Das beste Betriebssystem

Android vs. iOS vs. Windows 10 Mobile - Der große Vergleich

05.12.2015 von Dennis Steimels
Aktuelle Smartphones unterscheiden sich kaum in Hardware und Ausstattung – entscheidend ist hier die Software. Deshalb vergleichen wir die brandneuen Versionen der drei größten Betriebssysteme.

Als dieser Artikel entstand, war noch keine der drei neuesten Versionen der Mobilsysteme Android, iOS und Windows 10 Mobile offiziell verfügbar. Wir vergleichen hier jeweils die weit vorangeschrittenen Preview-Systeme für Entwickler: Die meisten Funktionen sind bereits enthalten, es ist aber mit Stabilitätsproblemen und Performance-Einbußen zu rechnen.

Auf den ersten Blick

Android M und iOS 9 sind sehr verschieden, in vielerlei Hinsicht aber durchaus vergleichbar. Beide setzen auf eine serifenlose, moderne Schrift, Startscreens sehen sehr ähnlich aus, Apps lassen sich in benennbaren Ordnern zusammenfassen, und der Installationsprozess von Anwendungen wird visuell auf dem Startbildschirm dargestellt. Darüber hinaus gibt es weitere Überschneidungen, auf die wir unter anderem in den nachfolgenden Punkten noch genauer eingehen.

Windows 10 Mobile unterscheidet sich optisch gänzlich von den beiden Systemen. Statt auf „normale“ App-Icons setzt Microsoft bewusst auf eine interaktive Kacheloptik – alles ist bunt, bewegt sich und scheint richtig zu leben. Vor allem die neue Optik gefällt uns sehr gut. Wer von Android oder iOS kommt, braucht allerdings eine gewisse Eingewöhnung, da das System teilweise unübersichtlicher wirkt.

Individuelle Einstellungen

Ein Smartphone ist für uns mittlerweile mehr als nur ein Telefon mit Zusatzfunktionen – es ist unser täglicher Begleiter und Assistent in unterschiedlichster Weise. Als Nutzer können Sie das System, teilweise auch das Gerät selbst, individuell in vielfältiger Weise ganz nach Ihren Wünschen und Anforderungen anpassen. Prädestiniert dafür sind aktuelle Windows-Smartphones. Die Außenschale gibt es, egal ob günstig oder teuer, in zig verschiedenen und auffälligen Farben wie Orange, Grün oder Gelb. Passend dazu ist bereits die Grundfarbe des Systems ausgewählt – diese können Sie genau wie die Hülle einfach austauschen. In den Einstellungen unter „Personalisieren“ lassen sich neben unzähligen Farben auch die darzustellenden Kacheln anpassen und die auf dem Startbildschirm platzierten App-Sofortzugriffe bestimmen.

Siri versteht fast jedes Wort und bietet eine große Datenbank – Cortana hingegen ist noch nicht so ausgereift.

Unter Android M können Sie wie gewohnt den Hintergrund ändern und alternative Launcher aus dem Google Play Store installieren, die sich vom Standard in Optik und Funktionalität unterscheiden. Diese beiden Eigenschaften erreichen Sie mit sogenannten Custom-ROMs sogar für das gesamte System – solche neuen Bedienungsoberflächen stammen meistens von freien Entwicklern. Um die Geräteoptik selbst aufzuhübschen, gibt es vor allem für weit verbreitete Modelle Hüllen in unzähligen Varianten. So sieht Ihr Smartphone anschließend wie eine Pommestüte oder wie ein Hase aus – ganz nach individuellem Geschmack!

Deutlich eingeschränkter sind Sie mit iOS 9. Sie können lediglich das Hintergrundbild des Lockscreens und des Startbildschirms wechseln. Ansonsten lässt Apple wenig Spielraum für individuelle Einstellungen. Wenigstens gibt es vor allem für das iPhone jede Menge Hüllen in unterschiedlichen Variationen.

Sprachsteuerung

Eine Sprachfunktion im Smartphone ist nicht neu. Doch ist diese deutlich besser geworden und bietet ein umfangreiches Repertoire an Funktionsmöglichkeiten.

Siri in iOS 9 bietet dabei die fortschrittlichste Sprachsteuerung im Vergleich. Mit ihr können sich Nutzer nicht nur ganz normal unterhalten oder ihr Fragen stellen. Sie zeigt Ihnen nächstgelegene Kinos, Restaurants oder Supermärkte mit Entfernung sowie Adresse an. Siri besitzt eine recht natürliche weibliche und mittlerweile auch eine männliche Stimme. Sie ruft auf Wunsch Sportergebnisse ab und sagt Ihnen, ob Sie einen Schirm aufgrund der Wettervorhersage benötigen. Sie kann im Prinzip online einen Tisch reservieren, nur steht diese Funktion derzeit nicht in Deutschland zur Verfügung. Weiß Siri selbst übrigens keine Antwort, sucht sie im Internet danach. Die Stimmenerkennung funktioniert in der Regel gut.

Seit Android 4.1 gibt es den cleveren Dienst „Google Now“, mit dem gleichzeitig auch eine Sprachsteuerung in neuem Design auf das Android-Smartphone kam. Google Now sagt uns beispielsweise, auf welchem Platz der FC Bayern München in der Bundesliga steht und wann das nächste Spiel stattfindet. Sie können per Sprache den Wecker stellen oder Anwendungen ausführen lassen. Eine richtige Konversation wie mit Siri bietet die Sprachsteuerung von Android allerdings nicht. Dafür versteht sie uns ausgesprochen gut und liefert uns stets passende Antworten.

Google Now ist keine reine Sprachsteuerung, dafür bietet der Assistent umfassende Infos automatisch an.

Mit Windows 10 Mobile findet die Sprachsteuerung Cortana Einzug auf das Smartphone. Wie Siri und Google Now versteht sie uns oft gut und zeigt entsprechende Ergebnisse auf unsere Nachfragen. Genauso oft spuckt sie uns aber nur Bing-Suchergebnisse mit teilweise falschen Treffern aus. Immerhin kann sie Witze erzählen, Siri ist hingegen eher unlustig. Cortana kann für Sie übrigens auch den Wecker stellen, Anrufe starten oder Anwendungen öffnen. Insgesamt ist Cortana noch nicht so ausgereift wie Google Now und Siri, aber sie ist ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Ausgefeilte Suchfunktion

Als Suchmaschinen-Gigant bietet Google schon lange eine gut funktionierende Suchfunktion unter Android an, die mit Google Now noch einmal deutlich verbessert wurde. Wenn Sie einen Suchbegriff wie "pcwelt" eintippen, zeigt es Ihnen die auf Google häufig verwendeten Suchanfragen mit diesem Begriff, dazu den direkten Link zur Webseite sowie Ergebnisse auf Ihrem Telefon selbst, die zu Kontakten, Dokumenten und Apps führen, die den Begriff enthalten. Statt die Suchanfrage einzutippen, können Sie auch im Textfeld rechts auf das „Mikrofon“ tippen oder OK Google sagen, um dann Ihre Anfrage zu formulieren.

Cortana ist zwar nicht so ausgereift wie Siri, dafür klingt ihre Stimme natürlich und sie bietet sogar Witze.

Auch die Apple-Suche unter iOS 9 hat ihre Vorzüge. Wischen Sie den Homescreen leicht von oben nach unten, erscheint das Feld „Suche“. Wenn Sie dort einen Begriff wie "pcwelt" eingeben, zeigt die Suche Ihnen aktuelle Youtube-Videos von PC-WELT, schlägt die entsprechende Webseite vor und weist auf die Bing-Suchmaschine hin. Weiter unten können Sie die Google-Websuche starten sowie den App Store nach "pcwelt" durchsuchen. Anfragen können Sie auch direkt an Siri formulieren, die dann etwa so lauten würde: "Suche im Internet nach PC-WELT". Die Ergebnisse sind treffend und vor allem umfassend.

Unter Windows 10 Mobile können Sie die Kachelansicht, Farben und App-Shortcuts individuell anpassen.



Die allgemeine Suche unter Windows 10 Mobile ist hingegen weniger umfangreich. Indem Sie auf die „Lupe“ in der Navigationsleiste tippen, starten Sie Cortana. Entweder geben Sie Ihren Suchbegriff ein oder sprechen ihn aus. Wenn Sie auch in diesem Beispiel nach "pcwelt" suchen, zeigt Ihnen Cortana lediglich Ergebnisse der Bing-Websuche an sowie einen direkten Link zur Webseite. Ansonsten können Sie noch nach auf dem Handy installierten Apps suchen, indem Sie das Suchfeld in der App-Liste benutzen. In diesem Fall müssen Sie zwei Suchfunktionen verwenden, die iOS 9 und Android M in einer Funktion zusammenfassen – mit zusätzlichen Ergebnissen.

Jedes System besitzt eigene „Karten“

Die meisten Smartphone-Besitzer lassen sich mittlerweile vom Handy navigieren. Sei es im Auto oder in der Fußgängerzone, um den nächsten Supermarkt zu finden.

Google bietet in Android M mit „ Maps“ eine ausgesprochen gute Kartenlösung an. Maps kennt fast alle Restaurants, Fitnessstudios und Supermärkte. Zusätzlich bekommen Sie jeweils Infos zu der gesuchten Lokalität sowie Bewertungen angezeigt. Sie können sich anschließend ganz einfach dorthin navigieren lassen; dabei ist es egal, ob Sie im Auto sitzen, zu Fuß unterwegs sind oder Bus & Bahn nutzen. Google Maps zeigt Ihnen mehrere Routenoptionen, damit Sie stets eine Alternative haben. Großer Pluspunkt ist zudem die Funktion Street View, mit der Sie Orte so erkunden können, als ob Sie selbst gerade dort wären. Der Nachteil: Für die Navigation im Auto fehlt die Geschwindigkeitsanzeige, und es gibt keine richtige Offline-Lösung, die vor allem im Ausland wichtig wäre.

Die Suche in iOS 9 funktioniert so gut wie die in Android M – sie zeigt Treffer im Internet sowie auf dem Handy an.

Windows 10 Mobile nutzt die eigene Karten-App „ Here Maps“, die ebenfalls punkten kann. Die Navigation klappt für das Auto, die öffentlichen Verkehrsmittel sowie für Fußgänger. Die Besonderheit: Sie können das Kartenmaterial sogar auf Ihr Smartphone laden, um die App offline zu nutzen – der wohl größte Vorteil gegenüber der anderen Karten-App. Die Auto-Navigation funktioniert in der Praxis gut, es gibt sogar eine Geschwindigkeitsanzeige. Dagegen enttäuscht die Routenführung via Bus & Bahn, da die App teilweise Streckenverbindungen nicht anzeigt, weil offenbar Daten fehlen – das kann Google Maps besser.

In der Karten-App von iOS 9 dagegen sieht die 3D-Ansicht besonders schick und hochwertig aus. Der Funktionsumfang ist allerdings sehr eingeschränkt. Die App zeigt Ihnen den aktuellen Standort und die Routenführung zum eingegebenen Ziel an, besondere Funktionen fehlen dagegen. Außerdem ist auch hier die Navigation mit den öffentlichen Verkehrsmitteln schwierig, da schlichtweg entsprechende Daten oft nicht zur Verfügung stehen.

Das App-Angebot

Noch immer ist es so, dass Windows-Phone und Windows 10 Mobile die wenigsten Apps im Vergleich bietet – aber gut, es ist auch das jüngste System unter den dreien. Die am meisten genutzten Anwendungen stehen aber immerhin zum Download bereit, und der Store wird täglich mit einer Reihe neuer Apps aufgestockt. Laut de.statista.com sind über rund 360.000 Apps im Angebot – Stand Mai 2015. Der Google Play Store hat derweil den Apple Store überholt: Hier haben Sie Zugriff auf etwa 1,5 Millionen Apps. Rund 100.000 Anwendungen mehr, als Sie unter iOS 9 herunterladen können. Dafür gibt Apple Anwendungen erst nach einer Kontrolle frei, um einen gewissen Qualitätsstandard zu bewahren – die gibt es beim Play Store so nicht, weshalb es deutlich mehr „Müll“ gibt. Ein Großteil der Android-Applikationen ist entweder kostenfrei oder gegen wenig Geld kaufbar, iOS-Anwendungen kosten hingegen oft etwas mehr. In jedem Fall findet bieten alle drei System mittlerweile aber genug Auswahl, um fast jeden Zweck zu erfüllen.

Update-Politik

Nur die jeweils aktuelle Betriebssystemversion besitzt neueste Features und Sicherheitseinstellungen. Jährlich stellen Apple und Google ihre nächsten großen Software-Updates vor – zwischendrin folgen immer wieder kleinere Anpassungen. Bei Microsoft gibt es diese Regelmäßigkeit nicht; Windows Phone 8.1 wird durch Aktualisierungen laufend auf den neuesten Stand gebracht. Mit Windows 10 Mobile folgt nun das größte Update mit vielen neuen Funktionen und besserer Anbindung an die Desktop-Version.

Im Sommer oder Herbst präsentiert Apple stets ein neues iPhone mit neuer iOS-Version, die kurz darauf auch für ältere Modelle verfügbar ist. Die Geräte bleiben so aktuell.

Google Maps in Android M ist eine ausgereifte Karten- App – nur eine richtige Offline-Suche fehlt.

Davon können Androiden nur träumen. Nicht jedes Smartphone wird mit der aktuellsten Version ausgestattet, weil oft die Hardware bei günstigeren Geräten nicht den Anforderungen entspricht – das soll sich aber seit Android 4.4 geändert haben, da die aktuellen Systemversionen nicht mehr so ressourcenfressend sein sollen. Das Problem: Die meisten Hersteller setzen auf eigene Nutzeroberflächen, die sie bei einem Update speziell anpassen müssen. Erstens lohnt sich das für alte Modelle nicht mehr. Zweitens dauert der Prozess teilweise bis zu sechs Monate. Nicht selten ist dann schon die nächste Version verfügbar, ehe überhaupt ein Update stattfindet. Bei den Google-Handys (Nexus-Serie) kommt reines Android zum Einsatz, wodurch sie stetig Aktualisierungen erhalten. Auch neueste High-End-Geräte profitieren zeitnah von großen Updates.

Microsoft hält Windows Phone und jetzt Windows 10 Mobile laufend auf dem neuesten Stand und rollt immer wieder Updates aus.

Verbindung zum PC

Um über den PC auf die Daten des iPhones mit iOS 9 zuzugreifen, müssen Sie Ihr Smartphone mit dem Zusatzprogramm „ iTunes“ synchronisieren. Dort können Sie dann Ihre Apps, Musikund Filmdateien sowie Fotos und Videos verwalten. Zwar wird Ihr iPhone auch im Windows-Explorer erkannt, allerdings haben Sie dort lediglich Zugriff auf den „DCIM-Ordner“, sprich auf Fotos und Videos, die Sie mit der Kamera aufgenommen haben. Insgesamt also etwas kompliziert.

Wesentlich komfortabler funktioniert der Datenaustausch mit Android M. Ist Ihr Smartphone mit dem PC verbunden, installieren sich die Treiber automatisch, und der Computer erkennt es entweder als Massenspeicher oder mittlerweile als Mediengerät (MTP). Dadurch haben Sie Zugang auf alle Dateien, die auf dem Smartphone gespeichert sind, weshalb der Datenaustausch zwischen PC und Smartphone einfach per Drag & Drop erfolgt. Weil Android auch einen Dateimanager bietet, ist es möglich, Dateien zu starten, die normalerweise nicht von jeder App ausgeführt werden können. Übrigens bieten die Hersteller eigene PC-Verwaltungsprogramme wie Samsung Kies oder HTC Sync an, mit denen beispielsweise auch Backups oder Ähnliches möglich sind.

Datenaustausch zwischen einem iPhone mit iOS 9 und dem PC ist nur mit dem Zusatzprogramm iTunes möglich – dafür bietet die Software Funktionen zur Datensicherung.

Eine Verbindung zwischen PC und Windows-Smartphone ist genauso simpel möglich wie mit Android-Geräten. Schließen Sie das Windows Phone einfach via USB-Kabel an, um über den Windows-Explorer auf die Inhalte des internen Speichers zuzugreifen. Dateien können Sie per Drag & Drop auf das Smartphone übertragen. Zusätzlich möchte sich außerdem die Windows-Phone-Anwendung installieren, mit der Sie Dateien zwischen dem PC und dem Handy synchronisieren können – die Installation ist jedoch optional.

Verbindung zu anderen Smartphones

Mal eben schnell Dateien von Smartphone zu Smartphone schicken – klingt selbstverständlich und sollte auch Standard sein. Allerdings ist es das nicht, sofern Sie ein iPhone besitzen. So können iPhone-Nutzer gerade mal Daten untereinander via Airdrop (WLAN und Bluetooth) austauschen. Wollen Sie etwa ein mit dem iPhone aufgenommenes Bild an ein Android-Gerät schicken, dann geht das nicht über eine direkte Verbindung. Dazu müssen Sie auf Chat-Programme oder Cloud-Dienste zurückgreifen, die solche Lösungen anbieten.

Bei Android M und Windows 10 Mobile klappt das Teilen von Inhalten ohne große Probleme. Egal, ob über WLAN, Bluetooth oder sogar NFC – die Kopplung ist simpel und das Übertragen von Daten funktioniert praktisch von alleine.

Fazit: Das beste mobile Betriebssystem

Jedes der drei mobilen Systeme hat seine Vorund Nachteile. Legen Sie Wert auf Stabilität und ein einfaches Menü, sind Sie mit iOS 9 besser beraten als etwa mit Android oder Windows 10 Mobile. Während Apple vor allem durch qualitativ hochwertige Hardware und riesige App-Auswahl glänzt, sprechen die niedrigen Einstiegspreise eher für Android und Windows.

Android bietet vor allem ein hohes Maß an Individualisierung und lässt Ihnen als Nutzer den meisten Freiraum. Zudem gibt es Android-Smartphones in allen Preiskategorien, was besonders für Einsteiger interessant sein dürfte. Darüber hinaus haben Sie eine genau so große Auswahl an Apps wie bei iOS.

Windows 10 Mobile liegt bei der Auswahl an Apps weit abgeschlagen dahinter. Dafür ist letzteres System das ideale Pendant zum Apple-Ecosystem, da das Desktop-System mit dem Mobil-Betriebssystem annährend verschmilzt. Zudem sind die Hardware-Mindestanforderungen von Windows 10 Mobile recht gering, weshalb auch Low-Budget-Geräte vom neuen System profitieren werden und für Käufer attraktiv sein dürften.

(PC-Welt/ad)