Always online: Hot Spots in Deutschland

10.10.2002 von Burkhard Müller
In rasantem Tempo entstehen immer neue 802.11b-Funknetze, die öffentlich zugänglich sind. Ob Hotel, Bahnhof, Flughafen, Kneipe oder Biergarten: 'Always on' lautet die Devise an diesen Hot Spots.

Drahtlose Internet-Zugänge für Notebooks und PDAs in öffentlichen Einrichtungen wie etwa Flughäfen, Konferenzzentren, Restaurants oder Hotels schießen wie Pilze aus dem Boden. Nach einer Schätzung von Marktforschern der Unternehmensberatung Frost & Sullivan sollen bis zum Jahr 2006 rund 20 Millionen Europäer an diesen so genannten Hot Spots per Funk im Internet surfen können.

Die Umsatzerwartungen für öffentliche Wireless-LAN-Zugänge liegen nach Analystenprognosen im Gesamtjahr 2002 bei 4,12 Millionen US-Dollar, für das Jahr 2006 werden dagegen Umsätze von mehr als drei Milliarden US-Dollar erwartet.

Vergleichsweise günstige Preise von inzwischen unter 100 Euro für die zur Verbindungsaufnahme erforderlichen Funk-Netzwerkkarten und die Verabschiedung des WLAN-Standards 802.11b sind die Hauptgründe für dieses Wachstum. Auch die zunehmende Verfügbarkeit von Bluetooth-fähigen Geräten wird ein mobiles Surfen mit diesem Kurzstreckenfunk-Standard fördern. So soll der Anteil an Hot Spots mit Bluetooth-Unterstützung im Jahr 2006 bei rund 35 Prozent liegen. Es zeichnet sich ab, dass viele der Hot Spots wohl mit beiden Funkstandards arbeiten werden, um so ein möglichst breites Publikum anzusprechen.

Nutzwert und Zielgruppen

WLANs in öffentlich zugänglichen Bereichen bieten dem mobilen Anwender einen Internet-Zugang, mit dem er seine E-Mails abholen, im Netz recherchieren oder sich mit dem Firmennetzwerk verbinden kann. Bei Konferenzen und Meetings stellen Funknetze die Infrastruktur für eine Datenkommunikation ohne Verkabelungsaufwand zur Verfügung.

Die Hot-Spot-Betreiber haben erkannt, dass sich ein lukrativer Markt für Business-Gäste entwickelt, die einerseits auf eine hohe Mobilität angewiesen sind, andererseits aber auch bereit sind, in mobile Kommunikationsdienstleistungen zu investieren. Geringere Hardwarekosten und günstigere Verbindungsentgelte werden darüber hinaus künftig die Nachfrage von Privatpersonen fördern. Speziell in Hotels, auf Flughäfen und in Konferenzzentren werden sich Hot Spots als Standard etablieren müssen, um den Anforderungen der Business-Klientel gerecht zu werden.

Für Geschäftsreisende stellen Funknetze nach dem Standard 802.11b eine interessante Alternative zur Internet-Anbindung über eine Mobiltelefonverbindung dar. Im Gegensatz zu relativ langsamen und teuren drahtlosen Internet-Lösungen auf Basis von GSM, GRPS und HSCSD können mit WLANs Datenübertragungsraten von bis zu 11 MBit/s erreicht werden. In der Praxis wird eine Nettodatentransferrate von etwa 4 bis maximal 6 MBit/s erreicht, je nach örtlichen Gegebenheiten der Funkzelle und Entfernungen zum Access Point. Die Funknetz-Bandbreiten sind für die meisten Aufgaben vollkommen ausreichend und im Vergleich zu den volumenabhängigen Tarifen von GPRS deutlich günstiger.

Zugang zu Hot Spots und Abrechnung

Grundsätzlich sind zwei Zugangsvarianten zu Funknetzen in Hot Spots zu unterscheiden: Gratis-Zugänge und kostenpflichtige Dienste. Bei der kostenlosen Variante genügt es normalerweise, ein mit entsprechender WLAN-Hardware ausgestattetes Notebook oder einen PDA im Versorgungsgebiet des Hot Spots in Betrieb zu nehmen und die Kommunikationseinstellungen auf die Access Points abzustimmen.

Die meisten WLAN-Treiber finden den passenden Kanal durch ein Auto-Scan, eine Verschlüsselung kommt bei kostenlosen Hot Spots nur selten zum Einsatz. Eine Abstimmung der Station-ID ist bei entsprechend konfigurierten Systemen nicht erforderlich. Kostenlose Funknetz-Zugänge sind noch selten und finden sich vorwiegend in Bars und Restaurants, die den Hot Spot als Kundenservice verstehen.

Kostenpflichtiger Hot-Spot-Zugang

Die Variante des kostenpflichtigen Zugangs wird vorwiegend in Hotels oder Flughäfen angeboten. Die Anmeldung zum Funknetz erfolgt über eine Intranet-Portalseite, die neben dem Internet-Zugang eine Reihe zusätzlicher Mehrwertdienste und lokale Services bereitstellt. Dazu gehören zum Beispiel Veranstaltungskalender, Messeführer, Stadtpläne, Buchungsmöglichkeiten bei Flughäfen, Autovermietungen, Ausgeh- und Kulturtipps sowie Restaurantführer.

Will ein Gast den Internet-Zugang nutzen, bekommt er an der Rezeption oder einem Informationsschalter eine so genannte Access Card ausgehändigt, auf die ein persönlicher Login-Code und ein Passwort aufgedruckt sind. Erst damit ist ein Zugang zu den Diensten des Hot Spots für eine bestimmte Zeit möglich.

Die Zugangskarten gibt es in unterschiedlichen Ausführungen: beispielsweise für eine oder zwei Stunden Nutzungsdauer sowie als Tagesticket. Über seinen Browser ruft der Anwender die Login-Seite des Hotels oder Flughafens auf und gibt die Daten der Access Card ein. Anschließend ist der Netzzugang innerhalb des gesamten Hot-Spot-Versorgungsgebiets für die jeweilige Nutzugsdauer freigeschaltet.

Kostenpflichtige Hot-Spot-Nutzung

Wie auch bei herkömmlichen fest verdrahteten Netzen hängt es von der Konfiguration des Internet-Gateways ab, welche Dienste tatsächlich zu nutzen sind. Der Internet-Zugang ist in der Regel durch Firewalls abgesichert, die bestimmte Dienste explizit erlauben müssen. Aktuell beschränken sich die meisten Anbieter auf den Webzugang per Browser. Andere Dienste und Ports, etwa für das Empfangen und Versenden von E-Mail (POP und SMTP9 sowie FTP), werden kaum angeboten.

Betreiber der Hot Spots sind entweder die Hotels oder Flughäfen selbst oder - und das ist die Regel - ein Service-Dienstleister. Bekannte Hot-Spot-Betreiber sind derzeit die WLAN GmbH, Megabeam Deutschland GmbH, STSN und die Global AirNet AG.

Sie übernehmen die komplette technische Abwicklung: Die an den einzelnen Access Points des Hot Spots auflaufenden Datenströme werden über eine Festverbindung zum Funknetzbetreiber und von dort ins Internet geleitet. Zentrale Abrechnungsserver übernehmen Benutzerauthentifizierung, Budgetüberwachung und bieten dem Betreiber weit reichende Kontroll- und Steuermöglichkeiten.

So lassen sich bestimmte Bandbreiten reservieren, gruppenspezifische Netzwerkdienste freischalten und die Abrechnung für den Benutzer über Access Card, Kreditkarte oder Kundenkarte abwickeln. Über eine Schnittstelle zum Hotelreservierungs- und Abrechnungssystem können die Entgelte für die Hot-Spot-Nutzung direkt auf die Zimmerrechnung gebucht werden.

Firmen mit hohem Reiseaufkommen können aufgrund der zentralen Abrechnungsarchitektur auch individuelle Rahmenverträge abschließen. Die Anmeldung an den Hot Spots beispielsweise aller kooperierenden Hotels erfolgt mit einem persönlichen Zugangscode, die Abrechnung dann monatlich über das von allen Mitarbeitern verbrauchte Datenvolumen oder die Gesamtnutzungsdauer.

Nutzungskosten für Hot Spots

Die tatsächlichen Nutzungskosten schwanken von Hot Spot zu Hot Spot. Eines der ersten Hotels mit Hot-Spot-Versorgung war das "Kempinski München Vier Jahreszeiten", das über die WLAN GmbH angebunden ist. Die Tagespauschale für den volumenmäßig uneingeschränkten Internet-Zugang beträgt 29 Euro, alternativ surfen Gäste zwei Stunden für 9,50 Euro. Auf gleichem Niveau bewegen sich die Nutzungsentgelte im "Hilton City Hotel München" sowie im "Hilton Park Hotel München", die ebenfalls über die WLAN GmbH versorgt werden.

Das "Marriott Hotel" in München verfügt über einen Hot Spot von STSN, die Verbindungskosten betragen 9,50 Euro für zwei Stunden. Günstiger ist das von der GlobalAirNet AG angebundene "Feringapark Hotel München": Hier werden 13 Euro pro Tag fällig. Ebenfalls preisgünstig ist das "Eden Hotel Wolff", das eine Tagespauschale in Höhe von 10 Euro anbietet und die Hot Spots selbst betreibt.

Im Englischen Garten sind in den Biergärten "Chinesischer Turm" und "Seehaus" Hot Spots installiert, die über eine Standleitung miteinander verbunden sind. Die Access Cards zum Preis von 2 Euro pro Stunde sind an den Gastronomiekassen erhältlich.

Am Münchner Airport haben Fluggäste im Abfertigungsgebäude und im Zentralbereich des Flughafens einen drahtlosen 802.11b-Netzzugang. Angeboten wird nur eine Tagespauschale zum Preis von 19,90 Euro. Etwas günstiger ist zum Beispiel das Funknetz am Flughafen Hannover, das von Mobilcom versorgt wird. 15 Euro sind hier für 24 Stunden Internet-Nutzung zu entrichten.

Einige Hotels kombinieren die Nutzung des Funknetzes mit den Zimmerpreisen. So ist etwa im "Steigenberger Maxx Hotel" in Frankfurt oder im "Hotel Neu Heidelberg" der Zugriff auf den Hot Spot bei Komfortzimmern im Zimmerpreis enthalten.

Sicherheit von Hot Spots

Für die Sicherheit seiner Daten in öffentlichen Netzen hat der Anwender selbst zu sorgen. Hot Spots müssen als offene Funknetze arbeiten und eine Datenverschlüsselung wird aus Gründen der Praktikabilität selten bis nie eingesetzt, schließlich soll dem Nutzer das Abtippen langer WEP-Schlüssel und eine komplizierte Konfiguration erspart bleiben.

Sämtliche Daten, die ein Anwender an ein nicht gesichertes Funknetz übergibt, sind - allerdings mit einigem Aufwand - von anderen lesbar. Wird diese Tatsache beachtet und beim Austausch sensibler Daten Zurückhaltung geübt, steht dem Funkvergnügen nichts im Weg. (kmo)