Strategische Partnerschaft mit der Telekom

Amazon bringt Smartphone Fire nach Deutschland

08.09.2014 von Jürgen Hill
Amazons erstes Smartphone Fire ist jetzt auch in Deutschland erhältlich. Zugleich ist es das erste Amazon-Produkt, das nicht bei Amazon erhältlich ist. Das Smartphone wird exklusiv von der Telekom vertrieben, mit der Amazon eine strategische Partnerschaft einging.

Amazon komplettiert hierzulande seine Fire-Welt. Nachdem erst Anfang September auch hierzulande die Streaming-Box Fire TV angeboten wurde, folgt nun das Smartphone Fire. Nimmt noch die schon seit längerem erhältlichen Tablets der Fire-Familie hinzu, so offeriert Amazon in Deutschland nun ebenfalls ein komplettes Eco-System mit eigenem Marktplatz, Video- und Musik-Angebot und macht damit direkt der Apple-Welt Konkurrenz. Wie im Apple-Imperium erhält der Amazon-Kunde nun eine Lösung aus einem Guss, die vom Gerät über den Content bis hin zur Speicherung in der Cloud reicht. Deshalb erfolgte die Ankündigung des eigenen Fire-Telefons in Deutschland wohl nicht ganz zufällig genau einen Tag vor Apples Präsentation des iPhone 6.

Amazon Fire nur über Telekom zu kaufen

Dabei ist das Amazon Fire das erste Amazon-Produkt, das nicht über Amazon erhältlich ist. Das Telefon ist ab einem Euro in Deutschland vorerst nur exklusiv über die Telekom erhältlich in Verbindung mit einem der Magenta-Mobil-Tarife. Darüber, ob und wann das Fire auch ohne Vertrag erhältlich sein wird, wollte Michael Schuld, Senior Vice President bei der Telekom, keine Aussage treffen, fügte aber hinzu: "Das Amazon Fire wird einen SIM-Lock haben." Interessierte können das Fire ab sofort über die Telekom-Website www.telekom.de/fire-phone bestellen. Die Auslieferung findet ab 30.9 statt. Für einen begrenzten Zeitraum (bis 31. Dezember 2014) erhalten Kunden beim Kauf eines Fire ein ganzes Jahr Prime inklusive.

Bildergalerie:
Amazon Fire Phone
Der seitliche Knopf startet die Kamera oder den Firefly-Modus.
Amazon Fire Phone
Amazon liefert das Fire Phone mit dem hauseigenen App-Store aus - nicht mit Google Play.
Amazon Fire Phone
Mayday kann den Kundendienst direkt auf das Fire Phone holen
Amazon Fire Phone
Das Firefly-Feature erkennt Bilder, Text, Musik und Videos.
Amazon Fire Phone
Ist das Gerät im Stand-By, startet die Kamera mit einem Druck auf den Firefly-Knopf
Amazon Fire Phone
Amazon nennt den integrierten Launcher "Caroussel".
Amazon Fire Phone
Kippt man das Fire Phone, werden andere Informationen zugänglich.
Amazon Fire Phone
Amazon nutzt das Fire OS, das auf Android aufsetzt.

Die Hardware

Betrachtet man rein nüchtern die Hardware-Daten, dann fällt das Amazon Fire nicht besonders auf. Es hat alles wesentlichen Features an Bord, die man heute von einem Top- beziehungsweise Super-Smartphone erwarten darf. Dazu gehören etwa ein 2,2-GHz-Quad-Core-Prozessor Qualcomm Snapdragon und 2 GB RAM oder das 4,7-Zoll-Display mit Umgebungslichtsensor und dynamischen Bildkontrasten. In Sachen LTE verspricht Amazon ein globales LTE mit Verbindung über 9 LTE-Bänder. In Sachen WLAN werden 802.11 a/b/g/n/ac unterstützt sowie die Nahfeldkommunikation NFC und Bluetooth. Auf der Rückseite findet sich eine 13MP-Kamera, während auf der Vorderseite eine 2,1MP-Kamera installiert ist.

Aber wichtiger als die reine Hardware sind die Apps und die Bedienung des Gerätes. Hier ist es Amazon gelungen ein ebenso einfaches, Geräte übergreifendes Benutzerkonzept mit Inhalten, Videos (derzeit etwa 13.000 Stück) und Musik (rund 33 Millionen Songs) zu schnüren, wie es bislang nur bei Apple zu finden war. So werden Inhalte etwa einfach über den unbegrenzten Amazon-Cloud-Speicher zwischen den Geräten synchronisiert. Content wie Musik und Videos sind über Amazon Prime erhältlich. Und wird ein Filme gerade auf dem Fire TV betrachtet, dann kann er unterwegs nahtlos auf dem Smartphone fortgesetzt werden.

Erste Erfahrungen im Hands on

Die Firelight-Technologie zur Erkennung von Gegenständen ist eines der Highlights des Amazon Smartphones.
Foto: Amazon

In diesem Eco-System ist der Mayday-Knopf des Fire ein besonderes Highlight. Bei Problemen wird der Anwender per Knopfdruck mit einem Amazon-Experte per Live-Video verbunden. Dieser führt dann jegliche Funktion auf dem Gerät durch und gibt so Hilfe. amazon verspricht, dass Mayday von 6.00 bis 24.00 Uhr an 365 Tagen im Jahr verfügbar und kostenlos ist. In unserem Hands on waren die Berater zwar binnen Sekunden auf dem Display, aber mit der konkreten Hilfe haperte es teilweise noch - allerdings befinden sich die deutschen Amazon-Experten gerade noch selbst in der Schulung.

Ein weiteres Highlight ist die Firelight-Technologie. Hierbei ist die Kamera des Fire mit verschiedenen Bild-, Text- und Audio-Erkennungsprogrammen verknüpft, um Dinge aus der Umgebung wie Web- und E-Mail-Adressen, Telefonnummern, QR-Codes und Texte zur Übersetzung zu identifizieren. Eine Funktion, die im Hands on ohne Probleme flott funktionierte. Selbst Schilder wurden erkannt und bei Bedarf etwa ins Englische übersetzt. Später soll Fire auch in der Lage sein, etwa Speisekarten im Restaurant zu übersetzten. Was die Erkennung von Dingen - inklusive Kunstwerken anbetrifft - so verspricht der Versandhändler hier eine Erkennung von mehr als 85 Millionen Element. Egal, ob Film, Song, Gemälde oder Schokoladenaufstrich - im Demoraum bei Amazon zeigte das Fire keine Schwächen.

Zu guter Letzt bleibt noch das Bedienkonzept des Fire, das mit Dynamic Perspective neue Weg geht. Hierzu verfügt das Gerät über vier Spezialkameras sowie vier Infrarot-Leds. Damit lässt sich über automatisches Scrollen, Kippen, Schwenken und Neigen einfacher durch Inhalte navigieren. Zumal links und rechts vom Hauptschirm kontextsensitive oder Appsensitive Inhalte, Befehle oder Hilfeeinstellungen eingeblendet werden können. Gleichzeitig werden so auch 3D-Welten möglich, deren Perspektive sich je nach Betrachtungswinkel ändert - ein Beispiel dafür sind etwa Screenlocks des Gerätes. Der Homescreen selbst bildet ein Karussell, so dass der User Mails, aktuelle Fotos, häufig besuchte Web-Seiten, entgangene Anrufe, anstehende Termine oder anderes direkt checken kann, das der Homescreen ständig in Echtzeit Updates erhält.

Fazit

Betrachtet man nur die Hardware, dann braucht man über das Amazon Fire nicht viel Worte verlieren - es ist Standardkost, die man heute bei einem Top-Smartphone erwarten darf. Das Highlight ist ganz klar die Einbindung in die Amazon-Welt und die Produkterkennung. Dazu kommt dann noch der Mayday-Knopf, der gerade für nicht technikaffine Menschen eine deutliche Bedienungserleichterung ist. So kreisten denn auch während der Produktdemonstration die Gedanken des Autors kurze Zeit darum, ob das nicht das ideale Weihnachtsgeschenk für den 76jährigen Vater wäre. Doch für ein Telefon wieder ein zweijähriges Zwangsehe mit einem Mobilfunk-Provider eingehen? Nein Danke. Hier dürfte, so überzeugend das Gesamtkonzept der Fire-Welt ist, ein Problem für die Akzeptanz des Fire in Deutschland liegen: Der Zwang, einen neuen Mobilfunkvertrag bei der Telekom unterschreiben zu müssen. (mje)