AMD-Roadmap: Neuer Athlon und Hammer

09.11.2001 von NICO ERNST 
Vor US-Analysten blickte AMD-Gründer Jerry Sanders in die Zukunft seines Unternehmens. Laut Sanders will AMD in Q2/2002 in die Gewinnzone zurückkehren. Dann kommt auch der neue Athlon, Codename 'Thoroughbred'.

Derzeit schreibt AMD rote Zahlen: Wie berichtet, waren im letzten Quartal 187 Millionen Verlust zu verzeichnen, vor allem bedingt durch einen Umsatzrückgang von 22 Prozent. Zwar rechnet Sanders auch für die ersten beiden Quartale 2002 mit einem schwachen Markt, aber durch weitere Sparprogramme soll AMD schon im zweiten Quartal 2002 wieder Geld an seinen Halbleitern verdienen.

An seiner Strategie für die Einführung neuer CPUs hält AMD fest: Neue Cores erscheinen zuerst als Mobilprozessor, und werden ein Quartal später für Desktop-PCs und Server vorgestellt. Eine Ausnahme bildet die neue 64-Bit-Hammer-Familie, über deren Architektur wir bereits berichtet hatten: Sie erscheint nach der aktuellen Roadmap im zweiten Halbjahr 2002 für Desktops, Notebooks und Server.

An der umstrittenen Model Number hält AMD fest: Sie wird auch für die neuen Athlons und den Hammer weitergeführt. Nur bei den Billig-Chips der Duron-Familie setzt man weiter auf echte Megahertz-Angaben, was wenig verwundert: Hier kann AMD bei der Megahertzzahl mit Intel noch mithalten.

Auf den nächsten Seiten finden Sie zunächst eine Übersicht über die neuen Cores und deren Technologien, und dann die damit erwarteten CPUs. Im Gegensatz zu den halboffiziellen Intel-Roadmaps, die immer wieder auftauchen, sind AMDs Aussagen vor den einflussreichen Analysten für bare Münze zu nehmen. Die versprochenen Produkte verschieben sich meist nur um wenige Wochen oder kommen sogar früher auf den Markt als geplant.

Neue Cores, SOI und Hammer

Nach der Einführung des Athlon XP sind bei AMD zwei Cores aktuell: Der Athlon XP basiert auf "Palomino" mit 0,18 Mikron Strukturbreite und Kupfer-Interconnects. Sein kleiner Bruder ist der Morgan, der nur halb so viel L2-Cache besitzt und als Duron verkauft wird. Auch er basiert aber auf dem Palomino-Design.

Der Palomino wird bei AMD derzeit auf 0,13 Mikron geschrumpft und erhält dann den Namen "Thoroughbred". Die Die-Größe sinkt gegenüber dem Palomino von 129 Quadratmillimetern auf 80. Erste Muster der CPU sollen noch 2001 verfügbar sein, auf den Markt kommt der neue Athlon bereits im ersten Quartal 2001 als Notebook-CPU.

Mit einem solchen sogenannten Die-Shrink gehen immer Taktsteigerungen einher, die AMD in der Roadmap durch die Model Number verschleiert - vermutlich dürften echte 2 GHz mit Thoroughbred erst im dritten Quartal 2002 erreicht sein.

Damit ist dann der bisherige Kupfer-Prozess ausgereizt, wie bereits berichtet, wird in der Dresdener Fab30 derzeit an SOI entwickelt. Für einen Thoroughbred in 0,13 Mikron mit SOI hat sich AMD den Codenamen "Barton" ausgedacht. Derartige CPUs sollen im zweiten Halbjahr 2002 auf den Markt kommen, genauere Angaben macht AMDs Roadmap dazu nicht.

Mit SOI wird auch AMDs Hammer-Familie hergestellt werden. Die ersten CPUs mit der neuen Architektur sollen mit 0,13 Mikron Strukturbreite gefertigt werden. Angaben zur Die-Größe macht AMD aber nur für die Version mit 0,10 Mikron, die erst im zweiten Halbjahr 2003 erscheinen soll und voraussichtlich ganze 64 Quadratmillimetern klein wird.

Pikanterweise enthüllt AMD in seiner Roadmap auch die Die-Größe des nächsten Pentium 4, Codename Northwood (0,13 Mikron, 512 KByte L2-Cache): Sie soll laut AMD 116 Quadratmillimeter betragen. Intel hüllt sich dazu bisher noch in Schweigen. Immerhin gibt AMD noch an, dass dieser Wert aus dem Branchenblatt "Microprocessor Report" stammt, man sich die Zahl also nicht selbst ausgerechnet habe.

Desktop-CPUs: "Athlon 3400+" Ende 2002

Was in der Branche schon lange gemunkelt wird, ist durch AMDs Analysten-Briefing jetzt bestätigt: Der Athlon XP 2000+ (vermutlich mit 1,66 GHz Takt) kommt noch im Jahr 2001. Mit der Model Number 2200 hat der jetzt noch als brandneu gefeierte Palomino-Kern für Desktop-PCs schon im ersten Quartal 2002 ausgedient, und wird durch Thoroughbred abgelöst. Der neue Core soll mit einer Model Number von 2400 im zweiten Quartal starten, und im dritten 2600 erreichen.

Danach lässt sich AMD nur auf die Aussage "So,. wie es der Markt erfordert" ein - lies: Wenn Intel dann an der Takt-Schraube dreht, will AMD wohl mitziehen. Immerhin werden für den ersten Hammer noch Zahlen auf den Desktop gelegt: eine Model Number von 3400 soll ihn im vierten Quartal 2002 zieren, 4000 sollen es Anfang 2003 sein, und in der zweiten Hälfte des Jahres 2003 sollen gar 4400 erreicht sein - dann aber schon mit 0,10 Mikron Strukturbreite.

Wenn's etwas kleiner geht, stehen weiterhin die Durons bei AMD im Programm. Der aktuelle Morgan-Core wird noch 2001 mit 1200 echten Megahertz erscheinen, und lebt im ersten Quartal 2002 mit 1400 MHz ab. Danach sind die Appaloosas bei AMD zu haben, für die man aber noch keine Model Number herausrückt. Beim Duron gibt AMD derzeit noch den realen Takt an, da man dort bei der Frequenz mit Intel mithalten kann - zumindest wenn der 1200er Duron wie geplant erscheint. Derzeit hat Intel mit dem Celeron schon 1200 MHz im Programm, der auch in der Perfomance AMDs Duron mit 1100 MHz teilweise schlagen.

Das Dilemma mit Intels stetig wachsenden Taktfrequenzen ist auch der Grund, dass der Hammer gleich als Desktop-CPU vermarktet wird: Ein Sprung von 800 (Performance-) Einheiten der Model Number (Thoroughbed 2600 zu Hammer 3400) wäre sonst nicht machbar. Hier muss die Architektur retten, was die Fertigung bei AMD nicht leisten kann.

Mobil-CPUs: "Athlon 1800+" Anfang 2002

Der Palomino-Kern lebt auch in Mobil-Rechnern nicht länger als auf dem Desktop. Im ersten Quartal soll sein Nachfolger Thoroughbred erscheinen, mit einer Model Number von 1500 und 1800. Ein Quartal später soll der neue Core sich laut AMD durchgesetzt haben. Bis zum vierten Quartal 2002 wird die Leistung konstant gesteigert, Ende 2002 soll dann eine Model Number von 2400 erreicht sein.

Den mobilen Thoroughbred will AMD bis Mitte 2003 anbieten, mit einer Model Number von bis zu 2800. In der zweiten Jahreshälfte 2003 wird dann schon der mobile Hammer eingeführt, der mit einer Model Number von 3800 starten soll.

Die kleineren Mobil-CPUs mit dem Appaloosa-Kern weist AMD in seiner Roadmap nicht dediziert aus. Es ist zu vermuten, dass sie sich in den besonders stromsparenden Varianten verbergen, die maximal 16 Watt Leistung aufnehmen sollen. Generell gibt AMD aber ähnlich wie Intel die Durchschnittswerte im mobilen Einsatz an. Sie liegen, je nach Takt, zwischen 16 und 35 Watt. Diesen Rahmen soll auch der mobile Hammer nicht sprengen.

2002 will AMD auch erstmals spezielle Formfaktoren für mobile Prozessoren anbieten. Statt den bisherigen PGA-Gehäusen soll eine Micro-PGA-Version mit kleinerem Pin-Abstand folgen. Sie wird durch ein "OBGA" genanntes Konzept ergänzt. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um ein BGA-Gehäuse, das direkt auf dem Board montiert wird und AMDs aktuelles organisches Substrat verwendet.

Neben dem geringeren Leistungsbedarf hofft AMD auch durch die neuen Bauformen endlich alle Mobil-Segmente vom Subnotebook bis zum Desktop-Ersatz abdecken zu können.

Server-CPUs: Zwei verschiedene Hammer

Bisher bietet AMD mit dem Athlon MP nur eine Server-CPU an. Sie basiert auf dem Palomino-Kern. Der Nachfolger mit Thoroughbred-Kern soll 2002 das selbe Marktsegment abdecken: Einstiegs- und Mittelklasse-Server. Für die immer populärer werdenden Rack-Server mit einer Höheneinheit Platzbedarf und Einsteck-Module (Server Blades) will man in der zweiten Hälfte 2002 auch eine Multiprozessor-Version des Duron mit Appaloosa-Kern anbieten.

Bei skalierbaren und Enterprise-Servern sollen 2002 und 2003 Clawhammer und Sledgehammer mitspielen. Bei ersterem handelt es sich um eine Version für maximal zwei CPUs pro Server, sie soll mit 104 Quadratmillimetern Die-Größe besonders günstig werden und in der zweiten Hälfte des Jahres 2002 ausgeliefert werden.

Etwas größer dürfte Sledgehammer werden, eine Zahl nennt AMD allerdings nicht. Die CPU soll jedoch mindestens im Quartett rechnen können und im ersten Quartal 2003 auf den Markt kommen.

Bei allen Server-CPUs hat sich AMD Angaben zur Taktfrequenz oder Model Number verkniffen. Fest steht aber, dass DDR-Speicher nun auch für Server favorisiert wird. Für die Chipsätze kommt AMDs HyperTransport als Bus-System zum Einsatz.

Fazit

AMD hat sich viel vorgenommen - sehr viel. Neben dem beständigen Kampf um den Desktop-Markt gegen den Takt-übermächtigen Konkurrenten Intel will man auch in bisher unerschlossene Marktsegmente vordringen.

Mitte 2003 sieht sich AMD selbst als Vollsortimenter: Vom kleinsten Notebook bis zum größten Server will man dann die richtige CPU anbieten. Ob dieses Vorhaben gelingt, hängt wesentlich davon ab, ob dem Unternehmen nicht irgendwann das Geld ausgeht. Trotz weiterhin stark fallender CPU-Preise will AMD schon im zweiten Quartal 2002 wieder profitabel werden, meinte Firmengründer Jerry Sanders gegenüber Analysten.

Erreichen will man das durch weitere Kosteneinsparungen und Steigerung des Marktanteils. Bisher konnte sich AMD von 17 Prozent im Jahr 2000 auf immerhin geschätzte 21 Prozent im Jahr 2001 steigern. Doch nur wenn die Desktop-Strategie mit Model Number und dem schnellen Wechsel zum Thoroughbred aufgeht, hat AMD genug Spielraum für die angepeilten neuen Segmente. (nie)