Google hat die jüngste Installation seines mobilen Betriebssystems zusammen mit einem neuen Smartphone offiziell vorgestellt. Ice Cream Sandwich, so der Codename, trägt die Versionsnummer 4.0. Mit diesem großen Update von Android sollen die beiden Softwarevarianten für Tablets und Smartphones zusammenwachsen. Zudem bringt Ice Cream Sandwich zahlreiche neue Funktionen auf die Geräte.
Nutzeroberfläche neu, Multitasking verbessert
Als Erstes fällt das neue Design der Nutzeroberfläche auf. Diese orientiert sich an der Tablet-Oberfläche von Honeycomb, allerdings wurden beispielsweise auch alle Animationen überarbeitet und verfeinert. Zudem gibt es neue Wischkommandos, mit denen Sie häufige Aktionen einfacher und schneller durchführen können. Am unteren Ende des Bildschirms werden ab Ice Cream Sandwich drei Funktionen sichtbar sein; diese stehen für die Tasten Zurück, Home und Menü. Apps können diese aber auf Wunsch ausblenden, um so einen Vollbildmodus zu realisieren.
Multitasking-fähig war Android schon immer, mit Ice Cream Sandwich wird es jedoch deutlich komfortabler, zwischen laufenden Anwendungen zu wechseln. Über eine spezielle Leiste kann man zwischen der aktuellen App und bereits gestarteten Anwendungen hin- und herspringen.
Bessere App-Übersicht, neue Widget-Funktionen
Ähnlich wie bei Apples iOS lassen sich Apps und Verknüpfungen künftig in Ordnern zusammenfassen; dazu müssen diese nur übereinandergezogen werden. Google hat auch den Launcher, die Übersicht zu allen installierten Anwendungen, überarbeitet. Zudem können Sie endlich Apps direkt vom Launcher aus deinstallieren oder deaktivieren.
Die Widgets sind interaktive Elemente, die man bereits jetzt auf dem Home-Screen von Android ablegen kann. Sie zeigen etwa Termine oder Wetterinformationen. Bisher sind die Widgets jedoch noch relativ unflexibel; das liegt unter anderem an den festgelegten, nicht änderbaren Größen. Zwar sind bei einigen verschiedene Layouts verfügbar, viel Freiraum zur Anpassung ist jedoch nicht vorhanden. Ice Cream Sandwich bringt frei skalierbare Widgets und macht deren Gebrauch wesentlich komfortabler.
Schneller reagieren
Selbst bei gesperrtem Gerät bietet Ice Cream Sandwich nun einen direkteren Zugriff auf diverse Funktionen als die Vorgängerversionen wie etwa Gingerbread. So können Sie beispielsweise direkt vom Lockscreen auf die Kamera zugreifen, um einen Schnappschuss zu erstellen. Zudem erhalten Sie mehr Möglichkeiten bei eingehenden Anrufen.
Konnten Sie diese bislang nur annehmen oder ablehnen, haben Sie künftig noch eine dritte Option: Reagieren per SMS. Google liefert hierzu bereits verschiedene Standardantworten mit, die Sie direkt verschicken können, etwa "Ich rufe zurück" oder "Bin im Meeting". Natürlich können Sie auch eigene Antworten definieren.
Außerdem können Sie Ihr Smartphone künftig über biometrische Daten entsperren. Android nutzt dann die Frontkamera, um das Bild des Nutzers aufzunehmen. Stimmt es mit dem gespeicherten Bild überein, entsperrt sich das Smartphone.
Datenverbrauch kontrollieren
Auch der Überblick über den Datenverbrauch fällt mit Ice Cream Sandwich leichter. Android 4.0 protokolliert penibel, wie viele Daten jede Verbindung verbraucht. Sobald gesetzte Schwellenwerte erreicht werden, informiert die App den Nutzer oder kann die weitere Nutzung unterbinden.
Der Browser des Smartphones wurde komplett überarbeitet. Im Inneren arbeitet eine neue Engine, mit der vor allem JavaScript deutlich schneller ausgeführt wird. Gegenüber Android 2.3 soll der neue Browser um 220 Prozent schneller sein - zumindest laut Google. Nutzer können Webseiten nun auch offline speichern, um diese später zu lesen.
Auch die Anbindung an die Cloud wurde verbessert. Beispielsweise kann der neue mobile Browser die Lesezeichen vom Desktop-Browser Chrome synchronisieren.
Neues Smartphone: Galaxy Nexus
Wie bislang bei jeder neuen Android-Version, stellt Google auch ein neues Smartphone vor. Das Galaxy Nexus hat Android 4.0 bereits vorinstalliert und unterstützt alle Funktonen des neuen Betriebssystems. Dazu gehört beispielsweise Android Beam - per Near Field Communcation können sich zwei Nexus-Galaxy-Geräte gegenseitig identifizieren, anschließend kann man Bilder und Videos direkt von einem Smartphone auf das andere übertragen. Ob und wie das mit anderen NFC-kompatiblen Geräten funktionieren wird, ist bisher nicht klar.
Ebenfalls mit an Bord ist die Unterstützung für Google+, das Social Network von Google. Unterstützt werden dabei auch die Video-Chats per Google Hangout; maximal neun Nutzer können sich darin per Video und Audio unterhalten.
Bleibt die Frage, wann Android 4.0 für alle Nutzer zur Verfügung stehen wird. Bislang gibt es noch keine offiziellen Informationen, wann das Update an die Bestandskunden ausgeliefert wird. Sicher ist jedoch bereits, dass das Nexus One kein Update auf Android 4.0 bekommen wird. (tlo/mje)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO.de