AMDs Roadmap bis 2002

14.11.2000 von Frank Klinkenberg
AMD setzt weiterhin voll auf den Athlon. 2001 soll er in einer neuen Version mit bis zu 1,7 GHz auf den Markt kommen. 64-Bit-Prozessoren sind erst für 2002, dann aber auch für Desktop-PCs, angekündigt.

Trotz einiger Anlaufschwierigkeiten bei der Einführung des Athlon, die durch die anfänglich zögerliche Akzeptanz durch Mainboard-Hersteller bedingt waren, kann AMD auf ein Serie von erfolgreichen Geschäftsquartalen zurückblicken. Über die finanziellen Ergebnisse hatte tecChannel.de bereits berichtet.

Bei der installierten CPU-Basis beziffert AMD seinen Marktanteil im PC-Segment im dritten Quartal 2000 auf 17 Prozent. Auch der Duron trägt zu diesem Erfolg bei: 1,5 Millionen Einheiten des Low-Cost-Prozessors hat AMD nach eigenen Angaben bisher ausgeliefert.

Um die Nachfrage nach Prozessoren zu befriedigen, will das Unternehmen bis Ende 2000 die Produktionskapazitäten der Fab 30 in Dresden ausweiten und dort 50 Prozent aller AMD-CPUs fertigen.

Um im Profimarkt für Workstations und Server Fuß zu fassen, konzentriert man sich verstärkt auf den Multiprozessor-Chipsatz 760MP. Dies ist für AMD nicht nur eine neues Marktsegment, das der Prozessorhersteller mit bestehenden Produkten angehen will, sondern hat auch strategische Bedeutung. Wenn AMD es schafft, in diesem Bereich Fuß zu fassen, ist auch der Weg für eine schnelle Einführung der eigenen x86-64-Architektur geebnet.

Zurückstecken muss dabei der Athlon mit 1 MByte Cache, Codename Mustang. War er ursprünglich noch bis für Ende 2000 angekündigt, so hat AMD den Mustang nun vorerst auf Eis gelegt.

Überarbeitete Durons und Athlons

Athlon-Fans müssen dennoch nicht verzagen. Anfang nächsten Jahres kommt ein Modell mit 1,3 GHz, bis Ende 2001 will AMD 1,7 GHz erreichen. Der große Plan von AMD ist, alle 18 Monate die Performance der Prozessoren mindestens zu verdoppeln. Die Texaner folgen damit treu Moore's Law, das der Intel-Mitbegründer Gordon Moore bereits 1965 formuliert hat.

Um die bestehende Athlon-Architektur fit für höhere Taktfrequenzen zu machen, hat AMD den Athlon-Kern einem Finetuning unterworfen. Was AMD im Detail unternommen hat, war bislang noch nicht herauszufinden. Klar ist jedoch, dass alle kritischen Komponenten des Kerns auf höhere Frequenzen hin optimiert wurden.

Konkurrent Intel hat beim Pentium 4, der noch 2000 auf den Markt kommt, unter anderem zu einer mit 20 Stufen extrem langen Pipeline gegriffen und den Takt der ALUs intern verdoppelt. Dass dies notwendig ist, zeigen die Skalierungstests in unserem Report Pentium 4: Neue Plattform, neue Probleme. Bestehende Architekturen skalieren bei Taktraten jenseits 1 GHz immer schlechter.

Normalerweise fließen Verbesserungsprozesse und das Beheben von Architektur-Bugs ohnehin mit jedem neuen Stepping einer Prozessorgeneration in die Produkte ein. Dass es sich jedoch um mehr als lediglich ein neues Stepping handelt, lässt sich an den neuen Codenamen der Cores festmachen. Die neuen AMD-Projekte hören allesamt auf die Namen von Pferderassen. So wird der Athlon ab 1,3 GHz unter dem Namen "Palomino" geführt, der Duron mit Frequenzen größer 800 MHz als "Morgan". Mit diesem Design soll der Palomino Ende 2001 auf 1,7 GHz kommen, der Morgan soll noch in der ersten Jahreshälfte 2001 die GHz-Schwelle durchbrechen. Erste Muster des Palomino sind noch für dieses Jahr angekündigt.

Mobile-CPUs und 0,13µ-Technologie

Noch vor den Desktop-Versionen des Palomino und des Duron kommen deren Notebook-Ableger. Ausgestattet mit AMDs PowerNow!-Technologie sollen diese Prozessoren als direkte Konkurrenten zu den mobilen Versionen des Celeron und des Pentium III antreten. Besonders im Low-Cost-Markt hat AMD dabei einen entscheidenden Vorteil. Denn im Produktportfolio von Intel verfügt nur der mobile Pentium III mit SpeedStep über ein Powermanagement für Prozessoren. Wie bei der Desktop-Version des Palomino sollen auch noch dieses Jahr erste Muster des mobilen Athlon verfügbar sein. Samples der beiden Morgan-CPUs folgen im ersten Quartal 2001.

Daneben ist AMD auch bestrebt, so bald als möglich seine Produktion auf die 0,13µ-Technologie umzustellen. So schnell wie bei Intel - wo bereits Mitte nächsten Jahres die ersten CPUs in diesem Prozess vom Band laufen sollen - geht's bei AMD allerdings nicht. Derzeit arbeiten die Texaner an der Einführung der 0,13µ-Technologie sowie der SOI-Technologie in der Dresdner Fab. Ende nächsten Jahres, also gut ein halbes Jahr nachdem Intel die ersten Pentium III in 0,13µ liefert, sollen die ersten Athlons für Desktops und Notebooks im 0,13µ-Prozess (Codename "Thoroughbred") kommen. Der geplante 0,13µ-Duron trägt die interne Bezeichnung "Appaloosa". Erste Muster des Appaloosa will AMD nur kurze Zeit nach dem Thoroughbred später nachreichen.

Die Kombination aus 0,13µ- und SOI-Technologie will AMD Ende 2001 als erstes in den x86-64-Prozessor vom Typ ClawHammer einführen, der für Ein- und Zweiprozessorsysteme konzipiert ist. Die Die-Size dieser CPUs soll unter 100mm² liegen. Der SledgeHammer für Systeme mit vier bis acht CPUs kommt ebenfalls mit SOI-Technologie, jedoch erst ein Quartal später.

Chipsätze für AMD-CPUs

Die Desktop-Chipsets für AMD-CPUs lassen sich in Zukunft in drei Bereiche einteilen. Dabei ist die einzige Neuerung von AMD selbst der angekündigte 760MP für Multiprozessorsysteme. Für das Segment der Performance PCs werden im nächsten Jahr neben AMDs eigenem 760-Chipsatz auch DDR-Chipsets von Ali (AliMagik 1, M1647) und VIA mit DDR 200/266-Unterstützung das Angebot erweitern. In der zweiten Jahreshälfte 2001 sollen dann auch Fremdhersteller AMDs LDT-Technologie (Lightning Data Transport) unterstützen. LDT ist speziell für Multiprozesor-Systeme gedacht und verbindet das Chipset über einen sogenannten Infiniband HCA seriell mit dem PCI-X-, einem PCI-64/66-Controller sowie der Southbridge an der wiederum der PCI-Bus hängt. Darüber hinaus können mehrere LDT-Verbindungen verschiedener Chipsets zusammengeschlossen werden, um Systeme mit mehr als zwei CPUs aufzubauen.

Für das mittlere Leistungs-Segment, in dem derzeit VIA mit dem Apollo Pro KT mit PC133 die Vorherrschaft hat, sind ebenfalls Chipsets von Ali und VIA angekündigt. Als RAM dienen dabei bis Mitte des Jahres weiterhin PC133-Module. Neu ist bei beiden Lösungen allerdings die integrierte Grafikeinheit, die wie bei Intels i815 den Grafikspeicher vom Hauptspeicher abzweigt. Dabei steht beiden Lösungen aber eine AGP-4x-Schnittstelle zum Nachrüsten mit leistungsfähigen Grafikkarten bereit. Ab Mitte nächsten Jahres sollen die Nachfolger dieser Chipsets mit DDR-Support folgen.

Ausblick

Die Zeichen der Zeit stehen für AMD nicht schlecht. Auch wenn Ende November der Pentium 4 mit Taktfrequenzen von 1,4 und 1,5 GHz kommt, braucht sich AMD kaum Sorgen zu machen. Intels jüngster Spross kommt zu Beginn mit dem 850er-Chipset, der nur den teuren Rambus-Speicher unterstützt. Pentium-4-Komplettsysteme werden im Preis/Leistungsverhältnis damit deutlich schlechter dastehen, als die schnellsten Athlon-PCs.

Diesen Vorteil kann AMD noch mindestens bis zur Einführung der nächsten Pentium-4-Generation (Codename "Northwood") oder bis zur Verfügbarkeit von DDR-Chipsätzen für den Pentium 4 ausnutzen. Dann allerdings wird die Luft dünn für AMD: Intel will unbestätigten Informationen zufolge noch im ersten Quartal 2001 ganze 2 GHz mit dem Pentium 4 erreichen.

Bis dahin muss also der Athlon in punkto Taktfrequenz noch einiges zulegen, damit zumindest bei der Performance der Abstand zwischen dem jeweils schnellsten Pentium 4 und dem schnellsten Athlon nicht all zu groß ausfällt.

Die Strategie von AMD, den Highend-Markt zunächst mit Multiprozessorsystemen anzugehen, welche die Einführung der x86-64-Architektur vorbereiten sollen, scheint gut gewählt.

Ob sich aber im Low-Cost-Markt UMA-Architekturen durchsetzen, muss bezweifelt werden. Mehr als einmal sind derartige Lösungen von zahlreichen Herstellern bereits gefloppt.

Geringe Performance, mangelnde Ausbaufähigkeiten und der zu geringe Preisvorteil gegenüber "richtig" ausgestatteten Systemen haben UMA-Architekturen bisher, speziell im Konsumermarkt, den großen Erfolg verwehrt. AMD kennt diese Problematik anscheinend gut genug, weshalb man die Entwicklung der entsprechenden Chipsets auch anderen überlässt. (fkh/nie)