2
... allerdings lassen sich jetzt Ordner zum Gruppieren der Apps erstellen.
Apple iPad mit iOS 4.2
Ein Fingertipp auf den Ordner öffnet die darin platzierten Apps.
Apple iPad mit iOS 4.2
Der Ordnername lässt sich jederzeit ändern, ebenso kann man beliebig die Apps wieder aus dem Ordner rausschieben oder gleich löschen.
Apple iPad mit iOS 4.2
Maximal 20 Apps lassen sich in einem Ordner unterbringen.
Apple iPad mit iOS 4.2
Neu bei iOS 4.2 ist der Flugmodus...
Apple iPad mit iOS 4.2
... wird er aktiviert, so schaltet das iPad alle Funkverbindungen aus.
Apple iPad mit iOS 4.2
Etwas Kosmetik gibt es für die Notizen-App - jetzt kann die Schriftart gewählt werden.
Apple iPad mit iOS 4.2
Entscheidender sind schon die Änderungen im E-Mail-Client. So lassen sich jetzt multiple Exchange-Accounts anlegen. Außerdem gibt einen Posteingang für alle Accounts.
Apple iPad mit iOS 4.2
Neu ist auch die Druckfunktion "Airprint".
Apple iPad mit iOS 4.2
Allerdings werden zu Beginn nur HP-Drucker mit integrierte PDF-Engine unterstützt.
Apple iPad mit iOS 4.2
Im WLAN freigegebene Drucker findet das iPad nicht.
Apple iPad mit iOS 4.2
Auch Bilder lassen sich direkt aus dem iPad heraus drucken, so denn ein geeigneter Drucker gefunden wird.
Apple iPad mit iOS 4.2
Weil iOS 4.2 nicht mehr auf einen Exchange-Account beschränkt ist, können nun auch im Kalender mehrere Exchange-Accounts eingebunden werden.
Apple iPad mit iOS 4.2
Ebenso können die Kontakte aus verschiedenen Exchange-Quellen gespeist und synchronisiert werden.
Apple iPad mit iOS 4.2
Wer nicht gerne alleine mit seinem iPad spielt, wird beim iOS 4.2 mit dem Game Center beglückt.

Update: Mittlerweile ist die finale Version des neuen iOS für das iPad erschienen und trägt die Versionsnummer 4.2.1 (8C148). Gegenüber dem letzten Stand des Artikels haben sich einige Änderungen ergeben. So wurde etwa die AirPrint-Funktion teilweise deutlich eingeschränkt. Aktuell werden gerade einmal elf HP-Drucker unterstützt. Neue Geräte auch anderer Hersteller sollen jedoch laufend hinzukommen. Weiterhin neu ist der nun kostenlos gewordene Dienst "Find my iPhone", über den das iPad lokalisiert, gesperrt und sogar ferngelöscht werden kann.

Multitasking

Also großer Nachteil beim iPad mit dem iOS 3.2.2 wurde das fehlende Multitasking gesehen. Apple hat mit dem iOS 4.2 jetzt auch beim iPad mit "parallel" arbeitenden Apps nachgezogen.

Im Prinzip kristallisiert sich das "Multitasking" im Praxiseinsatz aber als eine bequeme und schnelle Möglichkeit, zwischen zwei Apps hin- und herzuschalten. Wurde mit dem iOS 3.2.2 beispielsweise an einer E-Mail geschrieben diese per Home-Taste geschlossen um in Safari etwas nachzuschauen, so wurde beim erneuten Aufruf der E-Mail-Funktion bereits wieder die in Bearbeitung befindende Mail angezeigt.

Schneller Wechsel: Ein Doppelklick auf die Home-Taste öffnet die Multitask-Leiste mit den zuletzt verwendeten Apps.

Mit iOS 4.2 ist es jetzt allerdings "bequemer". Beim normalen einmaligen Druck auf die Home-Taste ist wie bisher die entsprechende Startoberfläche von iOS zu sehen - die App wird in den beendet, in den Hintergrund geschoben. Vom Home-Screen aus lässt sich wie gewohnt die nächste App öffnen. Ein schneller Doppelklick auf die Home-Taste, egal ob vom Home-Screen oder aus einer App heraus, öffnet am unteren Bildschirm eine Leiste mit den offenen Apps. Wird durch Wischen in der Leiste nach links gescrollt, so werden weitere in "letzter Zeit" geöffnete Apps angezeigt. Das praktische dabei ist, dass beim Doppelklick auf die Home-Taste von links beginnend immer die zuletzt verwendeten Apps angezeigt werden. Wer also wie im genannten Beispiel zwischen E-Mail und Safari hin- und hergeschaltet, sieht die entsprechend vorher genutzte App immer sofort ganz links beim Doppelklick auf Home. Das Wechseln zwischen Apps fällt somit "bequemer" und schneller aus.

Um den Vorteil des "Multitasking" in der App selbst nutzen zu können, muss das Programm natürlich für iOS 4.2 optimiert sein. Nur dann zeigt sich die App beim erneuten öffnen im vorher verlassenen Zustand. Ansonsten startet die App auch beim Wechsel über die Multitaskleiste wie bei iOS 3.2 komplett neu. So lädt beispielsweise der alternative Browser Atomic in der Version 3.8 (nicht OS 4.2 optimiert) bei jedem Start die Webseite neu.

Aufgeräumt durch Ordner

Bei sehr vielen Apps auf dem iPad geht die Übersichtlichkeit mit iOS 3.2.2 schnell verloren. Das neue iOS 4.2 erlaubt nun alternativ das übersichtliche Gruppieren von Apps in Ordnern.

Geordnet: Ein Fingertipp auf den Ordner öffnet die darin platzierten Apps. Maximal passen 20 Apps in einen Ordner.

Das Anlegen eines neuen Ordners ist sehr einfach. Wie bisher, zum Verschieben oder Löschen einer App, muss der Finger für kurze Zeit auf dem Icon verharren. Wackelt die App, so lässt sie sich ebenfalls unverändert zum iOS 3.2.2 auf dem Home-Screen woanders platzieren oder löschen. Wird die App jetzt allerdings auf ein anderes Programm geschoben und losgelassen, so wird automatisch ein Ordner für diese zwei Apps angelegt.

Als Namen gibt iOS 4.2 automatisch die Kategorie der App vor. Der Ordnername lässt sich jederzeit allerdings ändern. Existiert ein Ordner, so lassen sich nun einfach weitere Apps dort hineinziehen. Maximal passen in einem Ordner 20 Apps hinein.

Genauso einfach kann man Apps aus Ordnern wieder löschen oder herausziehen. Beim installieren einer neuen App aus dem Store, landet diese wie gewohnt auf dem Home-Screen und nicht sofort in einem Ordner.

Multiple Exchange-Accounts

Mit dem iOS 4.2 hat Apple seinen E-Mail-Funktionalität für das iPad verbessert. Die wichtigste Neuerung ist die Möglichkeit, multiple statt nur einen Exchange-Account anlegen zu können.

Verbessert: Der E-Mail-Client lässt jetzt multiple Exchange-Accounts zu. Außerdem gibt einen Posteingang für alle Accounts.

Damit sind steht die Push-Funktionalität, Kalender, Notitzen und Kontakte für mehrere Accounts zur Verfügung. So lassen sich beispielsweise neben dem Firmen-Exchange-Account nun auch noch private Accounts von Hotmail (Anleitung zum Einrichten) und/oder Google (Anleitung zum Einrichten) als Exchange-Account mit allen Funktionalitäten einbinden. Sowohl beim Kalender als auch den Kontakten, lässt sich beim iPad dann wählen, welche der eingerichteten Accounts angezeigt werden sollen. Hier kann man sehr bequem beispielsweise bei den Kontakten wählen, welches Adressbuch angezeigt werden soll, oder kombiniert mehrere beziehungsweise alle.

Neu beim E-Mail-Client von iOS 4.2 ist auch die Möglichkeit, in einer Inbox die Mails aller Mail-Konten anzeigen zu lassen. Wie gewohnt lassen sich natürlich auch alle einzelnen Accounts darstellen.

Airprint, Airplay & Flugmodus

Neu beim iOS 4.2 ist die Airprint genannte Funktion für drahtloses Drucken. So gestattet das iPad nun aus Apps oder E-Mails heraus das weiterleiten an einen Drucker. Dabei findet das iPad Drucker mit WLAN-Funktionalität automatisch, bestimmte Treiber oder Software wird nicht benötigt. Das iPad verschickt dabei die zu druckenden Dokumente als PDF.

Allerdings ist das drahtlose Drucken Apples Tech Support zufolge bisher auf bestimmte HP-Drucker eingeschränkt, die über eine integrierte PDF-Engine verfügen. In einem WLAN freigegebene Drucker kann das iPad nicht ansprechen. Hier scheint es noch Probleme zu geben, dass sich Apple für diese eingeschränkte Druckfunktionalität beim iOS 4.2 entschieden hat. Es ist aber zu erwarten, dass Airprint mit künftigen iOS-Updates erweitert wird.

Airprint: iOS 4.2 erlaubt das Drucken auf Printer mit WLAN - allerdings ist die Auswahl der unterstützten Geräte noch sehr eingeschränkt.

In iOS 4.2 integriert Apple auch Airplay. Mit der Technologie gelingt es, Medieninhalte von iOS-4.2-Geräten auf dafür kompatible Gegenstellen zu streamen. Als Beispiel wird hier von Apple die eigene Apple-TV-Box genannt.

Wer beim iPad mit iOS 4.2 in die Einstellungen geht, der findet an oberster einen Schalter "Flugmodus". Damit lassen sich alle Funkverbindungen (WLAN, Bluetooth und 3G falls vorhanden) komplett aus- und wieder einschalten. Der Schalter ist praktisch, wer das iPad gerne im Flugzeug benutzt oder einfach Strom sparen möchte.

Flugmodus: Der neue Schalter deaktiviert alle Funkverbindungen auf einmal.

Ebenfalls neu ist noch die Möglichkeit, für die integrierte App "Notizen" die Schriftart in den Einstellungen zu wählen. Neben Chalkboard stehen Helvetica und Marker Felt zur Verfügung. Und wer online mit anderen zusammen spielen möchte, für den gibt es nun die neue App "Game Center".

Abschied von Gewohntem

Gerade wer das iPad gerne liegend oder in schräger Stellung nutzt, kennt das Problem eines sich unerwünscht drehenden Displays. Entsprechend praktisch ist beim iPad der Sperrknopf an der rechten oberen Gehäuseseite für die Verriegelung der Displayposition.

Ganz links befindet sich jetzt die Schaltfläche für die Sperrung der Display-Rotation. Der Sperrknopf am Gehäuse schaltet jetzt den Ton ein und aus.

Leider gleicht Apple mit iOS 4.2 hier die Funktionalität des Knopfes zwischen iPhone und iPad an. Entsprechend dient der Schalter jetzt zum schnellen Ton ein-/ausschalten. Der Mute-Knopf ergibt aber nur beim iPhone mit der Telefoniefunktion Sinn. Beim iPad hätte Apple es besser bei der Sperrfunktion gelassen, oder die Möglichkeit zur Konfiguration gegeben.

Die Sperrung erfolgt jetzt über die Multitask-Leiste. Werden nach dem Doppelklick auf die Home-Taste die offenen Apps angezeigt, so muss die Leiste mit dem Finger nach rechts gezogen werden. Jetzt gelangt man an die Einstellungen für die Sperrfunktion, Bildschirmhelligkeit, Lautstärke sowie die iPod-Steuerung.

Ebenfalls umgewöhnen muss man sich beim Schreiben von Umlauten mit iOS 4.2. Bisher genügte ein kurzes Verweilen auf den Buchstaben a, o oder s mit anschließenden loslassen, damit der entsprechende Umlaut geschrieben wird (bei s entsprechend ß). Mit iOS 4.2 muss der Finger dann noch in Richtung der eingeblendeten Zeichen gezogen werden. Weiterhin funktioniert aber beim Tippen auf beispielsweise "a" ein gleichzeitiger kurzer Wisch nach oben. Dann wird sofort ein "ä" geschrieben.

Update: iPad über das Internet orten

Erst in der finalen Version iOS 4.2.1 hat Apple die kostenlose Funktion "Find my iPhone oder zu Deutsch "Mein iPhone suchen" integriert. Der kostenlose Dienst erlaubt das Orten des iPads über die Internetseite me.com. Die Ortung funktioniert mit dem WiFi- und dem 3G-Modell des iPads gleichermaßen. Voraussetzung ist jedoch eine bestehende Internetverbindung, egal ob diese über WLAN oder das Mobilfunknetz hergestellt wird.

Me.com: Unter der Internetadresse kann das iPad lokalisiert, gesperrt oder sogar gelöscht werden.

Einmal bei der Portalseite angemeldet, wird der ungefähre Standort des iPads auf einer Karte angezeigt. Damit sind die Funktionen des Dienstes jedoch noch nicht erschöpft: Auch das Sperren oder Löschen aus der Ferne ist möglich, was besonders im Falle eines Diebstahls sehr praktisch sein kann um private Daten nicht in falsche Hände gelangen zu lassen. Und selbst um ein verlegtes iPad wieder zu finden kann Find my iPhone genutzt werden. Die Webseite spielt einen Ton auf dem iPad ab, der selbst im Stumm-Modus wiedergegeben wird.

Zusätzlich bietet Apple eine Universal-App an, genannt "Mein iPhone Suchen", mit der sich die Funktionen der Portalseite direkt auf dem iPad, einem iPhone oder iPod touch nutzen lassen. So kann auch unterwegs ein abhanden gekommenes iPad via iPhone gesucht, gesperrt oder gelöscht werden.

Bilderserie: Find my iPhone
iPad über das Internet orten
Ist ihr iPad lokalisiert, haben Sie mehrere Optionen zur Wahl
iPad über das Internet orten
So können Sie einem eventuellen Finder eine Nachricht hinterlassen.
iPad über das Internet orten
Wahlweise kann das iPad jedoch auch ferngelöscht werden, wobei alle persönlichen Daten auf dem Gerät verloren gehen
iPad über das Internet orten
Bei der Einrichtung gehen Sie in den Bereich "Mail, Kontakte, Kalender" der Einstellungen und wählen "Account hinzufügen" an.
iPad über das Internet orten
Anschließend tippen Sie auf MobileMe.
iPad über das Internet orten
Besitzen Sie bereits einen iTunes-Account, so können Sie dessen Zugangsdaten hier eingeben. Ansonsten lässt sich von diesem Fenster aus jedoch auch eine Apple-ID erstellen.
iPad über das Internet orten
War die Eingabe erfolgreich, müssen Sie die Ortungsfunktion aktivieren...
iPad über das Internet orten
... und bestätigen, dass das iPad in Zukunft geortet können werden soll.

Fazit

Insgesamt verbessert sich die bereits sehr komfortable Bedienung des iPads mit dem Upgrade auf iOS 4.2. Vor allem an das schnelle Wechseln zwischen den Apps über die Taskleiste gewöhnt man sich im Alltag schnell und gerne. Zudem ist es praktisch, wenn auf iOS 4.2 angepasste Apps in dem Zustand wieder starten, bei dem man sie verlassen hat. Die Möglichkeit, die Apps endlich in Ordnern gruppieren zu können, war auf dem iPad längst überfällig. So entfällt endlich das Navigieren über viele Bildschirmseiten.

Mehr Funktionalität bieten vor allem die multiplen Exchange-Accounts. Gerade wer mehrere Accounts auf seinem iPad haben will, wird sich über dies Möglichkeit freuen. Die Funktionen Airprint und Airplay müssen sich in der Praxis allerdings noch bewähren, beziehungsweise durch künftige iOS-Updates noch erweitert werden.

Überhaupt nicht gefällt uns die Wegnahme des praktischen Sperrknopfes für die Displayrotation. Die Verwendung der Taste als Mute-Knopf, die einem das iOS 4.2 aufzwingt, macht einfach keinen Sinn. (cvi/fho)