Cloud-Giganten

Amazon Web Services - viel Cloud für wenig Geld

04.03.2016 von Bernd  Reder
Unter den großen Anbietern von Public-Cloud-Services ist Amazon Web Services unangefochten die Nummer Eins. Um diese Position zu halten, setzt die Tochtergesellschaft von Amazon auf eine mehrgleisige Strategie: günstige Preise und eine rasante Erweiterung seiner Cloud-Services. Doch dieses Vorgehen ist nicht ohne Risiko.

Der führende Anbieter von Public-Cloud-Diensten, die Anwender im Selbstbedienungsverfahren (Self Service) ordern und implementieren können, heißt Amazon Web Services (AWS). Alleine im IaaS-Bereich taxierte die IT-Community Wikibon den Marktanteil von AWS im Jahr 2015 auf mehr als 27 Prozent und damit klar vor Microsoft Azure (16 Prozent). Noch deutlicher fällt die Dominanz von AWS nach Angaben von Rightscale aus, einem Anbieter von Management- und Analyse-Software für Cloud-Umgebungen. Demnach setzten 2015 rund 57 Prozent der Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen weltweit zumindest einen Cloud-Dienst von AWS sein. Unter den mittelständischen Unternehmen mit bis zu 1.000 Mitarbeitern waren es sogar 61 Prozent.

Ein Grund für die hohen Werte ist, dass AWS neben IaaS-Services eine breite Palette an Tools für Kunden bereitstellt, die mithilfe der AWS-Plattform Applikationen entwickeln, testen und bereitstellen wollen, Stichwort Platform-as-a-Service. Dazu zählen DevOp-Tools und Dienste, um mobile Services zu entwickeln. Zudem bietet AWS Data Warehouses, Hadoop-Cluster und Datenbanken an.

Amazon Web Services - viel Cloud für wenig Geld
Foto: Gil C - Shutterstock.com

AWS ist für Amazon eine sprudelnde Geldquelle

Für den Mutterkonzern Amazon hat sich AWS mittlerweile zu einer soliden Einnahmequelle entwickelt. Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2015 erzielte AWS bei einem Umsatz von 2,4 Milliarden Dollar ein Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 687 Millionen Dollar. Das machte immerhin 40 Prozent des Ergebnisses von Amazon aus. Dieses betrug im vierten Quartal 2015 rund 1,7 Milliarden Dollar, allerdings bei einem deutlich höheren Umsatz von 35,7 Milliarden Dollar.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass AWS für den Konzern mittlerweile eine zentrale Rolle spielt. Dies hat auch damit zu tun, dass das Management Analysten und Aktionären einen Unternehmensbereich präsentieren möchte, der hohe Gewinnmargen erzielt. Denn in den vergangenen Monaten wuchs die Kritik an der mäßigen Profitabilität des Gesamtunternehmens. Dies bedeutet jedoch auch, dass AWS auch künftig "liefern muss", also möglichst hohe Gewinne erzielt.

Die Architektur der AWS-Cloud

Eine Stärke von AWS ist die globale Cloud-Infrastruktur. Derzeit verfügt AWS weltweit über 32 Availability Zones in zwölf Weltregionen, darunter eine mit zwei Rechenzentren in Frankfurt am Main. Fünf weitere will der Cloud Service Provider 2016 etablieren, unter anderem in Großbritannien und Indien. Eine Availability Zone besteht aus Gründen der Ausfallsicherheit aus zwei oder mehr Rechenzentren. Nutzer von AWS-Diensten können auch mehrere dieser Zonen nutzen und Daten zwischen ihnen replizieren. Dies erhöht die Redundanz für den Fall, dass AWS-Datacenter in einer Region ausfallen, etwa durch eine Naturkatastrophe.

Zudem bietet AWS 54 Points of Presence (PoP) an. Dort steht Nutzern von AWS-Diensten ein direkter Zugang zur Cloud-Infrastruktur des Unternehmens zur Verfügung. Diese PoPs können beispielsweise zusammen mit dem Content Delivery Service (CDN) CloudFront von AWS eingesetzt werden, um Inhalte (Content) wie "Streaming Media" (Videos) bereitzustellen oder den Zugriff auf Unternehmens-Web-Seiten zu beschleunigen.

Die globale Infrastruktur macht AWS vor allem für Unternehmen interessant, die weltweit tätig sind. Die regionale Präsenz hat mehrere Vorteile. Ein technischer Aspekt ist, dass wegen der kürzeren Übertragungswege die Latenzzeiten geringer ausfallen. Das ist speziell für Echtzeit-Dienste relevant, etwa Datenbanken oder Workplaces, die in der Amazon-Cloud vorgehalten werden, sowie für CDN-Services.

Ein zweiter Faktor sind juristische Vorgaben, insbesondere Datenschutzbestimmungen. AWS hat nicht zuletzt deshalb im Oktober 2014 in Frankfurt am Main eine Availability Zone eingerichtet, um Bedenken deutscher Unternehmen in puncto Datenschutz auszuräumen. Nach Angaben von AWS können Anwender festlegen, dass Daten ausschließlich in den deutschen Rechenzentren gespeichert und bearbeitet werden. Microsoft, der größte Mitbewerber von AWS, will erst 2016 ein Rechenzentrum in Deutschland aufbauen. Von Google, einem weiteren Schwergewicht im Bereich Cloud-basierte Infrastrukturservices, sind keine derartigen Pläne bekannt.

Pluspunkt: Das breite IaaS- und PaaS-Angebot

Kaum zu übertreffen ist AWS derzeit in puncto Angebotsvielfalt. Anwender haben die Wahl zwischen mittlerweile mehr als 50 zentralen Cloud-Angeboten, hinzu kommen ergänzende Services. Die Fokussierung auf Rechenleistung (Amazon EC2), Speicher-Dienste wie den objektorientierten Storage-Service Amazon S3 und Netzwerkservices ist einer breiten Palette von IaaS- und PaaS-Diensten gewichen. Dazu zählen Services wie Elastic Beanstalk für die Implementierung von Web-Applikationen, die Unterstützung von Container-Technologien (EC2 Container) sowie Datenbank-Dienste wie DynamoDB (NoSQL) und der Amazon Relational Database Service (RDS) für MySQL, Oracle-Datenbanken, SQL Server und PostgreSQL.

Übersicht über die Services von AWS: Ausgehend von Kernservices wie Rechenleistung und Speicherressourcen aus der Cloud hat das Unternehmen seit 2007 seine Produktpalette sukzessive erweitert, im Jahr 2015 beispielsweise um Workspaces und Analytics-Applikationen.
Foto: AWS

Ebenso wie die Cloud-Angebote von Microsoft Azure und die IBM-PaaS-Plattform Bluemix greift AWS auf das Konzept der Microservices zurück. Beispiele sind Amazon S3, Amazon Simple Notification Service (SNS), Amazon Elastic Block Storage (ELB) und die Data-Warehouse-Lösung Amazon Redshift. Aus solchen Mikrodiensten können Nutzer in Kombination mit anderen Cloud-Services modulare Applikationen zusammenstellen. Der Ansatz hat den Vorteil, dass jedes Modul separat erweitert und angepasst werden kann, ohne dass die komplette Anwendung in ihrer Funktion beeinträchtigt wird. Allerdings erhöht sich durch diese Architektur die Komplexität.

AWS: Offen für Linux, Windows und mehr

Ein weiterer Pluspunkt sind die Entwicklungsumgebungen von AWS. Sie unterstützen alle gängigen Frameworks, von Java und JavaScript über .NET bis hin zu Ruby, Python und PHP. Zudem stehen Cloud-Ressourcen für die Entwicklung und Bereitstellung von Code zur Verfügung, etwa CodePipeline und CodeDeploy.

Positiv zu werten ist die Offenheit der Amazon-Cloud-Plattform. Amazon EC2 stellt beispielsweise seit jeher sowohl Windows- als auch Linux-Instanzen zur Verfügung. Microsoft dagegen tat sich lange Zeit schwer mit Services jenseits der Windows-Welt. Nutzer von AWS-Diensten können somit unterschiedliche Services "mixen", also beispielsweise virtualisierte Windows- und Linux-Systeme in Kombination mit Linux-Firewalls und dem Amazon Simple Email Service (SES).

Diese Vielfalt von AWS-Cloud-Services hat zwei Facetten: Zum einen ist auf dem Markt derzeit kein vergleichbares Angebot vorhanden. Zum anderen erfordert die Vielzahl der Optionen ein profundes "Cloud-Wissen" beim Anwender. Vor allem Unternehmen, deren IT-Abteilungen mit Cloud-Services wenig Erfahrung haben, kann dieses Angebot überfordern. Das bestätigt René Büst, Senior Analyst und Cloud Practice Lead beim deutschen Beratungsunternehmen Crisp Research: "Die meisten Unternehmen, die mit geringer Komplexität und wenig Aufwand auf der Infrastrukturebene kurzfristig Erfolge erzielen möchten, sind mit der Amazon Cloud überfordert. Das Angebot ist sehr vielfältig, richtet sich aber weiterhin an Infrastruktur-Profis und Entwickler."

Niedrige Preise setzen Microsoft, IBM und T-Systems unter Druck

Amazon, die Muttergesellschaft von AWS, ist bekannt dafür, sich als preisgünstige Alternative zum klassischen Fachhandel zu positionieren. Eine vergleichbare Strategie verfolgt auch AWS, berichtet Constantin Gonzalez Schmitz, Solutions Architect bei AWS Deutschland: "Ebenso wie unsere Kollegen von Amazon.com bieten wir unseren Kunden ein breites Angebot, hohe Verfügbarkeit und niedrige Preise." Dass diese Strategie darauf hinausläuft, Konkurrenten wie Microsoft, IBM, Google oder T-Systems mittels Preis-Dumping in Bedrängnis zu bringen, weist Gonzales Schmitz zurück: "Wir bauen unsere Plattform immer weiter aus und erzielen dadurch Skalierungseffekte. Die damit verbundenen Kostenvorteile geben wir an unsere Kunden weiter." Auch künftig will AWS an dieser Strategie festhalten: "Seit dem Start von AWS im Jahre 2006 haben wir 51mal die Preise gesenkt, und wir sind uns sicher, dass unsere Kunden sich auch in Zukunft nicht über Preissenkungen beschweren werden."

Mitbewerber wie Microsoft bringt dies unter Zugzwang. So senkte die Windows-Company Mitte Januar 2016 den Preis für die Virtual Machines der Reihe Azure D, die über Microsofts Cloud-Plattform Azure bereitgestellt werden, um bis zu 17 Prozent. "Im Gegensatz zu AWS-EC2-Instanzen stellen wir kostenlos zusätzliche Funktionen wie Load Balancing und die automatische Skalierung bereit", erläutert Nicole Herskovitz, Produktmarketing-Direktorin Cloud Platform, in einem Beitrag im Azure-Blog. Zudem kündigte sie weitere Preisnachlässe an, beispielsweise für Entwickler, die Azure als Test- und Entwicklungsplattform nutzen. Ein weiterer Kritikpunkt, den die Managerin anführt: Microsoft rechne seine Cloud-Dienste minutengenau ab, Amazon dagegen auf Stundenbasis. Dies sei ein Nachteil für AWS-Kunden.

Die Preispolitik ist für AWS ist jedoch ein zweischneidiges Schwert. Günstige Preise und die hohe Angebotsvielfalt erhöhen zwar die Attraktivität von AWS. Gleichzeitig droht jedoch die Gefahr, dass die Gewinnmarge schrumpft. Dies dürfte wiederum den Anteilseignern von Amazon ein Dorn im Auge sein. Zwar gibt es in Analystenkreisen Spekulationen darüber, dass Amazon Web Services seine Preispolitik mittelfristig ändern könnte. Derzeit ist davon jedoch nichts zu spüren.

AWS Marketplace: Cloud-Applikationen aus dem Web-Store

Um seine Cloud-Plattformen für Anwender attraktiver zu machen, hat sich AWS sukzessive für Anbieter von Cloud-Applikationen geöffnet. Im Marketplace von Amazon Web Services stehen derzeit etwa 2.500 Applikationen von 800 unabhängigen Softwarenanbietern (ISV) zur Verfügung. Mit dem Marketplace greift AWS in Deutschland vergleichbare Angebote von T-Systems und Salesforce.com an.

Über den Marketplace bietet AWS Applikationen und Systemsoftware aller Art an. Anwender können diese über die Amazon-Cloud nutzen.
Foto: AWS

Nach Einschätzung der Beratungsgesellschaft Experton Group zählt AWS neben Salesforce.com zu den wenigen Anbietern im Bereich Cloud Computing, denen es gelungen ist, ein funktionierendes Ökosystem rund um ihre Plattformen zu etablieren. Dies schließt nicht nur Standardapplikationen wie Datenbanken und Office-Pakete ein, die über den AWS Marketplace bereitgestellt werden. Wichtig sind laut Experton auch spezielle Angebote für individuelle Anforderungen, beispielsweise Next-Generation Firewalls oder Application Delivery Controller.

AWS-Kunden: Vom Startup bis zum Großkonzern

Vom Image, vorzugsweise Startup-Unternehmen zu bedienen, die sich kein eigenes Rechenzentrum leisten können, hat sich AWS längst befreit. Das gilt auch für Deutschland. Zwar zählen junge Unternehmen wie Zalando und der Musikservice Soundcloud zu den Kunden. Allerdings finden sich auf der Kundenliste auch arrivierte Firmen wie der Streaming-Dienste Netflix, Adobe, Bayer, Philips, die Software AG, Siemens und dessen Konkurrent GE.

Diese Basis von renommierten Kunden dürfte AWS als Türöffner nutzen, um weitere Unternehmen für seine Cloud-Services zu gewinnen. Auf dem AWS Summit Ende Juni 2015 in Berlin forcierte das Unternehmen außerdem den Einsatz der Amazon-Cloud in Behörden und öffentlichen Einrichtungen. In Deutschland setzen unter anderem die Universität Heidelberg und das Städel Museum in Frankfurt AWS-Services ein.

Nachholbedarf in Sachen Partnerlandschaft

Nachholbedarf hat AWS im Bereich Partnernetzwerk. Dieser Punkt spielt gerade in Deutschland eine große Rolle, dessen Wirtschaft vor allem von mittelständischen Unternehmen geprägt ist. Diese benötigen Hilfestellung, wenn sie "Workloads" in eine Cloud-Umgebung verlagern möchten oder eine Hybrid-Cloud-Umgebung aufbauen wollen.

Nach Angaben der Beratungsgesellschaft Experton Group, die jährlich den Cloud Vendor Benchmark für Deutschland publiziert, verfügt AWS derzeit über eine "überschaubare, aber erlesene Anzahl von Partnerschaften". Auf der Liste der Consulting-Partner finden sich Unternehmen wie Arvato, Acentix, die Beck et al. Services GmbH, Claranet, die Direktgruppe und ITM. Noch ausbaufähig ist jedoch die Kooperation mit Systemhäusern. Zwar zählen Unternehmen wie die Cloud AG zur Riege der AWS-Partner, Schwergewichte wie etwa Cancom jedoch nicht.

Dies mag damit zusammenhängen, dass ein Gutteil der AWS-Dienste im Rahmen eines "Self-Service-Modells" bereitsteht und von Nutzern eigenständig implementiert wird. Hinzu kommt, dass die Einbindung von Cloud-Services in eine IT-Infrastruktur tiefgreifende Änderungen nach sich ziehen kann, vom Umbau der IT-Umgebung bis hin zur Anpassung von Geschäftsprozessen. Dies erfordert ein profundes Wissen, nicht nur beim Anwender, sondern auch beim Berater und dem Systemhaus. Über dieses Know-how dürften selbst viele Systemhäuser noch nicht verfügen.

AWS und Accenture: Hilfe aus der Consulting-Branche

Derzeit setzt AWS vor allem auf Consulting-Unternehmen wie Accenture. Im Herbst 2015 gründeten AWS und Accenture die Accenture AWS Business Group. Das Gemeinschaftsunternehmen hat drei Kernaufgaben:

Die Accenture AWS Business Group spricht zumindest derzeit in erster Linie Großunternehmen an. Offen ist, ob der Anbieter auch in Deutschland nur Großkunden bedienen wird und die Beratung von Mittelständlern Partnern von AWS überlässt.

AWS-Zukunft: SaaS-Angebote erweitern den Cloud-Stack

Der Markt der Cloud-Dienste in den Bereichen Infrastructure as a Service und Platform as a Service ist noch lange nicht ausgeschöpft. Dennoch ist AWS dabei, weitere Bereiche des "Cloud Stack" zu erschließen, sprich das SaaS-Segment. Dort sind Anbieter wie Microsoft, Oracle, SAP und Salesforce.com stärker vertreten als AWS. Doch dies ändert sich. Ein Beispiel ist Amazon WorkMail, ein E-Mail- und Kalender-Service, der ähnliche Funktionen aufweist wie Microsofts Cloud-Versionen von Exchange und Office (Office 365). Es ist offenkundig, dass Amazon Web Services damit eine Alternative zu Microsoft bieten möchte.

Ein weiteres Beispiel dafür, dass Amazon Web Services in neue Bereiche vorstößt, ist Amazon Workspaces. Dieser Dienst stellt komplette IT-Arbeitsplätze über die Cloud bereit. Mithilfe des Amazon Workspaces Application Manager (WAM) haben Nutzer die Möglichkeit, einen Workspace mit Applikationen zu bestücken. Das können Anwendungen aus dem Amazon Marketplace sein, aber auch eigene Programmpakete. Mit diesem Service bietet AWS eine Alternative zu technisch aufwändigen VDI-Implementierungen (Virtual Desktop Infrastructure). Nach Angaben der Experton Group testen bereits etliche Großunternehmen AWS Workspaces. Amazon habe durchaus das Zeug dazu, sich in diesem Marktsegment zum Marktführer zu entwickeln.

Fazit

Amazon Web Services (AWS) ist nach wie vor der unumstrittene "Platzhirsch" im Bereich Infrastructure-as-a-Service. Das Angebot entsprechender Cloud-Services ist in Bezug auf den Umfang und die Tiefe unübertroffen. Das gilt auch für das Tempo, in dem Amazon seine Produktpalette erweitert. Weitere Pluspunkte sind die starke Position im Bereich Platform-as-a-Service, wenn auch hinter Microsoft Azure, und die Einbindung von Drittanbieterlösungen über den AWS Marketplace. Ein geschickter Schachzug war zudem, deutsche Unternehmen über Rechenzentren vor Ort, sprich in Frankfurt am Main, mit Cloud-Diensten zu versorgen.

Nachholbedarf hat AWS dort, wo Beratungsleistungen und die praktische Umsetzung von Cloud-Projekten ins Spiel kommen. Speziell in Deutschland benötigen kleinere und mittelständische Unternehmen Hilfe, um den richtigen Weg in die Cloud zu finden. Das gilt vor allem für den Aufbau von Hybrid-Cloud-Umgebungen. Abhilfe kann der Ausbau des Partnernetzwerks durch AWS schaffen. Dies hat Amazon Web Services bereits angekündigt.

Abzuwarten bleibt, ob Amazon seine bewährte Strategie "Mehr Cloud für weniger Geld" mittel- und langfristig durchhalten kann. Denn sie mag zwar auf den ersten Blick für Cloud-User vorteilhaft sein. Würde dadurch jedoch die Produktqualität leiden, wären am Ende nicht nur die Kunden die Leidtragenden.

Amazon Web Services Pro & Contra

Pro

Contra

Ausblick: Der Cloud-Markt für IaaS boomt

Glaubt man einschlägigen Marktprognosen, stehen den Anbietern von Public Cloud Services geradezu goldene Zeiten ins Haus. Nach Berechnungen der amerikanischen Markforschungsgesellschaft Forrester wird der Umsatz mit Public-Cloud-Diensten im Jahr 2020 weltweit bei 191 Milliarden Dollar liegen. Auf Cloud-Plattformservices wie Amazon EC2 von Amazon Web Services (AWS) entfallen 44 Milliarden Dollar, auf Backend-Dienste an die 14 Milliarden Dollar. Den größten Anteil nehmen mit 131 Milliarden Dollar Applikationen ein, die in Form von Software-as-a-Service-Angeboten (SaaS) bereitgestellt werden.

Ein Umsatzwachstum von jährlich 38 Prozent prognostiziert die Marktforschungsgesellschaft Crisp Research für den Cloud-Markt Deutschland bis 2018.
Foto: Crisp Research

Auf deutlich höhere Zahlen kommt das Marktforschungs- und Beratungshaus Gartner. Die Auguren taxieren den weltweiten Public-Cloud-Markt bereits im Jahr 2016 auf rund 204 Milliarden Dollar. Allerdings rechnen sie dabei den Bereich Cloud Advertising mit ein. Auf ihn entfallen alleine 90 Milliarden Dollar. Software aus der Cloud (SaaS, Software-as-a-Service) verzeichnet demnach im laufenden Jahr ein Umsatzvolumen von 37,7 Milliarden Dollar, Services im Bereich Platform-as-aService (PaaS) kommen auf 4,6 Milliarden Dollar.

Für Infrastruktur-Services (IaaS, Infrastructure-as-a-Service) prognostiziert Gartner im laufenden Jahr einen Marktanteil von 22,4 Milliarden Dollar. Mit einem Zuwachs von mehr als 38 Prozent im Vergleich zu 2015 ist IaaS das am schnellsten wachsende Segment. (wh)