Retro-Upgrade

Android-6-Funktionen auch auf alten Handys nutzen

12.11.2015 von Dennis Steimels
Aktuelle Android-Versionen kommen überwiegend auf die neuen Smartphones – alte Geräte gucken da in die Röhre! Mit Apps und kleinen Tricks können Sie trotzdem einige Funktionen der neuesten Android-Version 6.0 „Marshmallow“ nachrüsten.

Mitte des Jahres hat Google auf der eigenen Entwicklerkonferenz Google I/O 2015 die neue Android-Version vorgestellt – Android 6.0 mit dem Codenamen „Marshmallow“. Das neue System kommt wie gewohnt zum Launch direkt auf die eigenen Nexus-Geräte; Smartphones anderer Hersteller sind später dran. Das liegt aber nicht an Google selbst; die Hersteller müssen die Software nämlich an die eigene Nutzeroberfläche anpassen, und das kann dauern. Weil das mit viel Aufwand verbunden ist, lohnt sich die Anpassung nur bei aktuellen Geräten, die sich gut verkaufen und weit verbreitet sind – günstige und alte Handys haben hier das Nachsehen. Dennoch gibt es Möglichkeiten, die Features aufs eigene Smartphone zu holen.

Android-Startbildschirm im Querformat

Dass Sie den Startbildschirm wahlweise im Hoch-oder Querformat betrachten können, ist bei Tablets ganz normal. Bei Smartphones gab es diese Funktion noch nicht; immerhin drehten sich hier teilweise die App-Menüs – das war dann aber eine Funktion einer Hersteller-Nutzeroberfläche. Android 6.0 bietet nun diese Funktion: Auf dem Smartphone können Sie den Homescreen jetzt auch im Querformat nutzen.

Um das Feature auch auf Ihrem Android-Handy nachzurüsten, das kein Marshmallow erhält, können Sie die App „ Rotation Locker“ herunterladen und installieren. Starten Sie die Anwendung, so haben Sie drei Optionen zur Auswahl: Portrait, Landscape und Auto – wobei wir letztere Einstellung empfehlen. Um die automatische Rotation permanent zu aktivieren, tippen Sie auf den Punkt und halten ihn gedrückt. Die App läuft nun im Hintergrund und dreht den Bildschirm, wenn Sie das Smartphone rotieren.

Letzte Apps aufrufen

Wenn Sie unter Android 6.0 in die Darstellung Ihrer installierten Apps gehen, sehen Sie in der obersten Leiste diejenigen Apps, die sie als Letztes verwendet haben.

Diese Funktion bietet jedes Android-Gerät ab Werk, nur müssen Sie für diese Ansicht nicht mehr erst in die Einstellungen navigieren. Entweder besitzt Ihr Smartphone eine direkte Taste in der Navigationsleiste neben dem Home-Button, oder Sie müssen beispielsweise lange auf die Zurück-Taste drücken. So können Sie schnell zwischen Anwendungen wechseln, die Sie häufig verwenden.

Android-App-Berechtigungen anpassen

Mit der App „SRT Appguard“ überwachen Sie installierte Apps und können ihnen Berechtigungen entziehen, die sie nicht unbedingt brauchen; so schützen Sie Ihre Daten besser.

Android 6.0 bietet innerhalb der App-Info die Möglichkeit, einzelne Berechtigungen, die die entsprechende Anwendung verlangt, zu deaktivieren. Beispiel: Eine Taschenlampen-App benötigt keinen Zugriff auf Ihre Kontakte oder die Telefon-App – also verweigern Sie diese Berechtigung. Mit „ SRT Appguard“ können Sie auch auf anderen Android-Geräten die Berechtigungen verwalten.

App-Rechte überprüfen: Zunächst einmal sollten Sie sich ein Bild über die aktuelle Situation verschaffen – welche Apps sind installiert, und welche Rechte fordern diese ein? Einen Überblick darüber bekommen Sie unter „Einstellungen –> Apps –> [Name der App] –> Berechtigungen“. Um die Berechtigungen der App bereits vor dem Installieren zu prüfen, tippen Sie im Google Play Store bei der herunterzuladenden App auf „Installieren“. Daraufhin werden die Zugriffsrechte eingeblendet, die Sie mit einem Tipp auf „Akzeptieren / Herunterladen“ bestätigen. Sollte dann nicht klar sein, wieso beispielsweise eine Spiele-App auf Ihre persönlichen Informationen zugreifen will, laden Sie diese Anwendung am besten gar nicht erst herunter.

Zugriffsrechte beschränken: Für mehr Privatsphäre auf Ihrem Android-Smartphone sorgt die App „SRT Appguard“. Da die Anwendung aktuell nicht mehr im Google Play Store verfügbar ist, laden Sie sich die APK-Datei herunter. Wie Sie die APK installieren, erfahren Sie weiter unten bei „APK installieren“.

Mit Appguard überwachen Sie ausgewählte Apps auf deren Verhalten und den eventuellen Zugriff auf sicherheitsrelevante Ressourcen. Wenn eine App auf Ihre Daten zugreift und Sie ihr dafür keine Erlaubnis geben wollen, entziehen Sie dieser Applikation mithilfe von Appguard die entsprechenden Rechte. Achtung: Sobald Sie die Überwachung für eine App freigeben, wird sie samt ihrer Daten gelöscht, das heißt beispielsweise, es gehen auch Spielstände eines Spiels damit verloren. Anschließend müssen Sie die erneute Installation nur bestätigen. Über Ihren Testzugang können Sie maximal vier Apps überwachsen, für weitere Anwendungen können Sie auf die Pro-Version wechseln, für die 3,99 Euro fällig werden.

Bereits installierte Apps überprüfen Sie über den Punkt „Neue App überwachen“ im Menü von Appguard. Die Sicherheits-App führt Sie nach der Auswahl der zu überwachenden Applikation durch die erforderlichen Schritte. Unter dem Menüpunkt „Überwachte Apps verwalten“ ändern Sie die Berechtigungen einer Anwendung. Möchten Sie die Urfassung einer App wiederherstellen, dann wählen Sie unter demselben Punkt die Option „Original-App wiederherstellen“ aus.

APK installieren: Mittlerweile ist es kein großer Aufwand, eine APK zu installieren. Navigieren Sie in den Einstellungen Ihres Smartphones zum Punkt Gerätesicherheit, und aktivieren Sie dort „Unbekannte Quellen“. Daraufhin scannen Sie den QR-Code ab oder besuchen direkt die Seite www.srt-appguard.com über Ihren Smartphone-Browser – tippen Sie dann auf „Herunterladen“. Die Datei befindet sich anschließend im Download-Ordner Ihres Smartphones und im Benachrichtigungsmenü. Tippen Sie die Datei an, und installieren Sie diese, woraufhin sie als normale App im Menü dargestellt wird und ausgeführt werden kann.

Fingerabdrucksensor für Android nachrüsten

Ein Ersatz für den eingebauten Fingerabdrucksensor des Galaxy S5 ist der mobile Fingerabdruckscanner Tactivo mini for Android.
Foto: Tactivo

Mittlerweile setzen die meisten Hersteller auf einen Fingerprintscanner, um beispielsweise das Smartphone zu entsperren. Außerdem können Sie so auch auf ein Passwort im App-Store oder beim Bezahlen via Paypal verzichten – Sie nutzen dafür einfach Ihren Fingerabdruck. Bislang sind das Hard-und Software-Features der jeweiligen Hersteller; Android 6.0 unterstützt diese Funktion jetzt auch nativ.

Es gibt aber genügend Smartphones, die keinen Fingerabdrucksensor verbaut haben, doch auch dafür gibt es eine Alternative: Der „ Tactivo mini for Android“ von Precise Biometrics ist ein mobiler Fingerabdrucksensor, den Sie an den Micro-USM-Anschluss Ihres Smartphones anstecken. Voraussetzung ist lediglich Android ab Version 4.0 sowie USB OTG. Die dazugehörige App namens „Tactivo Manager“ gibt’s kostenlos im Play Store. Der Scanner selbst ist für 120 bis 140 US-Dollar zu haben.

Android Pay

Mit dem mpass-Sticker können Sie bargeldlos per Smartphone bezahlen, auch wenn Ihr Smartphone selbst gar keinen NFC-Chip besitzt.

Google führt mit Android 6.0 den eigenen Bezahldienst Android Pay ein, der vorerst nur in den USA unterstützt wird. In Deutschland sind derartige Bezahloptionen via NFC nur selten möglich; ALDI Nord bietet jedoch als bekannte Supermarktkette die Bezahlung via Smartphone seit Juni 2015 an.

Voraussetzung ist ein Smartphone mit eingebautem NFC-Chip; die meisten aktuellen Androiden, egal ob günstig oder teuer, besitzen diese Funktion. Nutzen Sie ein Smartphone ohne NFC, ist „mpass“ die passende Alternative. mpass ist ein Service von O2, Telefonica und Vodafone, um Einkäufe via Smartphone zu erledigen – egal, welchen Mobilfunkanbieter Sie haben. Praktischerweise gibt es einen mpass-Sticker, den Sie auf die Rückseite Ihres Handys kleben und über das Internet aktivieren – der Sticker ist übrigens kostenlos. Über die URL www.mpass.de können Sie sich kostenfrei bei dem Dienst anmelden. Es gibt übrigens auch eine passende „mpass“-App, um auch unterwegs das Konto zu verwalten.

Sie benötigen lediglich ein Girokonto bei einer Bank in Deutschland und eine deutsche Mobilfunknummer. Mit mpass können Sie dann sofort bargeld-und kontaktlos bezahlen, indem Sie Ihr Smartphone an der Kasse eines Geschäftes, dessen Kartenterminal mpass unterstützt, zirka vier Zentimeter vor das NFC-Lesegerät halten. Der Datenaustausch erfolgt dabei ausschließlich zwischen dem NFC-Chip und dem Terminal, das die Daten an Mastercard weiterleitet. Der Mobilfunkprovider hat keinen Zugriff auf die Daten, die bei dem Bezahlvorgang ausgetauscht werden. Technisch handelt es sich also um einen EC-/Kreditkartenkauf, nur dass Sie eben keine Karte in ein Lesegerät einführen müssen. Bei der Bezahlung mit mpass wird der fällige Betrag entweder per Lastschrift vom Girokonto abgebucht oder von einem mpass-Konto, das man speziell einrichten und per Überweisung im Vorfeld auffüllen muss.

Darüber hinaus bieten einige Mobilfunkprovider eigene Wallet-Apps an. So können Sie – je nachdem, bei welchem Anbieter Sie sind – „Smart Pass“ von Vodafone, „My Wallet“ von der Telekom oder „Base Wallet“ von Base / E-Plus nutzen.

Akkuverbrauch in Android senken

Mit „Doze“ hat Google eine neue Funktion in Android 6.0 integriert. Diese kommt zum Tragen, wenn Sie Ihr mobiles Device vom Ladegerät trennen und das Mobilgerät nicht bewegen und wenn auch der Bildschirm nicht aktiv ist. In diesem Zustand geht das Smartphone in den Stromsparmodus, und das Betriebssystem unterbindet die Netzwerk-Kommunikation der Apps. In diesem Fall hat die Schonung der Akkulaufzeit oberste Priorität. Wecken Sie das Smartphone wieder auf, funktionieren alle Apps wieder wie zuvor.

Mit der Android-App „Juice Defender“ lassen sich Stromfresser wie der Mobilfunk abschalten und genau verwalten.

Die Alternative:Sie können zwar manuell einige Einstellungen vornehmen, um die Akkulaufzeit zu verlängern. Mit der App „ Juice Defender“ kontrollieren Sie aber den wohl größten Stromfresser: die mobile Datenverbindung. Die Anwendung bietet in der kostenlosen Version einfache Optionen, um den Akku zu entlasten. Der Kern des Spareffekts: Juice Defender schaltet die mobile Datenverbindung über 3G oder 4G ab, wenn der Bildschirm des Smartphones nicht aktiv ist.

Je nach gewähltem Profil aktiviert die App aber selbst dann in bestimmten Abständen die Datenverbindung, damit das Handy Mails, Messages oder Status-Updates empfangen kann. Im Standardprofil passiert das alle 15 Minuten, im Profil „aggressiv“ alle 30 Minuten – aber nur solange die Akkuladung nicht unter einen Mindestwert sinkt. Das Profil „extrem“ ist nur von Belang, wenn Sie kaum mit dem Smartphone ins Internet gehen, denn Juice Defender schaltet die Datenverbindung dann dauerhaft ab. Diese Vorgabe können Sie für bestimmte Apps aufheben, allerdings nur in der Version Juice Defender Plus (1,99 Euro).

Diese lohnt sich jedoch, wenn Sie auch die WLAN-Verbindung von Juice Defender kontrollieren lassen wollen. Außerdem kann die App das Funknetzwerk dann abhängig von Ihrem Standort aktivieren – immer wenn sich das Handy in Reichweite eines bekannten WLANs befindet. Die Ultimate-Version für 4,99 Euro bietet auch detaillierte Sparmöglichkeiten: Damit lässt sich das Verhalten von Juice Defender abhängig von der Tageszeit bestimmen. So wählen Sie etwa tagsüber eine kürzere Zeitspanne für das Abschalten der Datenverbindung als abends und nachts. Darüber hinaus kann die App bei gerooteten Geräten auch die Taktrate der Smartphone-CPU und die Aktivität des GPS-Empfängers kontrollieren.

Backup-Lösung für Android

Google verbessert die Sicherung Ihrer Einstellungen und App-Daten. Ab Android 6.0 benötigen Sie dafür keine Drittanbieter-Anwendung mehr. So werden die Daten automatisch alle 24 Stunden mit Ihrem Google-Drive-Konto synchronisiert. Einzige Voraussetzung neben einem aktivierten Google-Account: Ihr Endgerät muss dafür mit dem WLAN verbinden sein.

Mit der einfachen und vor allem praktischen Anwendung „Holo Backup“ können Sie komplette Datensicherungen Ihres Smartphones auch ohne Root-Rechte erstellen.

Um ein Backup der installierten Apps samt ihren Daten auch auf älteren Gerät zu erstellen, benötigen Sie etwa das Programm „ Holo Backup“. Mit der PC-Anwendung Holo Backup (zuvor Simple ADB Backup) nutzen Sie ein einfaches, aber wirkungsvolles Tool, das alle Daten wie Apps inklusive Ihrer Daten unkompliziert sichert. Voraussetzung ist ein Android-Gerät mit der Version 4.0 oder höher. Und Achtung: Das Tool ist nicht komplett ausgereift, es kann zu Fehlern kommen.

Laden Sie die Zipdatei herunter, entpacken Sie diese, und starten Sie anschließend das Programm. Auf Ihrem Smartphone aktivieren sie „USB-Debugging“ in den Entwickleroptionen, danach schließen Sie das Gerät via USB an den PC an. Auf Ihrem Handy müssen Sie USB-Debugging bestätigen, um fortzufahren. Das Tool bietet Ihnen verschiedene Backup-Optionen; wir empfehlen Ihnen vor allem die Variante „Backup all without System-Apps“. Auf Ihrem Smartphone müssen Sie nun ein Desktop-Backup-Passwort eintippen; die Sicherung bestätigen Sie mit „Meine Daten sichern“. Die Sicherungsdatei wird nun an dem Speicherort abgelegt, der in dem kleinen Tool unter „Backups will be stored here:“ steht. Den können Sie bei Bedarf ändern.

Sie können mit „Backup app data and device data“ auch App-Daten sichern, die Google selbst normalerweise nicht sichert. Außerdem sind solche Funktionen teilweise nur mit Root möglich, weshalb Holo Backup eine praktische Alternative darstellt.

USB-Typ-C-Unterstützung

Mit dem letzten Macbook hat Apple den neuen Anschluss USB Typ-C an einem Gerät vorgestellt. In diesem Fall hat der USB-Stecker kein Oben und Unten mehr, es ist also egal, wie Sie ihn anschließen. Der Vorteil: Auch im Dunkeln können Sie Ihr Smartphone oder ein anderes Gerät ohne Probleme ans Ladegerät stöpseln. Ein erstes Android-Gerät, das diesen Anschluss unterstützt, ist das neue Oneplus 2.

Mithilfe des PNY-Adapters können Sie neue Smartphones auch mit einem alten Ladekabel aufladen: von Micro-USB zu USB Typ-C.
Foto: PNY

Leider können Sie einen Hardware-Anschluss nicht einfach nachrüsten. Trotzdem möchten wir Ihnen zwei Produkte vorstellen, die Sie künftig gebrauchen können, da diese USB-Konnektivität zum Standard werden wird.

Das Ladegerät von Belkin für knapp 20 Euro hat ein Ladekabel mit zwei Steckern: Micro-USB und USB Typ-C. Mit diesem universellen Ladekabel können Sie Ihr aktuelles oder demnächst altes Gerät weiterhin aufladen, und gleichzeitig ist es bereits für Ihr künftiges Gerät mit USB-Typ-C-Anschluss vorbereitet.

Darüber hinaus gibt es kleine Adapter von Micro-USB zu USB Typ-C. Mit diesen Adaptern können Sie Ihr altes Ladekabel weiterhin verwenden oder als Ersatz nutzen, wenn das Ladekabel Ihres neuen Geräts mal nicht auffindbar ist. Einen solchen Adapter bietet etwa PNY.

(PC-Welt/ad)