AMD lässt Hammer laufen

28.02.2002 von Christian Vilsbeck
AMD hat in San Francisco erstmals öffentlich den 64-Bit-Prozessor Hammer im Betrieb unter einem 64-Bit-Linux und einem 32-Bit-Windows XP gezeigt. tecCHANNEL konnte den Hammer vor Ort begutachten.

In der Woche vom 25. bis 28. Februar 2002 findet das Intel Developer Forum im Moscone-Center in San Francisco statt. Nur zwei Blocks entfernt hat sich AMD zur gleichen Zeit im Palomar-Hotel eingenistet. Ein Zufall? Wohl kaum.

Erstmals präsentiert AMD lauffähige Systeme mit dem 64-Bit-Prozessor Hammer und stiehlt damit Intel die Show. Die Hammer-Architektur bietet die Möglichkeit, sowohl 32-Bit- als auch 64-Bit-Code zu verarbeiten. AMDs x86-64-CPUs sind mit einem integrierten DDR-SDRAM-Speicher-Controller ausgerüstet und arbeiten mit auf HyperTransport basierenden Chipsätzen zusammen. Gefertigt sind die Hammer-CPUs in einem 0,13-µm-Prozess und in SOI-Technologie.

Im Gespräch mit tecCHANNEL demonstrierte AMD den Hammer auf einem 64-Bit-Linux-System sowie mit Windows XP als 32-Bit-Umgebung. Die ersten Bilder der Hammer-Prozessoren, des Hypertransport-Chipsatzes AMD-8000 sowie neue Details zum Hammer und Athlon finden Sie auf den folgenden Seiten. Die Interna zu AMDs x86-64-Architektur können Sie detailliert in einem extra Artikel nachlesen.

Hammer-Update

Die erste Version von AMDs kommender x86-64-Familie wird der Desktop-Prozessor ClawHammer sein. Der 64-Bit-Prozessor verfügt über einen integrierten Memory-Controller für DDR333-SDRAM und erscheint Ende 2002. Zirka sechs Monate später stellt AMD dann den SledgeHammer vor. Diese CPU ist für 4- und 8-Wege-Systeme ausgelegt und kann im Gegensatz zum ClawHammer mit einem Dual-Channel-Memory-Controller aufwarten.

Benchmark-Werte oder Angaben zur Taktfrequenz hat AMD während seiner Hammer-Präsentation nicht gemacht. Die von AMD präsentierten beiden Demosysteme mit ClawHammer-Prozessoren verfügen über eine normale Luftkühlung.

Gerüchte über eine Taktfrequenz von zwei GHz wollte AMD nicht kommentieren. Dies sei reine Spekulationen, so John Crank, Product Marketing Engineer gegenüber tecCHANNEL. AMD war nur zu entlocken, das der ClawHammer bei gleicher Taktfrequenz unter Windows XP um 25 Prozent schneller sei als ein Athlon XP.

Neue Hammer-Sockel

AMD gab gegenüber tecCHANNEL erstmals die Namen für die neuen Sockel der Hammer-Familie bekannt. Der Desktop-Prozessor ClawHammer wird im Socket 754 Platz nehmen. Für die Server- und Workstation-Version SledgeHammer ist der Socket 940 vorgesehen. Die Namen beider Sockel basieren auf der Anzahl der Pins der Hammer-Prozessoren.

Dass der SledgeHammer 186 Pins mehr benötigt, liegt an seinem Dual-Channel-Speicher-Interface für DDR-SDRAM. Beide Sockeltypen sind in einer mPGA-Ausführung gefertigt.

Solo-2-Mainboard mit AMD-8000-Chipsatz

Den ClawHammer-Prozessor lässt AMD in einem Solo-2-Mainboard laufen. Das AMD-Board ist in einer normalen 4-Layer-Technik hergestellt und verwendet den Hammer-Chipsatz AMD-8000.

Die AMD-8151-Northbridge ist mit dem ClawHammer über einen 32 Bit breiten HyperTransport-Bus verbunden. Die Bandbreite zum Prozessor beträgt 6,4 GByte/s. Für die Grafikanbindung bietet der AMD-8151 bereits AGP 8X-Untersütztung.

Für die Peripherie zeichnet beim Solo-2-Mainboard der AMD-8111-I/O-Hub verantwortlich. Die Verbindung zur Northbridge übernimmt hier ein vier Bit breiter HyperTransport-Bus. Er erlaubt eine Bandbreite von 800 MByte/s. Neben den üblichen Standardschnittstellen wie zwei Ultra-ATA/100-Kanäle und AC97-Sound sind beim Solo 2 noch drei USB-2.0-Anschlüsse vorhanden.

Der ClawHammer findet auf dem Solo-2-Mainboard zwei DIMM-Sockel für DDR-SDRAM, das er über seinen integrierten Memory-Controller ansprechen kann. Bei den Modulen kann es sich wahlweise um PC200, PC266 oder um den neuen PC333-Speicher handeln. Das Demosystem lief mit einem 256 MByte PC266-Modul.

Hammer in Aktion

Zur Demonstration des ClawHammer hat AMD zwei PCs aufgebaut. Ein Rechner läuft mit einem handelsüblichen Windows XP. Das 32-Bit-Betriebssystem versetzt den ClawHammer in den so genannten Legacy-Mode, bei dem sich der Prozessor wie eine normale x86-CPU verhält. Statt Benchmarks hat AMD aber nur Skript-gesteuerte Office-Anwendungen wie Word und Excel gezeigt.

Auf einem zweiten ClawHammer-PC ist eine 64-Bit-Version von Linux installiert. Hier arbeitet der Prozessor im 64-Bit-Modus. AMD lässt auf diesem System einen Webserver arbeiten und zeigt mit einer Anwendung, wie 32- und 64-Bit-Prozesse parallel ablaufen.

Die x86-64-Architektur des Hammer erlaubt in einer 64-Bit-Umgebung die Ausführung von 32-Bit-Applikationen. Der Prozessor geht bei diesen Anwendungen in den so genannten Compatibility-Mode, der vom Betriebssystem über ein Prozessor-Flag aktiviert wird.

Ausblick: Athlons auch noch 2003

Bevor AMD den ClawHammer Ende 2002 vorstellt, erfährt der Athlon XP noch ein paar Auffrischungen. Neben den üblichen Taktfrequenzerhöhungen erfolgt beim Athlon XP bis Mitte 2002 der Übergang auf einen 0,13-µm-Prozess. Der mit Codenamen Thoroughbred bekannte 0,13er-Athlon erhält bis auf den Die-Shrink keine Änderungen am Core. In der zweiten Hälfte dieses Jahres wird die Fertigung des Athlon XP noch auf SOI umgestellt.

AMD will den Athlon XP auch im Jahr 2003 noch parallel zum ClawHammer weiterführen. Ob es bis dahin noch Änderungen am Core des Athlon XP geben wird, hängt von der Marktentwicklung ab. Hier will sich AMD noch nicht festlegen.

Eine neue Sockelvariante wird es für Athlon-Prozessoren aber definitiv nicht mehr geben. Der aktuelle Socket A verkraftet bis zu 400 MHz FSB-Takt und bietet somit noch genügend Spielraum nach oben. (cvi)